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nnemarie Kauimann-Heinimann Götter und Lararien aus Au gusta Raurica Herstellung, Fundzusammenhänge und sakrale Funktion f i g ü r l i c h e r Bronzen in einer r ö m i s c h e n Stadt Forschungen in Augst 26 ANNEMARIE KAUFMANN-HEINIMANN Götter und Lararien aus Augusta Raurica Herstellung, Fundzusammenhänge und sakrale Funktion figürlicher Bronzen in einer römischen Stadt F O R S C H U N G E N IN A U G S T B A N D 26 ANNEMARIE KAUFMANN-HEINIMANN Götter und Lararien aus Augusta Raurica Herstellung, F u n d z u s a m m e n h ä n g e und sakrale Funktion figürlicher Bronzen in einer römischen Stadt Augst 1998 Umschlagbild: Statuetten eines Larariums aus Augst B L , Insula 5 (Lar, Merkur, Paar von fackeltragenden Eroten, Büsten des Bacchus und des Herkulesknaben). Foto Ursi Schild, R ö m e r m u s e u m Augst (vgl. A b b . 105) Umschlagrückseite: Statuettengruppe der Venus mit Eroten aus Augst B L , Insula 18 (zusammen mit zwei Gefässen verwahrt) Foto Ursi Schild, R ö m e r m u s e u m Augst (vgl. A b b . 50) I S B N 3-7151-0026-5 Herausgeber: R Ö M E R S T A D T A U G U S T A R A U R I C A Redaktion: A l e x R. Furger und Karin Meier-Riva Bildredaktion: Alex R. Furger Verlagsadresse: R ö m e r m u s e u m , CH-4302 Augst Auslieferung: B S B Buch Service, Rittergasse 20, CH-4051 Basel Lithos: Lithoteam A G , CH-4123 Allschwil Druck: Schwabe & Co. A G , CH-4132 Muttenz © 1998 R ö m e r m u s e u m Augst Inhalt Geleitwort Vorwort 9 H Einleitung 13 Teil I: Figürliche Bronzen: Herstellungstechnik, Werkstätten, Typen, Datierung 15 Herstellungstechnik Werkstätten Möbelteile und Gerät Kastenhenkel Reibstäbchen und Haarnadeln Messergriffe Schlüsselgriffe Geschirr Statuetten Statuettentypen Datierung von Statuetten 16 27 30 32 35 37 Teil II: Verteilung der figürlichen Bronzen im Stadtgebiet von Augusta Raurica 61 Vorbemerkungen zur Stadtgeschichte und zum topographischen Teil Öffentliche Bauten Fora Hauptforum mit Tempel, Basilica und Curia Süd- und Nebenforum mit Umgebung Heiligtümer Schönbühl-Tempel Heiligtum in der Grienmatt Heiligtümer auf Sichelen und auf der Flühweghalde Theater und Amphitheater Thermen: Zentralthermen, Frauenthermen, Rheinthermen Wohn- und Gewerbequartiere Oberstadt Insula 2 Insula 3 Insulae 7 und 8 Insulae 1 und 5; Region 2,E Haushaltinventar mit Larariumsstatuetten Region 9,D Insula 5/9 Larariumsinventar Insulae 9 und 10 Insulae 15 und 16 Insula 18 Depot mit Statuettengruppe Insula 19 Insula 20 Insulae 21 und 22 Insula 23 Insula 24 Insula 25 Insula 28 Insula 29 : Insula 30 62 4 4 52 56 6 6 6 6 66 68 69 69 70 73 75 77 78 78 80 82 8 4 8 4 86 8 7 8 7 8 8 90 92 92 93 94 95 98 98 99 100 Insula 31 Insula 34 Insula 35 Insula 36 Insulae 39 und 33 Insulae 41/47 Insulae 42 und 43 Insulae 44,45,51,52; Region 7,C Insula 48 Insula 50 Region 5,C Region 5,G Region 5,B Regionen 4,D und 5,H Region 7,A/B Region 15,B Unterstadt Regionen 16,Q 17,B, 17,C Regionen 17,D, 18,A, 19,A, 19,C Region 17,E Hölzerner Behälter mit Larariumsstatuetten Regionen 18,D, 20,D und 20,W Regionen 20,X, 20,Z, 20,A Depot mit Larariumsstatuetten Region 21,D Exkurs I: Z u den Bronzen des Larariums in Insula 5 Ergebnisse Vertikale Verteilung Frühe Kaiserzeit Mittlere Kaiserzeit Spätere Kaiserzeit Horizontale Verteilung Öffentliche G e b ä u d e Wohn- und Gewerbequartiere Bemerkungen zu zwei Objektgruppen Funde in Porticus und Strasse Militaria 103 106 107 109 110 110 Ill 112 114 115 117 119 119 123 124 124 125 126 127 130 133 135 137 140 142 143 148 148 148 149 149 152 152 152 153 153 154 Teil III: Götterstatuetten und Kulte in Augusta Raurica 157 Zusammensetzung von Larariumsinventaren Bronzen und Terrakotten Statuetten und Tongefässe sowie weiteres Z u b e h ö r Rundplastische und inschriftliche Kultzeugnisse Exkurs II: Münzopfer im Lararium? 158 159 159 163 168 Teil IV: Bronzestatuetten in sakralem Zusammenhang 181 Statuetten im privaten Kult Befunde in den Vesuvstädten Befunde ausserhalb Campaniens Larariumsinventare in situ und quasi in situ Larariumsinventare in sekundärem Zusammenhang In privaten Angstdepots In Altmetall- und Plündererhorten Zusammensetzung von Statuettengruppen in Lararien Format, Material Anzahl, Stil, Datierung Themen Exkurs III: Statuetten beim Mahl 182 184 186 187 188 188 189 191 191 192 192 196 Statuetten in öffentlichen Heiligtümern In situ In Sakralhorten In Altmetall- und Plündererhorten Zusammensetzung von Statuettengruppen in öffentlichen Heiligtümern Format, Material Anzahl, Stil, Datierung Themen Statuetten in anderem Fundzusammenhang Anhang I: Geschlossene Funde mit Statuetten in den Vesuvstädten ( G F V ) Anhang II: Geschlossene Funde mit Statuetten ausserhalb Campaniens ( G F ) Anhang III: Tabellen I und II 199 199 200 202 203 203 203 204 206 209 227 315 Zusammenfassung Résumé Riassunto Summary 319 320 321 323 Abgekürzt zitierte Literatur Häufig verwendete andere Abkürzungen Abbildungsnachweis Register 1. Augst BL/Kaiseraugst A G 2. Namen, Orte, Sachen (ohne Augst/Kaiseraugst) 3. Antike Autoren und Stellen 325 330 331 339 339 343 350 Geleitwort Die vorliegende Monographie ergänzt die beiden Katalogbände «Die Römischen Bronzen der Schweiz» von 1977 und 1994 (Kaufmann-Heinimann 1977 und 1994) in idealer Weise um die so lohnende Auswertung und Synthese des umfangreichen Materials. Annemarie Kaufmann-Heinimann hatte ihre Absicht bereits in ihrem Vorwort zum Band V des schweizerischen Bronze-Corpus in der ihr eigenen Bescheidenheit angekündigt, dass sie «in einer separaten Untersuchung ... anhand dieses reichen Materials auf einige Aspekte römischer Kleinbronzen aus einer Provinzstadt nördlich der Alpen» näher eingehen würde. Es ist A . Kaufmann-Heinimann gelungen, praktisch alle wichtigen Aspekte - alles, was eine wissenschaftliche Auswertung des Augster Gesamtbestandes als sinnvoll und lohnend erschienen liess - erschöpfend auszuleuchten. So beginnt sie im ersten Teil mit einer ausführlichen Darlegung der Herstellungstechnik und Überlegungen zu Werkstattfragen ausgewählter figürlicher Bronzen, die aus ihrer jahrelanger Forschungsund Sucharbeit erwachsen sind. Bereits hier führt ihre breite Kenntnis des Materials zu vielen Ergebnissen bezüglich «Provinzialstilen», Werkstattgleichheit oder technischen Duplikationsverfahren der Bronzegiesser. Besonders beeindruckt hat mich die von Annemarie Kaufmann-Heinimann am Schluss des ersten Teils herausgearbeitete und mit Nachdruck ausgeführte Tatsache, dass wir uns bei der stilistischen Datierung figürlicher Bronzen nicht allein von den «Axiomen» der Reinheit und Eleganz der Frühzeit und den Zerfallserscheinungen der Spätzeit leiten lassen dürfen. Ich empfehle allen Kolleginnen und Kollegen ein spezielles Augenmerk auf die in Abbildung 26 gezeigten, sicher vor 70 n.Chr. datierten Statuetten: Es ist kaum zu glauben, dass solche unproportionierten, plumpen und schlecht gefertigten Kleinbronzen nicht erst - wie man dies gerne annehmen möchte - aus dem 3. oder 4. Jahrhundert stammen; sie sind gleichzeitig mit den so bewunderten Spitzenstücken der frühen Kaiserzeit entstanden und lassen schon für jene Epoche auf sehr unterschiedlich begabte Modelleure bzw. auf ein beachtliches Qualitäts- und Preisspektrum schliessen. Der zweite Teil stellt sämtliche Funde figürlicher Bronzen aus Augst und Kaiseraugst in einen städtetopographischen und chronologischen Zusammenhang. Aus G r ü n d e n der Übersichtlichkeit haben wir uns dazu entschlossen, hier alle Objekte mit bekanntem Fundort in einheitlich kleinen Fotos nochmals abzubilden. Ausser Pompeji ist keine römische Stadt so weitflächig und durch alle Schichten hindurch erforscht wie Augusta Raurica. Die einzigartige Dokumentationsdichte und der Umstand, dass von allen Augster und Kaiseraugster Grabungen der letzten 60 Jahre die Dokumentationen und stratifizierten Mit- funde noch vorhanden und greifbar sind, machen jede Auswertung innerhalb des Stadtperimeters zu einem interessanten Unterfangen. Die Detailkartierungen in den Räumen, Insulen und Quartieren sowie die Gesamtverbreitung im Stadtareal werden daher ausführlich kommentiert. Im dritten Teil wird eine Bilanz über sämtliche Götterstatuetten aus dem Stadtgebiet und die damit verbundenen Kulte gezogen. In diesem Zusammenhang ist ein spezifisches Charakteristikum des Fundplatzes Augst von Bedeutung: Unsere römische Koloniestadt ist recht arm an Inschriftfunden, Bauschmuck, Mosaiken oder Grossplastik. U m so erstaunlicher ist der Reichtum an figürlichen Bronzen, die zwischen 1977 und 1994 über die Hälfte der gesamtschweizerischen Neufunde ausmachten. Selbstverständlich werden in dieser Bilanz nicht nur die zahlreichen bronzenen Götterfiguren, sondern auch die bekanntgewordene Rundplastik und die epigraphischen Zeugnisse einbezogen. E i n Schwerpunkt liegt jedoch beim Hauskult, der durch die systematische Zusammenstellung aller Larariumsinventare aus Augst und Kaiseraugst konkret fassbar wird. Was sich da in einer Provinzstadt in den verschiedenen Privathaushalten vereint vorfindet, zeugt von einer grossen Vielfalt und Individualität der einstigen Besitzer. Oft unterscheiden sich diese Ensembles in ihrer eigenwilligen Z u sammensetzung von den bekannten mediterranen Hausheiligtümern mit Genius, Larenpaar usw. Besonders frei war man jedoch in den öffentlichen Heiligtümern in den Provinzen, wo die heterogensten Sakralhorte zum Vorschein kamen. Eine Kaiseraugster Statuettenbasis mit Opferschlitz für Geldstücke ist Ausgangsobjekt für einen Exkurs (Exkurs II), in welchem die Autorin alle ihr bekanntgewordenen Götterbilder mit Vorrichtungen für Münzopfer zusammenstellt. Auch dies führt zu neuen und überraschenden Erkenntnissen (Vielzahl konstruktiver Lösungen, Schwerpunkt solcher LarariumsOpferstöcke in Gallien usw.). Im vierten und letzten Teil bezieht Annemarie Kaufmann-Heinimann die Statuettengruppen ausserhalb von Augusta Raurica in ihre Untersuchung mit ein. Hier dürfen wir von den im wahrsten Sinne grenzenlosen Detailkenntnissen der Autorin und ihrer jahrelangen Suche profitieren: Rund 120 geschlossene Funde mit Statuetten zwischen Britannien und Persien konnte sie ausfindig machen und deren Befundsituationen und höchst interessanten Zusammensetzungen miteinander vergleichen. Viele Fachkolleginnen und -kollegen sowie Museen und Institute haben in verdankenswerter Weise der Autorin geholfen, die in diesem Band vorgelegte Text- und Bilddokumentation zusammenzustellen. Die Gesamtschau auf das ganze Imperiumsgebiet bestätigt und vertieft den Eindruck, den auch die Augster und Kaiseraugster Statuetten-Ensembles vermitteln: A n allen Orten und zu jeder Zeit haben Privatpersonen - geprägt von ihren regionalen Traditionen und vom offiziellen Kult der Kolonialmacht R o m , vom Zeitpunkt und vom Ort der Niederlegung, von der Solvenz und vom individuellen Status - gesammelt und vereint, was sie für die Gunst der Götter und ihr persönliches Wohlergehen für sinnvoll erachteten. Ausgehend von mehreren Funden, in denen sich Götterstatuetten und Tafelgeschirr zusammen erhalten haben, untersucht die Autorin in einem weiteren Exkurs (Exkurs III), inwieweit daraus Schlüsse auf die Tischsitten und Speisekultur zu ziehen sind. Besonders die hier beigezogenen literarischen Quellen zeigen deutlich, dass Götterfiguren beim Mahl durchaus präsent sein konnten - sei es aus religiösen oder aus Prestigegründen. Verschiedene Personen haben mitgeholfen, dass diese Publikation zu einer würdigen Dokumentation des so überaus reichen figürlichen Bronzematerials nicht nur aus Augusta Raurica, sondern von vielen wichtigen Fundorten aus dem ganzen Imperium werden konnte: Die Augster Museumsfotografin Ursi Schild besorgte die Neuaufnahmen der Augster Fundensembles, stellte die lückenlose Bilddokumentation aller Funde aus Augusta Raurica zusammen und bereitete mit mir zusammen die unzähligen Einzelfotos für die massstäblichen Gruppen-Montagen vor. Lithograph Maurizio Pastore von der Firma D e s k A r t in CH-4153 Reinach hat uns fachlich beraten und es uns damit ermöglicht, die unzähligen Abbildungsvorlagen optimal vorzubereiten. Sämtliche Verbreitungspläne hat Constant Clareboets im Augster Grabungsarchiv zusammengestellt und gezeichnet sowie die Verbreitungskarten ins reine gebracht. Die Redaktion besorgte in gewohnt souveräner A r t Karin MeierRiva. Die Herren Josef von Büren und Franz Perkinzel vom «Lithoteam» in CH-4123 Allschwil haben aus dem sehr heterogenen Bildmaterial alle Lithos bzw. Dateien erstellt, die diesen Band mit seinen vielen Foto-Zusammenstellungen zu einem ansprechenden Bildband werden liessen. Die Offizin Schwabe & Co. A G in CH-4132 Muttenz schliesslich hat einmal mehr gute Arbeit mit Satz, Montage und Druck geleistet. Von den zahlreichen Fachkolleginnen und -kollegen, welche die Autorin unten in ihrem Vorwort aufführt, verdient Ernst Künzl vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz wegen seiner über Jahre geleisteten, anregenden und bereichernden Begleitung des Bronzeprojektes meinen besonderen Dank. In allererster Linie habe ich aber der Autorin Annemarie Kaufmann-Heinimann ganz herzlich für ihre immense, ehrenamtlich geleistete Arbeit am Manuskript, aber auch für die zeitraubende Mithilfe bei der Redaktion und den Abbildungsvorlagen zu danken. M i t ihrer akribischen Arbeit und wissenschaftlichen Weitsicht hat sie die grosse Menge von Bronzestatuetten im R ö m e r m u s e u m Augst analysiert und ihr eine Fülle kulturgeschichtlicher Aussagen entlocken können. So ist es nur billig, dass diesem «Schatz» an schönen Objekten und interessanten Ergebnissen eine entsprechend ausgestattete und bebilderte Monographie gewidmet wird. Die redaktionelle Arbeit an Text und Bildteil war jedenfalls mit viel Vergnügen und Gewinn verbunden. RÖMERSTADT AUGUSTA RAURICA Der archäologische Leiter: Alex R. Furger Vorwort Es ist ungewöhnlich, dass Katalog und Auswertung einer Fundgattung über eine so lange Zeitspanne verteilt entstehen. Im Fall der figürlichen Bronzen von Augst und Kaiseraugst, scheint mir, wäre eine Auswertung, wie sie jetzt vorliegt, nicht früher möglich gewesen. Die älteren Funde, die in Band 1 der «Römischen Bronzen der Schweiz» publiziert sind (Mainz 1977), machten mich mit dieser Kleinkunstgattung erst einmal vertraut. Entscheidend waren dann aber die Impulse, die von den in den letzten Jahrzehnten gefundenen Bronzen (vorgelegt 1994 in Band 5 der genannten Reihe), von anderen jetzt aufgearbeiteten Augster Materialgruppen (Schmuck, Toilettgerät, Glas, Amphoren, Mosaiken, Steinplastik) sowie von anderen Bronzekatalogen und wegweisenden auswärtigen Publikationen (etwa der des Baggerfunds von Neupotz) ausgingen. Die hier vorliegende Arbeit ist die leicht veränderte Fassung der Dissertation, die am 29. A p r i l 1996 von der Philosophisch-Historischen Fakultät der Universität Basel genehmigt wurde. Die Herren Professoren Ernst Berger-Doer (Referent), Ludwig R. Berger-Haas (Korreferent) und Rolf A . Stucky verfolgten ihr Entstehen mit Wohlwollen und Anteilnahme. Ich danke ihnen sowie meinen Mitstudenten und Mitstudentinnen im Archäologischen Seminar und im Seminar für Ur- und Frühgeschichte für anregende Diskussionen. Wie schon während der Arbeit am Katalog durfte ich auch für diesen letzten Teil auf die Hilfe aller Kollegen und Kolleginnen in Augst zählen. Der Hauptabteilungsleiter der Römerstadt Augusta Raurica, Alex R. Furger, sowie Peter-A. Schwarz, der A b teilungsleiter der Ausgrabungen Augst/Kaiseraugst, gewährten mir freien Zugang zu Sammlungen und Dokumentation und unterstützten zusammen mit ihrem Mitarbeiterstab meine Arbeit durch ihr Interesse, Diskussionen und tatkräftige Hilfe. Peter-A. Schwarz wie auch Constant Clareboets, Urs Müller und Markus Schaub nahmen sich Zeit für Fragen des Befunds. Constant Clareboets zeichnete alle Pläne und Verbreitungskarten; weitere Zeichnungen stammen von Markus Schaub, Thomas Reiss und Martin Wegmann. Ursi Schild stellte Neuaufnahmen der Statuettengruppen her. Waltraud Attinger suchte in den Museumsdepots Keramikscherben für die Datierung noch nicht bearbeiteter Fundkomplexe heraus; die Datierungen selbst besorgten Verena Vogel Müller und vor allem Sylvia Fünfschilling. Markus Peter beriet mich bei numismatischen Fragen. Sehr hilfreich waren Diskussionen mit Bettina Janietz Schwarz, Alex R. Furger und Detlef Liebel über Probleme der Bronzegusstechnik. Weitere Unterstützung durch Diskussionen und praktische Hilfeleistungen verdanke ich ausserdem Eckhard Deschler-Erb, Andrea Frölich, Karin Kob Guggisberg, Alfred Neukom, Claudia Neukom-Radtke, Emilie Riha, Beat Rütti, Germaine Sandoz, Margit Scheiblechner, Debora Schmid und Marco Windlin. Auch in der Phase der Drucklegung habe ich vielfältige Hilfe erfahren. Die technischen Vorarbeiten haben Karin MeierRiva (Redaktion), Alex R. Furger und Ursi Schild (Tabellen, Layout) fachkundig und engagiert geleistet. Mirjam T. Jenny vom Archäologischen Seminar Basel verdanke ich die Grafiken und Tabellen in Teil I V und Anhang III. Zahlreiche Kollegen und Kolleginnen haben meine Arbeit durch Informationen, Bildmaterial und Publikationserlaubnis unterstützt. Dankend nenne ich Stefania Adamo Muscettola, Neapel; Irène Aghion, Paris; Marina Albertocchi, Mailand; Les Amis du Musée du Petit-Bersac; Heidi Amrein, Zürich; Caroline D. Armacost, Philadelphia; Jan Theo Bakker, Leiderdorp; Lothar Bakker, Augsburg; Zsuzsanna Bânki, Székesfehérvâr; François Baratte, Paris; Sally Beales, Cambridge; Paul Becker, Liège; MichelEdouard Bellet, Orléans; Eric Belot, Boulogne-surMer; Katrin Bemmann, Rom; Habib Ben Younès, Tunis; Jean-Paul Bertaux, Grand; Frédéric Berthault, Bordeaux; Nadine Berthelier-Ajot, Châtillon-surSeine; Fede Berti, Ferrara; Simonetta Biaggio Simona, Giubiasco; Wolfgang Binsfeld, Trier; Sir John Boardman, Oxford; Margherita Bolla, Mailand; Louis Bonnamour, Chalon-sur-Saône; Nathalie Bonvalot, Besançon; George C. Boon (f), Penarth; Andreas Boos, Regensburg; Mariarosaria Borriello, Neapel; Dimitris Bosnakis, Kos; Frank Both, Oldenburg; Christiane Boube-Piccot, Toulouse; Stéphanie Boucher, St-Cyr-au-Mont-d'Or; Susan Boyd, Washington; Gail Boyle, Bristol; Dominique Brachlianoff, Lyon; Bruno Bréart, Besançon; Richard J. Brewer, Cardiff; Camilla Bridgeman, London; Maria Luisa BrookeBonzanigo, Zürich/Basel; Isabelle Brun-Ilunga, Genf; Ersi Bruskari, Athen; Zrinka Buljevic, Split; Maurizio Buora, Udine; Jacklyn Burns, Malibu; Herbert A . Cahn, Basel; A n d r é Camerani, Cebazat; Riccardo Carazzetti, Locarno; Jean-Claude Carmelez, Bavay; Antonio Cassiano, Lecce; Pere Castanyer i Masoliver, Empüries; Marina Castoldi, Mailand; Enrico Cavada, Trento; Odile Cavalier, Avignon; Jacques Chamay, Genf; Hélène Chew, St-Germain-en-Laye; Dominique Cliquet, Evreux; Jacques Corrocher, Vichy; Elena Corvi, Zürich; Marisa D. Coviello, Worcester; Eric M . Cronise, Baltimore; Pierre Crotti, Lausanne; Stefano D e Caro, Neapel; Karl-Viktor Decker, Mainz; Brigitte Derion, Bordeaux; Sophie Descamps, Paris; Eckhard Deschler-Erb, Basel; Giovanni D i Stefano, Scoglitti; Ute Drews, Schleswig; Eduard Droberjar, Prag; Jacques-Marie Dubois, Besançon; Adriano Dugulin, Triest; N . Dumontier-Tissot, Macon; Micheline Durand, Auxerre; Jerome M . Eisenberg, New York; Vera von Falkenstein, Basel; Sabine Faust, Trier; Michel Feugère, Montagnac; Meinrad N . Filgis, Stuttgart; Robert Fleischer, Mainz; Anna-Barbara Follmann-Schulz, Bonn; Marcelle Fornara, Avignon; Maurice Franc, Moulins; Norbert J. Franken, Bonn; Rosanna Friggeri, Rom; Michel Fuchs, Lausanne; W. Füll, Wiesbaden; Marjan Galestin, Groningen; Geneviève Galliano, Lyon; Vittorio Galliazzo, Venedig; A n n a Gallina Zevi, Ostia antica; J. Garberini, Bazouges-la-Pérouse; Jochen Garbsch, München; Jean-Blaise Gardiol, Vucherens; Beth Garfield, Detroit; Lucien Geindre, Champigneulles; Peter Gercke, Kassel; Antoinette M . Gerhartl-Witteveen, Nijmegen; E . Giannoussaki, Athen; Bernard Goëtz, Montbéliard; Bernhard A . Greiner, Stuttgart; Janet B. Grossman, Malibu; Kurt Gschwantler, Wien; François Guex,Freiburg/Fribourg; Giovanni Pietro Guzzo, Bologna/Pompeji; Jenny Hall, London; Sigrid Harmsen-Spellerberg, Pforzheim; Jörg Heiligmann, Konstanz; Hansgerd Hellenkemper, Köln; Martin Henig, Oxford; A r i e l Herrmann, New York; John J. Herrmann, Boston; Hilde H i l ler, Freiburg i.Br.; A n n e Hochuli, Avenches; Annewies van der Hoek, Dedham; Vivienne Holgate, St. Albans; Claudia Holliger, Brugg; Franz Humer, Bad DeutschAltenburg; Fraser Hunter, Edinburgh; Janka Istenic, Ljubljana; Pavlina Ivanova Ilieva, Sofia; Ralph Jackson, London; Monique Jannet, Dijon; Yves Jeannin, Besançon; Catherine Johns, London; Barbro Johnsson, Kalmar; Gilbert Kaenel, Lausanne; Ursula Kästner, Berlin; Krassimir Kalcev, Stara Zagora; Cor A . Kalee, Nijkerk; Martin Kemkes, Stuttgart; Erwin Kern, Strassburg; Isabelle Klinka, Orléans; Egge Knol, Groningen; Maria Kohlert-Németh, Frankfurt a.M.; Alfons Kolling, Quierschied-Göttelborn; Eva Maria Koppel, Tarragona; Johann-Sebastian Kühlborn, Münster; Ernst Künzl, Mainz; Hille Kunckel, Köln; Philippe Lagrange, Besançon; Jacques Lasfargues, Lyon; Elena Lattanzi, Reggio Calabria; R. Lauxerois, Vienne; Marie Christine Lebascle, Annecy; Roger Leech, Romsey; A . Lefébure, Chantilly; Nathalie Legendre, Strassburg; Anne Leinster Windham, New York; Christiane Leprat, Vichy; Leon Levy, New York; Sophia van Lith, Amstelveen; Paolo Liverani, Rom; Viviane Le Louarn, Montbéliard; Sylvie Lourdaux, Lons-le-Saunier; Reimo Lunz, Bozen; Michael Maass, Karlsruhe; Stefano Maggi, Mailand; Bruno Malinverno, Orléans; Elena Mango, Zürich; Julie Mansfield, Taunton; E u genio Manzato, Treviso; Lucia Marinescu, Bukarest; Mirella Marini Calvani, Bologna; Ciaire Massart, Brüssel; Brigitte Maurice-Chabard, Autun; Bruno Meier, Baden; Jacques Meissonier, Dijon; Liliana Mercando, Turin; Ijlal Meslouhi, Rabat; Catherine Metzger, Paris; Catherine Meystre, Lausanne; Renate Miglbauer, Wels; Stephen C. Minnitt, Taunton; Andrei Miron, Saarbrücken; Eric Moinet, Orléans; Rosanna Mollo, Aosta; Nicholas Moore,Tonbridge; J.-F. Mozziconacci, Montbéliard; Felix Müller, Bern; A n n a Mura Sommella, R o m ; Mihâly Nagy, Budapest; Friederike Naumann-Steckner, Köln; Francesco Nicosia, Florenz; Hélène Oggiano-Bitar, Simiane-la-Rotonde; Kenneth Painter, Abingdon; Sylvia Palâgy, Veszprém; Michel Passelac, Villeneuve-la-Comptal; A n n a Maria Pastorino, Genua; A n d r é Pelletier, Bron; Paulette PelletierHornby, Paris; Elisabeth Pénisson, Périgueux; Richard Petrovszky, Speyer; Nathalie Pichard Sardet, Lausanne; Gernot Piccottini, Klagenfurt; Martin Pietsch, München; Michel Pignolet, Martigny; Matthieu P i nette, Autun; Judith Plouviez, Bury St. Edmunds; Reinhard Pohanka, Wien; Constantin Pop, Cluj; E v a - M . Poppe-Ludwig, Münster; Johannes Prammer, Straubing; Hans-Hoyer von Prittwitz, Bonn; Philippe Quettier, Langres; Wolfgang Radt, Istanbul; Jürg Rageth, Haldenstein; Ellen D. Reeder, Baltimore; Hans Richter, Weissenburg; Christine Rocheteau, Auxerre; Claude Rolley, Paris; Guido Rossi, Genua; Francine Roze, Nancy; Olivier Ruffier, Orléans; Angela Ruta, Este; Frédéric Saby, Freiburg/Fribourg; Wijnand van der Sanden, Assen; Jacques Santrot, Nantes; JeanMichel Sauget, Clermont-Ferrand; Lydwine SaulnierPernuit, Sens; Penelope M . Schiffer, Castle Cary; Stephan G. Schmid, Athen; Bernadette Schnitzler, Strassburg; Helga Schütze, Kopenhagen; Franz-Josef Schumacher, Saarbrücken; Wolfgang Selzer, Mainz; Geneviève Sennequier, Rouen; Beate Siemoneit, Hannover; Josette Sivignon, Nuits-Saint-Georges; C. Sebastian Sommer, Stuttgart; Grete Stefani, Pompeji; Reinhard Stupperich, Mannheim; Klara Szabo, Budapest; Brigitte Tailliez, Paris; Suzanne Tassinari, Paris; A . Tehrani Mogaddam, Teheran; Istvan Torma, Budapest; Dominique Tuor-Clerc, Avenches; Hannsjörg U b i , Enns; Zsuzsanna Vârady-Péterfi, Paks; PierreA l a i n Vauthey, Freiburg/Fribourg; A . Villes, Châlonssur-Marne; Alessandra Villone, Neapel; Elisabeth Walde-Psenner, Innsbruck; Elizabeth A . Walker, Cardiff; Gerhard Weber, Kempten; Pia Wendling, H a genau; Sarah Wentworth, Baltimore; Shelby White, New York; François Wiblé, Martigny; Gisela Zahlhaas, München; Liselotte Zemmer-Plank, Innsbruck; Ingeborg Zetsche, Frankfurt a.M.; Gerhard Zimmer, Berlin. Immer wieder habe ich vom mündlichen und schriftlichen Meinungsaustausch mit Kollegen und Kolleginnen profitieren dürfen. Besonders erwähnen möchte ich Michel Feugère (Montagnac), Hille Kunckel (Köln), Annalis Leibundgut (Mainz), Reinhard Stupperich (Mannheim) und vor allem Ernst Künzl (Mainz), der die Arbeit durch Diskussionen und Literaturhinweise entscheidend gefördert hat. Seine und Herbert A . Cahns Freundschaft haben mich durch all die Jahre hindurch begleitet und ermutigt. Schliesslich danke ich meinem Mann und meinen Kindern; sie haben mich oft von anderen als wissenschaftlichen Tätigkeiten entlastet und haben mit Verständnis und Geduld die verschiedenen Phasen meiner Arbeit mitgetragen und unterstützt. Annemarie Kaufmann-Heinimann Einleitung Bis zur Mitte unseres Jahrhunderts fanden kaiserzeitliche Bronzestatuetten allenfalls als Abbilder verlorener griechischer Originale, nicht aber als Vertreter einer eigenständigen Kunstgattung Beachtung. Der Vergleich mit griechischen Vorlagen bewirkte denn auch, dass man sich nur für die qualitativ besten Objekte interessierte und die Masse der durchschnittlichen bis schlechten Erzeugnisse kaum zur Kenntnis nahm. Wenig beachtet wurde auch die Herkunft der Bronzen: die wichtigsten und lange Zeit einzigen Kataloge antiker Bronzen, die um die Jahrhundertwende erschienen, galten den reichen Beständen grosser Museen wie Wien, Paris und London, Sammlungen also, die durch Schenkungen und Ankauf eine grosse Zahl von kaiserzeitlichen Bronzen ohne bekannten Fundort enthielten. Einen ersten Versuch, eine regional geschlossene Gruppe römischer Bronzestatuetten nach Herkunft zu gliedern und nach Stilkriterien ihrer Entstehungszeit zu beurteilen, unternahm Christoph Simonett 1932 am damals bekannten Schweizer Material . Gedruckt wurde allerdings nur der erste Teil seines Katalogs, der die sogenannten stadtrömischen Statuetten umfasst , d.h. «diejenigen Kunstwerke (...), die, ohne in R o m selbst entstanden sein zu müssen, ihrem Stil nach im ganzen Reich gefunden sein können» (Sp. 474); der ungedruckte Teil enthält je ein Kapitel über «Die Oberitalisch-Römischen Statuetten» (3 Objekte) und «Die Gallo-Römischen Statuetten» (52 Objekte) . D e m nach Fundorten gegliederten Katalog stellte er eine Stilgeschichte der 45 «stadtrömischen» Schweizer Bronzen voran , in der Meinung, «dass sich in der Kleinplastik, abgesehen von Provinziellem, die Entwicklung einheitlich und im allgemeinen gleichzeitig [wie in der Grossplastik] vollzog, selbst wenn die Werkstätten getrennt waren». E r fährt fort: «Man wird aus der Häufigkeit und Qualität der Schweizer Statuetten italischen und vor allem Import aus den reichen Rhonestädten annehmen dürfen. Zudem ist es wahrscheinlich, dass sich Künstlerwerkstätten auch in der Schweiz selbst befanden.... Sind einmal die charakteristischen Zeichen eines zeitlich bedingten künstlerischen Wollens bestimmt, so wird man, oft nur auf Grund kleiner Merkmale und Unterschiede, mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit die grosse Masse figürlicher Kleinbronzen einordnen können.» Mit diesen Bemerkungen nennt Simonett indirekt zwei wesentliche Punkte, die auch heute nicht nur für die römischen Bronzen aus der Schweiz, sondern für alle kaiserzeitlichen Bronzen gelten: 1. Statuetten wurden zwar in allen zentralen Teilen des Imperiums hergestellt und an Ort und Stelle verwendet oder weiter verhandelt; es ist aber oft nicht möglich, einzelne Objekte einzelnen Produktionszentren zuzuweisen; 2. nur qualitativ hochstehende, klassizistische Bronzen lassen sich zeitlich einordnen. Nicht zuletzt, um mehr Klarheit über die Lokali1 2 sierung von Bronzewerkstätten und deren Erzeugnisse zu erhalten, regte Heinz Menzel, damals Konservator am Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz, die Schaffung einer Reihe an, die sich die Vorlage vorerst aller im römischen Deutschland gefundenen figürlichen Bronzen und dann auch derjenigen der umliegenden Länder zum Ziel setzte. E r selbst machte 1960 den Anfang mit den Beständen des Museums von Speyer; später folgten Trier und Bonn. Auch in den Nachbarländern fing man mit der Vorlage des Materials an, teils in der Reihe des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, teils in eigenen Publikationen . Menzel war es auch, der vorschlug, das 1967 ins Leben gerufene Kolloquium über römische Toreutik thematisch zu erweitern und auch die figürlichen Bronzen einzubeziehen, so dass mit den seit 1974 alle zwei Jahre stattfindenden Kolloquien ein weiteres Arbeitsinstrument geschaffen war . In Zusammenarbeit mit Heinz Menzel und unter der Leitung von Hans Jucker, dem damaligen Professor für Klassische Archäologie an der Universität Bern, wurde 1969 mit der Arbeit an den Katalogbänden der «Römischen Bronzen der Schweiz» begonnen. Annalis Leibundgut legte als Bände 2 und 3 der Reihe die Bestände von Avenches (1976) und der Westschweiz (1980) vor; in einem (leider ungedruckten) Auswertungsteil behandelte sie ausgewählte kunsthistorische Probleme der Westschweizer Bronzen . 6 7 8 3 4 1 2 3 4 5 6 5 7 8 C h . Simonett, D i e römischen Bronzestatuetten der Schweiz. Diss. Basel 1932. Archäologischer Anzeiger 1939,474-542 A b b . 1-48. Wie schwierig es damals war, anhand des wenigen publizierten Vergleichsmaterials R ö m i s c h e s von Griechischem einerseits und von Nachantikem anderseits zu unterscheiden, zeigt sich etwa daran, dass Simonett den zu einem L a m p e n s t ä n d e r g e h ö r e n d e n frühkaiserzeitlichen Satyr aus Baden ( A r c h ä o l o gischer Anzeiger 1939 N r . 19 A b b . 20) als mögliches griechisches Original und die Renaissancebronze einer sitzende Paniskin in Fribourg (Nr. 16 A b b . 17; Leibundgut, Westschweiz Nr. 214 Taf. 194-196) als sicher römisch ansah. Simonett (wie A n m . 2) 11-32 (nur in den Separata, nicht im Archäologischen Anzeiger abgedruckt). ebd.l2f. A l l e bis zu Beginn der achtziger Jahre erschienenen Bronzekataloge und weitere Literatur werden in Menzels umfassender Forschungsgeschichte der römischen Bronzen aufgeführt: H . Menzel, R ö m i s c h e Bronzestatuetten und verwandte G e r ä t e : ein Beitrag zum Stand der Forschung. A N R W II 12,3 (Berlin/New York 1985) 127-169Taf. 1-25.- D i e « R ö m i s c h e n B r o n zen aus D e u t s c h l a n d » werden nicht als selbständige Reihe fortgesetzt, sondern sie sollen vermehrt im Rahmen von Zeitschriften publiziert werden. Menzel (wie A n m . 6) 138-140 (Kolloquien bis 1982); seit 1984 haben weitere Kolloquien in Stara Zagora (1984), Wien (1986;s. Gschwantler/Bernhard-Walcher 1988), Freiburg (1988; s. Ronke 1994), M a d r i d (1990; s. Arce/Burkhalter 1993), Nijmegen (1992; s. M o l s u.a. 1995) und Cambridge, Mass. (1996; A k t e n in Vorbereitung) stattgefunden. Leibundgut, Avenches; Westschweiz; 1978. Band 4, der die Bronzen aus der Nordwest-, der Zentral-, der Ost- und der Südschweiz enthält, ist noch in A r b e i t (Leibundgut [in Vorbereitung]). Die Kataloge der Bronzen aus dem Stadt- und Koloniegebiet von Augusta Raurica sowie, als Schlussband der Reihe, der Neufunde und Nachträge aus der ganzen Schweiz wurden mir übertragen . Im letzten Band der «Römischen Bronzen der Schweiz» bestätigte sich, was schon Band 1 der Reihe gezeigt hatte, dass sich nämlich aus der Koloniestadt Augusta Raurica nicht nur besonders viele figürliche Bronzen erhalten haben, sondern dass auch die D o kumentationslage zu Herkunft und Fundumständen der Objekte hier besonders gut ist. So war es verlockend, nach Abschluss der Katalogarbeit einige Aspekte dieses reichen Materials zusammenfassend zu behandeln, um ein Bild von den in einer römischen Provinzstadt vorhandenen Bronzen zu zeichnen und gleichzeitig an diesem Beispiel den Stand der Forschung in wichtigen Punkten aufzuzeigen. A l s Materialbasis dienen dabei die im römischen Stadtgebiet, das heisst in den heutigen Gemeinden Augst (Kanton Basel-Landschaft) und Kaiseraugst (Kanton Aargau), gefundenen figürlichen Bronzen . Grundlage der folgenden Ausführungen sind die in den beiden Katalogbänden gegebenen Einzelinformationen zu jedem Objekt; sie werden hier nicht oder allenfalls zusammenfassend wiederholt . In Band 1, der die älteren Funde (vor 1778 bis 1971) umfasst, standen hauptsächlich die kritische Sichtung des ganzen Materials sowie das Erstellen einer Typologie der Götterstatuetten im Vordergrund. Archivstudien sowie der Vergleich mit anderen publizierten Bronzebeständen ergaben, dass die Fundortangabe bei gewissen Objekten aus alten Sammlungen - vor allem bei Statuetten italischer und altägyptischer Typen (z. B. 44,46,79) untergeschoben sein musste, da entsprechende Stücke nirgends in den Provinzen nördlich der Alpen als gesicherte Bodenfunde belegt sind . Besondere Probleme warfen - und werfen noch immer - die sicher oder mutmasslich nachantiken Bronzen auf. Z u m Teil sind Fälschungen leicht zu erkennen, weil es entsprechende antike Typen nicht gibt (z.B. 306, 312) oder weil genügend andere, ebenfalls verdächtige Repliken des gleichen Typus existieren (z.B. 299). Daneben bleiben aber mehrere Problemfälle bestehen, wo sich eine stark abgegriffene, möglicherweise unfachgemäss gereinigte antike Bronze nicht mit Gewissheit vom neuzeitlichen Abguss eines Originals unterscheiden lässt (so etwa bei 3,11 und 48). U m die für Götterstatuetten verwendeten Vorlagen besser kennenzulernen und die Masse der qualitativ bescheidenen Exemplare etwas zu gliedern, wurde versucht, die Statuetten aufgrund von äusserlichen Unterschieden in Standmotiv, Armhaltung und Bekleidung nach Typen zu unterteilen. Diese Typologie machte deutlich, dass Kleinbronzen nicht einfach Typen aus der Grossplastik verkleinert wiedergeben, sondern Elemente aus verschiedenartigen Vorlagen in sich vereinigen. Immer mehr zeigte sich aber, dass die Typologie allein für Fragen der Lokalisierung von Statuetten wenig Aufschluss geben kann. Wohl existieren in einigen Fällen regionale Vorlieben für bestimmte Typen, doch erst übereinstimmende stilistische und handwerkliche Merkmale an Exemplaren desselben Typus erlauben es, Gruppen zu bilden, die möglicherweise 9 10 11 12 auf eine gemeinsame Werkstatt schliessen lassen. D a bei ergab sich, dass sich trotz der gegenüber den dreissiger Jahren mehrfach vergrösserten Menge an publizierten Statuetten Simonetts Hoffnung noch nicht erfüllt hat und wohl nie ganz wird erfüllen können: nur selten gelingt es, mit den «charakteristischen Zeichen eines (...) künstlerischen Wollens» die Produktionsstätten von durchschnittlicher Dutzendware zeitlich oder örtlich eindeutig zu bestimmen. Dieses Phänomen hängt eng mit der für figürliche Bronzen verwendeten Technik zusammen; hier haben sich durch neuere Untersuchungen zu Werkvorgängen und an fertigen Objekten entscheidende Erkenntnisse durchgesetzt, die für alle kaiserzeitlichen Gussbronzen gelten. Werden also in einem ersten Teil dieser Untersuchung einige Grundfragen zu Technik, Werkstätten und Typologie anhand des Materials aus Augusta Raurica zusammengefasst, so geht es im folgenden topographischen Teil um die Verteilung der Bronzen innerhalb des Stadtgebiets: Wie unterscheiden sich Funde aus öffentlichen G e b ä u d e n von solchen aus Wohn- und Handwerkerquartieren? Können die Bronzen ein Bild von der Sozialstruktur der Stadt geben? Grundlage für solche und ähnliche Fragen sind vor allem die Bronzen aus neueren, gut dokumentierten Grabungen, wo in vielen Fällen durch Schichtbefund und Fundkomplex eine zeitliche und örtliche Einordnung möglich ist. E i n gesondertes Kapitel gilt den Götterstatuetten im Rahmen der in Augusta Raurica bezeugten Kulte. A n sechs Stellen der römischen Stadt, grösstenteils im Wohngebiet, haben sich Gruppen von Götterstatuetten und weiteren Objekten erhalten, die in antiker Zeit zusammen entweder zufällig verschüttet oder absichtlich vergraben worden sind. Aus der Analyse dieser geschlossenen Funde ergeben sich allgemeine Fragen nach der Funktion von Götterstatuetten; sie werden in einem zweiten Hauptteil des Buches (s. 182 ff.) behandelt. Den reichen Befunden in den Vesuvstädten werden entsprechende Ensembles aus anderen Teilen Italiens sowie aus den Provinzen gegenübergestellt. Neben den wenigen in situ erhaltenen Lararien können vor allem Götterstatuetten in sogenannten Angstdepots Aufschlüsse geben. Statuetten wurden aber nicht nur in Hausheiligtümern aufgestellt, sondern auch als Votivgaben in öffentliche Heiligtümer gestiftet. D a sich aber nur sehr selten Tempelinventare an Ort und Stelle erhalten haben, dienen als Quellen hier vor allem sogenannte Sakralhorte wie auch weitere Arten von Hortfunden. Dabei erlaubt die Forschungslage einen recht guten Überblick vor allem über den Westen des Reiches. 9 Kaufmann-Heinimann, Augst; Suppl. 10 Die Funde figürlicher Bronzen aus Villen und Einzelhöfen des gesamten Kolonieterritoriums werden in diesem Rahmen nicht berücksichtigt. 11 Der Verweis «vgl. Katalog zu ...» bezieht sich auf den Katalogtext, wobei die Katalognummern von Band 1 durch fettgedruckte Nummern ohne S, diejenigen von Band 5 durch solche mit S bezeichnet werden. Alle Bronzen mit bekannter Fundstelle werden unten in Teil II («Verteilung der figürlichen Bronzen im Stadtgebiet») nochmals klein abgebildet. 12 Vgl. zusammenfassend A. Leibundgut, Zu den vorrömischen Herculesstatuetten in schweizerischen Museen: Italischer Import? J b B H M 55-58,1975-78,179-184. Teil I Figürliche Bronzen: Herstellungstechnik, Werkstätten, Typen, Datierung Herstellungstechnik W ä h r e n d seit einiger Zeit zur Technik des griechischen Bronzegusses eingehende Einzeluntersuchungen sowie zusammenfassende A r b e i t e n vorliegen und auch mehrere Projekte sich mit der Herstellungsweise römischer Grossbronzen befassen, steht Entsprechendes für die römischen Kleinbronzen noch aus . Zwar sind gerade in den letzten Jahren an verschiedensten Orten des römischen Reiches Bronzegusswerkstätten lokalisiert und untersucht worden, jedoch reichen die Befunde oft nicht aus, um das Spektrum der lokalen Erzeugnisse sowie die Herstellungstechnik im einzelnen zu bestimmen. Unter den zahlreichen in Gallien und den nördlichen Provinzen in Zivilsiedlungen nachgewiesenen W e r k s t ä t t e n haben bisher diejenigen von Gestingthorpe , Mâlain , Strassburg , Augst , Lauriacum , 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 13 So etwa L. Vlad Borrelli, P. Pelagatti (Hrsg.), Due Bronzi da Riace. Bollettino d'arte, Serie Speciale 3,1. 2 (Rom 1984). W.-D. Heilmeyer u.a., Der Jüngling von Salamis. Technische Unterstützungen zu römischen Grossbronzen (Mainz 1996). 14 Bol 1985; C. C. Mattusch, Greek Bronze Statuary from the Beginnings through the Fifth Century B. C. (Ithaca/London 1988); Zimmer 1990; D. Haynes, The Technique of Greek Bronze Statuary (Mainz 1992; vgl. Rezension von C. Rolley, Revue archéologique 1995, 410-412); R. Thomas, Griechische Bronzestatuetten (Darmstadt 1992) 14-20; C. C. Mattusch, The Production of Bronze Statuary in the Greek World. In: Hellenkemper-Salies u.a. 1994/2, 789-800; Mattusch 1996; Mattusch u.a. 1996,15-43. 15 z. B. S. Stucchi, Il gruppo bronzeo tiberiano da Cartoceto. Studia Archaeologica 32 (Rom 1988) bes. 25-34; A. Melucco Vaccaro u. a., Marco Aurelio, Storia di un monumento e del suo restauro (Mailand 1989) bes. 253-277; G. Lahusen, Römische Bronzebildnisse. In: Gschwantler/Bernhard-Walcher 1988, lOOf.; P. G. Guzzo u.a., Ricerche sui grandi bronzi del Museo Nazionale Romano, ebd. 165-174; Janietz Schwarz/Rouiller 1996. - Bettina Janietz, Augst, die sich seit mehreren Jahren mit Bronzegusstechnik beschäftigt (vgl. Janietz Schwarz/Rouiller 1996), hat mir aufgrund ihrer reichen Erfahrung entscheidende Hinweise für das Verständnis herstellungstechnischer Fragen bei den Kleinbronzen gegeben, wofür ich ihr auch hier herzlich danken möchte. Weitere Anregungen verdanke ich den Diskussionen mit Rolf A. Stucky, Basel, und Alex R. Furger, Augst. 16 Als «Bronze» werden im folgenden alle aus den Hauptelementen Kupfer, Blei und Zinn bestehenden Buntmetalle bezeichnet. Eine Übersicht über die verschiedenen kaiserzeitlichen Kupferlegierungen gibt etwa J. Riederer, Metallanalysen römischer Bronzen. In: Gehrig 1984,220-225. Vgl. auch Kaufmann-Heinimann/Liebel 1994; Furger/Riederer 1995. 17 Vgl. Poulsen 1977,6ff. und jetzt Gralfs 1994, die eine Übersicht über die metallverarbeitenden Werkstätten im Nordwesten des Imperium Romanum gibt (S. 105-138 Katalog aller Werkstätten). Dort nicht aufgenommen sind einige Befunde in der Côted'Or (E. Rabeisen in: Il était une fois la Côte-d'Or; 20 ans de recherches archéologiques. Ausstellungskat. Dijon 1990, 126-131) sowie in Österreich (Gschwantler/Winter 1991).-Zu den Metallwerkstätten in Pompeji vgl. Gralfs 1988. - In Griechenland sind bisher zwei kaiserzeitliche Bronzewerkstätten, in Korinth und in Athen, belegt (Zimmer 1990,120-126). 18 S. S. Frere, Mould for bronze statuette from Gestingthorpe, 23 24 Carnuntum und Novae eindeutige Belege für die Herstellung von Bronzestatuetten - d.h. R o h - und Fehlgüsse oder zerbrochene Tonummantelungen geliefert . Diese i m Verhältnis zur Menge der erhaltenen Objekte spärlichen Zeugnisse r ü h r e n wohl daher, dass einerseits Fehlgüsse in der Regel wieder eingeschmolzen wurden, anderseits der Formmantel offenbar aus porösem, leicht zerfallendem Ton bestand und möglicherweise als Magerungsmaterial für weitere Formen verwendet wurde . Es scheint also, dass Aufschlüsse über die Herstellungstechnik römischer Statuetten im einzelnen nur durch Beobachtungen an den Objekten selbst zu gewinnen sind. Dabei besteht über das zugrunde liegende technische Prinzip kein Zweifel: hohl- wie auch vollgegossene Statuetten wurden in aller Regel 25 26 19 20 21 22 23 24 25 26 Essex. Britannia 1, 1970, 266f. Abb. 1 Taf. 28; R. F. Tylecote, L. Biek in: Jo Draper u.a., Excavations by Mr H. P. Cooper on the Roman Site at Hill Farm, Gestingthorpe, Essex. East A n glian Archaeology Report 25 (Norwich 1985) 64 Nr. 428-431 Abb. 38. L. Roussel, Les artisans bronziers de Mâlain-Mediolanum. In: Bérard/Ducrey 1979,215-221 Taf. 120-123; E. Rabeisen in: L. Roussel (Hrsg.), Mediolanum, une bourgade gallo-romaine. 20 ans de recherches archéologiques. Ausstellungskat. Dijon 1988, 215 Nr. 689 Taf. 80; Gralfs 1994 Kat. 159. R. Forrer, Strassburg-Argentorate 2 (Strassburg 1927) 504Abb. 369N; Poulsen 1977,6 Abb. 2,21; Gralfs 1994 Kat. 227; Schnitzler 1995 Nr. 41. M. Martin, Römische Bronzegiesser in Augst. A S 1, 1978, 112-120 Abb. 9. 11; Gralfs 1994 Kat. 14; ausführlich jetzt Furger/Riederer 1995 bes. 139-145. Gschwantler/Winter 1991,109.130 Nr. 25 Taf. 14. Gschwantler/Winter 1991,109.132 Nr. 27 Taf. 14 und Anm. 109; Gralfs 1994 Kat. 53. - In Girm und Parndorf, den Fundorten weiterer Statuettenrohgüsse (Gschwantler/Winter 1991, 131 Nr. 26 Taf. 14 und Anm. 118), sind offenbar bisher keine archäologisch fassbaren Giessereibefunde nachgewiesen. A. Dimitrova-Milceva, Bronzene Statuetten aus Novae. In: Studien zu den Militärgrenzen Roms 3 (= Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg 20) (Stuttgart 1983) 469-476 bes. Abb. 4-7; Gralfs 1994 Kat. 179. Meines Erachtens können beschädigte Statuetten, die in oder bei Bronzewerkstätten gefunden wurden, nicht unbesehen zu den sicheren Belegen gezählt werden, wie Gralfs 1994,141 in Liste III das tut, da sich lokale Fehlgüsse allein aufgrund von Fotografien nicht von Altmetall unterscheiden lassen, das ursprünglich anderswo hergestellt wurde. In diesem Sinn sind die Statuetten aus Cluzel (Kat. 66), Horbourg (Kat. 122), Regensburg (Kat. 198), Verulamium (Kat. 244) und Xanten (Kat. 260) nicht eindeutig als lokale Fehlgüsse einzustufen; die Venusstatuette aus Xanten z. B. wurde offenbar aus dem Süden importiert und in Xanten in einem Brand beschädigt, weshalb man sie als Altmetall wieder einschmelzen wollte (vgl. E. Künzl, Venus vor dem Bade - ein Neufund aus der Colonia Ulpia Traiana und Bemerkungen zum Typus der «sandalenlösenden Aphrodite». BJb 170, 1970, 102-162 bes. 104-107; G. Althaus, E. Formigli, B. v. Zelewsky, La venere di Xanten, un'indagine tecnica. In: Ronke 1994,23-28). Vgl. Zimmer 1990,133f. im Wachsausschmelzverfahren «in verlorener Form» («cire-perdue») hergestellt . Umstritten ist jedoch, in welchem Ausmass in der Kaiserzeit Serien von Statuetten im indirekten Wachsausschmelzverfahren mit Hilfsnegativen verfertigt wurden . Der Unterschied zwischen den beiden Methoden - der direkten und der indirekten - liegt in den Arbeitsschritten vor dem eigentlichen Guss, das heisst in der Formtechnik des Gussmodells. Beim direkten Wachsausschmelzverfahren modelliert der Künstler jede Figur freihändig aus Wachs und verwendet dann dieses Original als Gussmodell; bei der indirekten Methode stellt er das wächserne Gussmodell her, indem er entweder ein aus anderem Material (Stuck, Gips, Ton) bestehendes Urmodell kopiert oder es aus verschiedenen, aus Negativformen gewonnenen Einzelteilen zusammensetzt. Das weitere, hier nur stichwortartig umrissene Vorgehen stimmt dann bei beiden Verfahren überein: das Wachsgussmodell wird mit einem Mantel aus Tonschiicker und Lehm umgeben; durch Erhitzen der Form schmilzt das Wachs aus; in den entstandenen Hohlraum wird flüssige Bronze gegossen; nach dem Erkalten wird die Tonform zerschlagen; die Statuette wird in Kaltarbeit überarbeitet . 27 28 29 27 Das etwa von B o l 1985, 19f. für die minoische Zeit beschriebene Verfahren gilt grundsätzlich auch noch in der Renaissance; vgl. D . Blume, Z u r Technik des Bronzegusses in der Renaissance. In: Natur und A n t i k e in der Renaissance. Ausstellungskat. Frankfurt a . M . 1985,18-23 A b b . 1-11. - D i e Verwendung einer zweischaligen Form für den Guss einer Statuette, wie sie der Rohguss einer Venus aus G i r m (s. A n m . 23) belegt, wurde h ö c h s t e n s in einigen wenigen, provinziellen W e r k s t ä t t e n ausprobiert und bildete sicher die Ausnahme. 28 V g l . zum Problem zusammenfassend Maass 1984. 29 Detaillierte Beschreibung des Herstellungsverfahrens einer hohlgegossenen Grossbronze bei Mattusch 1996,10-16; Mattusch u.a. 1996,20-26, einer Serie von kleinformatigen, massiven A p p l i k e n bei K e m k e s 1991, 367-373. V g l . auch Janietz Schwarz/Rouiller 1996,53-56. - Unfertige Bronzestatuette mit noch nicht abgearbeiteten G u s s k a n ä l e n aus Nijmegen: J. K . Haalebos u.a., Castra und Canabae. Ausgrabungen auf dem Hunerberg in Nijmegen 1987-1994 (Nijmegen 1995) 65 A b b . 43. 30 V g l . W . - D . Heilmeyer, F r ü h e olympische Bronzefiguren. Olympische Forschungen 12 (Berlin 1979); B o l 1985,23. - Z u r gleichen Technik bei rezentem Bronzeguss in Westafrika vgl. S. Tassinari, L a fabrication d'une figurine de chasseur dans l'atelier d'Issaka Topsoba, fondeur à Ouagadougou. In: Bérard/ Ducrey 1979,116-118 Taf. 73. 74. 31 B o l 1985, 781; an Statuetten der archaischen Zeit 110-112; U . Gehrig, F r ü h e griechische Bronzegusstechniken. A r c h ä o l o gischer Anzeiger 1979,547-558; H . Kyrieleis, Samos and Some Aspects of Archaic Greek Bronze Casting. In: Small Bronze Sculpture from the A n c i e n t World. Papers Delivered at a Symposium Organized by the Departments of Antiquities and A n tiquities Conservation and H e l d at the J. Paul Getty Museum, M a r c h 16-19,1989 ( M a l i b u 1990) 25-29. 32 B o l 1985,112-116.120-125. 33 V g l . D . Strong, D. B r o w n , R o m a n Crafts (London 1976) 74-91 (Keramik). 92-103 (Tonlampen). 104-109 (Terrakotten). 34 C h . Landwehr, D i e antiken Gipsabgüsse aus Baiae. Griechische Bronzestatuen in A b g ü s s e n römischer Zeit. A r c h ä o l o g i s c h e Forschungen 14 (Berlin 1985) bes. 181-188. 35 Besonders wichtig sind die vor kurzem aus Petra (Jordanien) bekanntgewordenen Funde und Befunde. In einem Werkraum wurden nicht nur noch mit Ton ummantelte M e t a l l g e r ä t e , sondern auch gipsene figürliche Positive, Negativformen für G e r ä t e und Gipsabfälle gefunden, wobei die Analysen des G i p ses für alle drei Gruppen dieselbe Zusammensetzung ergaben (Analysen W. B. Stern, Mineralogisch-Petrographisches Institut der Universität Basel; unpubliziert). Es ist also anzuneh- In der Technik des direkten Wachsausschmelzverfahrens gearbeitet sind etwa die griechischen geometrischen Tierfiguren . Die Verwendung von Teilformen und Hilfsnegativen lässt sich in Griechenland aber schon an den samischen Greifenprotomen des 7. Jahrhunderts nachweisen , und sie wird dann von klassischer Zeit an vor allem für Hohlgüsse geläufig . In der römischen Kaiserzeit sind theoretisch beide Verfahren denkbar; aus grundsätzlichen Erwägungen ist anzunehmen, dass man wie bei der Keramik- und der Terrakottafabrikation auch beim Bronzeguss durch möglichst rationelle Arbeitsweise der grossen Nachfrage gerecht zu werden versuchte und deshalb die indirekte Methode bevorzugte . Die Gipse von Baiae geben uns ein anschauliches B i l d von der Tätigkeit einer kaiserzeitlichen Kopistenwerkstatt ; aus mehreren östlichen Fundorten sind Negativformen für die Herstellung von Wachsmodellen bekannt ; erstaunlich ist nur, dass sich im Westen des Reiches kaum Gipsnegativformen oder Gipsmodelle gefunden haben, die das indirekte Wachsausschmelzverfahren für Statuetten beweisen würden . Denkbar wäre allenfalls, dass man, wie bei den Lampenmodeln, ungebrannten Ton verwendete, der dann zerfallen ist. 30 31 32 33 34 35 36 men, dass man in der gleichen Werkstatt (lokal gefertigte) Positive aufbewahrte, aus Negativformen Wachsmodelle herstellte und dann den Gussvorgang durchführte. Freundliche Mitteilung von R o l f A . Stucky, Basel. V g l . vorläufig R. A . Stucky u.a., Swiss-Lichtenstein Excavations at az-Zantur in Petra 1994: The Sixth Campaign. A n n u a l of the Department of Antiquities of Jordan 39,1995,299; R . A . Stucky in: A . Bignasca u.a., Petra, E z Zantur I. Ergebnisse der SchweizerischLichtensteinischen Ausgrabungen 1988-1992. Terra Archaeologica 2 (Mainz 1996) 281 A b b . 36. 37; 340-343 Kat. 33-38 A b b . 990-996. - Literaturhinweise zu den Gipsformen aus Begram ebd. 340 A n m . 1107, aus Delos, Samaria, Ktesiphon und Susa ebd. 340 A n m . 1114; Gipse aus Sabratha: G . Barone, Gessi del Museo di Sabratha. Monografie di Archeologia Libica 21 ( R o m 1994). F ü r die kaiserzeitlichen Gipsformen aus Memphis ist im M o m e n t weiterhin auf die Publikationen von C. C. Edgar und O. Rubensohn zurückzugreifen, da C. Reinsberg (Studien zur hellenistischen Toreutik. D i e antiken Gipsabgüsse aus Memphis. Hildesheimer archäologische Beiträge 9 [Hildesheim 1980]) nur die Gipsreliefs aus klassischer und hellenistischer Zeit behandelt: C. C. Edgar, Greek Moulds. Catalogue général des antiquités égyptiennes du M u s é e du Caire (Kairo 1903); O. Rubensohn, Hellenistisches Silbergerät in antiken Gipsabgüssen. Wissenschaftliche Veröffentlichungen des Pelizaeus-Museums zu Hildesheim 1 (Berlin 1911). In Aussicht steht jetzt aber die Publikation der 1996 an der Universität Trier abgeschlossenen Dissertation von W. Cheshire, D i e griechischrömischen Gipsformen aus Memphis im Roemer-PelizaeusMuseum zu Hildesheim. 36 Diese Tatsache hat sich noch nicht befriedigend e r k l ä r e n lassen; wahrscheinlich erhalten sich kleine Gipsfragmente schlecht im Boden (Boucher 1976, 226 erinnert immerhin an ein - heute zwar verschollenes - Fragment einer Gipsnegativform aus Vienne). A u c h im Bereich der zahlreichen kaiserzeitlichen K o p i s t e n w e r k s t ä t t e n , die sicher mit Gips gearbeitet haben, sind ja vorläufig nur in Baiae Gipsmodelle erhalten. A n derseits wurde der Gipskopf in der Bronzewerkstatt vor der Porta Vesuvio in Pompeji wahrscheinlich als M o d e l l für eine Gesichtsform (Hinterkopf nicht ausgearbeitet), nicht als B i l d hauermodell verwendet (Gralfs 1988,24-26 T a l 1; freundlicher Hinweis von Bettina Janietz, vgl. Janietz Schwarz/Rouiller 1996,57 A n m . 198). M i t Hilfsnegativen aus Gips rechnet auch Kemkes 1991,369. - Z u den entsprechenden Fragen bei der Terrakottaherstellung vgl. H . Lange, D i e Koroplastik der Colonia Claudia A r a Agrippinensium. Untersuchungen zu Typologie, Technik, Werkstattfunden, Betrieben, Signaturen und Produktionszeit. K ö l n e r Jahrbuch 27,1994,1241 Angesichts dieser schwierigen Ausgangslage ist die Frage nach direktem oder indirektem Wachsausschmelzverfahren bzw. nach Serienherstellung durch freies Modellieren oder durch mechanisches Reproduzieren in der Forschung verschieden beantwortet worden. St. Boucher nimmt an, dass in Italien wie in Gallien beide Verfahren praktiziert wurden, dass man die mechanische Reproduktion jedoch vor allem für klassische Göttertypen verwendete, während einheimische Typen wie etwa Sucellus eher frei modelliert wurden . A l s Beweis für «industriell reproduzierte» Statuetten führt sie dann aber drei Typen an, deren Repliken sich grösstenteils oder sogar ausschliesslich als neuzeitliche Abgüsse erwiesen haben . Auch E . Poulsen bezieht in seine Untersuchung zu Dublettenreihen Echtes und Falsches recht unkritisch mit ein . Was das Herstellungsverfahren angeht, hält er es zwar, in Anlehnung an E . Pernice , für möglich, dass Serien von untereinander nahe verwandten Statuetten aus jeweils gleichen Gipsteilnegativen entstanden sind, so wie sie C. C. Edgar für das hellenistische und kaiserzeitliche Ägypten vorgelegt hat , nimmt aber an, dass für die ausserhalb Ägyptens gefundenen kaiserzeitlichen Dublettenserien vorwiegend manuell kopierte, d.h. durch Übertragen von Messpunkten gewonnene Gussmodelle verwendet wurden . Damit überträgt er ein für das Kopieren von Grossplastik bezeugtes Verfahren auf die Kleinkunst, wo es umständlich und wenig sinnvoll erscheint . M . Galestin und A . Leibundgut haben durch kritisches Überprüfen von angeblich gesicherten Fundumständen sowie durch stilistische Beobachtungen einen grossen Teil der als Beweis für antike Serienfabrikation angeführten Statuetten als Fälschungen oder neuzeitliche Abgüsse erweisen können; dies erklärt die weitgehend skeptische Haltung beider Autorinnen in der ganzen Frage . M . Galestin hält es theoretisch zwar für möglich, dass Wachsmodelle mit Hilfe von Teilnegativformen hergestellt wurden, bezweifelt aber die Anwendung des Verfahrens im kaiserzeitlichen Italien und Gallien, solange keine eindeutig echten Serien vorliegen. Auch A . Leibundgut schliesst antike Serienproduktion nicht prinzipiell aus; sie warnt lediglich vor einer Beweisführung mit unzulänglichen Methoden. Im Fall einer Serie von vier (bzw. fünf) auffallend übereinstimmenden Statuetten des thronenden Jupiter wagt sie ohne Autopsie keinen Entscheid, ob alle oder einzelne Exemplare echt bzw. nachantik sind. M . Maass greift unabhängig von A . Leibundgut dieselbe ihm zum Teil durch eigene Anschauung bekannte Serie auf und kommt zum Schluss, dass hier eine echte antike Parallelserie vorliegt, d.h. dass das Wachsmodell für jede einzelne Statuette aus derselben Negativform gewonnen wurde. Aus weiteren technologischen Beobachtungen, wie etwa den noch sichtbaren Teilformnähten an einem Diskuswerfer in München, folgert er: «Die Feststellung antiker Dubletten ist kein Beweis gegen deren Authentizität» und gibt zu bedenken, «dass sich die indirekte Form mittels Hilfsnegativen und die freie Modellierarbeit am Wachsgussmodell keineswegs ausschliessen. E i n indirekt geformtes Wachsgussmodell kann durch Überarbeitung oder Zufügung von frei modellierten Teilen vor dem Guss verändert werden.» 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 Maass' eben zitierte Aussagen scheinen mir entscheidend für die ganze Diskussion um die Herstellung kaiserzeitlicher Kleinbronzen. Es liegt nahe anzunehmen, dass den Bronzegiessern der Kaiserzeit prinzipiell die Summe aller bisher bekannten Verfahren zur Verfügung stand, dass aber je nach Können des einzelnen, nach Werkstatttraditionen und Betriebsgrösse verschiedene Verfahren nebeneinander oder kombiniert angewendet wurden - wobei das gewählte Verfahren am fertigen Objekt aus heutiger Sicht nur selten nachgewiesen werden kann. Eine Statuette wie etwa der Merkur S4 ist als Typus nicht ohne - wohl rundplastische - Vorlagen denkbar, aber sein Aufbau und sein eigenständiger Stil machen wahrscheinlich, dass das zugrunde liegende Wachsgussmodell aus freier Hand modelliert worden ist. Anderseits darf man annehmen, dass das Wachsgussmodell von Statuetten, die in sich Elemente 37 Boucher 1976,278ff. 38 ebd. 279. V o n den unter 1. aufgeführten Merkurstatuetten sind die vier Exemplare in französischen Museen sicher Nachgüsse; die Statuette in Verona gehört nicht in dieselbe Serie; der M e r kur aus S. Pancrazio k ö n n t e echt sein. A u c h ein weiteres von E . Poulsen angeführtes Exemplar (Poulsen 1977,27 Typ 21 A a N r . 4 A b b . 27) weist alle M e r k m a l e eines flauen neuzeitlichen Abgusses auf. A . Leibundgut hat die Liste um zwei angeblich in der V i l l a von Seeb Z H gefundene Merkurstatuetten erweitert (Leibundgut 1984,150ff. A b b . 3-6; vgl. auch 1978,57f.). Sie vermutet, dass auch die Replik 29 mit Fundort Augst aus D a niel Bruckners Sammlung neuzeitlich ist; ich selbst halte römische Entstehung weiterhin für möglich, um so mehr als die 1992 am Mineralogisch-Petrographischen Institut der Universität Basel von W. B . Stern durchgeführte Metallanalyse keine auffallenden Werte, insbesondere keinen aussergewöhnlich hohen Zinkgehalt, ergeben hat (2 Proben mit X F A - A n a l y s e : C u 72,5/66,9, Sn 12,8/15,3, Z n 0,11/0,20, Pb 13,3/15,7%. Z u Vorbehalten g e g e n ü b e r der X F A - A n a l y s e m e t h o d e bei Bronzestatuetten vgl. Kaufmann-Heinimann/Liebel 1994,229f.;leider stand die Statuette für eine A A S - A n a l y s e nicht mehr zur Verfügung). Z u r ganzen Serie vgl. auch Galestin 1981,103; Stupperich 1988, 44. - D i e von Boucher 1976, 279 unter 2. zusammengestellten Repliken eines Jupitertypus g e h ö r e n zu einer grossen, vorläufig offenbar ausschliesslich in modernen A b g ü s s e n fassbaren Serie. V g l . dazu auch Leibundgut, Westschweiz 146f. zu N r . 195; Leibundgut 1984, 153; Poulsen 1977, 23ff. Typ 7a (als antike Dublettenserie bezeichnet); E . Poulsen, Ü b e r Massenherstellung römischer Bronzestatuetten: Dublettenserien und M o dellverhältnisse. In: Gehrig 1984,207-215 (kritischer als 1977); Galestin 1981,103. 39 s. A n m . 38. 40 E . Pernice, Untersuchungen zur antiken Toreutik I. Ü b e r Teilformen und Gipsabgüsse. Jahreshefte des Österreichischen Archäologisches Institutes in Wien 7,1904,175f. 41 Edgar (wie A n m . 35). 42 Poulsen 1977,16. 43 Z u m Punktieren in der Kaiserzeit vgl. M . Pfanner, Ü b e r das Herstellen von Porträts. E i n Beitrag zu Rationalisierungsmassnahmen und Produktionsmechanismen von Massenware im späten Hellenismus und in der römischen Kaiserzeit. Jahrbuch des Deutschen A r c h ä o l o g i s c h e n Instituts 104, 1989, 157-257 bes. 187-204. 44 V g l . dazu auch Maass 1984,161. - In seinem letzten Beitrag zur Frage der Dublettenherstellung geht Poulsen nicht mehr auf diese Hypothese ein (Poulsen 1984 [wie A n m . 38]). 45 Galestin 1981 bes. 102ff.; Leibundgut 1978,55-62; Leibundgut 1984. 46 Maass 1984. D e r A u t o r ist sich bewusst, wie schwierig zu beurteilen gerade die e r w ä h n t e n Teilformnähte sind; vgl. ebd. A n m . 29. 37 und Nachtrag. - Echte Dubletten sind etwa zwei Victorien aus Brigetio ( M . Hörig, E . Schwertheim, Corpus Cultus Iovis Dolicheni [ C C I D ] . E P R O 106 [Leiden 1987] N r . 244f.Taf. 48) oder die jeweils dieselbe Gottheit darstellenden Statuetten der Straubinger Werkstatt (s. unten mit A n m . 69). verschiedener Typen vereinigen, durch Kombination von verschiedenen, aus Negativformen gewonnenen Teilen, möglicherweise ergänzt durch frei modellierte Partien, entstanden ist. So weist etwa M . Kemkes nach, dass beim Gussmodell der Truhenbeschläge aus einer Villa in Eckartsbrunn für Kopf- und Brustpartie verschiedene Vorlagen miteinander verbunden wurden. Besonders deutlich wird dieses Vorgehen, wenn die Grössenverhältnisse der einzelnen Teile nicht übereinstimmen . Auch die Statuette eines hockenden Barbaren (?) (S175; A b b . 1) lässt einen Aufbau aus verschiedenen Teilen klar erkennen. Der zu stark angehobene Kopf stammt wohl aus einem Teilnegativ, das zum Typus des Barbaren mit auf dem Rücken gefesselten H ä n d e n gehört ; der muskulöse Oberkörper könnte von einem Herkulestypus abgeformt sein; die Verbindung zwischen beiden Teilen bildet ein zu dicker Hals, dessen unterer Abschluss beim Zusammensetzen des Wachsgussmodells nicht ganz geglättet wurde. A n den Schultern sind noch schwache Spuren einer Naht zu erkennen; das Wachsgussmodell für den Rumpf wurde also aus einer zweischaligen Form gewonnen. A n der Stelle, wo der schräg abgeschnittene Rumpf auf die wohl von Hand geformte Schurzpartie gesetzt wurde, scheint die Naht mit einem Modellierholz verstrichen zu sein. Unterschenkel und Phallus könnten wiederum aus je einem Teilnegativ gewonnen sein, während die Unterarme mit den Patschhänden sowie die grob strukturierten Füsse von Hand modelliert sein dürften. Der hockende Barbar (?) S175 wurde wohl in Gallien hergestellt, aber auch an mutmasslich mutterländischen Bronzen lassen sich ähnliche Beobachtungen machen. Der Lar S27 weist als Stilmerkmale gedrungene Körperproportionen, ein volles Gesicht mit ausgeprägtem Kinn, einen kegelförmigen Hals, eine stark abfallende rechte Schulter, eine übergrosse rechte und eine stark ausgedrehte linke Hand auf. Dieselben Charakteristika finden sich sehr verwandt an Laren aus Strassburg , in Treviso und in Wien sowie, etwas weniger ausgeprägt, an Exemplaren aus Marren , aus B o n n , in Bologna , M ü n c h e n und im Kunsthandel . Offenbar wurden für das Wachsmodell der Kopf mit Hals, der Rumpf, die Unterarme mit den 47 48 49 52 53 50 54 56 Abb. 1 Hockender Barbar (?) S175. M . 2 : 3. 51 55 Attributen sowie die Beine jeweils aus Teilnegativen gewonnen; die einzelnen Teile setzte man dann zu einer ganzen Figur zusammen, wobei Einzelheiten wie etwa der Winkel zwischen Ober- und Unterarmen, die Ausgestaltung des vorn herabhängenden Gewandzipfels oder des Lorbeerkranzes beim Zusammensetzen variiert wurden. Die nahe stilistische Verwandtschaft der genannten neun Statuetten in Einzelheiten und im Gesamten besagt nun nicht, dass sie alle aus derselben Negativform stammen - dies ist schon wegen des Grössenunterschieds von rund 2 cm innerhalb der Gruppe nicht möglich - , sondern sie zeigt lediglich das Prinzip des Aufbaus eines Wachsmodells aus Elementen auf, die aus Teilnegativformen gewonnen wurden. Bei Verwendung derselben Negativform müssten Grösse sowie Einzelheiten im Gewandverlauf übereinstimmen; dies scheint bei den Statuetten in Treviso und Wien einerseits und den Exemplaren in Bologna und München anderseits der Fall zu sein. 47 A . Leibundgut (1978, 9f. 29ff.) unterscheidet zwischen Kontamination, d.h. dem versehentlichen A n s t ü c k e n eines typenfremden, separat gegossenen Körperteils (meist des A r m s ) , und Typenklitterung, bei der «disparate Elemente völlig zusammenhanglos und formal unbefriedigend» kombiniert werden. D i e Unterscheidung besteht an sich zu Recht, doch beruht sie eher auf technischen als auf intentional-formalen Gegebenheiten: im einen Fall sind es fertig gegossene Bronzeteile, die durch L ö t e n oder im Verbundguss zu einer Statuette zusammengefügt werden, im anderen vorgeformte Wachsteile, aus denen das Wachsgussmodell aufgebaut wird. So wurde denn der rechte A r m mit zu gross geratener H a n d des Jupiter von Auvernier (Leibundgut, Westschweiz Nr. 1 Taf. 1. 2; L e i bundgut 1978,10) kaum nach dem Guss an die Statuette angestückt - dies geschieht in der Regel nur, wenn, wie beim linken A r m , eine Gewandfalte die Naht verdeckt - , sondern man setzte ihn als einzelnes, aus einer Negativform gewonnenes typenfremdes Element an den Wachstorso an; dafür spricht auch die nicht ganz geglättete, von der A c h s e l h ö h l e zur Schulter laufende Delle. A u c h bei der Minerva von Avenches (Leibundgut, Avenches N r . 22 Taf. 24-26; hier A b b . 240) wurde der rechte A r m mit Chiton wohl als aus einem Hilfsnegativ gewonnener Wachsteil mit dem Gussmodell verbunden und nicht, wie vermutet (Leibundgut 1978, 15), in Bronze angestückt; die etwas unbeholfen ziselierten Wellenfalten zeigen, dass dem Giesser für diese Partie keine Vorlage zur Verfügung stand. 48 Bettina Janietz, der ich viele der im folgenden aufgeführten B e obachtungen verdanke, vermutet, dass auch der K o p f aus mehreren aus Formen gewonnenen Wachsteilen zusammengesetzt wurde. In den auffallenden Vertiefungen auf Schläfenhöhe erkennt sie Spuren eines Greifgeräts, das das Wachsgesicht beim Einpassen zwischen M ü t z e und Hals festhielt. 49 Schnitzler 1995 N r . 39 ( H . 13,5 cm). 50 Galliazzo,Treviso N r . 13 ( H . 11,2 cm). 51 Kunsthist. Museum Wien, Inv. 2764 (Foto R G Z M Mainz; Neg. T66/1604) ( H . 10,8 cm). 52 P. L a Baume, Besonders wertvolle römische Funde in Niedersachsen, Bremen und Hamburg. D i e Kunde N . F. 22,1971,143 Nr. 3 Taf. 13,1; U . G e h r i g in: Busch 1995,125 Kat. 8.6 ( H . 12,8 cm). H i e r A b b . 232. 53 M e n z e l , B o n n N r . 53 Taf. 26 ( H . 12,9 cm). 54 L . Cenacchi, Bronzetti romani del Museo Civico di Bologna. Bullettino della commissione archeologica comunale di R o m a 73,1949/50, A p p . 16,1949/59,43 A b b . 23; C. M o r i g i G o v i , G. M e concelli Notarianni (Hrsg.), Il museo civico archeologico di B o logna (Bologna 1982) A b b . S. 212 ( H . 12,2 cm). 55 J. Sieveking, Erwerbungen der Antiken-Sammlungen M ü n chens 1912. A r c h ä o l o g i s c h e r Anzeiger 1913, 436 N r . 5 ( H . 12 cm). 56 Sotheby's Sale 5788, Antiquities and Islamic A r t (New Y o r k , 2. Dezember 1988) N r . 274A (mit Doppelfüllhorn; H . 10,8 cm). Eine weitere Möglichkeit, ein Wachsgussmodell für die Serienanfertigung von Statuetten herzustellen, ergibt sich, wenn anstelle einer mehrteiligen Negativform eine nur zweischalige, von einem fertigen Objekt abgenommene Form verwendet wird. Es versteht sich, dass dieses Verfahren nur bei einfachen Objekten ohne Unterschneidungen möglich ist; da es sich noch schwerer nachweisen lässt als das auf Teilnegativen basierende, ist denn auch seine Anwendung in der römischen Kaiserzeit bestritten worden . Nun weist aber mindestens eine Bronze aus Augst klare, darauf hindeutende Werkspuren auf, und bei einer bestimmten Kategorie von Statuetten sprechen andere G r ü n d e für die Annahme dieses Verfahrens. A n der hohlgegossenen Büste eines Gauklers S309 (Abb. 2), die wohl als Wagenbestandteil verwendet wurde, verläuft - am Original recht gut sichtbar - eine feine Linie vom Scheitel über das Ohr bis hinunter zur Mitte der halbrunden Aussparung unterhalb des Schulteransatzes; sie lässt sich meines Erachtens nur als die am Wachsgussmodell nicht oder nur ungenügend verstrichene Naht zwischen vorderer und hinterer, je aus einer Negativform gewonnener Hälfte verstehen . Ü b licherweise wurden solche Nähte - wie die Verbindungsstellen zwischen mehreren Teilen - am Wachsgussmodell sorgfältig geglättet, um Werkspuren am Bronzeobjekt - das ja seinerseits noch geglättet wurde - zu vermeiden; hier scheint das aus unbekannten G r ü n d e n unterlassen worden zu sein. Bei der angesprochenen Kategorie von Statuetten, für die ein aus zwei Formschalen gewonnenes Wachsgussmodell angenommen werden muss, geht es um kleine, stereotyp wiederholte, in Massen fabrizierte Götterfiguren. Dabei lässt sich das Herstellungsverfahren nicht am Objekt selbst ablesen, sondern es bleibt als das am ehesten wahrscheinliche nach Überprüfen anderer Möglichkeiten übrig. A l s Beispiel lässt sich etwa der Typus des Merkur-Thot anführen, wie ihn eine Statuette aus Kaiseraugst (S12) wiedergibt: summarisch gearbeitet, bekleidet mit einem Schultermäntelchen, in der gesenkten Linken mitgegossener Caduceus, auf dem Kopf Petasus (oder nur Kopfflügel) 57 58 mit in der Mitte aufragendem Blatt; am rechten Unterschenkel mitgegossener kleiner Widder. E x emplare dieses Typus finden sich in gleichermassen rudimentärer Ausführung und einer Grösse von 6-8 cm in allen Provinzen des römischen Reiches; die bekannten Fundorte reichen von Mesopotamien bis Spanien . Es ist kaum denkbar, dass sie alle in einer einzigen Werkstatt hergestellt worden sind ; anderseits wären bei freier Modellierung nach gleichen Vorlagen die Unterschiede zwischen den einzelnen Exemplaren grösser. Näher liegt es anzunehmen, dass lokale Handwerker in verschiedensten Teilen des Reiches von solchen durch Reisende mitgebrachten Statuetten zwei Formschalen abnahmen, um so jederzeit neue Wachsgussmodelle herstellen zu k ö n n e n . Dadurch würden sich auch die kleinen Unterschiede in der Ausgestaltung erklären: am Wachsmodell konnten ohne weiteres zum Beispiel der kleine Widder entfernt oder hinzugefügt oder ein Petasus in Kopfflügel umgewandelt werden. In gleicher Weise wurden wohl auch die stereotypen Statuetten des Merkur mit langem Mantel (vgl. Katalog zu S16) oder der Minerva mit Schale und Lanze (vgl. Katalog zu S35) in grosser Zahl hergestellt und vertrieben. Allerdings muss man auch bei der Annahme antiker Serienfabrikation die Tatsache im Auge behalten, dass gerade einfache Statuetten ohne künstlerischen A n spruch seit dem 18. Jahrhundert häufig abgegossen wurden; bei Objekten aus altem Museumsbestand ist daher in jedem Fall sorgfältig zu prüfen, ob nicht eher ein neuzeitlicher Abguss als ein antikes Serienprodukt vorliegt . 59 60 61 62 57 Galestin 1981,103£ 58 Denkbar w ä r e allenfalls auch, dass hier direkt in einer zweischaligen F o r m gegossen wurde und man die fertige Bronze nicht g e n ü g e n d versäubert hat. D e r direkte Guss in zweiteiligen Formen ohne Wachsmodell ist für G e r ä t e durchaus geläufig (vgl. Furger/Riederer 1995,136), nicht aber für Statuetten; zu den wenigen mir bekannten Belegen g e h ö r e n der schon erw ä h n t e Statuettenrohguss aus G i r m (s. A n m . 23), ein A p o l l o aus Novae (Dimitrova-Milceva [wie A n m . 24] 470 A b b . 4), eine Merkurstatuette aus Augusta Traiana (V. R Vassilev, Bemerkungen zu einigen Hermes-Statuetten aus Thrakien und M ö sien. In: D . Rössler, V. S t ü r m e r [Hrsg.], Modus in rebus. G e denkschrift für Wolfgang Schindler [Berlin 1995] 132-143 Nr. 3 Taf. 38,3.4) sowie Votivstatuetten aus L o z e n (ders., Bronzestatuetten aus dem Heiligtum bei Lozen. In: R o n k e 1994, 429-434 A b b . 1-6). 59 E i n e Auswahl von Exemplaren ist i m Katalog zu S12 aufgeführt; zu e r g ä n z e n sind etwa Exemplare aus Hatra ( E A A III 1120 A b b . 1434) und Tressan ( G . Depeyrot u.a., Prospections dans la moyenne et basse Vallée de l'Hérault. Monnaies et petits objets. A r c h é o l o g i e en Languedoc 1986,160 A b b . 60). Z u m Typus vgl. auch Vassilev 1995 (wie A n m . 58). 60 So Galliazzo, Treviso 71 (in Zusammenhang mit einem anderen, qualitativ vergleichbaren Merkurtyp). 61 Dass dieses Verfahren jedenfalls für G e r ä t e üblich war, beweist die im Vicus von Pocking gefundene Gussform eines Thekenbeschlags des in Baden A G tätigen Gemellianus; offenbar formte man, weit entfernt vom ursprünglichen Produktionsort, einen fertigen Beschlag ab und stellte dann mit Hilfe der entstandenen Negativform Imitationen dieser beliebten Messertheken her (Th. Fischer, D i e Gussform eines Thekenbeschlags aus Pocking, L k r . Passau. Germania 71,1993, 539-543 A b b . 1. 2; vgl. dazu auch L . Berger, T h e k e n b e s c h l ä g e aus Aventicum. In: Koenig/Rebetez 1995,129-131). 62 V g l . oben mit A n m . 38; Stupperich 1988,522-526; I. A g h i o n , M . C. H e l l m a n n (Hrsg.), V r a i ou faux? copier, imiter, falsifier . Ausstellungskat. Paris 1991. 2 Abb. 2 Büste eines Gauklers S309. M . 2 :3. Werkstätten Die Annahme, dass Wachsmodelle in Italien wie in den Provinzen durch freies Modellieren oder mit Hilfe von Teilnegativen hergestellt werden konnten, erschwert die Eingrenzung und Lokalisierung von Werkstätten in hohem Masse. Auch wenn wir nicht wissen, ob Negativformen überhaupt verhandelt worden sind, ist klar, dass auch ohne Handel jederzeit und an jedem Ort fertige Bronzeobjekte kopiert werden konnten, indem man von ihnen die gewünschten Teilnegativformen abnahm und für neue Wachsmodelle verwendete. Erschwerend kommt weiter hinzu, dass Organisation, Grösse und Betrieb von Bronzegiessereien erst in Ansätzen untersucht und bekannt sind . Während die Bronzegeschirrfabrikanten P. Cipius Polybius und L . Ansius Epaphroditus im 1. Jahrhundert in Campanien Manufakturen leiteten, die am ehesten mit den Grossbetrieben für die Terra Sigillata-Produktion in Arezzo und Gallien zu vergleichen sind , waren es wahrscheinlich meist mittlere und kleinere Werkstätten, in denen Bronzestatuetten - neben anderen Buntmetallobjekten - hergestellt wurden. 63 64 Trotz dieser Einschränkungen und Unsicherheiten scheint es mir richtig, als Arbeitshypothese am Begriff der «Werkstatt» festzuhalten und einzelne Objektgruppen versuchsweise bestimmten Regionen zuzuordnen. In diesem Sinn werden Bronzen, deren plastische Substanz, die Struktur der Oberfläche sowie die A r t der Kaltarbeit weitgehend übereinstimmen, der gleichen Werkstatt zugewiesen. Solche gemeinsamen Stilmerkmale sind am einfachsten an Objekten desselben Typus und der gleichen Grösse zu erkennen; diese werden im folgenden einzeln als Repliken oder, zusammengenommen, als Serie bezeichnet, da sie mutmasslich ganz oder teilweise auf dieselben Urmodelle zurückgehen. Hypothetisch bleiben diese Zuweisungen, weil einerseits, wie ausgeführt, gleiche, an verschiedenen Orten verwendete Teilnegative für die Übereinstimmung verantwortlich sein können und anderseits je nach Grösse eines Betriebs und Können der beteiligten Handwerker sehr verschiedene, stilistisch uneinheitliche Erzeugnisse innerhalb der gleichen Werkstatt möglich sind . Gerade für die Frage der Variationsbreite innerhalb desselben Betriebs gibt die genannte Bronzegefässmanufaktur der Cipii wichtige Aufschlüsse. Die beiden je an einer Kasserolle mit dem Stempel des P. Cipius Polybius angebrachten Ringhalterattaschen aus Repov bzw. Dowalton Loch sind stilistisch sehr verschieden voneinander: Der klassizistische, gut modellierte Mänadenkopf auf der böhmischen Attasche entspricht mit seinem plastischen Volumen durchaus unseren Vorstellungen von Stil und Qualität campanischer Erzeugnisse des 1. Jahrhunderts, während das flache Relief und die reiche Kaltarbeit des Gorgoneions von Schottland eher Stilmerkmale einer provinziellen gallischen Werkstatt des 1.-3. Jahrhunderts sein k ö n n t e n (Abb. 3,1.12). Von den dreizehn weiteren bekannten Attaschen desselben Typs, die höchstwahrscheinlich zu Kasserollen aus der gleichen campanischen Produktion gehörten, gehen die Exemplare aus Luhmühlen (Abb. 3,2), vom Wittnauerhorn (Abb. 3,3), aus Heddernheim (Abb. 3,4), Augsburg (Abb. 3,6), Kemenesszentpéter (Abb. 3,7) sowie eine der Attaschen aus Straubing (Abb. 3,8) offenbar auf dasselbe Hilfsnegativ wie das Exemplar aus Repov zurück, während die übrigen Exemplare (Abb. 3,9-15) mehrere weitere Stilvarianten und auch grosse Qualitätsunterschiede belegen (vgl. Katalog zu S 3 0 1 ) . Die Gruppe der Kasserollenattaschen mit Mänaden- oder Medusenhaupt ist meines Wissens bisher der einzige Fall, in dem sich - aufgrund von Gefässstempeln - stilistisch und qualitativ recht unterschiedliche Objekte derselben Werkstatt zuweisen lassen. In allen anderen Fällen - wo inschriftliche Zeugnisse fehlen - müssen wir von übereinstimmenden Stilmerkmalen ausgehen, um mutmasslichen Werkstattz u s a m m e n h ä n g e n auf die Spur zu kommen und Werkstätten allenfalls regional einzugrenzen . Das beste Beispiel für die Produktion einer regionalen Werkstatt ist die von R. Fleischer zusammengestellte Gruppe von bisher sechzehn Statuetten und elf Sockeln (Abb. 4,1-20), die offenbar im späteren 2. oder frühen 3. Jahrhundert in Rätien hergestellt wur68 65 66 67 63 Zusammenfassend jetzt Gralfs 1994. 64 Z u den campanischen Bronzegeschirrmanufakturen vgl. J. Kunow, D i e capuanischen Bronzegefässhersteller Lucius A n sius Epaphroditus und Publius Cipius Polybius. B J b 185,1985, 215-242; St. Berke, R ö m i s c h e Bronzegefässe und Terra Sigillata in der Germania libera. Boreas Beiheft 7 ( M ü n s t e r 1990); R . Petrovszky, Studien zu römischen Bronzegefässen mit M e i sterstempeln. K ö l n e r Studien zur A r c h ä o l o g i e der R ö m i s c h e n Provinzen 1 (Buch am Erlsbach 1993) 181-183 und passim. 65 R e p l i k e n im Sinne der freieren Kleinbronzerepliken, wie sie A . Leibundgut (1990,399) definiert hat. 66 V g l . dazu auch S. Faust, Fulcra. Figürlicher und ornamentaler Schmuck an antiken Betten. R M , Ergänzungsheft 30 (Mainz 1989) 142. 67 Nicht auszuschliessen ist, dass die Attasche aus Dowalton L o c h erst als Ersatz für die original zugehörige angebracht wurde, doch hat eine von F. Hunter (National Museums of Scotland, Edinburgh) freundlicherweise veranlasste R ö n t g e n a u f n a h m e keine Spuren einer früheren L ö t u n g erbracht. 68 E i n e ganz andere, hier nicht angestrebte Untersuchung k ö n n t e sich zum Z i e l setzen, die an einem Ort existierenden Werkstätten durch Zusammenstellen aller Gussabfälle, Werkspuren usw. zu erfassen. E i n e n Anfang hat hier A . R . Furger gemacht, der betont, wieviel A r b e i t für eine vollständige Bestandesaufnahme noch zu leisten w ä r e (in: Furger/Riederer 1995,139f.). Im übrigen muss man sich d a r ü b e r im klaren sein, dass auf diese Weise höchstens Aussagen zu einzelnen Objekten ( R o h - und Fehlgüssen, Halbfabrikaten usw.) möglich w ä r e n ; weiterhin nicht entscheiden liesse sich, welche der am gleichen Ort gefundenen Objekte wirklich lokal hergestellt sind. Abb. 3 Kasserollenattaschen aus der Manufaktur der C i p i i . M . 1 2 (ganze Gefässe M . 1 : 5). 1 aus Repov ( M l a d â Boleslav, C S F R ) 9 aus Avenches V D 2 aus L u h m ü h l e n (Niedersachsen, D ) 10 aus Straubing 3 vom Wittnauerhorn A G 11 aus Nedre Segerstad ( Ö l a n d , S) 4 aus Heddernheim (Hessen, D ) 12 aus Dowalton L o c h (Wigtownshire, G B ) 5 aus Straubing (Bayern, D ) 13 aus Tolstrupgaard (Jutland, D K ) 6 aus Augsburg (Bayern, D ) 14 aus Augst (S301) 7 aus K e m e n e s s z e n t p é t e r (Veszprém, H ) 15 aus L o n d o n . 8 aus Straubing 69 den . A l l e Statuetten weisen dieselben Stilmerkmale auf; für Statuetten des gleichen Typus wurden offenbar übereinstimmende, vom gleichen Urmodell abgenommene Negativformen verwendet. Leider steht die Gruppe in ihrem Umfang bisher einzig da. Meist gelingt es nur an wenigen, zudem qualitativ eher bescheidenen Statuetten dieselben Charakteristika zu finden; bei klassizistischen Statuetten werden «handschriftliche» Eigenheiten offenbar bewusst vermieden . Auch das Augster Material bildet hier keine Ausnahme; bevor aber eigene Werkstattgruppierungen vorgestellt werden, soll von zwei Beiträgen aus der neueren Forschung die Rede sein, in denen Augster Objekte zu anderen Bronzen in Beziehung gesetzt werden. J. Frei unternimmt den Versuch, ausgehend von den zum Teil signierten Paraderüstungen des Schatzfunds von Straubing, stilistisch verwandte Werke demselben Umkreis zuzuordnen sowie weitere «Handschriften» zu identifizieren . Dabei beschränkt er sich nicht auf eine Gattung, sondern bezieht getriebene wie gegossene Objekte, Teile der militärischen Ausrüstung wie zivile Kultgegenstände mit ein - ein sehr interessantes, wenn auch beim heutigen Kenntnisstand teilweise problematisches Unterfangen. Aufgrund festgestellter gleicher Stilmerkmale nimmt er an, dass es grundsätzlich dieselben Handwerker waren, die Rüstungsteile und Statuetten verfertigten. So findet er etwa an dem als Gerätstütze verwendeten Triton aus Augst 192 denselben Gesichtsausdruck und dieselbe dreieckige Schwellung der Nasenwurzel wie an den Gesichtsmasken von Straubing wieder und weist deshalb die ganze Gruppe dem - syrischen oder rätischen - «Straubinger Meister» zu. Nun zeigen sich im Triton wie in den Gesichtsmasken offenkundig die gleichen Stiltendenzen des späten 2. und frühen 3. Jahrhunderts, aber im einzelnen reichen die zum Teil nur typologischen Gemeinsamkeiten nicht aus, um dieselbe Hand erkennen zu lassen . Noch weniger einleuchtend scheint es mir, die von Eroten begleitete Venus aus Augst 68 dem Umkreis des Straubinger Meisters zuzuweisen. Wieder ist allenfalls der Zeitstil vergleichbar, aber schon die schlichte exedraförmige Basis der Augster Gruppe hebt sich deutlich von den von R. Fleischer zusammengetragenen syrischen Sockeln mit Mitteltreppe ab, so dass eine östliche Provenienz der Gruppe keineswegs zwingend erscheint. Im weiteren Umkreis des Straubinger Meisters siedelt J. Frei drei in Augst bzw. Kaiseraugst gefundene Bronzeobjekte an, die er alle dem «Augster Graveur» («Augst Engraver») zuschreibt; es sind dies die beiden Blechfragmente 167 und 168 sowie die Fortunastatuette 74. Seine Datierung der Reliefs in das frühe 3. Jahrhundert ist durchaus erwägenswert , auch betont er zu Recht, dass an der Statuette die Kaltarbeit, nicht die plastische Gliederung vorherrscht; er vermag jedoch keine für alle drei Objekte charakteristischen Stilelemente zu nennen. In einem Exkurs streift J. Frei die beiden stilistisch ganz anders, d.h. nach Italien orientierten Statuetten eines Laren und eines A m o r in Rüstung aus dem Schatzfund von Straubing, und stellt sie dem Laren 52 sowie den beiden A m o r figuren 38 und 49 aus Augst gegenüber. Aus dem 70 71 72 73 74 75 Vergleich schliesst er, dass die Augster Statuetten im 1. Jahrhundert in Italien oder lokal als Imitationen italischer Vorbilder hergestellt wurden, die Straubinger Exemplare jedoch erst um 200 n. Chr., ebenfalls nach italischen Vorlagen, aber wohl in der Werkstatt des Straubinger Meisters. Indem J. Frei auf diese Weise alle Bestandteile des Straubinger Schatzfundes einer einzigen Werkstatt - oder allenfalls einem von ihr abhängigen Werkstattkreis - zuweist, verkennt er meines Erachtens dessen heterogenen Charakter völlig. J. Garbsch hat dagegen wahrscheinlich gemacht, dass es die Beute eines Plünderers war, der sich neuere militärische Ausrüstungsteile aus dem Kastell sowie 69 Fleischer 1977; Frei 1987, 66f. N r . 48-63. In Frels Liste noch nicht aufgeführt: M e r k u r aus Munderkingen ( A b b . 4,2), A m o r in R ü s t u n g aus Regensburg ( A b b . 4,7; der schlechte Erhaltungszustand der Statuette lässt die charakteristischen Stileigenheiten mehr erahnen als erkennen), Victoria aus K r e p c a ( A b b . 4,16), Sockel aus Frankenwinheim ( A b b . 4,20). 70 Prinzipiell ist anzunehmen, dass jede kaiserzeitliche Bronzegusswerkstatt die Technik des indirekten Wachsausschmelzverfahrens kannte, da dadurch die A r b e i t rationalisiert wurde und missratene G ü s s e mit geringem Zeitaufwand wiederholt werden konnten; es liegt lediglich an der zu geringen Z a h l erhaltener Objekte, dass sich das Verfahren oft nicht nachweisen lässt. Gerade qualitativ hochstehende Statuetten erwecken oft den Eindruck origineller Einzelschöpfungen, w ä h r e n d in Wirklichkeit derselbe Bronzegiesser wahrscheinlich zahlreiche weitere Exemplare des gleichen Typus herstellte, die heute aber verloren sind. Z u m Problem vgl. auch Stupperich 1988, 520f. Die Verwendung gleicher Negativformen legen etwa zwei klassizistische halblebensgrosse Bacchusfiguren aus Champigneulles (Meurthe-et-Moselle, F) bzw. in L o n d o n nahe (ManfriniA r a g n o 1987,63f. A b b . 46.47). 71 Frei 1987. 72 D e n glatten, gespannten Gesichtsflächen und der kleinteiligen, ornamentalen Haar- und Brauengestaltung bei den M a s k e n stehen beim Triton wie aufgeblasen wirkende W ö l b u n g e n des Rumpfs sowie das grosszügiger, weniger sorgfältig wiedergegebene Haupt- und Barthaar g e g e n ü b e r . D e n charakteristischen dreieckigen Stirnwulst halte ich eher für ein typologisches Element. - In der Victoria aus Augst 75 sieht J. Frei ein Verbindungsglied zwischen der Straubinger und der Eininger Werkstatt, wobei er an ihr wie am Ganymed aus Augst 191a zu Recht stärker typologische als stilistische Verwandtschaft mit den Rüstungsteilen erkennt. 73 R . Fleischer, E i n e Gruppe syrisch-phönikischer Bronzestatuetten-Basen. Damaszener Mitteilungen 1,1983, 31-42 Taf. 1-12. - Z u gallorömischen Sockelformen vgl. jetzt Künzl 1996, 458-460. 74 Mangels enger stilistischer Parallelen ist die zeitliche E i n o r d nung der Bleche nach wie vor schwierig. J. Manser, der sich in einer (ungedruckten) Lizentiatsarbeit mit den Blechen befasste, setzte aufgrund stilistischer Unterschiede das Blech 168 in die erste Hälfte des 3. Jh., das Blech 167 in die erste Hälfte des 4. Jh. (J. Manser, Z w e i spätrömische Bronzereliefs aus dem Gebiet der Colonia Augusta Raurica, Lizentiatsarbeit Universität Basel 1985). Im Katalog hatte ich für beide eine Werkstatt der ersten Hälfte des 4. Jh. vorgeschlagen, ohne ihre stilistische und motivische Verwandtschaft mit den Reliefs auf den Parad e r ü s t u n g e n g e n ü g e n d zu beachten (vgl. etwa Binnengliederung des M e r k u r auf 167 mit der von Herkules und Mars auf Beinschienen aus Straubing, Garbsch 1978 B 10.11 Taf. 3, oder den kragenartig umgeklappten Ä g i s r a n d der M i n e r v a des Berliner Reliefs mit dem gleichen M o t i v auf verschiedenen R ü stungsteilen, ebd. B 22. E 6. P 28. R 5. 7.16 Taf. 6. 9.13. 37.42). V o r dem Hintergrund der P a r a d e r ü s t u n g e n spricht nun sehr viel für J. Frels Datierung der Bleche in das frühe 3. Jh., jedenfalls für eine gleiche Zeitstufe von Blechen und R ü s t u n g e n , auch wenn zumindest das Blech 167 qualitativ deutlich ü b e r dem Grossteil der P a r a d e r ü s t u n g e n steht. 75 Z u r Deutung von 49 vgl. unten Exkurs I. Abb. 4 Statuetten und Sockel aus einer rätischen Werkstatt. M . 1 : 2. 1 M e r k u r aus Straubing (Bayern, D ) 2 M e r k u r aus Munderkingen ( B a d e n - W ü r t t e m b e r g , D ) 3 M e r k u r aus Enns ( O b e r ö s t e r r e i c h , A ) 4 M e r k u r aus Augsburg (Bayern, D ) 5 A m o r aus Regensburg (Bayern, D ) 6 A m o r in R ü s t u n g aus Regensburg 7 A m o r in R ü s t u n g aus Regensburg 8 L a r aus Straubing 9 L a r in Budapest 10 Genius aus Straubing. Abb. 4 (Fortsetzung). 11 Venus aus Wallersdorf (Bayern, D) 12 Fortuna aus Straubing 13 Fortuna aus Enns 14 Fortuna aus Regensburg 15 Victoria aus Pforzheim ( B a d e n - W ü r t t e m b e r g , D) 16 Victoria aus K r e p c a (bei Popovo, B G ) 17 Sockel aus Straubing 18 Sockel aus Enns 19 Sockel aus Augst (S124) 20 Sockel aus Frankenwinheim (Bayern, D). ältere Objekte - Eisenwerkzeug und Statuetten unterschiedlichen Alters - aus der nahegelegenen Villa sichern wollte (vgl. auch unten mit A n m . 663f. und Anhang II GF64) . Beide Laren, derjenige von Straubing wie der von Augst, sind offenbar campanische Erzeugnisse des 1. Jahrhunderts, wobei das Augster Exemplar in iulisch-claudische Zeit zu datieren sein dürfte (vgl. unten Exkurs I); zum Laren aus Straubing ist kürzlich eine sehr nahe Parallele aus Pompeji bekanntgeworden. J. Frels Gliederung überzeugt dort, wo er innerhalb derselben Gattung handschriftliche Stileigenheiten zu unterscheiden versucht, wird jedoch problematisch, wenn er Objekte aus verschiedenen Gattungen miteinander vergleicht, ohne konsequent stilistische und typologische Merkmale auseinanderzuhalten. Die aus gegossenen und getriebenen Teilen zusammengesetzte Minervabüste aus Augst S41 zeigt, wie schwierig es ist, übergeordnete gemeinsame Stilmerkmale zu erkennen; hinzu kommt, dass wir nicht einmal in diesem Fall wissen, ob wirklich derselbe Handwerker die gegossenen wie die getriebenen Partien hergestellt hat. Die zweite eingehende Untersuchung zu Werkstattzusammenhängen unter Einbezug von Augster Material stammt von M . Kemkes; er befasst sich mit Herstellungstechnik, Stil und Funktion bronzener Truhenbeschläge aus der Villa von Eckartsbrunn . E r macht wahrscheinlich, dass die verschiedenen eisernen und bronzenen Bestandteile - Büsten, Lunulae, Bleche, Unterlegscheiben, Henkel und Scharniere - in der gleichen Werkstatt hergestellt worden sind. Die stilistisch nächste Parallele zu den künstlerisch anspruchslosen, recht nachlässig gearbeiteten Bacchusbüsten sieht er in einer typologisch ganz ungewöhnlichen, qualitativ sehr bescheidenen Venusstatuette aus Augst (71), die er der gleichen, in der Gegend Hochrhein-Nordschweiz zu lokalisierenden Werkstatt zuweisen möchte. Bestätigend kommt für ihn hinzu, dass sich auch für die Delphinhenkel eine lokal begrenzte Werkstatttradition abzeichnet, indem einige typologische Merkmale die Henkel aus Eckartsbrunn mit Exemplaren aus Augst verbinden . Weniger überzeugend als Kemkes' Beobachtungen zu den Henkeln scheint mir die von ihm postulierte stilistische Übereinstimmung zwischen den Bacchusbüsten und der Augster Venus. A n beiden Objekten bzw. Objektgruppen herrschen einheimisch-gallische Stilmerkmale vor; die technische Ausführung ist deutlich nachlässig und unpräzis. In der A r t der Kaltarbeit zeigen sich jedoch deutliche Unterschiede: so sind etwa die kurzen tiefen Kerben, die die Gewandfalten und die Haarsträhnen der Venus unterteilen, schematisch aneinandergereiht, während sie bei den Bacchusbüsten weniger tief eingeschlagen sind und unregelmässiger verlaufen. Entscheidend scheint mir aber vor allem, dass die stilistischen Eigenheiten der Venus offensichtlich direkt auf das ihr zugrunde liegende Vorbild zurückzuführen sind, was bei den Büsten nicht in gleicher Weise der Fall ist. Während nämlich Statuetten im allgemeinen auf eigentliche Kleinbronzetypen zurückgehen (s. unten mit A n m . 168f.), gibt die Venus von Augst 71 (Abb. 5,1) einen Terrakottatypus wieder, und zwar den recht selten in Zentralgallien und Obergermanien vertretenen, hier leicht abgewandel76 77 78 79 1 2 A b b . 5,1 Venus 71. M . 2 : 3. A b b . 5,2 Terrakottastatuette der Venus aus Rheinzabern (Rheinland-Pfalz, D ) . M . 1 : 2. ten Typus der von Eule, Adler und Delphin begleiteten Göttin (Abb. 5,2) . Gewand und Tiere beidseits der Göttin sowie die für Bronzen in dieser Form sonst nicht belegte Standfläche sind weitgehend übernommen, wenn auch Adler und Delphin im einzelnen nicht mehr kenntlich sind; aus der auf der linken Schulter hockenden Eule ist ein zweites, unverstandenes Strähnenbündel geworden. Abgeändert ist nur die rechte Hand, die, statt zur Schulter erhoben, eine Schale nach vorn streckt. V o m Terrakottatypus vorgegeben sind aber offenbar ausser motivischen auch stilistische Elemente: die kleinen, verkümmerten Füsse, die unförmigen H ä n d e sowie die Kerben zur Charakterisierung der Haarsträhnen und der Gewandfalten. Wir wissen nicht, weshalb hier - und meines Wissens nur hier - für eine Bronzestatuette auf ein Terrakottavorbild zurückgegriffen wurde; 8() 76 77 78 79 Garbsch 1978,47. Franchi dell'Orto/Varone 1994 N r . 12 (hier A b b . 153). Kemkes 1991 (Bacchusbüsten 329ff.). F ü r seine A n n a h m e spricht auch, dass zwei Delphinhenkel aus Zürich (Kaufmann-Heinimann, Suppl. Nr. 192 Taf. 75) bzw. Zurzach ( A . Leibundgut, Bronzen aus der V i l l a Brüggliwiesen in Zurzach. A r g o v i a 108,1996,146f. A b b . 59. 60) - die er noch nicht kennen konnte - dieselben Merkmale, so etwa das durchbrochen gearbeitete Delphinmaul, aufweisen. 80 M . Rouvier-Jeanlin, Les figurines gallo-romaines en terre cuite au M u s é e des A n t i q u i t é s Nationales. Gallia Suppl. 24 (Paris 1972) N r . 34 (Typ I A ) ; G . Schauerte, Terrakotten mütterlicher Gottheiten. B J b Beiheft 45 ( K ö l n / B o n n 1985) 192f. Nr. 291-293 Taf. 37,1.2 (Variante V 5.3.1). Datierung: viertes Viertel des 1. Jh.; Herkunft: Zentralgallien. - D i e Ü b e r e i n s t i m m u n g zwischen Terrakottatyp und Bronzefigur hat auch M . RouvierJeanlin bemerkt (Les figurines gallo-romaines en terre cuite. Ausstellungskat. Dijon 1985,42 N r . 106). V g l . auch v. Gonzenbach 1995,127f. jedenfalls scheint mir dieses aussergewöhnliche Objekt wenig geeignet, um die Produktion einer durchschnittlichen provinziellen Werkstatt zu charakterisieren. Bei den im folgenden zusammengestellten Gruppen von Bronzen, deren Stilmerkmale sich an Augster Objekten und auswärtigen Parallelen wiederfinden, werden in erster Linie Exemplare mit gesichertem Fundort einbezogen, da sich dadurch Hinweise auf die Lokalisierung einer Werkstatt ergeben können. Allerdings darf man, wie schon betont, nicht ausser acht lassen, dass an sich alle Bronzen auch weit entfernt von ihrem Produktionsort abgegossen werden konnten und dann den Ausgangspunkt für neue Serien bildeten (vgl. oben mit A n m . 59-61). So ist nicht anzunehmen, dass etwa die stereotypen, von einer Hand bekrönten Haarnadeln, die im ganzen Imperium gefunden werden (vgl. 243, 244 und S231-S234), aus einer einzigen zentralen Werkstatt stammen, sondern sie wurden wohl jeweils für den lokalen Bedarf an Ort und Stelle hergestellt . Gleich verhält es sich mit anderen einfachen Gebrauchsgegenständen wie zum Beispiel den dreibeinigen niedrigen Kerzenständern in Form einer von Raubtierprotomen getragenen Schale, von denen sich zwei Exemplare (oder Teile davon) in Augst erhalten haben (199 und S254); die Tatsache, dass sich die Fundorte der in Typus und Grösse weitgehend übereinstimmenden Exemplare über Italien, Marokko sowie die Provinzen nördlich der Alpen verteilen, spricht für jeweils lokale Herstellung. Anderseits liegt die Annahme von zentralen, für den Export arbeitenden Werkstätten dann nahe, wenn spezielle technische Verfahren zur Anwendung kommen. So schlägt M . Feugère für die Tierfibeln mit Niellodekor und die ihnen stilistisch sehr verwandten Siegelkapseln mit Tierfiguren aufgrund ihrer Verbreitung eine Herkunft aus wenigen, in Zentral- und Ostgallien - etwa in Alesia - tätigen Werkstätten vor . 81 82 Möbelteile und Gerät Kastenhenkel Delphinförmige Kastenhenkel sind vor allem aus den Provinzen nördlich und östlich der A l p e n in grosser Zahl bekannt, so dass es lohnend scheinen möchte, aufgrund der Ausführung im einzelnen sowie formaler Besonderheiten verschiedene Werkstattgruppen zu Abb. 6 Kastenhenkel mit Delphinen. M . 1 : 2. 1 aus Vallon F R 2 aus Lausanne-Vidy V D 3 4 81 V g l . Katalog zu S231-S234 und R i h a 1990,99. 82 M . Feugère, Les fibules en Gaule m é r i d i o n a l e de la c o n q u ê t e à la fin du V s. ap. J.-C. Revue a r c h é o l o g i q u e de Narbonnaise, Suppl. 12 (Paris 1985) 388-393 («atelier C»); M . Feugère, P. Abauzit, Les boîtes à sceau circulaires à décor zoomorphe riveté d ' é p o q u e romaine. R A E 46,1995,41-58 bes. 50-52. e aus Avenches V D aus Thun-Allmendingen B E aus Augst (S197). Abb. 7 (Fortsetzung) R e i b s t ä b c h e n und Haarnadeln. M . 1 :2. Abb. 7 (s. vorhergehende Doppelseite) R e i b s t ä b c h e n und Haarnadeln. M . 1 :1 (Details) und 1 :2 (Auswahl). 1 aus Augst (239); Insula 28. F K : 40-60 n. C h r 2 aus Kempten (Bayern, D ) ; kleine Thermen, H o f 6, Planum X I V . Aus dem unteren Fundhorizont einer frühestens i n der zweiten Hälfte des 1. Jh. angelegten holzverschalten Zisterne; möglicherweise aber aus einer älteren Zisterne am gleichen Ort 3 aus Windisch A G 4 aus Nijmegen (Gelderland, N L ) ; Hunerberg (in diesem Fall = Ostseite der Siedlung Noviomagus Batavorum und zugehöriges Gr äber f eld des 1. Jh., Kleinkastell aus tiberischer Zeit und Westseite der augusteischen Castra). F K wohl tiberisch 5 aus Zurzach A G ; Kastell-Vicus, Haus V I I I (Wohnhaus mit Metallwerkstatt), Südhälfte. F K : zweites und drittes Viertel des l.Jh. 6 aus Mandeure (Doubs, F ) 7 aus Garnissol bei Mas-Saintes-Puelles (Aude, F ) ; Brandgrab aus der zweiten Hälfte des 1. Jh. 8 aus Lausanne-Vidy V D 9 aus Lausanne-Vidy V D , L a Maladière, Sektor 11, F3 10 aus Epfach (Bayern, D ) ; Brandgrab aus der zweiten Hälfte des 2. Jh. 11 aus Kempten (Bayern, D ) ; Lerpscher Kiesgrube, «Töpferhaus», Westteil 12 vom Magdalensberg ( K ä r n t e n , A ) . V o r 45 n. Chr. 13 wahrscheinlich aus Langres (Haute-Marne, F) 14 aus Nijmegen ( N L ) , Gr äber f eld Canisius-College. F K 15-70 n. Chr. 15 aus Minusio T I ; Grab Cadra 4. F K : 10-30 n. Chr. 16 aus Minusio T I ; G r a b Cadra 5. F K : 10-30 n. Chr. 17 Fundort unbekannt; in M a i n z (Rheinland-Pfalz, D ) 18 aus Augst (236); Insula 25. F K : 10-50/190-250 n. Chr. 19 aus Langres 20 aus Petit-Bersac (Dordogne, F ) 21 aus Augst oder Kaiseraugst (S235) 22 aus Augst (241) 23 aus Langres 24 aus Trier (Rheinland-Pfalz, D ) 25 aus Nijmegen; Grabung Rivierstraat 1991. F K : 75-150 n.Chr. 26 aus Vechten (Utrecht, N L ) 27 aus Vechten 28 aus L o n d o n ( G B ) . unterscheiden. Doch es zeigt sich, dass einerseits schon innerhalb desselben Fundorts mehrere Varianten vertreten sind (vgl. z.B. 208-210 und S193) , anderseits stilistisch eng verwandte Exemplare an verschiedenen Orten vorkommen, was weiterführende Schlüsse hinsichtlich der Produktionsorte erschwert. Vorläufig ist hier nicht über Hypothesen hinauszukommen, wie sie M . Kemkes im Rahmen seiner oben erwähnten Untersuchung formuliert hat, indem er einige Merkmale eines möglicherweise regional begrenzten Henkeltyps zusammenstellte . Von den einfachen Henkeln mit gegenständigen Delphinen beidseits eines profilierten Mittelstücks hebt sich eine kleine Gruppe grösserer, reicher ausgestatteter Henkel ab: die klassizistischen Delphine sind differenziert gearbeiteten Kaltarbeit verziert, und fassen mit geöffnetem Maul eine Muschel oder ein Akanthusblatt. Die fünf bisher bekannten Exemplare (Abb. 6,1-5) sind untereinander stilistisch eng verwandt und wurden alle in der West- und Nordwestschweiz gefunden, drei in Zivilsiedlungen (Augst, Avenches, Lausanne-Vidy), eines in einer Villa (Vallon) und eines in einem Tempelbezirk (Thun-Allmendingen) . Das eng begrenzte Verbreitungsgebiet macht wahrscheinlich, dass hier die Produkte einer lokalen Werkstatt zu fassen sind, die nach dem Ausweis des zu S197 gehörenden Fundkomplexes im 1. (oder 2.?) Jahrhundert tätig war. 83 84 85 Reibstäbchen und Haarnadeln Vor allem aus der Germania Superior (Augst, Windisch, Zurzach, Lausanne-Vidy) und dem östlich angrenzenden Gallien (Mandeure) sowie Rätien (Kempten, Epfach) sind Reibstäbchen bekannt, die von rudimentär wiedergegebenen, breitbeinig dastehenden Tieren bzw. Tierprotomen (Hund? Löwe?) bekrönt werden (Abb. 7,1-11). Die kantigen Formen und die lineare Binnengliederung scheinen durch Feilen entstanden zu sein , so dass sich nicht mehr be86 83 In Augst sind fünf oder sechs einigermassen vollständige D e l phinhenkel gefunden worden (207-210, S193, S373; 207 ohne bekannten Fundort), i n Nida-Heddernheim zwei, evtl. vier Exemplare ( K o h l e r t - N é m e t h , Nida-Heddernheim II N r . 17f.; zwei Exemplare ohne gesicherten Fundort). 84 V g l . oben mit A n m . 79 und Kemkes 1991, 350f.; zur Herstellungstechnik der H e n k e l ebd. 373-375. D i e die Eckartsbrunner und zwei Augster H e n k e l (208.209) verbindenden Elemente betonter, wie aufgeblasener Kopfteil, durchstossene Mundpartie, dreifach gegliederter Mittelteil - finden sich auch an einem H e n k e l in Frankfurt ( K o h l e r t - N é m e t h , Nida-Heddernheim II Nr. 18 A b b . S. 43 unten). 85 S197 ( B i l d i m Katalog versehentlich bei Legende S198 statt S197); Leibundgut, Avenches N r . 83 Taf. 54; Leibundgut, Westschweiz N r . lOlf. Taf. 124; J.-B. G a r d i o l in: J.-B. G a r d i o l u.a., L a villa gallo-romaine de Vallon F R . U n e seconde m o s a ï q u e figurée et un laraire. A S 13,1990,172 A b b . 5. 86 Freundlicher Hinweis von A l e x R . Furger, Augst. 28 26/27 • • 4/14/25 24 .o/on/oo 13/20/23 # 1/18/21/22. . * 6 3 . ° 2/11 1 y 12 8/9 19 15/16 • 7 • Abb. 8 Verbreitungskarte: R e i b s t ä b c h e n • und Haarnadeln • . Offene Signatur: Aufbewahrungsort (Fundort unbekannt). urteilen lässt, wie sehr die Tierfiguren vor der Kaltarbeit übereinstimmten; die Endprodukte sind jedenfalls kaum unabhängig voneinander denkbar. D i e Exemplare A b b . 7,1-4 zeichnen sich durch starke Stilisierung der ganzen Tierfigur aus; an den Tieren Abb. 7,5-11 fallen die hohen Beine auf, wobei der Hals bei Abb. 7,5-7 steil aufgerichtet, bei Abb. 7,8-11 eher kurz und gedrungen ist. Die vorhandenen zeitlichen Anhaltspunkte weisen auf das 1. Jahrhundert, zum Teil auf dessen erste Hälfte. In oder bei mehreren der Fundorte war zu dieser Zeit Militär stationiert; auch das Exemplar aus Augst könnte als Besitz der im früheren 1. Jahrhundert in der Unterstadt stationierten Truppen (vgl. unten Teil II, «Militaria») in die Oberstadt gelangt sein . V o m Stil her erinnern die Tierfiguren vor allem der Exemplare Abb. 7,1-4 an die augusteischen Löwenfibeln, die auf dem Mont-Beuvray und wohl auch in anderen Zentren Ostgalliens hergestellt wurden; auch die am Rücken aneinanderstossenden Protomen sind dort vertreten . Ebenfalls in das 1. Jahrhundert scheinen zwei Reibstäbchen vom Magdalensberg (Abb. 7,12) bzw. aus Nijmegen (Abb. 7,14) zu gehören; die durch sie und durch ein Exemplar aus Langres (Abb. 7,13) vertretenen Stilvarianten der Aufsatztiere sind vorläufig an keinen weiteren Reibstäbchen belegt, wohl aber an Haarnadeln (vgl. unten mit A b b . 7,21-28) . Eine bisher drei Exemplare umfassende Gruppe (Abb. 87 88 89 7,15-17) gibt eine weitere Stilvariante wieder, bei der gebogene Elemente vorherrschen; die zwei Reibstäbchen mit bekanntem Fundort lagen in Tessiner Gräbern, die in augusteisch-tiberische Zeit gehören und deren übrige Beigaben ausschliesslich aus Nordund Mittelitalien stammen . Die Hähne, die auf den Reibstäbchen Abb. 7,18-20 aus Augst, Langres und Petit-Bersac sitzen, sind deutlich weniger stark stilisiert als die Tierfiguren der Reibstäbchen Abb. 7,1-11. Es lässt sich vorläufig nicht entscheiden, ob die verschiedenen Stilvarianten aufeinander gefolgt sind oder nebeneinander bestanden haben. Wahrscheinlich wurden Reibstäbchen mit einfachen Tierfiguren aufgrund von stilistischen Anregungen aus 90 87 Allerdings sind R e i b s t ä b c h e n bisher nicht als ausgesprochen militärische G e r ä t s c h a f t e n in Erscheinung getreten. 88 F e u g è r e (wie A n m . 82) 278-287. V g l . auch S. Fünfschilling ( Z u einigen ausgewählten Altfunden aus Augusta Raurica. J b A K 15,1994,193f. A b b . 17-21), die auf stilistisch verwandte L ö w e n figuren auf beinernen Messergriffen aufmerksam macht. 89 A b b . 7,14 scheint sich auch durch die Konstruktion von den anderen massiv gegossenen Exemplaren zu unterscheiden: die Tierfigur mit Unterlage steht auf einem massiven Stab, der in eine hohle Tülle eingelassen ist. 90 Z u r Datierung der G r ä b e r Cadra 4 und 5 vgl. S. Biaggio Simona, I vetri romani provenienti dalle terre dell'attuale Cantone Ticino 1 ( L o c a m o 1991) 337. Norditalien um die Mitte des 1. Jahrhunderts in verschiedenen Werkstätten nördlich der A l p e n hergestellt; ein Schwerpunkt scheint sich in Ostgallien und in der Nordschweiz abzuzeichnen (vgl. Karte A b b . 8). Es ist anzunehmen, dass bronzene Reibstäbchen eine regional und zeitlich begrenzte Sonderform darstellten, da diese wohl zum Verreiben von Pasten verwendeten G e r ä t e sonst üblicherweise aus Glas bestanden . Die Stilelemente des hockenden Hundes auf dem mutmasslich aus Langres stammenden Reibstäbchen A b b . 7,13 - gerade Rückenlinie, kaum Unterschiede im Volumen von Extremitäten und Rumpf - finden sich an Hunde(?)figuren wieder, die den oberen Abschluss von Haarnadeln bildeten (Abb. 7,21-28). Die Haarnadeln mit tiergestaltigem Aufsatz bestehen meist aus zwei Teilen, der Tierfigur auf hohlgegossenem kapitellartigem Sockel und dem oft eisernen Stab, der in den Sockel oder durch diesen hindurch gesteckt wurde. Leider lässt sich diese Gruppe von Haarnadeln zeitlich oder regional nicht eingrenzen; so muss offenbleiben, ob die stilistische Verwandtschaft mit gewissen Reibstäbchen nur zufällig ist oder auf gemeinsame Werkstätten schliessen lassen könnte (vgl. Karte A b b . 8) . Messergriffe Exemplare von Süden mit. Die frühesten zeitlichen Anhaltspunkte - diejenigen der Exemplare A b b . 9,15.18 und 27 - sprechen für eine Datierung um die Mitte und in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts; dabei lässt sich nicht entscheiden, ob die Produktion schon in der ersten Hälfte des Jahrhunderts eingesetzt hat. Unklar ist ferner, wie die von J. Garbsch zusammengestellten kastenförmigen Messergriffe mit fischblasenförmiger Aussparung (Typ A ) mit den Griffen des hier behandelten Typus zusammenhängen. Eines der wenigen Exemplare mit figürlichem Abschluss gefunden im Bezirk des gallorömischen Heiligtums von Villards-d'Héria - weist einen stilistisch mit den Griffen A b b . 9,17.24.25 und 34 übereinstimmenden, ebenfalls mit Punzkreisen verzierten Tierkopf auf, während ein Teil der nicht figürlich verzierten Griffe das schraffierte Blattmuster zeigt . Nach Ausweis der bei Garbsch angegebenen Datierungen scheinen die kastenförmigen Messergriffen eher etwas später einzusetzen als die Griffe mit polygonalem Querschnitt, doch könnten zeitweise auch beide Typen nebeneinander in Gebrauch gewesen sein. Von besonderem Interesse ist schliesslich ein Gerätegriff mit ovalem Querschnitt und Blattmuster, der sehr wahrscheinlich aus Pompeji stammt (Abb. 9,46); leider scheint es ein Einzelexemplar zu sein, so dass sich keine weiteren Schlüsse daraus ziehen lassen . E i n Typus von Messergriffen, der in Augst und Kaiseraugst durch die Exemplare 231-233, S216 und S221 belegt ist, weist einen im Querschnitt runden oder polygonalen Schaft auf, der sich beim Übergang zur eisernen Klinge auf zwei Seiten verjüngt. Oben endet er in einem Panther-, Hunde- oder Widderkopf, in einer ganzen Tierfigur, einer stilisierten Hand oder einem Frauenkopf. Charakteristisch ist zudem die Gliederung des Schaftes in mehrere rundumlaufende Zonen, die mit einem Blattmuster oder mit aus feinen Punzpunkten zusammengesetzten, nicht ganz geschlossenen Kreisen gefüllt sind (Abb. 9 und 10). Die Fundorte der Messergriffe zeigen einen Schwerpunkt im Gebiet der Nord- und Westschweiz (vgl. Karte A b b . 11): von den mir bekannten 45 Exemplaren stammen je fünf aus dem Stadtgebiet von Augusta Raurica (Abb. 9,15-19) und aus dem Legionslager von Vindonissa (Abb. 9,20-23.25, evtl. 24), weitere zwei aus Avenches (Abb. 9,13.14) bzw. aus dem Vicus von Oberwinterthur (Abb. 9,27.28) sowie eines aus Baden (Abb. 9,26). Einzelne Exemplare wurden im angrenzenden Häduer- und Sequanergebiet gefunden (Abb. 9,1-4.6-11, evtl. 12). Die übrigen Messergriffe sind zu einem grossen Teil in Militärlagern entlang dem Rhein (Abb. 9,30-33.35, evtl. 34) und in England (Abb. 9,36-41) gefunden worden. E i n Exemplar (Abb. 9,42) ist sogar ins freie Germanien gelangt. Die geographische Streuung legt nahe, ein Produktionszentrum für diesen Typus von Messergriffen in Augusta Raurica oder Vindonissa anzunehmen. Die Messer, deren genauer Verwendungszweck noch nicht abschliessend geklärt ist , wurden offenbar vorwiegend, aber nicht ausschliesslich im militärischen Bereich verwendet; wahrscheinlich brachte das Militär die am Niederrhein und in Britannien gefundenen 91 V g l . R i h a 1986,41; Biaggio Simona ( A n m . 90) 220-226. - Das Exemplar A b b . 7,10 w ä r e demnach länger als üblich in G e brauch gewesen. 92 V o n den Tieraufsätzen auf Haarnadeln ist durch Exemplare aus Trier (Faust [wie zu A b b . 7,24] N r . 35), Köln (Menzel, B o n n Nr. 389 Taf. 134), Heddernheim (?) ( K o h l e r t - N é m e t h , N i d a Heddernheim II N r . 51) und vielleicht Augst (240) eine weniger schematische Variante belegt, für die aber ebenfalls alle zeitlichen Anhaltspunkte fehlen. 93 J. Garbsch (1975, 69) schlägt für die schmalen Messer mit typologisch verwandtem Griff eine Verwendung als Rasiermesser vor; dieselbe Funktion m ö c h t e M i c h e l F e u g è r e (Montagnac) auch für unseren Typ annehmen (brieflich). Möglicherweise diente das Exemplar aus der Umgebung von Sens ( A b b . 9,1), das eine bronzene, nicht eine eiserne Klinge aufweist, als Votivgabe (so C. Rolley in: J.-P Guillaumet u.a. [s. Abbildungsnachweis]). 94 Garbsch 1975,69-73 A b b . 1. 95 Garbsch 1975,69ff. A b b . 1,7.12.13. M i c h e l F e u g è r e machte mich auf zwei weitere Exemplare der Mischform Villards-d'Héria aus Nijmegen (?) (Rijksmuseum van Oudheden, Leiden) und in N î m e s aufmerksam (beide unpubliziert),die das schraffierte Blattmuster aufweisen und in einem Pantherkopf ähnlich dem der Griffe A b b . 9,5 und 33 enden. 96 R . Jackson, Medical Instruments in the « A n t i q u a r i u m » at Pompeii. In: L . J. Bliquez, R o m a n Surgical Instruments and Other M i n o r Objects in the National Archaeological M u s e u m of Naples (Mainz 1994) 211 A 4 3 A b b . 223.224. 230. 91 92 9 4 95 96 93 Abb. 9 Messergriffe mit figürlichem Aufsatz. M . 1 :2. 5,3 2 Tressan (Hérault, F) 5,1 3 Chézieu (Loire, F) 6,0 4 Chézieu (Loire, F) 6,5 Hand X X X X XX X X XX XX X X X m m m andere 5 FO unbekannt; in Lyon 6,9 x 6 Autun (Saône-et-Loire, F) 5,0 x 7 Nuits-Saint-Georges (Côte-d'Or, F) 6,3 8 Nuits-Saint-Georges (Côte-d'Or, F) 4,9 9 Mirebeau (Côte-d'Or, F) 5,5 10 Dammartin (HauteSaône, F) 4,6 11 Besançon (Doubs, F) 5,9 12 Fundort unbekannt; in Montbéliard 5,7 13 Avenches V D 5,3 14 Avenches V D 6,2 15 Augst B L 5,5 16 Augst B L 6,4 17 Kaiseraugst A G 5,4 18 Augst B L 5,7 19 Kaiseraugst A G 5,4 20 Windisch A G 4,7 21 Windisch A G 22 Windisch A G 6,1 5,6 23 Windisch A G 5,6 24 Fundort unbekannt; in Brugg 5,2 25 Windisch A G 5,3 26 Baden A G 6,1 27 Winterthur Z H 6,6 28 Winterthur Z H 6,2 29 Rottweil (BadenWürttemberg, DJ 6,0 30 Mainz (RheinlandPfalz, D) 6,2 31 Köln (NordrheinWestfalen, D) 6,0 32 Neuss (NordrheinWestfalen, D) 4,6 33 Nijmegen N L 6,1 34 Fundort unbekannt; in Nijmegen 35 Zwammerdam N L 5,3 6,3 36 Richborough (Kent, GB) 6,4 37 Richborough (Kent, GB) 38 London G B 6,1 39 London G B 5,2 40 St. Albans (Herts., GB) 5,1 5,9 41 Caerleon (Gwent, G ß ) 5,0 42 Potsdam (Berlin, D) 6,9 43 Umgebg. v. Calliano (Prov. Trento, I) 6,4 44 Ljubljana (Slowenien) 5,0 45 Nin (Kroatien) 4,8 Pantherprotome x X XX XX X X X X X XX XX X X X X XX X X XX XX X XX X X XX XX X X XX XXX X XX X XX X XXX XX XX XX XX X X XX X XX X X XX XX X XXX XX X X ? Widder auf Kugel Frauenkopf Hund auf Kugel ? Panther auf Kugel Panther auf Kugel Frauenkopf weiblicher Doppelkopf Löwenkopf Hund auf Kugel Bemerkungen OOO Widderkopf Hundekopf Pantherkopf Fundort 1 Umgebung Von Sens (Yonne, F) Länge Griff (cm) iGriffNr. Dekorationselemente Objekt Fundort; Datierung gebogene Bronzeklinge erh. (L. ganz 9,5 cm). «Motte du Ciar», in der Nähe der Verzierung wie 8, 14, 20, 22, 28, 31, 44 Zivilsiedlung Verzierung nur noch am Handgelenk sichtbar «La Fontaine», Zivilsiedlung Hand mit Kugel wie 19, 26, 29, 31, 39, 40 Zivilsiedlung. FK: vor Ende des 2. Jh. Ubergangszone zu Kopf mit Zickzackverzierung Zivilsiedlung. FK: vor Ende des 2. Jh. Typ und Verzierung wie 33 Kopf ähnlich wie 11. Verzierung wie 1 oder 10. Punktreihen wie 9, 12, 21, 24, 34 Zivilsiedlung Hand (urspr. mit Ring) wie 8, 10, 20, 35, 45 Zivilsiedlung Hand: s. zu 7. Verzierung: s. zu 1 Zivilsiedlung; gefunden in der Nähe eines Heiligtums nördlich des Decumanus Kopf ähnlich wie 11 und 38. Verzierung wie 16 und 18. Punktreihen: s. zu 6 Militärlager, Kasernen. FK: flavisch Hand: s. zu 7 (Ring erhalten). Verzierung wohl wie 6 und 15 Zivilisiedlung. FK: 1. Jh. Kopf: s. zu 9 aus dem Doubs Kopf wie 32. Verzierung wie 43. Punktreihen: s. zu 6 keine Verzierungen mehr sichtbar Zivilsiedlung; Insula 23. Streufund Verzierung: s. zu 1 Zivilsiedlung; Insula 23. Streufund Kopf ähnlich wie 1. Verzierung wohl wie 10 Zivilsiedlung; Insula 24. Auflüllschicht über claudisch- neronischem Komplex Kopf und Verzierung ähnlich wie 18 Zivilsiedlung; Insula 19. Streufund Kopf ähnl. wie 24, 25, 34. Verzierung wie 34 Zivilsiedlung; Region 18,A. Streufund Kopf und Verzierung ähnlich wie 16 Zivilsiedlung; Insula 36. FK: 30-70 n.Chr. Hand: s. zu 3. Keine Verzierungen mehr sichtbar Zivilsiedlung; Region 19,A. FK: 90-250 n.Chr. Hand: s. zu 7. Verzierung: s. zu 1 Militärlager; Schutthügel (30-101 n.Chr.) Kopf und Punktreihen: s. zu 6 Militärlager oder Vicus gerade Eisenklinge erh. Kopf differenzierter als Militärlager; Schutthügel West 30 und 36. Verzierung: s. zu 1 und 4 (60/70-101 n.Chr.) gerade Eisenklinge erhalten. Militärlager; Schutthügel (30-101 n.Chr.) Hund ähnlich wie 44 Kopf: s. zu 17. Punktreihen: s. zu 6 Kopf: s. zu 17. Punz. Halbmonde ähnl. wie 38 Militärlager; Schutthügel (30-101 n.Chr.) Hand: s. zu 3. Evtl. Dreieckverzierung wie 38 Zivilsiedlung gleicher Panthertyp wie 28, aber weniger stilisiert Zivilsiedlung. FK: 50-70 n.Chr. Panther: s. zu 27. Verzierung: s. zu 1 Zivilsiedlung. FK: 75-100 n.Chr. Hand: s. zu 3 Militärlager. Streufund Kopf wie 36; vgl. auch 22. Schraffierung wie 37 Militärlager Hand: s. zu 3. Verzierung: s. zu 1 Halbmonde: vgl. 25 und 38. Keine anderen Verzierung mehr sichtbar Militärlager Typ und Verzierung wie 5 Hunerberg (Militärlager oder Vicus; 1. Jh.) Kopf und Verzierung: s. zu 17. Punktreihen: s. zu 6 Hand: s. zu 7 (Ring erhalten). Verzierung wie 21 Militärlager; über dem Fundament der Principia Köpfe wie 30 Militärlager; innerer Graben des spätantiken Steinkastells. Nach 400 n.Chr. Kopf weniger stark stilisiert als übliche Pantherköpfe. Schraffierung wie 30 Militärlager; Graben des spätantiken Steinkastells. Nach 400 n.Chr. gerade Eisenklinge erhalten. Kopf: s. zu 9. Dreiecke und Halbmonde vgl. 25 und 26 aus dem Walbrook Hand: s. zu 3. Keine Verzierungen mehr sichtbar Zivilsiedlung; Leadenhall Court. FK: um 95 n.Chr. Hand: s. zu 3 (Kugel erhalten). Keine Verzierungen mehr sichtbar Zivilsiedlung; Insula 14. FK: 105-130 n.Chr. Kopf: vgl. 1. Keine Verzierung mehr sichtbar Militärlager. FK: flavisch Kopf wenig stilisiert Kopf wie 4. Verzierung wie 12. ^nktreihen: s. zu 6 Typ vgl. 27 und 28. Verzierung: s. zu 1 -land: s. zu 7. Keine Verz. mehr sichtbar Grab 508; Einzelfund <1 A b b . 10 Messergriffe mit figürlichem Aufsatz. Übersichtstabelle. Schlüsselgriffe Im Unterschied zu den figürlich bekrönten Rasiermessergriffen sind Werkstattzusammenhänge bei den Schlüsselgriffen in Form von Tieren oder Tierprotomen noch wenig klar. A . Leibundgut hat darauf aufmerksam gemacht, dass vierkantige oder polygonale, in einem Löwenkopf endende Schlüsselgriffe vor allem aus der West- und Nordwestschweiz bekannt sind, und nimmt an, dass sie auch dort hergestellt wurden ; allerdings sind sie untereinander zu verschieden, als dass sie auf jeweils dasselbe Urmodell zurückgehen könnten. Möglich scheint mir, dass die beiden Schlüsselgriffe mit reliefverzierten Seitenflächen und Löwenkopf aus Augst 217 und Muttenz , zu denen vorläufig keine Parallelen bekannt sind, ebenfalls regionale Sonderformen sind. Die Vorlagen für die Reliefs könnten von Reliefgefässen übernommen sein ; die Ausführung ist aber sicher verschiedenen H ä n d e n zuzuschreiben. A l s Entstehungszeit ist wohl schon das 1. Jahrhundert in Betracht zu ziehen. Immerhin ist bei weiteren Schlüsselgriffen, dem Typus mit Hundeprotome im Blattkelch, in mindestens einem Fall dieselbe «Handschrift» bzw. die Verwendung gleicher Hilfsnegative festzustellen. Die 97 98 99 Fundorte der Griffe konzentrieren sich in der Gallia Belgica und im nördlichen Teil der Germania Superior; einzelne Exemplare sind aber auch aus der Lugdunensis und aus Aquitanien bekannt (vgl. Katalog zu S204). Gleichbleibende Elemente sind die Protome eines auf seinen Vorderläufen liegenden Wachhundes sowie ein zum Eisenschlüssel überleitender Blattkelch (Abb. 12). Unter den vielen Varianten des Themas, die vor allem die Ausgestaltung des Blattkelchs sowie die Wiedergabe des Hundefells betreffen, entsprechen zwei Exemplare aus Augst (227; A b b . 12,1) und aus 97 Leibundgut, Avenches 12 N r . 95-98. 196 Taf. 57 A b b . 3; dies., Westschweiz N r . 168-170 Taf. 158. 159. A l s weitere Parallelen nennt sie Exemplare aus Augst (224, 225), Seeb ( A . Leibundgut in: W. Drack u.a., D e r römische Gutshof bei Seeb, G e m . W i n k e l , Ausgrabungen 1958-1969. Berichte der Z ü r c h e r Denkmalpflege, A r c h ä o l o g i s c h e Monographien 8 [Zürich 1990] 195 A b b . 202 Taf. 27,5), Heiligkreuz (Museum in der Burg, Zug, Inv. 8689.8690; s. Leibundgut [in Vorbereitung]); neu kommen jetzt Griffe aus Augst S207 sowie N y o n und Windisch (KaufmannHeinimann, Suppl. N r . 206.208 Taf. 82) hinzu. 98 Kaufmann-Heinimann, Augst N r . 218 Taf. 159. 99 V g l . z. B. die gepunzten R a n k e n des Muttenzer Griffs mit denjenigen auf einem Kasserollengriff aus Windisch ( C h . und C. Holliger, Bronzegefässe aus Vindonissa. Jber. G P V 1984,50 Nr. 11 Taf. 1). Heddernheim (Abb. 12,2) einander bis in Einzelheiten der Fellbehandlung sowie des Blattkelchabschlusses, so dass nicht daran zu zweifeln ist, dass die Wachsgussmodelle beider Griffe aus derselben, wohl zweiteiligen Negativform gewonnen worden sind. E i n zweiter Griff aus Heddernheim (Abb. 12,3) stimmt in Proportionen und Einzelheiten wie etwa der markant abgesetzten Schnauze weitgehend mit den beiden anderen Exemplaren überein, unterscheidet sich aber durch die A r t der Fellwiedergabe und durch eine breitere Abschlusszone des sonst gleich behandelten Blattkelchs. Die Grössendifferenz von rund 1 cm (Schnauze bis Blattkelchende) ist wahrscheinlich durch die Verwendung einer kleineren Negativform zu erklären. Jedenfalls wird auch dieser zweite Schlüsselgriff aus Heddernheim zur Produktion der gleichen, vielleicht im U m kreis von Nida gelegenen Werkstatt zu rechnen sein. Von Stil und Qualität her passt auch ein Schlüsselgriff aus Fell (Abb. 12,4) in diese Gruppe; er unterscheidet sich durch das Halsband sowie die Form der Ohren und des Blattkelchs von den drei anderen Griffen. Was die Zuordnung dreier weiterer, kleinerer und weniger sorgfältig gearbeiteter Schlüsselgriffe aus Augst (S204; Abb. 12,5), in Speyer (Abb. 12,6) und in Wiesbaden (Abb. 12,7) anbelangt, so ist über Vermutungen nicht hinauszukommen, da sie nur noch Elemente der eben behandelten Gruppe wie die allgemeine Gliederung und die Form des Blattkelchs bewahren, im einzelnen aber sehr unterschiedlich gearbeitet sind. Beim heutigen Wissensstand ist nicht zu entscheiden, ob solche einfacheren Varianten in den gleichen Werkstätten wie die differenzierteren Exemplare geschaffen wurden oder ob es voneinander unabhängige, lokale Erzeugnisse sind, die sich nur summarisch an vorhandenen Vorlagen orientiert haben. Geschirr Obschon viele Fragen im Zusammenhang mit der Lokalisierung der Bronzegeschirrwerkstätten noch offen sind, können stilistische und handwerkliche Besonderheiten an figürlichen Attaschen desselben Typs Hinweise auf die mögliche Herkunft von Gefässen geben . Drei Beispiele mögen dies verdeutlichen. Eine Eimerattasche aus Augst (253) steht qualitativ an der Spitze einer Gruppe von Attaschen mit annähernd dreieckiger Grundform, die einen stereotypen, wenig bewegten Männerkopf zeigen (Abb. 13). Der Typ scheint von norditalischen Attaschen mit ausdrucksvollem, klassizistischem Medusenhaupt abgeleitet zu sein, wie er etwa in einem Exemplar aus R i o m G R erhalten ist . Die glatte Henkelöse ist mit einem einfachen Punzmuster verziert; statt wild bewegter Locken liegt über der Stirn ein doppelter, in Buckel 100 101 unterteilter Haarkranz; aus den ursprünglich kleinen Kopfflügeln sind flache dreieckige Fortsätze geworden; das untere Attaschenende läuft, analog zur einen Variante der Attaschen mit Medusenhaupt, in eine Palmette aus. Zwischen beiden Attaschengruppen, der klassizistischen des Typs R i o m und der stärker stilisierten des Typs Augst 253, stehen die Attaschen mit Medusakopf an einem ganz erhaltenen, doppelkonischen Eimer aus Cozzo Lomellina (Prov. Pavia, I) , der möglicherweise im letzten Drittel des 1. Jahrhunderts in Norditalien hergestellt wurde. Wahrscheinlich gehörten auch die Attaschen des Typs Augst 253 zu solchen doppelkonischen Eimern, die von flavischer Zeit bis ins spätere 2. Jahrhundert belegt sind ; eine nähere zeitliche Eingrenzung auf stilistischer Basis scheint mir nicht möglich . 102 103 104 100 V g l . etwa auch E . Poulsens Untersuchung von figürlichen A t taschen frühkaiserzeitlicher E i m e r ( E . Poulsen, R ö m i s c h e Bronzeeimer. Typologie der Henkelattaschen mit Frauenmaske, Palmette und Tierprotomen. A c t a Archaeologica ([K0benhavn] 62,1991, 209-230). Z u Vorbehalten g e g e n ü b e r der dort vorgeschlagenen Methode der Serienfertigung vgl. oben mit A n m . 42-44 und A . Oettel, Bronzen aus Boscoreale in Berlin (Berlin 1991) 19. - U n k l a r ist, ob in den wenigen erhaltenen Negativformen zur Herstellung gegossener Gefässteile Wachs oder Bronze verarbeitet wurde, ob also mit ihrer Hilfe nur Wachsgussmodelle oder gleich Bronzeteile gefertigt wurden; vgl. dazu Berke (wie A n m . 64) 39-42 mit Liste S. 110-112. 101 Kaufmann-Heinimann, Suppl. N r . 258a Taf. 93. - R . Stupperich (1988,322f.) m ö c h t e in den Köpfen der Attaschengruppe A b b . 13 Nubier sehen, doch fehlen meines Erachtens abgesehen von den kurzen L o c k e n eindeutige physiognomische Merkmale; zudem bleiben die Kopfflügel unerklärt. A n d e r seits hat er wohl recht, wenn er A . Leibundguts Deutung der eingerollten äussersten P a l m e t t e n b l ä t t e r als « H a t h o r l o c k e n » ablehnt (Leibundgut, Avenches zu N r . 123). Z u erwägen w ä r e allenfalls, ob nicht das Medusenhaupt in dem zu erschliessenden ostgallischen Werkstattbereich in einen M e r k u r k o p f umgedeutet wurde; vgl. z . B . die M e r k u r b ü s t e aus der V i l l a von A n t h é e (P. Lambrechts, Note sur un buste en bronze de M e r cure au M u s é e de Namur. A n t i q u i t é classique 7,1938,217-225 Taf. 20; H . Jucker, Das Bildnis im Blätterkelch [Olten/Lau- sanne 1961] 162) oder einen M e r k u r k o p f aus B e s a n ç o n (Lebel, B e s a n ç o n N r . 163 Taf. 44,2). M . B o l l a zweifelt an der Ableitung von M e d u s a k ö p f e n und zieht E r o t e n k ö p f e , wie sie etwa an einem Baisamarium aus Lovere (Prov. Milano, I) erhalten sind, als Parallelen heran (Bolla 1994, 64. 70 N r . 76 Taf. 66.67). 102 A . Frova, Vasi bronzei romani decorati. A r t e L o m b a r d a 8, 1963/1, 36 A b b . 4; A . M . Tamassia in: Mansuelli u.a. 1964 Nr. 453 Taf. 130 N r . 264; B o l l a 1994,57f. 103 A u c h in der G r ö s s e entsprachen die E i m e r des Typs Augst 2 5 3 etwa dem Exemplar aus Cozzo Lomellina (vgl. Bildlegende zu A b b . 13,6). - Z u Zeitstellung und Verbreitung der E i m e r der Typen Eggers 24 und 26 vgl. Oettel (wie A n m . 100) 26f.; B o l l a 1994, 56-59; M . B o l l a , Il ruolo dell'area altoadriatica nella diffusione dei recipienti in bronzo (I sec. a . C . - I sec. d . C ) . In: M . B u o r a (Hrsg.), Lungo la via d e l l ' A m b r a . A p p o r t i altoadriatici alla romanizzazione dei territori del M e d i o Danubio (I sec. a. C - 1 sec. d. C ) . A t t i del Convegno di studio (UdineA q u i l e i a 16-17 settembre 1994) (Udine 1996) 193. 199f. A b b . 4. 104 Z u r Vorsicht g e g e n ü b e r Datierungen auf stilistischer Basis mahnen etwa auch die sehr grob gearbeiteten Attaschen an einem Baisamarium, das aus einem durch Glasbeifunde zwischen 50 und 150 n.Chr. datierten G r a b in M a i l a n d stammt; sie wirken wie eine späte Weiterentwicklung des Typs Augst 2 5 3 (Bolla 1994,64.69 K a t . 75 Taf. 65). A b b . 13 Eimerattaschen des Typs Augst 253. M . 2 : 3. 1 aus Augst (253) 2 aus Saint-Jeoire (Haute-Savoie, F ) 3 aus Les Fins d'Annecy (Haute-Savoie, F) 4 Fundort unbekannt; in Vienne (Isère, F ) 5 aus Avenches V D (?) 6 aus A o s t a (Aosta, I); Insula 51, zusammen mit dem E i m e r b ü g e l ( D m . E i m e r ca. 22 cm) in einem Brunnen gefunden 7 Fundort unbekannt; in Lons-le-Saunier (Jura, F) 8 aus Avenches V D . Innerhalb der Attaschengruppe herrschen in unterschiedlichem Masse mehr plastische oder mehr graphische Elemente vor. Dabei wirkt die recht sorgfältig gearbeitete, ausdrucksvolle Attasche aus Augst (253; Abb. 13,1) wie ein Prototyp der Serie; die übrigen Exemplare sind stärker schematisiert. Stilistisch untereinander am nächsten verwandt sind die Attaschen aus Savoyen (Abb. 13,2 und 3) sowie die Exemplare in Vienne (Abb. 13,4) und aus Avenches (?) (Abb. 13,5); man möchte annehmen, dass alle vier auf gleiche, vielleicht grössenmässig abgestufte Negativformen zurückgehen . Die Exemplare A b b . 13,4 und 5 stimmen auch in der Kaltarbeit des Einhängerings, der Palmette und des Haars überein. Noch stärker ins Graphische umgesetzt wirkt die Attasche aus Aosta (Abb. 13,6). Z u den Köpfen A b b . 13,7 und 8 (mit schmaler Kinnpartie bzw. breitem, flächigem Gesicht) sind mir keine Parallelen bekannt. Es lässt sich nicht entscheiden, ob eine oder mehrere 105 Werkstätten an der Produktion von Attaschen des Typs Augst 253 beteiligt waren. Die Fundorte verteilen sich über Ostgallien und das angrenzende Norditalien, so dass wohl auch die Werkstätten in diesem Gebiet zu suchen sind. 105 D e r Vergleich der publizierten G r ö s s e n a n g a b e n ergibt einen Unterschied von ca. 1 cm zwischen den Köpfen A b b . 13,2 und 3; entweder ist er auf ungenaue Massangaben zurückzuführen, oder es existierten in der G r ö s s e abgestufte Negativformen nebeneinander. - Im allgemeinen konnten die Massangaben nicht am Original überprüft werden und mussten deshalb aus den Publikationen ü b e r n o m m e n werden; da aber gerade bei Objekten mit gebrochenen Achsen, wie es Gefässattaschen oft sind, verschieden gemessen werden kann, m ü s s e n unterschiedliche Angaben nicht unbedingt auf grundsätzlich verschiedene G r ö s s e schliessen lassen. N u r anhand von Abformungen der betreffenden Objekte Hesse sich die Verwendung gleicher Negativformen wirklich beweisen. H i e r geht es aber lediglich darum, das zugrunde liegende Prinzip der seriellen Herstellung aufzuzeigen. Ebenfalls zu Eimern - allerdings deutlich kleineren - gehörten die Attaschen des Typs Augst 254; auf der annähernd dreieckigen Fläche ist ein kindlicher Bacchus dargestellt (Abb. 14). Die Attaschen sind in drei Varianten vertreten. Die sorgfältigste Ausführung der Variante Aitino/Angera (Abb. 14,1-8) ist vorläufig nur in einem Exemplar - dem grössten der Serie erhalten (Abb. 14,1): Die als Blatt mit Rippen und gezacktem Rand gebildete Attasche zeigt, unter einer Rebe mit seitlich hinabhängenden Trauben stehend, einen kindlichen Bacchus, der in der gesenkten rechten Hand eine Traube und in der erhobenen Linken denThyrsosstab hält. Die Einhängeöse ist mit Blättern umwunden. Die übrigen Attaschen (Abb. 14,2-8) stimmen zwar in Form und Darstellung mit A b b . 14,1 überein, doch fallen sie qualitativ mehr oder weniger stark ab, und die Attasche selbst ist nicht mehr als Blatt gebildet. D e n Abschluss bildet ein verdickter, gezackter oder gewellter Rand, das Bacchuskind ist als unbeholfenes Männchen dargestellt, die seitlich herabhängenden Trauben des nun halbkreisförmigen Rebzweigs sind zum Teil nur noch ovale Gebilde. Die Variante Carnuntum/Porolissum (Abb. 14,9-13) hat stärker ausgeprägte Dreiecksform; der verdickte Rand fehlt, doch wächst seitlich - und wohl auch unten - j e ein dreieckiges Blatt heraus. Die Einhängeöse ist wie bei den vorhergehenden Attaschen mit Blättern überzogen. Das plump wiedergegebene Bacchuskind hält rechts den Thyrsosstab und greift mit der Linken zur halbkreisförmigen Rebenranke empor (Abb. 14,9 und 10) oder scheint die Ranke mit beiden H ä n d e n zu berühren (Abb. 14,11 und 12). Die dritte Variante (Kurtatsch/Veleia; Abb. 14,1424) schliesslich zeigt eine wappenartige Grundform; der Rand ist unregelmässig gezackt, das Bildfeld wird von einer umlaufenden, gestrichelten Leiste eingefasst, den Übergang zur Öse bildet eine breite, meist verzierte Zone. Im Bildfeld steht ein rudimentäres Männchen, das zur halbkreisförmigen, in Blättern (oder blossen Verdickungen) endenden Ranke emporgreift (Abb. 14,14-19) oder tanzend, mit Traube, Thyrsosstab oder Handpauke (?) in der erhobenen Linken, dargestellt ist (Abb. 14,20-24). Besonders aufschlussreich ist der Vergleich zwischen den beiden Attaschen des Eimers aus Mailand (Abb. 14,5); auch hier, wo mit Bestimmtheit dieselbe Negativform zugrunde liegt, sind Unterschiede zu bemerken, die zum Teil auf die Überarbeitung des Wachsmodells vor dem Guss (Randgestaltung), zum Teil auf den Erhaltungszustand (Beine des Bacchuskindes) zurückzuführen sind. A m nächsten verwandt mit den Mailänder Attaschen ist das Exemplar aus Augst (Abb. 14,6); es scheint aus der gleichen Negativform zu stammen. Die Exemplare aus Wien und in Treviso (Abb. 14,7 und 8) stimmen ihrerseits weitgehend überein, wobei die für A b b . 14,8 verwendete Negativform offenbar schon stark abgenützt war. Der Vergleich zwischen den Exemplaren der Variante Kurtatsch/Veleia zeigt, dass der Rand verschieden geformt wurde und man die waagrechte Leiste über dem Bildfeld in Kaltarbeit verzierte. D e n Bildfeldern der Attaschen A b b . 14,15 und 16 wie auch von A b b . 14,20 und 21 könnte die gleiche Negativform zugrunde liegen. 106 Im Zusammenhang mit dem Eimer aus Mailand und der Attasche aus Angera hat M . Castoldi die ganze Gefässgruppe untersucht und festgestellt, dass diese kleinen Eimer mit ausladendem Rand vor allem in den östlichen Provinzen vertreten sind und offenbar ins spätere 2. und ins 3. Jahrhundert g e h ö r e n . D a die Attaschen mit dem Bacchuskind in ihren verschiedenen Varianten hauptsächlich aus Oberitalien stammen, sind wohl auch die Produktionszentren für die damit ausgestatteten Eimer in diesem Gebiet zu suchen; von dort aus wurden die Gefässe vor allem nach Rätien, Noricum und Pannonien, seltener in westliche Richtung exportiert (vgl. Karte A b b . 15). Einen terminus ante quem geben die Attaschen A b b . 14,4 und 18, die zusammen mit einem um 250 n.Chr. vergrabenen Münzschatz (Angera) bzw. in einem vor 259/60 n. Chr. zerstörten Kastell (Dambach) gefunden wurden. Vorläufig lässt sich die Dauer der Produktion nicht näher eingrenzen. Jedenfalls scheint es mir nicht gerechtfertigt, einen grossen zeitlichen Abstand zwischen besseren und stärker stilisierten Attaschen, im Sinne einer zunehmenden Degenerierung über Jahrzehnte, anzunehmen ; eher ist damit zu rechnen, dass den Handwerkern im gleichen Zeitraum verschiedene Vorlagen bzw. Negativformen zur Verfügung standen, aus denen je nach Können unterschiedliche Gussmodelle hergestellt wurden. 107 108 Die Figurenfriese der sogenannten Hemmoorer Eimer, die vor allem aus Hortfunden des mittleren 3. Jahrhunderts bekannt sind, wurden erst in jüngster Zeit eingehender auf ihre Stilmerkmale hin untersucht . Es zeigt sich, dass der Figurenstil, der im Dekor eines besonders aufwendig gearbeiteten Eimers mit Weissmetallauflage aus Kaiseraugst (S262) vertreten ist (Abb. 16,1.3), sich auch an einem Eimer mit Schulterknick aus dem freien Germanien wiederfindet (Abb. 16,2.4). Der nur einfache Fries des als Aschenurne verwendeten Eimers aus Göldenitz entspricht thematisch und stilistisch dem oberen der beiden Kaiseraugster Friese; auch in der Grösse stimmen beide überein. Dargestellt sind tanzende und musizierende Eroten vor und unter einer Wellenranke. Auf dem Göldenitzer Gefäss sind es sechs Figurentypen, die für die vierzehn Eroten verwendet wurden; auf dem Kaiseraugster Eimer kommen zu den tanzenden noch sitzende Eroten hinzu, wobei der schlechte 109 106 N u r im Fall von A b b . 14,5 ist das Gefäss erhalten. 107 M . Castoldi in: Scritti in ricordo di Graziella Massari Gaballo e di Umberto Tocchetti Pollini (Mailand 1986) 209-213 A b b . 1-4. 108 D i e von Tombolani vorgeschlagene Datierung der Attasche aus A i t i n o ( A b b . 14,1) ins ausgehende 1. oder frühe 2. Jh. scheint mir trotz deutlichem qualitativem Abstand zu den übrigen Exemplaren fragwürdig. 109 Stupperich 1988, 346-356 und Stupperich 1995. V g l . auch zusammenfassend M . Erdrich, Z u den Messingeimern vom Hemmoorer Typ: Verbreitung, Datierung und Herstellung. In: Busch 1995, 71-79. - D a R . Stupperich und ich u n a b h ä n g i g voneinander zu teilweise gleichen Schlüssen gekommen sind, scheint es mir sinnvoll, das Thema hier nochmals zusammenzufassen. - H i e r geht es ausschliesslich um Friese und figürliche Darstellungen, die mit graphischen Mitteln (meist wohl in kombinierter Ziselier- und Graviertechnik), nicht in Reliefarbeit wiedergegeben sind. V g l . auch Kellner/Zahlhaas 1993, 87-95.100-102. A b b . 14 Eimerattaschen des Typs Augst 254. M . 2 : 3 (ganzes Gefäss Nr. 5: M . 1 1 aus der Gegend von A i t i n o (Venezia, I) 2 aus dem P i é m o n t (I) 3 aus dem P i é m o n t 4 aus Angera (Varese, I) 5 aus M a i l a n d (I) 6 aus Augst (254) 7 aus Wien ( A ) 8 Fundort unbekannt; in Treviso (Treviso, I) 9 aus Carnuntum (Niederösterreich, A ) 10 aus Liestal B L , V i l l a von Munzach, Ö k o n o m i e g e b ä u d e 11 aus Porolissum (Moigrad, jud. Sälaj, R ) 12 Fundort unbekannt; in C o m o (I) :3). 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 aus dem P i é m o n t aus Kurtatsch (Bolzano, I) Fundort unbekannt; in Este (Padua, I) aus A q u i l e i a (Udine, I) Fundort unbekannt; in A q u i l e i a aus Dambach (Bayern, D ) , Kastell-Vicus aus der Auvergne aus Velleia (Piacenza, I) aus Libarna (Genova, I) aus Norddalmatien aus dem P i é m o n t aus D u n a k ö m l ö d (Ko.Tolna, H ) . AV 18 6 10 11 . 24 14 19 A b b . 15 12 4 . 5 ^ 2/3/13/23 20 21 16/17 P 15c 1 22 I A Verbreitungskarte: Eimerattaschen des Typs Augst 254. Offene Signatur: Aufbewahrungsort (Fundort unbekannt). Erhaltungszustand nicht erkennen lässt, ob Wiederholungen vorkommen . Jedenfalls muss eine Vielzahl von Figurentypen bestanden haben, aus denen ausgewählt werden konnte, wie auch der untere Fries von Kaiseraugst deutlich macht . Der Stil der Darstellung stimmt auf beiden Gefässen überein: aus der Ranke wachsen Blätter mit schraffiertem Umriss; die stereotypen Figuren sind aus leicht hingeworfenen geraden und gebogenen, oft nicht ganz geschlossenen Linien zusammengesetzt; zur Begrenzung dienen fein gepunktete Zickzacklinien. Es kann kein Zweifel bestehen, dass beide Friese auf die gleichen Vorlagen zurückgehen und also beide Gefässe in derselben, in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts tätigen Werkstatt hergestellt sein müssen. Die gleichen Stilmerkmale - bei etwas gelängten Körperproportionen der Figuren - finden sich an militärischen Paradegegenständen, insbesondere an Schildbuckeln aus South Shields und Vindonissa und - etwas differenzierter - an Exemplaren aus Kirkham und Hälmeag/Halmagy . Wie derselbe Stil in etwas früherer Ausführung ausgesehen haben mag, zeigt etwa eine Flasche aus Pees mit einem bewegten dionysischen Fries. Neben den genannten Metallarbeiten mit graviertem und ziseliertem Dekor führt R . Stupperich eine Reihe weiterer in der gleichen Technik verzierter Gefässe an und weist die ganze Gruppe einer oder mehreren Werkstätten zu, die vom Ende des 2. bis um die Mitte des 3. Jahrhunderts im obergermanischen Raum tätig waren . 110 111 112 113 Im Unterschied zu den gegossenen Bronzeobjekten, von denen oben die Rede war, lässt sich bei Objekten mit graphischen Friesen keine eigentliche Serienherstellung nachweisen. Grundlage der Zuweisung an gemeinsame Werkstätten sind hier, im Fall des Kaiseraugster Eimers S262, die übereinstimmenden Stilelemente in der Zeichnung, wobei wir nicht wissen, wie gross die stilistische und qualitative Spannweite innerhalb einer Werkstatt war, auf welche Weise Vorlagen weitergegeben wurden und ob gleiche Vorlagen in verschiedenen Werkstätten Verwendung fanden . 114 110 D i e Figuren des G ö l d e n i t z e r Frieses (numeriert von links nach rechts) entsprechen sich wie folgt: E l = E l 1 ; E 2 = E 4 . E 7 . E10; E 3 = E 5 . E 9 . E l 3; E6; E 8 = E14 = Kaiseraugst E 5 ; E12 = Kaiseraugst E l . 111 E i n e n weiteren, offenbar weder für die Friese des Kaiseraugster noch des G ö l d e n i t z e r Gefässes verwendeten Typ gibt der auf dem B o d e n einer Kanne aus dem Fund von Weissenburg eingravierte A m o r wieder (Kellner/Zahlhaas 1993 N r . 49 A b b . 19). 112 Vergleichsmaterial mit Lit. jetzt bequem bei Stupperich 1995 Beilagen 14-16. 113 Im Katalog zu S262 hatte ich den Ursprung der Figurenfriese eher weiter östlich sehen wollen. Wahrscheinlich muss man unterscheiden zwischen den getriebenen P a r a d e r ü s t u n g e n aus östlichen W e r k s t ä t t e n und den linear verzierten Rüstungsteilen, die, wie die Gefässe, wohl i m gallisch-germanischen G e biet hergestellt wurden. 114 V g l . dazu Stupperich 1995,152; er bezieht in seine Untersuchung bewusst alle verschiedenen Stilvarianten derselben Technik ein, w ä h r e n d ich mich hier auf die in den Kaiseraugster Friesen belegte eine «Handschrift» b e s c h r ä n k t habe. Abb. 16 E i m e r aus Kaiseraugst S262 und G ö l d e n i t z (Schleswig-Holstein, 1 Kaiseraugst: E i m e r ganz. M . 1 : 3 2 Göldenitz: E i m e r ganz. M . 1 :3 3 Kaiseraugst: Umzeichnung der Friese. M . 1 : 5 4 Göldenitz: Umzeichnung des Frieses. M . 1 :5. D). Statuetten Im allgemeinen ist es schwieriger, übereinstimmende Stilmerkmale an Statuetten als an figürlich verzierten Geräte- und Gefässteilen zu erkennen, weil die Statuetten als Gattung eine grössere Variationsbreite umfassen und ihre Wachsgussmodelle offenbar von Hand stärker überarbeitet wurden, als dies bei Geräten der Fall ist. Dennoch lassen sich stilistische und handwerkliche Eigentümlichkeiten auch an Statuetten nachweisen; aus naheliegenden Gründen sind sie an Exemplaren des gleichen Typus leichter zu erkennen, jedoch finden sie sich auch an einer ganzen Reihe von typologisch verschiedenen Exemplaren . Dabei zeigt sich, dass Statuetten mit gleichen Stilmerkmalen meist auch in der Grösse übereinstimmen - ein weiterer H i n weis darauf, dass offenbar in vielen Fällen den Wachsgussmodellen gleiche Negativformen zugrunde liegen. Im folgenden wird für Gruppen von Statuetten, die in Typus, Grösse und Stilmerkmalen weitgehend übereinstimmen, der Begriff der Serie verwendet. Innerhalb eines Typus lassen sich also möglicherweise keine, eine oder mehrere Serien unterscheiden, je nachdem ob oder wieviele in Stil und Grösse eng verwandte Exemplare bekannt sind . Wie bei den Geräten können sich auch bei den Statuetten Hinweise auf die Lokalisierung von Werkstätten ergeben, wenn nämlich die Fundorte von stilistisch verwandten Objekten mehrheitlich geographisch eng beieinanderliegen. Recht häufig allerdings stammen Exemplare mit übereinstimmenden Stilmerkmalen aus weit auseinanderliegenden Fundorten, so dass sich der mutmassliche Werkstattbereich nicht eingrenzen lässt. Dafür sind wohl hauptsächlich 115 116 A b b . 17 Sucellusstatuetten. M . 2 : 3. 1 aus Augst (6) 2 aus B e s a n ç o n (Doubs, F) 3 aus Chalon-sur-Saône (Saône-et-Loire, F ) 4 aus Portes-lès-Valence ( D r ô m e , F ) 5 aus Paris (F). zwei Gründe verantwortlich: Statuetten wurden einerseits als Handelsgut oder persönlicher Besitz über grosse Distanzen transportiert, anderseits konnten sie weit entfernt von ihrem Herstellungsort abgeformt werden und so den Ausgangspunkt für neue Serien bilden. Bei der Zusammenstellung von Statuettenserien kommt ein Faktor hinzu, der bei Gebrauchsgegenständen eine nur unwesentliche Rolle spielt: hinter vermeintlich antiker Serienproduktion verbergen sich oft auch neuzeitliche Dubletten, und nicht immer lässt sich beides eindeutig auseinanderhalten (vgl. oben mit A n m . 38). E i n charakteristisches Beispiel in dieser Hinsicht liefert die Statuette eines Sucellus aus Augst (6; A b b . 17,1) mit ihren Repliken . Die flaue, akzent117 115 So etwa an den Statuetten der Straubinger Werkstatt (s. A n m . 69 und A b b . 4), an zwei B ü s t e n des Mars und des M e r k u r aus Posterholt (Zadoks/Peters/van Es, Netherlands II N r . 37 und 54), an den beiden M e r k u r b ü s t e n sowie der Minerva- und der Solbüste aus Lewarde (J. Gricourt, Les bustes de bronze de Lewarde [Nord]. Latomus 17, 1958, 287-302 A b b . 1-4; Braemer 1963 N r . 511-514), an zwei Merkurstatuetten aus Givry (Faider-Feytmans, Belgique N r . 39 Taf. 18-20) bzw. aus der F r a n c h e - C o m t é im Kunsthandel (Vente J. Roudillon, Paris, Drouot-Richelieu, 25. Nov. 1990 N r . 159) oder an den Merkurund Minervastatuetten mit a u s g e p r ä g t e m , «bärtigem» K i n n (s. Katalog zu S35). 116 Dabei ist wichtig, dass eine Ü b e r e i n s t i m m u n g in allen drei genannten Punkten vorliegt; A . Leibundgut warnt zu Recht davor, Statuetten, die nur in Typus und G r ö s s e übereinstimmen, einer gemeinsamen Werkstatt zuzuweisen (1978,12). 117 « R e p l i k e n » im Sinne der freieren Kleinbronzerepliken, wie sie A . Leibundgut (1990,399) definiert hat. lose Modellierung von Gliedmassen und Rumpf, die fliessenden Übergänge zwischen bekleideten und unbekleideten Teilen könnten vermuten lassen, dass der Statuette das frei modellierte Wachsmodell eines einheimischen Handwerkers zugrunde liegt, der A n regungen mutterländischer oder südgallischer Statuetten umzusetzen versuchte. Offenbar orientierte er sich aber nicht nur in formaler, sondern auch in technischer Hinsicht an den verfügbaren Vorlagen, indem er mit Teilnegativen arbeitete, wie eine weitgehend übereinstimmende Statuette aus Besançon (Abb. 17,2) belegt, an deren Echtheit kaum zu zweifeln ist. Der im Verhältnis schmälere Kopf und längere Hals der Augster Statuette zeigt, dass das Wachsmodell von Hand überarbeitet wurde; die unterschiedlichen Verzierungen des Gewandes - Kreuze im einen, Kreise im anderen Fall - wurden vielleicht schon vor dem Guss angebracht. Im Gegensatz zu dem vertikal nicht unterteilten Gewand der Statuetten aus Besançon und Augst geben zwei Statuetten aus Chalon-sur-Saône (Abb. 17,3) und aus Portes-lès-Valence (Abb. 17,4) mit den gleichen Stilmerkmalen ein vorn verschliessbares, vertikal unterteiltes Ärmelgewand wieder, das - zumindest in einem Fall - ebenfalls mit eingeschlagenen Kreuzen und Kreisen verziert ist. Der stärker gegliederte Lockenkranz des Sucellus aus Chalon findet sich vergleichbar an einem Exemplar aus Paris (Abb. 17,5) wieder. Die fünf Statuetten aus Chalon, Valence und Paris sowie aus Augst und Besançon können kaum unabhängig voneinander entstanden sein, jedoch lassen die beträchtlichen Unterschiede im einzelnen auf stärker überarbeitete oder aus anderen Negativformen gewonnene Wachsmodelle schliessen. Bei drei weiteren (verschollenen?) Statuetten aus dem Jura bzw. in Dijon lässt sich nicht entscheiden, ob es sich um Nachgüsse, Fälschungen 118 119 120 121 A b b . 18 oder ungenau und seitenverkehrt gezeichnete Originale handelt . Das höchst ungewöhnliche Gewandmotiv eines Jupiter aus Augst ( S l ; A b b . 18,1) findet sich bis in Einzelheiten übereinstimmend an einer gleich grossen 122 118 Lebel, B e s a n ç o n Nr. 5 Taf. 8; Lagrange 1981 N r . 87. - D i e 1904 zusammen mit vier weiteren Bronzen aus dem M u s e u m von B e s a n ç o n gestohlene Statuette ist offenbar 1929 von A n t i q u a r Becker dem R ö m i s c h - G e r m a n i s c h e n Museum in Köln verkauft worden (Inv. 29,7), wie die Autopsien der Bronze in Köln und des Gipsabgusses in St-Germain-en-Laye ergeben haben. Leider ist keine genaue Beschreibung der Statuette vor 1904 erhalten, so dass nicht klar ist, was es mit dem von Lebel a.O. e r w ä h n t e n e r g ä n z t e n linken Fuss auf sich hat (von einer E r gänzung ist heute von blossem Auge nichts mehr zu sehen) und ob die messingfarbene Oberfläche der Statuette auf eine unsachgemässe Reinigung nach der Auffindung in B e s a n ç o n oder in der Zeit zwischen 1904 und 1929 zurückzuführen ist. Ich danke Friederike Naumann-Steckner und Hansgerd H e l lenkemper, Köln, sowie H é l è n e Chew, St-Germain-en-Laye, für ihre Hilfe bei der Beurteilung. 119 St. Boucher, Les bronzes figurés antiques. M u s é e D e n o n (Chalon-sur-Saône 1983) N r . 63 ( ü b e r den schematischen V-Falten ziselierte G ü r t e l e n d e n ; waagrechte Kerbe unterhalb des Knopfverschlusses zur Wiedergabe der bei besseren E x e m plaren plastischen Gewandschliesse; vgl. etwa Sucellus S2). Trotz Lebeis Bedenken (s. A n m . 122) wohl echt. 120 A . Blanc, Valence des origines aux Carolingiens (Valence 1964) 116 A n m . 8 A b b . S. 115; A . Pelletier u.a., Histoire et archéologie de la France ancienne: R h ô n e - A l p e s (Roanne 1989) A b b . S. 219 (Aufbewahrungsort unbekannt; Privatbesitz?). 121 M . Comstock, C. C. Vermeule, Greek, Etruscan and R o m a n Bronzes in the Museum of Fine A r t s Boston (Boston 1971) Nr. 100. 122 Lebel, Lons-le-Saunier 36 Taf. 22,7* (= Statuette aus Chalon [s. A n m . 119]?).8* (identisch mit R e i n a c h , R S V I 5,5);Reinach, R S I V 13,6; H . Bigeard, Les bronzes antiques. M u s é e a r c h é o logique/Musée des Beaux-Arts Dijon. M é m o i r e de Maîtrise Univ. Dijon 1985 (unpubliziert) N r . 275 Taf. 79 (als «surmoulage» bezeichnet). Jupiterstatuetten. M . 2 :3. 1 aus Augst (SI) 2 Fundort unbekannt; in Marseille ( B o u c h e s - d u - R h ô n e , F) 3 aus Orsingen ( B a d e n - W ü r t t e m b e r g , D ) 4 Fundort unbekannt; in Mainz (Rheinland-Pfalz, D ) 5 aus Strassburg (?) (Bas-Rhin, F ) 6 Fundort unbekannt; in Verona (I). 123 Jupiterstatuette in Marseille (Abb. 18,2) sowie an zwei etwas grösseren Exemplaren aus Orsingen (Abb. 18,3) und in Mainz (Abb. 18,4) . D i e Masse des Rumpfs stimmen bei den Statuetten aus Augst, Orsingen und in Mainz überein, während für den Kopf offenbar verschiedene Negativformen verwendet wurden, was auch die Grössenunterschiede der ganzen Statuetten erklärt. Möglicherweise wurde der Kopf der Augster Statuette am Wachsmodell frei modelliert; auch die Statuette in Marseille, bei der der rechte A r m und die Kopfwendung verändert sind, legt nahe, dass nur für den Torso Negativformen verwendet wurden . In eine etwas kleinere Serie gehört eine vermutlich in Strassburg gefundene Statuette (Abb. 18,5) . E i n sehr grob gearbeitetes Exemplar in Verona (Abb. 18,6) wirkt wie ein schlecht überarbeiteter Nachguss. Gleiche Vorlagen oder Negativformen lassen sich auch bei einigen Merkurtypen nachweisen. Zwei Statuetten aus Augst (18; A b b . 19,1) bzw. aus der Villa von Munzach bei Liestal (Abb. 19,2) geben eine qualitativ bescheidene Variante des in Ostgallien und Germanien besonders beliebten nackten Merkur mit Kopfflügeln und auf der Handfläche aufliegendem Geldbeutel wieder: sie sind rund 6 cm hoch, im ganzen zierlich, aber mit muskulösem Oberkörper und stark abfallender rechter Schulter; das Spielbein ist weit zurückgesetzt, die linke Hand leicht abgewinkelt; 124 125 126 127 128 129 130 A b b . 19 Merkurstatuetten. M . 1:1. 1 aus Augst (18) 2 aus Liestal B L , V i l l a von Munzach 3 aus Jallerange (Doubs, F ) 4 Fundort unbekannt; in Z ü r i c h 5 Fundort unbekannt; in B e s a n ç o n (Doubs, F ) . das kappenartige Haar rollt sich seitlich und im Nacken ein. Ausser den genannten beiden Exemplaren gehören Statuetten aus Jallerange (Abb. 19,3) , 131 123 H . Oggiano-Bitar, Bronzes figurés antiques des Bouches-duR h ô n e . G a l l i a Suppl. 43 (Paris 1984) N r . 137; H i l l e r 1995,6-10 A b b . 13. 124 H i l l e r 1995,3-12 A b b . 1-4. 125 H i l l e r 1995,6-9 A b b . 9.10. 126 Ihre recht flaue O b e r f l ä c h e n m o d e l l i e r u n g ist vielleicht darauf zurückzuführen, dass die verwendeten Negativformen schon stark abgenutzt waren. Denkbar w ä r e anderseits auch, dass das Wachsmodell des um wenige Millimeter kleineren Torsos der Statuette in Marseille - falls die G r ö s s e n a n g a b e genau ist - , aus einer Negativform stammt, die von einer fertigen Statuette abgenommen wurde, und deshalb minim kleiner ist. 127 R . Henning, D e n k m ä l e r der Elsässischen Altertums-Sammlung zu Strassburg i. Eis. (Strassburg 1912) Taf. 42,4; Schnitzler 1995 N r . 63.102; Hiller 1995,6-9 A b b . 7. 8. 128 Franzoni, Verona Nr. 1 6 2 . - Z u den beiden etwas grösseren Statuetten eines M e r k u r und eines Iuppiter Pantheus (?) aus Oberitalien vgl. Katalog zu S l . 129 Kaufmann-Heinimann, Augst N r . 19 Taf. 12. 130 Z u m Typus (I) vgl. Boucher 1976,103-106 und Karte 13 (mit der nicht haltbaren These, dass der Typus auf das - verlorene - Kultbild des Mercurius Arvernus z u r ü c k g e h e ; vgl. dazu zuletzt G . Bauchhenss, Zenodorus oder Nebel ü b e r Avallon: In: A k t e n des 1. internationalen Kolloquiums ü b e r Probleme des provinzialrömischen Kunstschaffens, Graz, 27.-30. A p r i l 1989. Mitteilungen der A r c h ä o l o g i s c h e n Gesellschaft Steiermark 3/4,1989/90,83-93. 131 Lebel, B e s a n ç o n N r . 31 Taf. 19,2. 132 in Zürich (Abb. 19,4) und wohl auch in Besançon (Abb. 19,5) in dieselbe Gruppe; die entsprechenden Werkstätten sind wahrscheinlich im Osten der Gallia Lugdunensis oder im Westen der Germania Superior zu suchen. Nicht eindeutig lässt sich das Herkunftsgebiet einer Serie von Merkurstatuetten des Typus I I bestimmen (Abb. 20). Die 9-10 cm hohen Statuetten sind von eher gedrungenem, wenig differenziertem Körperbau; der Gott umfasst mit der vorgestreckten Rechten das obere Ende des Geldbeutels. Die auf der linken Schulter aufliegende, brettartige Chlamys wird von wenigen, markanten Faltengraten durchzogen; die 133 linke, unförmige Hand ist übergross; die Fussflügel liegen als schmale Dreiecke am Knöchel an; auf dem kubischen Kopf sitzt ein kompakter, tellerartiger Petasus mit aus der Mitte wachsenden hochgestellten Flügeln; Charakteristika des Kopfs sind eine kappenartige Rundschnittfrisur mit vor dem Ohr hinabge- 134 132 R . U l r i c h , A . Heizmann, Catalog der Sammmlungen der antiquarischen Gesellschaft in Z ü r i c h 2 (Zürich 1890) 18 Nr. 2865 m. A b b . 133 Lebel, B e s a n ç o n N r . 30 Taf. 19,1. 134 Z u r Typologie der Merkurstatuetten vgl. Kaufmann-Heinimann, Augst 29. \ r mämm A b b . 20 Merkurstatuetten. M . 2 :3. 1 aus Augst (24) 2 aus E h i (Bas-Rhin, F) 3 aus St. Donat's (South Glamorgan, G B ) 4 aus Sardagna (Trento, I) 5 Fundort unbekannt; in M a i n z 6 aus Pompeji (Napoli, I). zogener Haarpartie, ein flacher Hinterkopf, vorgewölbte Augäpfel und ein kleiner, aufgeworfener Mund. A m nächsten verwandt mit dem Merkur 24 aus Augst (Abb. 20,1) sind die auch in der Grösse übereinstimmenden Statuetten aus E h i (Abb. 20,2) und St. Donat's (Abb. 20,3) ; zwei etwas kleinere Statuetten aus Sardagna (Abb. 20,4) und in Mainz (Abb. 20,5) weisen statt der Schulterbauschchlamys eine wie angeklebt wirkende, rudimentäre Agraffenchlamys auf, unter der, ohne Andeutung des Ellbogens, unvermittelt die übergrosse Hand hervorkommt - ein Hinweis darauf, dass wohl bei allen fünf Statuetten das Wachsmodell für die Chlamys mit linkem A r m aus einer Teilnegativform gewonnen und vor dem Guss an das Wachsmodell des Torsos angefügt wurde. Der Stil der Statuetten im ganzen wirkt gallorömisch, wobei zu bedenken ist, dass die so provinziell anmutende unstoffliche Wiedergabe der Chlamys sich auch an einer qualitativ hervorragenden Merkurstatuette aus Pompeji (Abb. 20,6) findet. Die Frage nach der Lokalisierung der Serien wird noch schwieriger, wenn man eine Variante miteinbezieht, die durch fünf weitere, stilistisch eng verwandte Statuetten belegt ist (Abb. 21). Die Exemplare aus Martigny (Abb. 21,1) , Ruvo di Puglia (Abb. 21,2) , Italien (Abb. 21,3) , Ungarn (Abb. 21,4) und in Rouen (Abb. 21,5) unterscheiden sich von den oben genannten Statuetten durch ihr seitenverkehrtes Standmotiv und das aufgefächerte Chlamysende, stimmen aber sonst in allen 135 136 Stileigenheiten mit diesen überein. Vorläufig lässt sich über das Herkunftsgebiet der Serien nichts aussagen. Bei einer oder mehreren weiteren Serien des gleichen Typus zeichnet sich ein Hauptverbreitungsgebiet in Oberitalien oder Südostfrankreich ab ; es ist jedoch schwierig, die Echtheit einzelner Exemplare 145 137 138 139 140 141 143 142 144 135 J.-J. Hatt, Observations sur quelques statuettes gallo-romaines en bronze du M u s é e de Strasbourg III. R A E 12,1961,217.221 Nr. 15 A b b . 83; Schnitzler 1995 N r . 2. 136 M . Green, A Corpus of Small Cult-Objects from the Military Areas of R o m a n Britain. B A R British Ser. 52 (Oxford 1978) 70Taf.8a-c. 137 Walde-Psenner (wie zu A b b . 9,43) N r . 15. 138 R G Z M M a i n z , Inv. 0.33642. Patina entfernt; schwärzlicher Ü b e r z u g . Feilspuren ü b e r die ganze Oberfläche, z.T. auch schartige Einschnitte. Wohl echt, aber neuzeitlich stark malträtiert. 139 S. auch unten A n h a n g I G F V 3 7 . 140 Office des recherches archéologiques, Martigny, Inv. M y 93/7112-13. Unpubliziert; aus dem Hortfund G F 7 9 (s. unten A n h a n g II). 141 G . D e l l i Ponti, I bronzi del Museo provinciale di Lecce (Galat i n a l 9 7 3 ) N r . 12 Taf. 6. 142 W.-D. Heilmeyer (Hrsg.), Antikenmuseum Berlin. D i e ausgestellten Werke. Staatliche Museen Preussischer Kulturbesitz (Berlin 1988) 257 Nr. 9. 143 P. Weninger (Hrsg.), D i e R ö m e r an der Donau. Ausstellungskat. Petronell 1973 N r . 980. 144 E . E s p é r a n d i e u , H . Rolland, Bronzes antiques de la SeineMaritime. G a l l i a Suppl. 13 (Paris 1959) N r . 21 Taf. 10. 145 V g l . auch Poulsen 1977, 28 Typ 22 Reihe a l und 2 (Nr. 4 der Reihe a l g e h ö r t nicht in diese Serie); Stupperich 1988,52. zu beurteilen. Gemeinsame Merkmale der 6-7 cm hohen, flüchtig gearbeiteten Statuetten sind Schulterbauschchlamys mit mitgegossenem Caduceus, vorgestreckter Geldbeutel, knapper, zum Teil flügelloser Petasus und Rundschnittfrisur (Abb. 22). Unter den Exemplaren aus Augst (25) (Abb. 22,1), in Aix-enProvence (Abb. 22,2) , aus Fidenza (Abb. 22,3) , Annecy (Abb. 22,4) , Vaison (Abb. 22,5.6) , in Genf (Abb. 22,7) , Verona (Abb. 22,8) , Triest (Abb. 22,9) und Kassel (Abb. 22,10) , die sich im einzelnen mehr oder weniger stark unterscheiden, aber sicher auf eine gleiche Vorlage bzw. gleiche Negativformen zurückgehen, stimmen die seit dem 18. Jahrhundert bekannte Statuette aus Augst und das E x emplar in A i x mit ihrem labilen Stand, dem fast aufgedunsenen Leib, der Kerbe zwischen den Glutäen und den kleinen Füssen bis in Einzelheiten überein. Die zerfliessende, verschwommene Oberfläche beider Statuetten macht es schwer zu entscheiden, ob hier eine antike, stark abgenutzte Negativform verwendet wurde oder ob neuzeitliche Abgüsse (von einem vorläufig nicht nachzuweisenden Original) vorliegen. Der Typus des Merkur mit Agraffenchlamys, Fussflügeln, Geldbeutel in der vorgestreckten Rechten, Petasus und polykletisierender Frisur ist in mehreren, grössenmässig abgestuften Serien von 10-18 cm H ö h e und in durchschnittlicher bis sehr guter Qualität belegt . Die Stilelemente eines Merkur aus Augst 146 147 148 149 15ü 152 154 A b b . 22 146 147 148 149 150 151 153 151 152 153 154 Oggiano-Bitar (wie A n m . 123) N r . 190. D'Andria,VeleiaNr.l67Taf.34. Reinach, R S V 74,9. H . Rolland, Bronzes antiques de Haute Provence. Gallia Suppl. 18 (Paris 1965) N r . 50f. W. Deonna, Catalogue des bronzes figurés antiques du M u s é e d'art et d'histoire de G e n è v e . A S A N . F. 18,1916, 39 N r . 159; Poulsen 1977,28 A b b . 34. Franzoni, Verona N r . 35. P. Cassola G u i d a , Bronzetti a figura umana dalle collezioni dei Civici Musei di Storia ed A r t e di Trieste (Venedig 1978) Nr. 61. M . Bieber, D i e antiken Skulpturen und Bronzen des Königl. Museums Fridericianum in Cassel (Marburg 1915) N r . 164Taf. 42. V g l . allg. Stupperich 1988,45f. - Z u den grössten Exemplaren zählen die wohl südgallischen, frühkaiserzeitlichen Statuetten aus V i d y V D (Leibundgut, Westschweiz N r . 14 Taf. 20. 21; H . noch 17,5 cm), Vratza ( M . Kunze u.a. [Hrsg.], A n t i k e Bronzeplastik aus Bulgarien. Ausstellungskat. Berlin 1990, 37f. A b b . 6; H . 16,8 cm), i m Kunsthandel (Sotheby's N e w York, 24725. November 1987 N r . 159; H . 16,8 cm) und aus Orange (Rolland [wie A n m . 149] N r . 39; H . noch 14 cm; qualitativ bescheidener und wohl etwas s p ä t e r zu datieren als die anderen drei E x e m plare). Z a h l e n m ä s s i g am stärksten vertreten sind die 12-13 cm hohen Statuetten; unter den von Stupperich ebd. A n m . 101 angeführten Exemplaren g e h ö r e n die Statuetten aus Narbonne (Menzel 1970, 231 A b b . 22) und aus der Hunt Collection (J. Firth Thompkins [Hrsg.], Wealth of the Ancient World. The Nelson Bunker Hunt and W i l l i a m Herbert Hunt Collections. Ausstellungskat. Fort Worth u.a. 1983/84 N r . 45) besonders nahe zusammen. Merkurstatuetten. M . 2 : 3. 1 aus Augst (25) 2 Fundort unbekannt; in Aix-en-Provence ( B o u c h e s - d u - R h ô n e , F ) 3 aus Fidenza (Parma, I) 4 aus Annecy (Haute-Savoie, F ) 5 aus Vaison-la-Romaine (Vaucluse, F) 6 7 8 9 10 aus Vaison-la-Romaine Fundort unbekannt; in Genf Fundort unbekannt; in Verona Fundort unbekannt; in Triest Fundort unbekannt; in Kassel (Hessen, D ) . (28; Abb. 23,1) - wenig akzentuierte, weiche Körpermodellierung, feine Gesichtszüge mit grossen Augenhöhlen (für Einlagen aus anderem Metall) und hochsitzender, etwas gewellter Petasus - finden sich auch an einer gleich grossen Statuette aus Munderkingen (Abb. 23,2) , die den Kopf allerdings geradeausgerichtet, nicht geneigt hat. Möglicherweise ist die Serie von etwas grösseren Merkurstatuetten, wie sie etwa ein Merkur aus dem Fund von Fragnes (Abb. 23,3) vertritt, aufgrund der sehr verwandten Gesichtsbildung derselben Werkstatt zuzuschreiben. Werkstatt- bzw. Formzusammenhänge sind auch bei dem durch nur wenige Exemplare belegten Typus eines Vulkan aus Augst (43; A b b . 24,1) zu vermuten, der mit energisch vorgestreckter rechter und gesenkter linker Hand dargestellt ist. Anders als üblich ist der vorn verknotete Gürtel der Tunica sichtbar wiedergegeben; die Gewandfalten unterhalb der Gürtelenden treffen spitzwinklig aufeinander. D i e Charakteristika der Augster Statuette finden sich, im einzelnen etwas nachlässig ausgeführt, an einer Statuette aus Vezzano (Abb. 24,2) und, stark vergröbert, an einem klobigen Exemplar aus Salona (Abb. 24,3) wieder; alle drei Statuetten sind gleich gross. Offensichtlich liegen den Exemplaren aus Augst und Vezzano die gleichen Teilnegativformen zugrunde, wobei das Wachsgussmodell des Augster Vulkan sorgfältiger überarbeitet wurde. Das Wachsmodell des Exemplars aus Salona hingegen dürfte von einem wenig geübten Handwerker wohl nach der Vorlage einer fertigen Statuette freihändig geformt worden sein. B e i nur drei Exemplaren ist es kaum möglich, die entsprechenden Werkstätten zu lokalisieren; jedenfalls zeigt sich, dass trotz der Fundstelle der Augster Statuette in einer Giesserei (s. unten Teil II, Insula 31) nicht zwingend mit lokaler Herstellung zu rechnen ist . Auch bei Minervastatuetten lassen sich Überein155 156 157 158 159 A b b . 23 Merkurstatuetten. M . 2 :3. 1 aus Augst (28) 2 aus Munderkingen ( B a d e n - W ü r t t e m b e r g , D ) 3 aus Fragnes (Saône-et-Loire, F ) . stimmungen innerhalb eines Typus feststellen, die auf Werkstattzusammenhänge deuten. Der recht seltene Typus, der die Göttin mit vorgestreckter Schale und Lanze, in Ärmelchiton und Peplos und, als Hauptkennzeichen, mit grosser, schräg über die Brust verlaufender, kragenartiger Ägis zeigt, ist in Augst durch eine eher plumpe, 11,6 cm grosse Statuette aus dem Lararium von Insula 5/9 (63; Abb. 25,1) vertreten. Eine auch qualitativ weitgehend vergleichbare Statuette im Kunsthandel (Abb. 25,2) sowie ein feiner ausgearbeitetes Exemplar aus Wirdum mit bewegterem Ägissaum und Gorgoneion auf der linken Schulter (Abb. 25,3) stimmen auch in der Grösse überein, so 160 161 155 Nuber, B a d e n - W ü r t t e m b e r g A b b . 26; s. auch unten A n h a n g II GF60. 156 Menzel 1970,231 A b b . 28; s. auch unten A n h a n g II G F 2 9 . 157 E . Walde-Psenner, D i e figürlichen Bronzen in der Vor- und Frühgeschichtlichen Sammlung des Tiroler L a n d e s m ü s e u m s Ferdinandeum. Veröffentlichungen des Museums Ferdinandeum 56 (Innsbruck 1976) N r . 20; F. Brommer, Hephaistos (Mainz 1978) 54 I 10 Taf. 19,1; L . Zemmer-Plank, Herrscher, Krieger und Geliebte. Ausstellungskat. Innsbruck 1989 Nr. 40. 158 L j . B . Popovic u.a., A n t i c k a bronza u Jugoslaviji/Greek, R o m a n and Early-Christian Bronzes. Ausstellungskat. B e l grad 1969 N r . 114; Brommer (wie A n m . 157) 55 I 22 Taf. 23,2; J. Zanic-Protic, A n t i c k a broncana plastika iz A r h e o l o s k o g Muzeja u Splitu I/Roman Bronze Sculpture from the Archaeological Museum in Split I. Vjesnik za Arheologiju i Historiju Dalmatinsku 81,1988,28 N r . 25 Taf. 4. 159 Gerade in diesem Fall k ö n n t e man natürlich die oben («Werkstätten») angedeutete theoretische Möglichkeit e r w ä g e n , dass Teilnegativformen verhandelt wurden, jedoch ist die zahlenmässige Grundlage für alle sicheren Aussagen zu schwach. 160 Gods and Mortals. Bronzes of the Ancient World from Italy to Iran. R o y a l - A t h e n a Galleries, N e w York-Beverly Hills Feb. 1989 Nr. 107. 161 Zadoks/Peters/van Es, Netherlands I N r . 42. D e r G r ö s s e n u n terschied von rund einem Zentimeter zwischen der Minerva aus Augst und den anderen beiden Exemplaren erklärt sich durch den dort erhaltenen Helmbusch. A b b . 24 Vulkanstatuetten. M . 1 :1. aus Augst (43) aus Vezzano (Trento, I) aus Salona (Split, HR). dass ihre Wachsgussmodelle letztlich auf die gleichen Negativformen zurückgehen müssen; allerdings lassen sich die entsprechenden Werkstätten nicht lokalisieren. Andere Statuetten desselben Typus dagegen zeigen deutliche stilistische oder grössenmässige Unterschiede, gehören also zu anderen Serien (zum Typus vgl. unten «Statuettentypen»). Materialgattung, die der Terrakotten, heranzuziehen und kurz nachzuzeichnen, was über die Herkunft der in Augusta Raurica gefundenen Tonfiguren bekannt ist. Anders als bei den Bronzen weiss man dank einfacheren technischen Voraussetzungen, naturwissenschaftlichen Analysen und neueren Forschungen recht gut Bescheid über Lokalisierung und Datierung von Terrakottawerkstätten . Die oberitalischen Werkstätten waren während des ganzen 1. Jahrhunderts und bis ins frühe 2. Jahrhundert tätig. In Zentralgallien, wo die meisten und grössten Werkstätten lagen, setzt die Produktion um die Mitte des 1. Jahrhunderts ein und dauert bis in die erste Hälfte des 3. Jahrhunderts. Vom späteren 1. Jahrhundert an sind auch im Gebiet von Rhein und Mosel Werkstätten von Tonfiguren bezeugt. Von den in Augusta Raurica gefundenen Terrakotten nun wurde der weitaus grösste Teil aus Zentralgallien importiert; eine sehr geringe Anzahl stammt aus frühen oberitalischen Werkstätten sowie aus der mittelrheinischen Produktion des 2. Jahrhunderts . Lokale Produktion ist wahrscheinlich in flavisch-trajanischer Zeit und - durch Halbfabrikate und Model - sicher im beginnenden 3. Jahrhundert nachgewiesen . 163 Es gilt festzuhalten, dass sich die Masse römischer Kleinbronzen wohl nach Typen gliedern lässt, dass aber erst charakteristische, an mehreren Objekten übereinstimmende Stileigenheiten es ermöglichen, Werkstattgruppen zu bilden. Nur wenige dieser Werkstattgruppen wiederum können einer bestimmten Region zugewiesen werden, da durch die Verwendung von schon bestehenden oder von neuen, von fertigen Objekten abgenommenen Negativformen theoretisch überall alle Stilmerkmale reproduziert werden konnten. Trotz dieser Einschränkungen gelingt es in einigen Fällen, anhand der Fundverteilung das Herstellungsgebiet von figürlichen Bronzen, insbesondere von Geräten und Gefässen, näher zu bestimmen. Für die in Augusta Raurica gefundenen figürlichen Bronzen folgt aus den oben gemachten Beobachtungen, dass sich lokal gefertigte Objekte nur selten mit einiger Sicherheit als solche erkennen und von importierten Erzeugnissen abgrenzen lassen . Die in Abb. 9 zusammengestellten Messergriffe wurden wahrscheinlich in Augusta Raurica oder Vindonissa, eine kleine Gruppe von Prunkhenkeln (Abb. 6) in der Nord- oder Westschweiz hergestellt; das Verbreitungsgebiet der Merkurstatuetten A b b . 19 weist auf eine Herstellung in der Nordwestschweiz oder im angrenzenden Sequanerland hin. E i n grosser Teil der in Augst gefundenen Bronzestatuetten stammt wohl aus gallischen Werkstätten, die sich oft nicht näher lokalisieren lassen; immerhin sind einzelne Belege für eine lokale Produktion vorhanden (vgl. unten «Datierung von Statuetten»). Eine zahlenmässig geringe, aber qualitativ gewichtige Gruppe bilden die aus Campanien importierten oder mitgebrachten Objekte (vgl. unten Teil II, «Ergebnisse»). Es ist nicht uninteressant, zum Vergleich hier eine andere, thematisch mit den Bronzen verwandte 162 164 165 166 162 G a n z sicher aus lokaler Produktion stammen die wenigen Fehlgüsse und Halbfabrikate figürlicher Bronzen; vgl. Furger/Riederer 1995,118.120.122f. (S13, S92, S225, S367). 163 V g l . zusammenfassend H . Lange, R ö m i s c h e Terrakotten aus Salzburg. Ausstellungskat. Salzburg 1990,17f. 32-36. - D u r c h die grundlegenden Unterschiede in der Herstellung von Ton- und Bronzefiguren erklärt sich auch, dass die immer aus Matrizen gewonnenen Terrakotten, ähnlich wie Terra Sigillata, meist in grossen Produktionszentren hergestellt wurden, w ä h r e n d für die vor dem Guss jeweils einzeln ü b e r a r b e i t e t e n Bronzestatuetten zahlreiche kleinere W e r k s t ä t t e n anzunehmen sind. 164 v. Gonzenbach 1986, 23 N r . 94 Taf. 30,3; v. Gonzenbach 1995, 9. 39. - D e r Katalog der Augster Terrakotten (v. Gonzenbach 1986, 16-23; v. Gonzenbach 1995, 58; vgl. auch 37f.) ist nicht vollständig, so dass die dort angegebenen Zahlen nur als A n haltspunkte dienen k ö n n e n . Wie eine Durchsicht des Fundinventars des R ö m e r m u s e u m s Augst ergeben hat, kommen für die berücksichtigte Zeitspanne bis 1979 zu den rund neunzig aufgenommenen Exemplaren weitere rund dreissig hinzu. 165 v. Gonzenbach 1995,30f. 39. 166 v. Gonzenbach 1995,31-33.39. Statuettentypen Bei der Suche nach Werkstattzusammenhängen hat sich immer wieder gezeigt, dass die Statuetten trotz zahlreicher Varianten im einzelnen sich auf einige wenige Typen zurückführen lassen , die ihrerseits verschiedene Stilelemente in sich vereinigen. Dieses Phänomen scheint für die ganze Gattung charakteristisch zu sein und hängt offenbar mit den den Kleinbronzen zugrunde liegenden Vorbildern und Vorlagen zusammen. Während vor allem um die Mitte unseres Jahrhunderts römische Bronzen vorwiegend unter dem Blickwinkel ihrer griechischen Vorbilder betrachtet wurden, hat A . Leibundgut 1990 in ihrer grundlegenden Untersuchung zum Weiterleben Polyklets in der späthellenistischen und kaiserzeitlichen Kleinplastik gezeigt, dass auch unter den am stärksten klassizistischen Statuetten der Kaiserzeit kaum je Exemplare nachzuweisen sind, die als getreue kleinformatige Kopien verlorener klassischer Meisterwerke gelten k ö n n e n . Vielmehr haben sich, wohl im 2. und im 1. Jahrhundert v.Chr., durch Auswahl und Kombination von Stilelementen vor allem der hohen und der späten Klassik eigentliche Kleinbronzetypen herausgebildet, die bis in die späte Kaiserzeit bestimmend blieben . Frühe Vertreter dieser klassizistischen Kleinbronzetypen können wir etwa in Statuetten aus den Anfang bis Mitte des 1. Jahrhunderts v.Chr. gesunkenen Schiffen von Antikythera und Mahdia fassen , kaum je aber in Siedlungsfunden, da in der reichen materiellen Hinterlassenschaft der griechischen Städte Delos, Priene und Olynth Bronzestatuetten fast völlig fehlen . Aufschlussreich ist aber, dass der früheste Beleg für einen der wenigen genuin römischen Göttertypen, den des Laren, auf einer Wandmalerei des 2. Jahrhunderts v. Chr. in Delos erhalten ist, an einem Ort also, wo besonders intensive Kontakte zwischen der östlichen und der westlichen Mittelmeerwelt belegt sind . Zudem können an der Stelle von Bronzefiguren figürliche Möbel- und Gerätteile bestätigen, dass der griechische Osten eine entscheidende Rolle bei der Herausbildung des Klassizismus gespielt haben muss . So hat S. Faust in ihrer Untersuchung der antiken Klinenbeschläge gezeigt, dass etwa der Typus der efeubekränzten Silensbüste im 2. Jahrhundert v. Chr. im östlichen Mittelmeerraum ausgebildet und dann bis in die frühe Kaiserzeit weiterverwendet wurde; durch äussere Anhaltspunkte datierte E x emplare sind aus Delos, Priene und mehreren Schiffs- 167 V g l . etwa zu den Merkurtypen L I M C V I 507.534f. ( E . Simon). 168 Leibundgut 1990; Zusammenfassung der Forschungsgeschichte ebd. 397f. - So lässt sich etwa die Gleichsetzung einer Statuette in M a l i b u (ebd. 409f. K a t . 196) mit dem Phrixos des Naukydes nicht aufrechterhalten, da sie offenbar M e r k u r darstellt und das Gesamtwerk des Naukydes zudem zu schlecht überliefert ist; der M e r k u r von Thalwil (ebd. 416ff. Kat. 206) weicht in entscheidenden Punkten von dem in grossformatigen Repliken erhaltenen Diomedes des Kresilas ab (vgl. auch F. Hiller, Formgeschichtliche Untersuchungen zur griechischen Statue des s p ä t e n 5. Jahrhunderts v.Chr. [Mainz 1971] 35 A n m . 73). - Grundsätzliches zum Klassizismus z . B . bei F. Preisshofen, P. Zanker, Reflex einer eklektischen Kunstanschauung beim Auetor ad Herennium. Dialoghi di A r c h e o l o gia 4, 1970,110-119 A b b . 1-10; vgl. auch die bei C. MadernaLauter in: H . Beck, P. C. B o l , M . Bucking (Hrsg.), Polyklet. D e r Bildhauer der griechischen Klassik. Ausstellungskat. Frankfurt a . M . 1990, 324 A n m . 1 gegebenen Literaturhinweise. Z u m Verhältnis kaiserzeitlicher Statuetten zu griechischen Vorbildern vgl. auch Stupperich 1988,550ff. lien en bronze. In: É t u d e s déliennes. Bulletin de correspondance hellénique, Suppl. 1 (Athen/Paris 1973) 555 A n m . 3; M . Kreeb, Untersuchungen zur figürlichen Ausstattung delischer P r i v a t h ä u s e r (Chicago 1988) 5 8 . - P r i e n e : Th. Wiegand und H . Schräder, Priene. Ergebnisse der Ausgrabungen und Untersuchungen in den Jahren 1895-1898 (Berlin 1904) 3 2 9 . - Olynth: D . M . Robinson, Metal and M i n o r Miscellaneous Finds. Excavations at Olynthus 10 (Baltimore 1941) V I I . - V o n besonderem Interesse in dieser Beziehung sind die Funde eines einheimischen Bergheiligtums auf der K r i m : neben taurischer Keramik, skythischen Waffen, bosporanischen und römischen M ü n z e n fanden sich klassizistische, wohl griechische Bronzestatuetten, die nach dem Ausweis des archäologischen Befundes grösstenteils ins 2. und 1. Jh. v.Chr. g e h ö r e n ; typologisch entsprechen sie völlig den aus der Kaiserzeit bekannten G ö t tertypen: N . G. Novicenkova, Il santuario del passo de Gurzuf, monumento di epoca antica e medievale nei M o n t i di Crimea. In: E . A . A r s l a n , C. Della Porta (Hrsg.), D a l mille al mille. Tesori e popoli dal M a r e Nero. Ausstellungskat. R i m i n i 1995, 122-135 K a t . 4.5.11-18.46.47. - Sicher ins 1. Jh. v. Chr. gehört auch eine Minervastatuette aus dem um 80 v.Chr. zerstörten Legionslager von Câceres el Viejo ( E ) ( M . Blech in: G . Ulbert, Caceres el Viejo. E i n spätrepublikanisches Legionslager in Spanisch-Extremadura [Mainz 1984] 306-309 Taf. 79.80). 167 168 169 169 Z u den A n f ä n g e n des Klassizismus in der Grossplastik vgl. J.-P. Niemeier, Kopien und Nachahmungen i m Hellenismus. E i n Beitrag zum Klassizismus des 2. und frühen 1. Jh. v.Chr. Habelts Dissertationsdrucke, Reihe Klassische A r c h ä o l o g i e 20 ( B o n n 1985) (vgl. Rezension von P. Kranz, G n o m o n 61, 1989,182-184). 170 V g l . Leibundgut 1990,405.417 A b b . 251 und unten A n h a n g II GF104 und GF112. 171 Dieses P h ä n o m e n ist unterschiedlich, aber nicht wirklich ü b e r z e u g e n d erklärt worden. - Delos: G . Siebert, M o b i l i e r d é - 170 171 172 173 172 U . Bezerra de Meneses, H . Sarian, Nouvelles peintures liturgiques de Délos. In: É t u d e s déliennes (wie A n m . 171) 93-97 A b b . 28-30; vgl. vorläufig auch Kunckel 1984,125. 173 Z u m Klassizismus i m hellenistischen Osten, vor allem unter dem Blickwinkel polykletischer Elemente, vgl. Maderna-Lauter (wie A n m . 168) 321-324. Minervastatuetten. M . 2 : 3 (Nr. 12: M . 1 : 3). 1 aus Augst (63) 2 Fundort unbekannt; im Kunsthandel 3 aus W i r d u m (Groningen, N L ) 4 aus D e l p h i ( N o m . Phokis, G R ) 5 Fundort unbekannt; in L y o n ( R h ô n e , F) 6 Fundort unbekannt; in Paris 7 8 9 10 11 12 aus Bjalo pole bei Stara Zagora ( B G ) aus Volubilis ( M a r o k k o ) Fundort unbekannt; im Kunsthandel aus Räcari (jud. D o l j , R ) Fundort unbekannt; ehemals in Stuttgart ( B a d e n - W ü r t t e m b e r g , D ) aus Tartous (Syrien). 174 funden bekannt . Ebenfalls schon in Delos belegt sind als Truhenbeschläge verwendete Götterbüsten, wie wir sie etwa aus Pompeji kennen . Es spricht einiges dafür, dass die Vorläufer der kaiserzeitlichen Kleinbronzetypen vom 2. Jahrhundert v.Chr. an ausgehend von Griechenland zuerst durch griechische, später wohl auch durch römische Künstler in der westlichen Mittelmeerwelt verbreitet wurden . Leider wissen wir nichts über die A r t der Vorlagen, die in den Werkstätten zur Verfügung standen; es ist aber eher mit rundplastischen Modellen als mit flächigen Skizzen zu rechnen . St. Bouchers These, einige Kleinbronzetypen seien auf direktem Weg von Griechenland nach Gallien gelangt und deshalb in Italien nicht vertreten , ist zwar auf den ersten Blick ansprechend, doch lässt sie sich durch den uns erhaltenen Denkmälerbestand nicht stützen. Das soll im folgenden am Beispiel der Minerva mit kragenartiger Schrägägis gezeigt werden; das gleiche Beispiel macht auch deutlich, wie viele Varianten eines Typus möglich sind und wie fliessend die Übergänge vom einen zum anderen Typus sind. Die grosse Schrägägis, die den linken A r m bedeckt, gehört ursprünglich zum spätarchaischen Typus der ausschreitenden Promachos ; in klassischer Zeit ist sie nur noch an einer mit dem dorischen Peplos bekleideten Statue des Strengen Stils und an der aus Kreta stammenden Replik der Athena Cherchel belegt. Sie findet sich dann an einer zahlenmässig begrenzten Gruppe von qualitativ eher bescheidenen kaiserzeitlichen Bronzestatuetten, die mehrheitlich mit dem ungegürteten Peplos des Typus Cherchel, bereichert durch einen Ärmelchiton, bekleidet sind; charakteristisch ist der von der rechten Schulter in Zickzackfalten hinabfallende Gewandzipfel (Abb. 25). Varianten ergeben sich durch die Grösse der Ägis: an den Statuetten aus Delphi (Abb. 25,4) und in Lyon (Abb. 25,5) bedeckt sie nur gerade die linke Brust und den Oberarm; an drei stilistisch und grössenmässig eng verwandten Statuetten aus Augst (63; Abb. 25,1), Wirdum (Abb. 25,3) und im Kunsthandel (Abb. 25,2; vgl. oben mit A n m . 160f.) sind der linke A r m bis zum Handgelenk und der grösste Teil des Rückens bedeckt; die Ägis der Exemplare in Paris (Abb. 25,6) , aus der Umgebung von Stara Zagora (Abb. 25,7) und aus Volubilis (Abb. 25,8) schliesslich fällt als symmetrische Entsprechung zum Peploszipfel bis auf den Oberschenkel hinunter und bedeckt den Rücken vollständig. Doch nicht nur die Grösse der Ägis, auch die Gewandung kann variieren: eine sehr fein gearbeitete, vielleicht südgallische Minerva im Kunsthandel (Abb. 25,9) trägt über dem Ärmelchiton einen übergegürteten Peplos, gleich wie zwei vermutlich untereinander seriengleiche Statuetten aus 174 Faust (wie A n m . 66) 109-114.141-150 Taf. 69-77. Z u dem von Plinius (Nat. hist. 34,9) g e r ü h m t e n aes Deliacum und den delischen W e r k s t ä t t e n von Klinenbestandteilen vgl. ebd. 32f. 42. 175 V g l . Siebert (wie A n m . 171) 561-565. 569 A b b . 8. 9.16. 176 V g l . etwa die Untersuchungen von E . Künzl zum Typus der s a n d a l e n l ö s e n d e n A p h r o d i t e (Künzl [wie A n m . 25]; ders., Aphrodite untying her sandals: a hellenistic terracotta and a R o m a n alabaster statuette. Sefunim. Bulletin of the National Maritime Museum Haifa 8, 1994, 35-44 Taf. 3. 4; ders., D i e Bernsteinstatuette der Venus mit der Sandale aus Portogruaro [Venezia/I]. In: B u o r a [wie A n m . 103] 111-120 A b b . 1-7); er macht wahrscheinlich, dass der ungemein p o p u l ä r e Typus, der in den verschiedensten Materialgattungen erhalten ist, auf eine kleinformatige, um 200 v.Chr. in Kleinasien geschaffene Skulptur zurückgeht. Im Unterschied zu dieser Schöpfung sind allerdings von den meisten eigentlichen Kleinbronzetypen weit weniger R e p l i k e n bekannt. - Z u den Beziehungen zwischen griechischen und römischen W e r k s t ä t t e n i m 2. und 1. Jh. v.Chr. am Beispiel der Marmorkratere vgl. D . Grassinger, R ö m i s c h e Marmorkratere. Monumenta Artis Romanae 18 (Mainz 1991) 142-144. Louvre die Kragenägis aufweist, die anderen R e p l i k e n aber ein schmales, bandartiges Ziegenfell, spricht eher dafür, in ihr eine kaiserzeitliche Kopistenvariante zu sehen. V g l . dagegen E . Buschor, Varianten. In: A n t i k e Plastik, Festschrift für Walter A m e l u n g (Berlin/Leipzig 1928) 55f. C . Rolley, Monuments figurés: Les statuettes de bronze. Fouilles de Delphes 5 (Paris 1969) N r . 205 Taf. 50; Boucher 1976,139 A b b . 235 Taf. 51. Attischer H e l m . A u f der rechten, zur Seite gestreckten H a n d Eule. D e r an der Aussenkante unmotiviert aufspringende Ä g i s s a u m k ö n n t e daher r ü h r e n , dass in der zugrunde liegenden Vorlage der linke A r m s t ä r k e r angehoben war, vergleichbar etwa der Replik Cherchel (s. A n m . 181). Boucher, L y o n 1973 N r . 154. Korinthischer H e l m ohne Busch. Beide A r m e gesenkt, wenig angewinkelt. Babelon/Blanchet, B i b l . Nat. N r . 163. Attischer H e l m . Beide A r m e gesenkt, wenig angewinkelt. S c h l a n g e n g e s ä u m t e Ägis mit Gorgoneion auf der linken Schulter. - E s fällt schwer, für das anspruchslose Werk eine mögliche Provenienz vorzuschlagen; Gallien w ä r e jedenfalls denkbar. K . Kalcev, Bronzestatuetten aus dem Territorium von Augusta Traiana (Stara Zagora, V. R . Bulgarien). In: Gschwantler/Bernhard-Walcher 1988, 404. 407 N r . 5 A b b . 5. H e l m , A r m h a l t u n g und Ägis wie Exemplar in Paris ( A b b . 25,6). C h . Boube-Piccot, Les bronzes antiques du M a r o c 1: L a statuaire. Etudes et travaux d ' a r c h é o l o g i e marocaine 4 (Rabat 1969) N r . 235 Taf. 164,2. K o p f stark nach rechts gewandt, mit attischem H e l m . Typusfremder rechter A r m im Wachsmodell angestückt (erhoben statt gesenkt). Ägis gleich charakterisiert wie übriges Gewand, also offenbar ohne Fellstruktur und Schlangen oder Gorgoneion. Sehr provinzielle A r b e i t . Sotheby's N e w York, 17.12.1992 N r . 132. Korinthischer (?) H e l m mit Sphingen; grosse, einst eingelegte Augen. Beide A r m e leicht angewinkelt. Grosse, weich fallende Ägis in der A r t der Minerva in Paris ( A b b . 25,6) mit Gorgoneion und ü b e r der F l ä c h e verteilten Schlänglein. K a u m bewegtes Standmotiv. 175 176 177 178 179 180 177 Es mag tröstlich erscheinen, dass auch in einer weit besser erforschten D e n k m ä l e r g a t t u n g , der der Reliefsarkophage, ü b e r die unmittelbaren Vorlagen und die A r t der Typentradition kaum Sicheres bekannt ist; vgl. H . Froning, D i e ikonographische Tradition der kaiserzeitlichen mythologischen Sarkophagreliefs. Jahrbuch des Deutschen A r c h ä o l o g i s c h e n Instituts 95, 1980, 322-341; G . Koch, H . Sichtermann, R ö m i s c h e Sarkophage ( M ü n c h e n 1982) 250ff. 454f. 178 St. Boucher, Figurations de bronze; G r è c e et Gaule. Revue arc h é o l o g i q u e 1975,251-266; Boucher 1976,139f. 141 f. 2 3 2 . - V g l . dazu auch A . Leibundgut, G n o m o n 52,1980,368f. (Rezension von Boucher 1976); Stupperich 1988,141f. 179 Vgl.LIMCII969f.Nr.124f.133.171 (archaistische Umbildung) (P. Demargne). 180 H e l b i g I I I N r . 2255 ( H . v. Steuben). 181 L I M C II 980 N r . 252. Z u m Typus Cherchel vgl. ebd. 980 Nr. 251; 1085f. N r . 149f. D i e Tatsache, dass nur die R e p l i k i m 4 181 182 183 184 185 186 187 182 183 184 185 186 187 188 Räcari (Abb. 25,10) und ehemals in Stuttgart (Abb. 25,II) ; eine grosse, ausgesprochen klassizistische Minerva aus Tartous (Abb. 25,12) ist mit einem direkt unter der Brust gegürteten Peplos bekleidet. Überblicken wir die Fundorte der bisher aufgeführten Statuetten, so fällt ihre weite Streuung - von Nordafrika über Phönizien, vom Balkan bis Ober- und Niedergermanien - auf, ohne dass sich eigentliche Schwerpunkte abzeichneten. Aus Italien lassen sich in der Tat bisher keine bronzenen Minervastatuetten mit der Kragenägis nachweisen , doch ist daran zu erinnern, dass das Motiv zumindest an einem mit Bronzekopf und -extremitäten verbundenen Alabasterrumpf in der Villa A l b a n i , an der porphyrnen Sitzstatue der sogenannten Athena Mazarin sowie an einer Terrakotta aus Paestum belegt ist, also im Mutterland offenbar doch bekannt war. Im übrigen zeigt sich gerade an diesem Fall, dass die Übergänge zwischen Typen und Varianten oft fliessend sind, je nachdem ob man ein Einzelmotiv - wie die Kragenägis - oder den Gewandtyp als übergeordnetes Kriterium auffasst. So 189 19ü 1903 191 192 193 188 V . P â r v a n , A r c h ä o l o g i s c h e Funde im Jahre 1912: R u m ä n i e n . A r c h ä o l o g i s c h e r Anzeiger 1913, 376f. A b b . 11,4; L . JeposuMarinescu, Tipuri de statuete de bronz romane din Dacia. Sargetia. A c t a Musei Devensis 21-24,1988-91, 70 N r . 16. Im M o m e n t nicht auffindbar (freundliche Mitteilung von L u c i a Marinescu, Bukarest). Hohlguss. Korinthischer (?) H e l m . Beide A r m e leicht angewinkelt. Gewandung nicht ganz klar: der bewegte Vertikalsaum an der rechten Seite spricht für einen Peplos ( ü b e r dem Ä r m e l c h i t o n ) , jedoch ist ü b e r den Füssen nur ein einziger horizontaler Gewandabschluss wiedergegeben. Stark zurückgesetztes linkes Bein; ausgeprägt hervortretende R ö h r e n f a l t e zwischen Stand- und Spielbein. Steif h i n a b h ä n g e n d e grosse Ägis mit Gorgoneion; ihr Saum verläuft in einer geraden Linie von der rechten Schulter bis zum linken Oberschenkel. 189 Reinach, R S II 799,2. H . ? Gleiche Charakteristika wie M i nerva aus Räcari ( A b b . 25,10). - Laut freundlicher Auskunft von Hans-Peter Kuhnen, Stuttgart, ist der heutige Aufbewahrungsort der Statuette unbekannt. 190 A . de Ridder, Collection de Clercq 3: Les bronzes (Paris 1905) Nr. 295 Taf. 47. Attischer H e l m . A u f der rechten, zur Seite gestreckten H a n d E u l e auf Kugel; linke H a n d etwas vom Körper abgehoben und gesenkt. 190a Erst kurz vor dem D r u c k habe ich Fotos der Statuetten aus der Casa a graticcio in Herculaneum (s. A n h a n g I G F V 3 ; A b b . 147) erhalten und festgestellt, dass sich unter ihnen eine M i - scheint die markante, von der rechten Schulter hinabfallende Zickzackfalte an der Statuette aus Delphi von einem viel geläufigeren, auch in Campanien vertretenen Kleinbronzetypus übernommen zu sein; dort zieht sich der über dem Ärmelchiton getragene Mantel in einem Wulst von der rechten Schulter zur linken Hüfte und verdeckt so die allerdings nicht kragenartige Ägis zur Hälfte . M i t guten G r ü n d e n liesse sich also der Kleinbronzetypus mit Kragenägis auch als Variante dieses für Fortuna und Minerva verwendeten Typus deuten. 194 Auch wenn es also durchaus regionale Vorlieben für den einen oder anderen Kleinbronzetypus gegeben haben mag, so fehlen vorläufig Belege dafür, dass einige Typen im Mutterland gar nicht vertreten waren . Insbesondere ist daran zu erinnern, dass die kaiserzeitlichen Kleinbronzen aus Italien immer noch zu einem grossen Teil unpubliziert sind, so dass es vorerst nicht möglich ist, sich einen Überblick über das einst tatsächlich Vorhandene zu verschaffen. 195 191 192 193 194 195 nerva mit Kragenägis befindet. D e r Kleinbronzetypus ist nun also auch in Italien belegt. P. C. B o l in: P. C. B o l (Hrsg.), Forschungen zur V i l l a A l b a n i . K a talog der antiken Bildwerke 1 (Berlin 1989) Nr. 56 Taf. 103.104 (Rumpf stark ü b e r a r b e i t e t ) . L I M C II 1094 N r . 276 (F. Canciani). C. Rolley, Les bronzes de Gaule. Quelques p r o b l è m e s . Revue archéologique 1979,133. V g l . zu dieser Variante E . Mathiopoulos, Z u r Typologie der G ö t t i n A t h e n a i m fünften Jahrhundert vor Christus. Diss. B o n n 1968,84ff. - Statuetten: Fortuna aus Pompeji (Nat. mus. Neapel, Inv. 109361; Foto R G Z M Mainz, Neg. T72/2946); Fortuna aus R o m (Santa M a r i a Scrinari [s. unten A n h a n g II L i t . zu GF121] 92 A b b . 112); Minerva aus Santeny (Insel M a l lorca) (Braemer 1963 N r . 758; Mathiopoulos a. O. 85f. W o h l campanisch); M i n e r v a in Wien (R. v. Schneider, A l b u m auserlesener G e g e n s t ä n d e der Antiken-Sammlung des A l l e r h ö c h s t e n Kaiserhauses [Wien 1895] 11 Taf. 26,2; Mathiopoulos a. 0.86. Rechter Unterarm modern?) V g l . auch Boucher 1976, 284 A b b . 498.499 Taf. 98. Beispiele für regionale Schwerpunkte etwa oben («Werkstätten») und bei Stupperich 1988,531ff.; anderseits hat E . Simon (in: L I M C II 518f.) nachgewiesen, dass der vor allem in der Belgica verbreitete Typus des jugendlichen Mars (Menzel 1970,223-226) auch in Italien bekannt ist. Datierung von Statuetten Eines der Hauptprobleme, die sich bei der Beschäftigung mit römischen und besonders provinzialrömischen Statuetten stellen, ist das der Datierung der qualitativ durchschnittlichen bis bescheidenen Exemplare, die den Hauptanteil der Gattung bilden. Während sich erstklassige Werkstätten an der Stilentwicklung der klassizistischen stadtrömischen Kunst orientieren und der Zeitstil ihrer Erzeugnisse sich auf diese Weise einigermassen leicht erkennen lässt, fehlen entsprechende Kriterien für die zahlreichen künstlerisch wenig anspruchsvollen Statuetten aus Italien wie aus den Provinzen. Eine der G r ü n d e dafür liegt in dem von der Herstellungstechnik begünstigten Variantenreichtum und der geringen Typisierung der Gattung. Anders als etwa bei den Terrakotten, wo sich im Idealfall ein Archetyp sowie mehrere Generationen von Abformungen der gleichen Statuette erhalten haben , sind bei den Bronzen durch das manuelle Überarbeiten des Wachsmodells vor dem Guss fast unbegrenzte Varianten möglich, die sich zeitlich nicht einordnen lassen (s. oben «Herstellungstechnik»). Anhaltspunkte für die Datierung ergeben sich einzig aus Statuetten, welche in frühen, zeitlich eng begrenzten Siedlungen zum Vorschein gekommen sind. Allerdings belegen auch sie oft nur gewisse, an einem bestimmten Zeitpunkt und Ort vorhandene Stileigenheiten, die sich nicht unbedingt an weiteren Statuetten wiederfinden. Unter den Statuetten aus frühkaiserzeitlichen Siedlungen mit bekanntem Enddatum sind an erster Stelle die reichen Funde aus den 79 n. Chr. vom Vesuv verschütteten Städten zu nennen. Eine Gesamtvorlage steht noch aus; immerhin geben einzelne Publikationen, die auch bescheidene Dutzendware miteinbeziehen , eine Vorstellung vom weitgefächerten Qualitätsspektrum der dort gefundenen und wohl zum grössten Teil dort hergestellten Bronzen. Ebenfalls noch nicht untersucht ist die zeitliche Spannweite der campanischen Bronzen; auch wenn der überwiegende Teil der meist in Hausheiligtümern verwendeten Statuetten aus religionsgeschichtlichen G r ü n d e n in nachaugusteischer Zeit entstanden sein wird (vgl. unten), könnten sich auch Exemplare aus der Frühzeit der 80 v.Chr. gegründeten Koloniestadt erhalten haben . Für die zeitliche Einordnung der in den Provinzen gefundenen frühen Bronzen, die der stadtrömischen Stilentwicklung folgen, sind als Bezugspunkt vor allem die qualitativ hochstehenden Statuetten aus den Vesuvstädten massgebend, da sie es erlauben, die campanische Herkunft von Importstücken des 1. Jahrhunderts zu erkennen. Die bescheidenen Serienprodukte aus Campanien dagegen eignen sich nicht als chronologische Anhaltspunkte; ihre Kenntnis ist aber wichtig, damit nicht provinzielle Stilelemente etwa an gallorömischen Bronzen als Merkmale einheimischen Kunstschaffens überbewertet werden . Neben der Menge von campanischen Bronzen haben sich vereinzelte qualitativ eher durchschnittliche, stilistisch oft ungewöhnliche Statuetten aus frühen, nur kurze Zeit belegten Siedlungen nördlich der Alpen erhalten; sie werden grösstenteils vom Militär aus Italien mitgebracht worden sein. In unserem Zusammenhang sind sie von besonderem Interesse, weil anzunehmen ist, dass sich die einheimische Bevölkerung anhand solcher Objekte mit den neuen Kultobjekten und der neuen Formensprache vertraut gemacht hat und zum Teil wohl schon nach kurzer Zeit mit entsprechender lokaler Produktion begonnen hat. Im augusteischen, bis 9 n. Chr. belegten Lager von Haltern wurden zwei Merkurstatuetten (Abb. 26,1.2) gefunden, in denen man jedenfalls nicht ohne weiteres den Stil dieser Epoche erkennen w ü r d e . Ebenfalls in 200 196 197 198 199 196 V g l . dazu etwa Lange (wie A n m . 36) 124f. m. L i t . 197 So etwa H . M e n z e l , P r o b l è m e s de la datation des bronzes romains. In: Boucher 1977, 123f. A b b . 7-24; Adamo-Muscettola 1984; Kunckel 1984. V g l . auch die unten in Teil I V zusammengestellten Larariumsstatuetten aus den Vesuvstädten (Anhang I). 198 Aussergewöhnlich und meines Wissens im Bereich der Statuetten ohne Parallele ist der Fall einer argivischen Bronzehydria des 5. Jh. v. Chr., die als Sammelobjekt in Drittverwendung in den Besitz des C. Iulius Polybius gekommen ist: F. Z e v i , V. Castiglione M o r e l l i in: B o r d e l l o u.a. 1996,78 N r . 281. 199 D a m i t sei nicht bestritten, dass es durchaus spezifisch gallorömische Stilmerkmale gibt, doch bedarf es genauer Beobachtung von Einzelheiten, um etwa den gallorömischen provinziellen Stil des M e r k u r 31 vom ü b e r r e g i o n a l e n provinziellen Stil des M e r k u r S12 zu unterscheiden. A l l g e m e i n gesagt kann eine mit wenig plastischem Verständnis und vorwiegend linear gegliederte Statuette entweder - in der Frühzeit der Romanisierung - aus der Auseinandersetzung eines einheimischen Handwerkers mit den neuen, importierten Formen entstanden sein oder aber - zu einem nicht n ä h e r bestimmbaren Zeitpunkt innerhalb der Kaiserzeit - als Serienprodukt einer drittrangigen, nicht lokalisierbaren Werkstatt entstammen. In vielen Fällen ist kein Entscheid möglich. Z u Eigenheiten gallorömischer und nicht lokalisierbarer provinzieller Kunst vgl. A . Leibundgut, Kunst und Kunstgewerbe. In: U r - und frühgeschichtliche A r c h ä o l o g i e der Schweiz 5 (Basel 1975) 81-87 A b b . 19-32. - In den Vesuvstädten hängen die starken Qualitätsunterschiede der Bronzen offenbar zum Teil mit der lokalen Sozialstruktur zusammen; vgl. Menzel (wie A n m . 197) 124; Kunckel 1984. 200 R . Stupperich, Frühkaiserzeitliche figürliche Bronzen i m nordwestlichen Germanien. E i n Überblick. In: R . Asskamp, St. Berke (Red.); D i e römische Okkupation nördlich der A l p e n zur Zeit des Augustus. Kolloquium Bergkamen 1989, Vorträge. B o d e n a l t e r t ü m e r Westfalens 26 ( M ü n s t e r 1991) 179f. A b b . 11 a und b. - D i e kleinere der beiden Statuetten zeigt auffallende stilistische Verwandtschaft mit einer nur etwa 3 cm grossen silbernen Merkurstatuette aus der Nordostecke des Legionslagers von Vindonissa, wo ein heiliger Bezirk vermutet wird ( C h . Simonett, Grabungen der Gesellschaft Pro Vindonissa. E i n e Auswahl von Kleinfunden aus den Jahren 1935-1938. Zeitschrift für schweizerische A r c h ä o l o g i e und Kunstgeschichte 2,1940, 5 Taf. 1,3; V. v. Gonzenbach, Kleinvotive des zweiten Jahrhunderts n. Chr. und Militär in Vindonissa. Jber. G P V 1967,8; v. Gonzenbach 1995,401). A b b . 26 Statuetten aus frühen F u n d z u s a m m e n h ä n g e n (1. Jahrhundert v . - l . Jahrhundert n. Chr.). M . 2 : 3. 7 M e r k u r aus Xanten (Nordrhein-Westfalen, D) 1 M e r k u r aus Haltern (Nordrhein-Westfalen, D ) 8 Fortuna aus Xanten 2 M e r k u r aus Haltern 9 L a r aus Xanten 3 M e r k u r vom Magdalensberg ( K ä r n t e n , A ) 10 Genius aus Xanten 4 Herkules vom Magdalensberg 11 M a n n aus Xanten 5 A m o r vom Magdalensberg 12 Jupiter vom Wrack Cavallo I (Korsika, F ) . 6 Herkules aus Velsen (Noord-Holland, N L ) augusteischen Schichten, in der 45 n. Chr. in die Ebene verlegten Siedlung auf dem Magdalensberg, fanden sich zwei Statuetten des Merkur und des Herkules (Abb. 26,3.4); auch ein laufender A m o r (Abb. 26,5) dürfte im späteren 1. Jahrhundert v.Chr. unter die Erde gekommen sein . Eine weitere Herkulesstatuette (Abb. 26,6) kam in dem frühkaiserzeitlichen, an der holländischen Küste gelegenen Militärhafen Velsen 1 zum Vorschein, der um 35 n. Chr. aufgehoben wurde . Die Ausgrabungen in dem 70 n.Chr. zerstörten Legionslager von Xanten/Vetera I erbrachten Statuetten des Merkur (Abb. 26,7), der Fortuna (Abb. 26,8), eines Laren (Abb. 26,9), eines Genius (Abb. 26,10) und einer nicht sicher zu deutenden männlichen Figur (Abb. 26,11) . Aus nicht militärischem Zusammenhang, nämlich aus einem um die Mitte des 1. Jahrhunderts bei der Insel Cavallo südlich von Korsika gesunkenen Handelsschiff, stammt eine Jupiterstatuette (Abb. 26,12), die zusammen mit einer Bronzelampe zur Ausstattung gehörte oder aber privater Besitz eines Besatzungsmitglieds war . Vergleichen wir diese mehrheitlich wohl in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts in Italien gefertigten Bronzestatuetten untereinander, so fällt vor allem ihre stilistische Uneinheitlichkeit auf. Der grössere Merkur aus Haltern wie auch der laufende A m o r vom Magdalensberg stehen noch deutlich in hellenistischer Tradition. Der in Xanten gefundene Lar ist wohl eher das Produkt einer norditalischen als einer gallorömischen Werkstatt. Z u m Merkur vom Magdalensberg sind nahe Parallelen aus Campanien (Abb. 20,6) und aus Gallien bekannt. D e n Jupiter vom Wrack Cavallo I und den Herkules aus Velsen hätte man ohne Kenntnis ihres Fundzusammenhangs kaum so früh datiert. Angesichts der stilistischen Vielfalt der frühen italischen Statuetten scheint es ein schwieriges Unterfangen, von ihnen sicher gallorömische Erzeugnisse abzugrenzen und zu bestimmen, von wann an in Gallien figürliche Bronzen hergestellt worden sind. Aus grundsätzlichen Überlegungen wäre anzunehmen, dass in der um 120 v. Chr. unterworfenen Gallia Narbonensis die lokale Produktion früher eingesetzt hat als in den rund siebzig Jahre später eroberten Provinzen Lugdunensis und Belgica, doch fehlen entsprechende festdatierte Funde. Anderseits spielt gerade bei der Gattung der Statuetten, die wohl grösstenteils in Lararien verwendet wurden, ein wichtiger Faktor auf religionsgeschichtlicher Ebene mit: es scheint, dass erst die augusteische Neuorganisation des privaten Kults die Herstellung und Verbreitung grosser Mengen von Götterstatuetten auslöste (s. unten mit A n m . 617f.). Aufgrund der oben zusammengestellten Anhaltspunkte gehen wir wohl nicht fehl in der Annahme, dass Bronzestatuetten in Gallien und der Germania Superior spätestens vom mittleren 1. Jahrhundert an hergestellt worden sind. D a sich die überwiegende Mehrheit der in diesem Gebiet erhaltenen Statuetten von durchschnittlicher Qualität stilistisch nicht grundsätzlich von den durch ihre Fundumstände in die frühe Kaiserzeit datierten italischen Exemplaren (Abb. 145-174) unterscheidet, scheint es gerechtfertigt, sie ebenfalls eher der früheren als der späten Kaiserzeit zuzurechnen. Wenn wir nun im engeren regionalen Bereich nach 201 202 203 204 205 den Anfängen lokaler Produktion von Statuetten fragen, so gilt es, den Einfluss der Armee, insbesondere des nur rund 40 km von Augusta Raurica entfernten Militärlagers Vindonissa in die Überlegungen miteinzubeziehen, wo zwischen 17 und 101 n. Chr. nacheinander drei Legionen - in der Frühzeit vorwiegend italischer Herkunft - stationiert waren . Die Präsenz von mehreren tausend Armeeangehörigen zog nicht nur vielfältige Importgüter nach sich, sondern muss sich auch auf die handwerkliche Produktion des zivilen Umlandes ausgewirkt haben; anderseits erforderten Unterhalt, Ausrüstung und Bedarf der Truppen militäreigene Handwerksbetriebe aller A r t . Gerade die Tätigkeit bronzeverarbeitender Werkstätten ist recht gut bekannt, indem ein Teil der in Vindonissa gefundenen figürlich verzierten Waffen und Ausrüstungsgegenstände aus der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts sicher am Ort hergestellt wurde ; einen weiteren Produktionsort, Lyon, nennt die Inschrift auf einem mit Tierkampfgruppen verzierten Schwertscheidenblech . Der Hersteller des Blechs ist ein römischer Bürger ohne militärische Chargen, was zeigt, dass es offenbar keine strikte Trennung zwischen zivilen und militärischen Werkstätten gab. So liegt es nahe anzunehmen, dass auch ein im Lager tätiger Bronzehandwerker nicht nur Gegenstände des militärischen Bedarfs, sondern auch Götterstatuetten für militärische wie für zivile Abnehmerkreise anfertigte. Vor diesem Hintergrund erstaunt es nicht, dass als Produktionsort einer Gruppe von Messergriffen des mittleren 1. Jahrhunderts aufgrund der Fundkonzentration Augusta Raurica oder Vindonissa in Frage kommen (vgl. oben «Werkstätten»). Für die 206 207 208 209 201 D e i m e l (wie Abbildungsnachweis zu A b b . 7,12) 13-18. 113-115 Taf. 1,1; 2,1; 3. 202 S. M . E . van L i t h , E e n bronzen beeldje van Hercules bibax uit Velsen. Westerheem 32, 1983, 347-350 A b b . 1. 2; Stupperich (wie A n m . 200) 180. Z u r Datierung von Velsen 1 vgl. W. J. T h . Peters, D i e Datierung der in den Niederlanden gefundenen Bronzestatuetten des Herkules aus v o r r ö m i s c h e r und römischer Zeit. In: M o l s u.a. 1995,309. 203 N . Hanel, Vetera I. D i e Funde aus den römischen Lagern auf dem F ü r s t e n b e r g bei Xanten. Rheinische Ausgrabungen 35 (Köln, B o n n 1995) 82-84 Kat. B 422-426 Taf. 14; 15,2. - Es ist nicht möglich, bei dieser stilistisch so uneinheitlichen Gruppe importierte von lokal gefertigten Bronzen zu unterscheiden. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an die sicher am Ort hergestellte, spätestens flavische Lunastatuette aus dem M i litärlager vom Hunerberg bei Nijmegen (s. oben A n m . 29). 204 M . Corsi-Sciallano, B. L i o u , Les é p a v e s deTarraconaise à chargement d'amphores Dressel 2-4. Archaeonautica 5, 1985, 127-129 A b b . 102. 205 Menzel 1970,231 A b b . 22. 206 Z u Lager und Vicus von Vindonissa vgl. M . Hartmann, V i n donissa. Oppidum-Legionslager-Castrum (Brugg 1986); zusammenfassend Drack/Fellmann 1988,537-550. Z u m Einfluss von Vindonissa auf Augst vgl. auch Peter (in Vorbereitung). Prinzipiell gelten die hier gemachten Ü b e r l e g u n g e n auch für die in Augusta Raurica selbst stationierten Truppen (vgl. unten Teil II, «Militaria»); vgl. v. Gonzenbach 1995,13—16 (dazu die E i n s c h r ä n k u n g e n unten mit A n m . 521f.). 207 V g l . Hartmann (wie A n m . 206) 84.101-103. 208 V g l . E . Ettlinger, H . W. Doppler, Nochmals SchwertscheidenFragmente und verwandte Stücke aus Vindonissa. Jber. G P V 1986,5-28 A b b . 1-18; Deschler-Erb u. a. 1991,26. 209 E . Ettlinger, M . Hartmann, Fragmente einer Schwertscheide aus Vindonissa und ihre G e g e n s t ü c k e vom Grossen St. Bernhard. Jber. G P V 1984,5-46 A b b . 1-3. lokale Herstellung von Statuetten sind vorläufig erst in Augst, nicht in Vindonissa sichere Belege vorhanden . Die Fehlgüsse des Merkur S13, der zu einem Fundkomplex des mittleren oder späteren 1. Jahrhunderts gehörte, sowie die eines Pan (S367) aus einem etwa gleichzeitigen Fundkomplex, der aber 210 auch verlagertes Material enthielt, beweisen, dass in Augst etwa von der Mitte des 1. Jahrhunderts an Statuetten gegossen wurden, ohne dass sich das Ausmass der lokalen Produktion und ihr Anteil im Vergleich zur Gesamtmenge der in der Stadt vorhandenen Bronzefiguren abschätzen Hesse . 211 210 Insgesamt haben sich in Vindonissa recht wenige Bronzestatuetten erhalten (vgl. v. Gonzenbach 1967 [wie A n m . 200] 7-30 A b b . 4. 5; Leibundgut [in Vorbereitung]); aus vorflavischen Schichten stammt ein Lar, der die einheimische Umsetzung einer italischen Vorlage dokumentiert ( A . Kaufmann-Heinimann, Eine Larenstatuette aus Vindonissa. Jber. G P V 1981, 19-22 A b b . 2; v. Gonzenbach 1995,308 Taf. 169,1). 211 A u c h im Bereich der in Augusta Raurica gefundenen Terrakotten wissen wir nur a n n ä h e r n d Bescheid ü b e r das Verhältnis von am Ort hergestellten zu importierten Figuren; vgl. oben mit A n m . 164-166. - E i n e Übersicht ü b e r die zeitliche und örtliche Verteilung von buntmetallverarbeitenden W e r k s t ä t t e n in Augusta Raurica geben Furger/Riederer 1995, 139-145; nat u r g e m ä s s betrifft nur ein verschwindend kleiner Teil der erhaltenen Halbfabrikate und Fehlgüsse figürliche Bronzen. Teil II Verteilung der figürlichen Bronzen im Stadtgebiet von Augusta Raurica Vorbemerkungen zur Stadtgeschichte und zum topographischen Teil Wie wir aus der Grabinschrift des Lucius Munatius Plancus erschliessen können, wurde die Colonia Raurica, wohl noch im Auftrag Caesars, im Sommer 44 v.Chr. gegründet . D a die ältesten römischen Funde im Gebiet der heutigen Gemeinden Augst (Kanton Basel-Landschaft) und Kaiseraugst (Kanton Aargau) jedoch nicht über das zweite Jahrzehnt v.Chr. hinaufreichen , ist anzunehmen, dass es infolge der Wirren nach Caesars Tod damals nicht zu einer faktischen Gründung gekommen ist; diese wurde nach Ausweis zweier fragmentarisch erhaltener Bronzeinschriften in augusteischer Zeit von einem nicht weiter bekannten, als nuncupator bezeichneten Lucius Octavius vorgenommen . D i e Bronzetafeln nennen auch den (unvollständig erhaltenen) Namen der Koloniestadt: Colonia [Paterna?]/[Munatiafelix?]/ [Apolli]naris/[Augusta E] merita/[Raur] ica . In der neugegründeten Stadt nahmen hauptsächlich Veteranen unterschiedlicher Herkunft - wahrscheinlich auch mit dem römischen Bürgerrecht bedachte Rauriker und peregrine Einheimische ihren Wohnsitz. Politisch gehörte die Koloniestadt zunächst zur Provinz Gallia Belgica, vom späteren 1. Jahrhundert an dann zur Germania Superior; nach der diokletianischen Neuordnung war sie Teil der Provincia Maxima Sequanorum, mit Schwerpunkt im Castrum Rauracense. Topographisch gliederte sich die Siedlung in eine Oberstadt (auf dem Gebiet des heutigen Augst) mit den wichtigsten öffentlichen Bauten und ausgedehnten Wohn- und Handwerkerquartieren sowie in eine Unterstadt (Gemeinde Kaiseraugst), die auf den Rhein ausgerichtet war und neben bescheideneren Wohn- und Gewerbequartieren auch Lager- und Handelshäuser umfasste und die in spätrömischer Zeit das Castrum Rauracense beherbergte (vgl. Plan Abb. 27). Die wohl um 80 n.Chr. begonnene Stadtmauer blieb unvollendet, wohl weil keine äussere Notwendigkeit dafür bestand . D i e wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit der Stadt dauerte bis um die Mitte des 3. Jahrhunderts; eine damals eingetretene Katastrophe - vermutlich ein Erdbeben - scheint vorübergehend zum Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung geführt zu haben . In den Jahren nach 270 wurde die Stadt von kriegerischen Ereignissen, im Zusammenhang mit den Alamanneneinfällen an der Rheingrenze oder mit den inneren Wirren des gallischen Sonderreiches, heimgesucht; danach blieben nur noch einzelne Quartiere der Oberstadt von der Zivilbevölkerung bewohnt. Obwohl die Stadt als Zivilsiedlung angelegt war, Hessen sich mehrmals in ihrer Geschichte vorübergehend Truppen nieder. In tiberischer Zeit wurde, offenbar als Teil des Defensivsystems am Oberrhein, in der Unterstadt ein Holz-Erde-Kastell angelegt, das rund eine Generation lang belegt war. Danach sind erst wieder vom späteren 3. Jahrhundert an feste 212 213 214 215 216 217 militärische Anlagen nachzuweisen: in gallienischer Zeit scheint im Areal des späteren Castrum ein Auxiliarkastell bestanden zu haben, um 270 n.Chr. wurde das Kastelen-Plateau befestigt, und um 300 begann man mit dem Bau des grossen Castrum Rauracense . 218 Wenn man die aus Augst und Kaiseraugst bekannten Kleinfunde überblickt, so könnte leicht der Eindruck aufkommen, Augusta Raurica sei die wichtigste römische Koloniestadt nördlich der Alpen gewesen: etwa 3000 Fibeln stehen rund 400 Exemplaren aus Lauriacum und 230 Exemplaren aus Martigny gegenü b e r ; ähnlich frappant ist etwa das Verhältnis zwischen den in Augst und in Avenches erhaltenen M ü n z e n . A n bronzenen Götterstatuetten schliesslich kennt man je 25 bis 30 Exemplare aus Avenches und aus Lyon, immerhin dem Zentrum der très Galliae \ rund dreimal soviel dagegen aus Augusta Raurica! F ü r dieses Missverhältnis, das offensichtlich nicht die ursprünglich vorhandenen Mengen an Objekten widerspiegelt, sind zur Hauptsache zwei G r ü n d e verantwortlich: das Gelände der Römerstadt Augusta Raurica war in nachantiker Zeit, im Gegensatz etwa zu Avenches und Lyon, nur spärlich besiedelt, so dass sich viele Objekte im Boden erhalten konnten; erst recht spät in unserem Jahrhundert, zu einer Zeit, als das dokumentarische Erfassen von 219 220 22 212 Z u r Stadtgeschichte vgl. ausführlicher Martin-Kilcher 1987, 15-18; Laur/Berger 1988, 11-22; Furger 1994. H i e r wird nur neuere Literatur zu ausgewählten Fragen angeführt. 213 Furger 1985; ders., J b A K 9,1988,157. 214 H . Lieb, Z u r zweiten Colonia Raurica. Chiron 4,1974,415-423; Schwarz/Berger (in Vorbereitung a). V g l . unten Insula 20 D4. 215 Z u r Diskussion um den « R u f n a m e n » der Kolonie vgl. L i e b (wie A n m . 214) 423; Fellmann 1992,17 A n m . 13. 216 M . Schaub, Das Osttor und die Stadtmauer von Augusta R a u rica (Grabung 1993.52). J b A K 15,1994,73-114 bes. 112ff. 217 Deschler-Erb/Schwarz 1993,180; Furger 1994,36. 218 Schwarz 1992 bes. 70f.; V. Vogel Müller, U . Müller, E i n e G r a bung im Innern des Kastells Kaiseraugst (1993.03). Neue H i n weise zur Bauzeit des Kastells Kaiseraugst und zur Existenz eines älteren Auxiliarkastells? J b A K 15, 1994, 151-176 bes. 158; Peter (in Vorbereitung). 219 R i h a 1994,46 A n m . 85. 220 Avenches: rund 6500 M ü n z e n (Auskunft F. Koenig,Avenches); Augst: rund 20 000 M ü n z e n (Peter 1996). 221 Diese Z a h l umfasst die im M u s é e de la civilisation gallo-romaine in L y o n sowie die auswärts aufbewahrten Exemplare mit gesicherter Fundortangabe; vgl. Boucher/Tassinari, L y o n und Liste ebd. S. V I und V I I . Das M u s é e des beaux-arts in L y o n dagegen enthält rund 120 G ö t t e r s t a t u e t t e n ohne bekannten Fundort aus alten Sammlungen; unter ihnen befinden sich sicher auch Exemplare aus Lyon, die aber nicht mehr als solche zu identifizieren sind. A b b . 27 Topographischer Plan von Augusta Raurica (Augst BL/Kaiseraugst A G ) und des Castrum Rauracense (Kaiseraugst A G ) mit Insulae und Regionen. M . 1:12 500. Funden und Befunden selbstverständlich geworden war, setzte dann eine intensive Bautätigkeit auf dem römischen Gelände ein, wodurch grössere Flächen als anderswo archäologisch untersucht werden konnten. Wahrscheinlich würde sich bei vergleichenden Untersuchungen herausstellen, dass von allen römischen Siedlungen nördlich der Alpen in Augst und Kaiseraugst bisher am meisten Kubikmeter Erde archäologisch erforscht sind - was natürlich eine entsprechende Fundmenge zur Folge hat . 222 222 Das geschilderte Missverhältnis scheint sich auf Kleinfunde zu b e s c h r ä n k e n ; bei den S t e i n d e n k m ä l e r n etwa fällt Augusta Raurica im Vergleich zu anderen Siedlungen klar ab, wie beliebig ausgewählte B ä n d e des Corpus Signorum Imperii R o m a n i deutlich machen. Offenbar wurden in grossen, auch nachantik ü b e r b a u t e n S t ä d t e n zutage geförderte Steindenkm ä l e r nur eben vor Z e r s t ö r u n g bewahrt, ohne dass das sie umgebende G e l ä n d e untersucht werden konnte. V g l . auch U . Heimbergs Ü b e r l e g u n g e n zur Menge der erhaltenen A m phoren in Augusta Raurica und am Niederrhein ( Z u den r ö mischen A m p h o r e n aus Augst und Kaiseraugst. Germania 75, 1997,303-307). Im Gebiet der Zivilstadt Augusta Raurica und der früh- und spätrömischen militärischen Anlagen haben sich rund 450 figürliche Kleinbronzen (Statuetten, Statuettenteile und -zubehör, Appliken, Geräte-, Gefäss- und Möbelteile, Amulette) erhalten; von knapp drei Vierteln kennt man die Fundstelle innerhalb dieses Gebiets . Es scheint deshalb lohnend zu überprüfen, ob sich die A r t der Funde in den verschieden genutzten Stadtteilen (öffentliche Bauten, Wohnquartiere, Gewerbezonen, militärisch genutztes Gebiet) unterscheidet und ob die vertikale Verteilung der Funde zeitlich bedingte Unterschiede erkennen lässt . Dabei muss man sich aber von vornherein darüber im klaren sein, dass aufgrund der Eigenschaften des untersuchten Materials und der auf einzelne Kategorien bezogenen geringen Menge an Objekten höchstens Tendenzen, kaum aber statistisch relevante Ergebnisse zu erwarten sind. Der wichtigste, für die Auslese negative Faktor liegt in der Zufälligkeit des Erhaltenen, was mit der mehrfachen Verwendbarkeit von Metall zusammenhängt. Im Unterschied zu Objekten aus Keramik, Knochen oder Stein, die durch Beschädigung meist unbrauchbar wurden und zum grössten Teil als Bruchstücke in den Boden gelangten, landeten defekte Metallobjekte kaum je im Abfall, da man sie wieder einschmelzen und das Metall neu verarbeiten konnte. So gesehen, sind alle Bronzeobjekte, die bei Grabungen gefunden werden, aus Versehen in den Boden gekommen , und aus ihrer Zahl lässt sich nicht auf die ursprünglich vorhandene Menge an Metallgegenständen schliessen; fest steht lediglich, dass aufgrund einer rein zufälligen Auslese ein verschwindend kleiner Teil der ursprünglich vorhandenen Gesamtmenge erhalten geblieben ist. Eine zweite Einschränkung betrifft die Aussage der vertikalen Gliederung, das heisst der datierten Objekte. Knapp die Hälfte aller Bronzen stammt aus bestimmbaren Fundkomplexen, die sich - vor allem durch die mitgefundene Keramik - zeitlich einordnen lassen (vgl. Tabelle A b b . 108) . Diese Fundkomplexdatierung kann aber höchstens einen terminus ante quem liefern, das heisst ein Bronzeobjekt wurde in der Regel spätestens zur gleichen Zeit wie die mitgefundene Keramik dem Gebrauch entzogen und eingelagert, war aber möglicherweise lange vorher hergestellt worden. Gerade die religiös wichtigen Bronzestatuetten oder das wertvolle Bronzegeschirr wurden nachweislich jahrhundertelang verwendet (vgl. unten mit A n m . 508). Daneben findet sich auch der umgekehrte Fall: beim Einsturz eines Hauses oder bei absichtlicher Vergrabung konnten jüngere Objekte in ältere Schichten geraten (vgl. etwa unten mit A n m . 422). In jedem Fall ist es angebracht, Fundkomplexdatierungen nur als Richtwerte, nicht als absolute Zahlen aufzufassen . A l s weiterer wichtiger Faktor, den es zu berücksichtigen gilt, ist die sehr unterschiedliche Erforschung des Geländes zu nennen. Seit dem 16. Jahrhundert sind Nachrichten über Ruinen und Funde aus der römischen Siedlung überliefert; systematische Grabungen werden seit dem 19. Jahrhundert durchgeführt . In unserem Jahrhundert sind es vor allem moderne Bauvorhaben, die die Untersuchung des Geländes voran223 224 treiben und die bestimmen, ob nur ein Sondierschnitt angelegt wird oder grossflächig bis zum gewachsenen Boden ausgegraben werden kann. So ist die Ausdehnung der römischen Zivilstadt - zumindest der Oberstadt - zwar weitgehend bekannt, doch konnten bisher nur zwei Insulae, 24 und 30, sowie die sogenannten Frauenthermen in Insula 17 vollständig untersucht werden, was einen Vergleich zwischen einzelnen Stadtteilen sehr schwierig macht oder gar verunmöglicht . Dazu kommt, dass es auch in gut untersuchten Häusern nur sehr selten möglich war, die Funktion der einzelnen R ä u m e zu bestimmen; Aufschlüsse darüber, in welchen R ä u m e n Bronzen, insbesondere Statuetten, aufbewahrt und verwendet wurden, sind also kaum zu erwarten. Einschränkungen ergeben sich schliesslich aus der A r t des untersuchten Materials: der Katalog erfasst nicht sämtliche Bronzeobjekte, sondern nur die figürlichen und figürlich verzierten Kleinbronzen. Es ist hier nicht der Ort, Vor- und Nachteile dieser Auswahl abzuwägen; es gilt lediglich, sich bewusst zu sein, dass das untersuchte Material keinen Aufschluss über 230 225 226 227 228 229 223 A u c h an dieser Stelle m ö c h t e ich Constant Clareboets, Augst, herzlich für die zum Teil m ü h e v o l l e Arbeit der Fundkartierung danken. - D i e figürlichen Bronzen ohne bekannte Fundstelle lassen sich ü b e r das Fundortverzeichnis in den beiden Katal o g b ä n d e n (S. 182 bzw. 215) leicht auffinden. 224 D e n Diskussionen mit Peter-Andrew Schwarz, Augst, verdanke ich zahlreiche Hinweise zur Interpretation von Befunden sowie E r g ä n z u n g e n und Berichtigungen in diesem K a p i tel. 225 V g l . allenfalls St. und M . Martin-Kilcher, Geflicktes Geschirr aus dem römischen Augst B L . Regio Basiliensis 18, 1977, 148-171; St. Martin-Kilcher, R ö m i s c h e Geschirrflicker, A u g ster B l ä t t e r zur R ö m e r z e i t 2 (Augst 1992 ); zum Wiedereinschmelzen von Glas vgl. R ü t t i 1991,19.152-162. 226 Ausgenommen sind hier natürlich absichtlich vergrabene O b jekte; vgl. etwa Depot mit Statuettengruppe und Geschirr (D3) aus Insula 18 oder Depot mit Larariumsstatuetten und G e schirr (D12) aus Region 20,X. 227 Z u Methode und Problemen der Augster Fundkomplexdatierung vgl. Martin-Kilcher 1987,26-48; 1994,462-465. 228 D i e Fundkomplexdatierung stützt sich fast ausschliesslich auf die Keramik; M ü n z e n sind in der Regel nicht berücksichtigt. F ü r eine eigentliche Schichtdatierung m ü s s t e n Befund wie Mitfunde gleichermassen herangezogen werden - ein aufwendiges Unterfangen, das sich jedenfalls für die Bronzen nicht lohnte. - D a in den letzten Jahren eine grosse Z a h l von Fundkomplexen vor allem in Zusammenhang mit der Bearbeitung der A m p h o r e n (Martin-Kilcher 1987 und 1994) überprüft oder neu datiert wurde, kann die im folgenden zu den einzelnen Objekten angegebene Keramikdatierung in Einzelfällen von der im Katalog publizierten abweichen. Seit wenigen Jahren wird auch die Q u a l i t ä t des Fundkomplexes bzw. der Datierung kurz kommentiert (in K l a m m e r n angegeben). In den seltenen Fällen, wo trotz nicht datierbarem F u n d k o m plex eine Zeitangabe (in Klammern) steht (z.B. zu S29 aus Insula 11), beruht diese auf der Interpretation des Befundes. 2 229 Kurzer Abriss der Forschungsgeschichte bei M a r t i n 1987, 7-13. 230 Z u den Problemen beim Vergleich von unterschiedlich gut erforschten Insulae bzw. von verschieden grossen Fundmengen aus verschiedenen Insulae am Beispiel der Schlangentöpfe vgl. Schmid 1991, 37f. Immerhin entfällt bei Metallobjekten der bei Keramik stets zu berücksichtigende Faktor der Auslese w ä h r e n d und nach der Ausgrabung (vgl. Martin-Kilcher 1987, 22-24; R ü t t i 1991,20-22); was an antiken Metallgegens t ä n d e n in antiker Zeit, dem Kreislauf der Wiederverwendung entzogen, in den B o d e n gelangt ist, wird in der Regel bei der Ausgrabung auch aufbewahrt. ganze Objektgruppen wie Gefässe, Möbel oder Geräte oder über Grossbronzen geben kann. Auf den Abbildungen 28ff. sind, nach Insulae und Regionen geordnet, alle bekannten Fundstellen figürlicher Bronzen eingetragen . Dabei wird eine genau bekannte Fundstelle durch einen Punkt bei der Katalognummer, eine nur annähernd lokalisierbare Fundstelle durch eine unterstrichene Katalognummer wiedergegeben; Katalognummern ohne Punkt oder Strichelung bezeichnen Fundorte von Streufunden. Im Kommentar zu den einzelnen Insulae und Regionen wird, wenn immer möglich, nur zusammenfassende Literatur zitiert, über die sich dann die einzelnen Grabungsberichte auffinden lassen. 231 232 In sechs Insulae bzw. Regionen (Insulae 5, 5/9,18, Regionen 17,E, 20,D und 20,X) sind geschlossene Funde mit Götterstatuetten erhalten geblieben, das heisst ausschliesslich oder teilweise aus Statuetten bestehende Objektgruppen, die aus unterschiedlichen G r ü n d e n als Ganzes in den Boden gekommen sind ( D l , D2, D3, DIO, D i l , D12) . Sie werden innerhalb der Insula oder Region ausführlicher behandelt als die übrigen Objekte, da das Thema im vierten Teil der Arbeit in grösserem Zusammenhang nochmals aufgenommen wird. 233 231 B e i der Auswahl des Materials wurden nur einzeln gefundene Grossbronzefragmente aufgenommen, um Ü b e r s c h n e i d u n gen mit der Bearbeitung des Schrottfundes aus Insula 28 zu vermeiden (vgl. Janietz Schwarz/Rouiller 1996). Unterdessen hat Bettina Janietz beim Sichten des Materials im Bronzedepot des Museums nochmals eine b e t r ä c h t l i c h e A n z a h l weiterer, im K a t a l o g nicht erfasster Einzelfragmente von Grossbronzen festgestellt. E i n e Ü b e r s i c h t ü b e r sämtliche Grossbronzefragmente aus Augst und Kaiseraugst steht also noch aus. - Z u den Möbelteilen vgl. R i h a (in Vorbereitung). 232 D i e auf den P l ä n e n angegebenen Strassennamen wurden zur besseren Orientierung eingeführt und beziehen sich ausschliesslich auf römische, heute nicht mehr benutzte Strassen. 233 D e r Einfachheit halber bezeichne ich sie hier als D = Depotfunde; der wirkliche Sachverhalt ergibt sich jeweils aus dem Zusammenhang. Öffentliche Bauten Fora Hauptforum mit Tempel, Basilica und Curia (Abb. 28) 30 Merkur 110 Hahn Inv.: 1954.435 Höhe: 8,9 cm Fundjahr: 1954 Fundstelle: Ins. 11 Objektdatierung: 2. Jh. Inv.: 1954.436 Höhe: 0,9 cm Fundjahr: 1954 Fundstelle: Ins. 11 S367 Pan 123 Oberarm Inv.: 1990.69.C05341.1 Höhe: 3,8 cm Fundjahr: 1990 Fundstelle: Ins. 11 Fundkomplex: C05341 FK-Datierung: 50-100 u. verlagertes Material Inv.: 1954.324 Höhe: 6,2 cm Fundjahr: 1954 Fundstelle: Ins. 11 S29 Lar 125 Unterarm Inv.: 1979.8463-8464 Höhe: 9,9 und 1,3 cm Fundjahr: 1979 Fundstelle: Ins. 11 Fundkomplex: BOI 964 Objektdatierung: 1. Jh. Befunddatierung: um 270 / h u : 1954.329 Länge: 7,2 cm Fundjahr: 1954 Fundstelle: Ins. 11 S38 Minerva S74 Unterarm /MV..1987.51.C04058.1 Höhe: 8,3 cm Fundjahr: 1987 Fundstelle: Ins. 11 Fundkomplex: C04058 FK-Datierung: 90-200 (wenig datierbares Material) /«v.: 1979.16593 Länge: 3,4 cm Fundjahr: 1979 Fundstelle: Ins. 11 Fundkomplex: B02728 97 Ziegenbock S83 Unterschenkel /m>.: 1954.437 Höhe: 2,1 cm Fundjahr: 1954 Fundstelle: Ins. 11 /rcv.: 1979.16594 Höhe: 3,2 cm Fundjahr: 1979 Fundstelle: Ins. 11 Fundkomplex: B02728 148 Caduceus S194 Kastenhenkel Inv.: 1954.334 Höhe: 4,2 cm Fundjahr: 1954 Fundstelle: Ins. 11 Inv.: 1976.10036 Höhe: 3,9 cm Fundjahr: 1976 Fundstelle: Reg. 7,E Fundkomplex: A05985 S105 Granatapfel 245 Herme Inv.: 1941.434 Länge: 12,2 cm Fundjahr: 1941 Fundstelle: Ins. 13 Objektdatierung: 1. Jh. /«v.: 1942.864 Höhe: 11,6 cm Fund jähr: 1942 Fundstelle: Ins. 13 S370 Amorbüste (Applike) S264 Löwenpranke (Gefässfuss) 7ttv.: 1990.54.C05614.2 Höhe: 6,4 cm Fundjahr: 1990 Fundstelle: Ins. 11 Fundkomplex: C05614 Objektdatierung: 2. Jh. 7«v.: 1979.10652 Höhe: 2,7 cm Fundjahr: 1979 Fundstelle: Ins. 11 Fundkomplex: B02708 FK-Datierung: 25-100 (wenig datierbares Material) Objektdatierung: 1. Jh. S160 Huffragment 7«v.: 1911.109 Höhe: 3,4 cm Fundjahr: 1911 Fundstelle: Ins. 13 M . Trunks Untersuchungen haben ergeben, dass das Hauptforum mit Tempel und Basilica (Insulae 11-13) um die Mitte des 1. Jahrhunderts n.Chr. in Stein ausgeführt wurde, im Bereich des Forums sicher über einem hölzernen Vorgängerbau . Von der Marmorverkleidung des Tempels und vom Altar sind zahlreiche Bruchstücke erhalten . Gegen Ende des 1. oder in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts baute man östlich der Basilica eine runde Curia an . Nach einem Brand wurde die ganze Anlage neu errichtet und zum Teil erweitert; auf diese Umbauten könnte sich die fragmentarisch erhaltene Inschrift auf der Verkleidungsplatte des Sockels einer Reiterstatue aus der Regierungszeit des Antoninus Pius beziehen . Dass der Tempel dem Kaiserkult galt, machen die wenigen, fragmentarisch erhaltenen Bronzebuchstaben der Weihinschrift des jüngeren Tempels wahrscheinl i c h (vgl. auch unten mit A n m . 572). 234 235 S182 Löwenpranke (Gerätfuss) /«v.: 1979.7370 Höhe: 5,5 cm Fundjahr: 1979 Fundstelle: Ins. 11 Fundkomplex: BOI 965 236 237 238 S183 Löwenpranke (Gerätfuss) /ttv.: 1979.5620 Höhe: 3,0 cm Fundjahr: 1979 Fundstelle: Ins. 11 Fundkomplex: B02790 234 Trunk 1991,46-66.154-160. 235 Bossert-Radtke 1992 N r . 32 Taf. 14-18. 236 V g l . dazu auch J. C . Balty, Curia Ordinis. Recherches d'architecture et d'urbanisme antiques sur les curies provinciales du monde romain (Brüssel 1991) 271-277. 237 V g l . Trunk 1991,155f.; Schwarz/Berger (in Vorbereitung b). 238 R - A . Schwarz, Neue Erkenntnisse zur Westfront des Hauptforums von Augusta Rauricorum (Augst B L ) . J b A K 12,1991, 153-209 bes. 181-184 A b b . 35-41; Schwarz/Berger (in Vorbereitung b). Flucht verloren (vgl. unten «Funde in Porticus und Strasse»). D e r L a r S29, wohl ein mutterländisches Erzeugnis des mittleren 1. Jahrhunderts, stand wahrscheinlich bis zu den kriegerischen Ereignissen um 270 n. Chr. im Lararium einer Taberne. Die Möbel- und Gefässteile S182, S183 und S264 gehörten zur Inneneinrichtung eines Ladens oder einer Taberne. ' S194 Süd- und Nebenforum mit Umgebung (Abb. 29) 74 Fortuna Inv.: 1953.99 Höhe: 15,9 cm Fundjahr: 1953 Fundstelle: Reg. 8,C Objektdatierung: 3. Jh. 77 210 30 *97 110 •S38 125 122*148 A b b . 28 S264 S83. * S74 S182 S29 S183 •S 367 Augst B L . Hauptforum mit Tempel, Basilica und Curia (Insulae 11-13; Umfeld der Curia in Region 7,E) sowie nordwestlich angrenzende Teile der Insulae 5/9,9 und 10. M . 1 :2000. Im Zerstörungsschutt des Forumstempels aus dem späteren 3. Jahrhundert fanden sich beträchtliche Mengen von Blei sowie Fragmente zweier Grossbronzen, vermutlich einer Reiterstatue, die im Bereich des Forums aufgestellt war ; ein weiteres Bronzefragment könnte von der Verkleidung der Tempeltür stammen . In der Basilica standen mindestens zwei weitere Reiterstatuen, von denen Fragmente im Zerstörungsschutt der Curia und nördlich und östlich der an die Nordseite der Basilica angebauten Treppe lagen . Der Teil eines Füllhorns oder Fruchtgebindes von einer lebensgrossen Statue der Fortuna, einer Muttergöttin oder eines Genius S105 wurde in dem an der Nordseite der Basilica angebauten Treppenhaus gefunden . Aus einem G e b ä u d e unbekannten Ausmasses am Abhang östlich der Curia (Region 7,E) stammt das Kastenhenkelfragment S194. Abgesehen von zwei Möbelappliken aus dem Zerstörungsschutt des Forumsaltars (S370) bzw. aus der Auffüllung der Curia (S160) sind im Bereich von Forum und Basilica keine figürlichen Bronzen zum Vorschein gekommen; die Funde konzentrieren sich auf die Laden- und Tabernenfront an der West- und Nordseite des Forums und auf den Strassenbereich. Die meisten Objekte stammen aus Zerstörungsschichten; es ist erstaunlich, dass die Statuettenteile 123,125 und 148 sowie S74 und S83 nicht als Altmetall weiterverwendet wurden. Der Fehlguss eines Pan S367 stammt wohl aus einer Giesserei und ist mit modern verlagertem Material in den Humus geraten . Vielleicht ging die Merkurgruppe 30, 97 und 110 auf der Wie das Hauptforum erbrachten auch die öffentlichen Teile des 1921-1928 von K a r l Stehlin durch Sondierschnitte untersuchten Süd- und des westlich angrenzenden sogenannten Nebenforums (Insulae 14 und 15) keine figürlichen Bronzen. Dass auch die an die Fora angebauten Tabernen und Läden fundleer geblieben sind, ist wohl nur auf die beschränkte untersuchte Fläche zurückzuführen. D e r über die Fluchtlinie der Tabernen vorspringende Raum S mit 244 239 240 241 242 243 239 B. Janietz Schwarz, in: Schwarz (wie A n m . 238) 189-195 A b b . 45-48. 240 Janietz Schwarz (wie A n m . 239) A b b . 49. 241 P. R o t h , B Z 41,1942, V i l i . I X ; Laur/Berger 1988,52. - E s fragt sich prinzipiell, ob man aus der Lage von Grossbronzefragmenten auf den ursprünglichen Standort einer Statue schliessen darf. A n sich w ä r e denkbar, dass man Fragmente, die man wiederverwenden wollte, entweder in unmittelbarer N ä h e des ursprünglichen Standorts sicherte oder aber schon an den Ort der Wiederverwendung transportierte. B e i widerrechtlicher Aneignung dagegen s t ü n d e wohl der Aspekt des sicheren G e wahrsams i m Vordergrund. V g l . zu diesen Fragen DeschlerErb/Schwarz 1993 bes. 180; Schwarz/Berger (in Vorbereitung a). Eindeutig verhält es sich mit der Fundstelle des Griffs einer bronzenen, dem G ö t t e r p a a r A p o l l o und Sirona geweihten Kasserolle in der Auffüllung des Treppenhauses nördlich der Basilica; sie steht in keiner Beziehung zum ursprünglichen mutmasslichen Verwendungsort des Gefässes, dem Heiligtum in der Grienmatt (F. Stähelin, E i n gallisches G ö t t e r p a a r i n Augst. Zeitschrift für schweizerische A r c h ä o l o g i e und Kunstgeschichte 3, 1941, 241-244 Taf. 71,1; Martin 1987 A b b . 98; Laur/Berger 1988,55 A b b . 45). 242 Z u m Treppenhaus vgl. P.-A. Schwarz u.a., J b A K 12, 1991, 211-232 bes. A b b . 20C. 243 In der N ä h e des Forums (Insulae 6 und 10) haben sich mehrere metallverarbeitende W e r k s t ä t t e n lokalisieren lassen; vgl. Furger/Riederer 1995,123.140 Tabelle 2; Schwarz (in Vorbereitung). 244 Z u Süd- und Nebenforum allg. vgl. Laur/Berger 1988, 87-90 A b b . 75-78; zu den Stehlin'schen Grabungen jetzt Stehlin 1994,52-57. 245 327 ->Hulil Temi seinen drei Nischen könnte durchaus als Kultraum gedient haben, doch ist es fraglich, ob die recht weit entfernt gefundene Fortunastatuette 74 von dort stammt; sie könnte ebenso gut aus dem Hausheiligtum eines Wohnhauses verschleppt sein. A b b . 29 < Augst B L . Süd- und Nebenforum (Insulae 14 und 15) und Umgebung (Region 8,C). M . 1 : 2000. Heiligtümer Obschon die Augster Tempelanlagen auf dem Schönbühl, in der Grienmatt, in der Flur Sichelen und auf der Flühweghalde zu unterschiedlichen Zeiten und verschieden intensiv untersucht wurden, sind ihre Grundrisse und ihre Strukturen im allgemeinen recht gut bekannt. Von den dort dargebrachten beweglichen Votivgaben wie Münzen, Keramik, Fibeln oder Statuetten hat sich aber nur sehr wenig erhalten . Das kann verschiedene G r ü n d e haben: die Objekte wurden vor der endgültigen Zerstörung des Heiligtums in Sicherheit gebracht oder von den Eroberern verschleppt, oder aber man achtete bei der neuzeitlichen Ausgrabung mehr auf den Verlauf der Mauerzüge als auf Kleinfunde. Die wenigen aus den Augster Heiligtümern bekannten figürlichen Bronzen gehören jedenfalls fast durchwegs zur Innenausstattung. S131 Finger Inv.: 1933.41 Länge: 4,0 cm Fundjahr: 1933 Fundstelle: Reg. 2,D Objektdatierung: 1./2. Jh. 246 178 Schwan (Applike) Inv.: 1924.386 Höhe: 9,7 cm Fundjahr: 1843 Fundstelle: Reg. 2,B Objektdatierung: 1. Jh. Schönbühl-Tempel (Abb. 30) 156 Sockel Inv.: 1922.322 Höhe: 3,1 cm Fundjahr: 1922 Fundstelle: Reg. 2,C 245 Laur/Berger 1988,88 A b b . 75. 246 Werkzeug, Ringe, A n h ä n g e r , Fibeln u. a. aus dem kleinen Vierecktempel N r . 47 auf Schönbühl: Stehlin 1994, 59 A b b . 64; 71 A b b . 87. - Keramik und Kleinfunde von der F l ü h w e g h a l d e : St. M a r t i n in: E . R i h a , D e r gallorömische Tempel auf der Flühweghalde bei Augst. Augster Museumshefte 3 (Augst 1980) 48-61 A b b . 32-35; Bossert-Radtke 1992, 17. 23. - Z u r Ausstattung von H e i l i g t ü m e r n vgl. unten mit A n m . 695-701. 182 Löwenkopf (Applike) 156 dürfte zu einer Votivstatuette gehört haben. Das Fingerfragment von einer etwas unterlebensgrossen Statue S131, die auf der Freitreppe zum Tempel lag, könnte ebenso gut von der Ausstattung des Theaters wie des Tempels stammen. Inv.: 1921.296 Höhe: 9,9 cm Fundjahr: 1921 Fundstelle: Reg. 2,B Objektdatierung: 2. Jh. 219 Schlüsselgriff Inv.: 1939.807 Länge: 19,2 cm Fundjahr: 1937 Fundstelle: Reg. 2,B Objektdatierung: 2. Jh. Heiligtum in der Grienmatt (Abb. 31) 133 Unterschenkel Inv.: 1921.73 Höhe: 13,8 cm Fundjahr: 1803 Fundstelle: Reg. 8 , A Objektdatierung: 1./2. Jh. Der in seiner Orientierung auf das gegenüberliegende Theater ausgerichtete Schönbühl-Tempel (Regionen 2,B, 2,C, 2,D) wurde über bzw. neben mehreren gallorömischen Vierecktempeln wohl nach der Mitte des 1. Jahrhunderts n.Chr. als Podiumtempel errichtet; es ist nicht bekannt, welcher Gottheit er geweiht war . Von Bau und Ausstattung haben sich zahlreiche Architekturfragmente sowie Teile eines Waffenfrieses erhalten ; zu einer Wandverkleidung gehörte wohl die Applike in Form eines Schwans 178. Der Löwenkopf 182 und der Schlüsselgriff 219 stammen möglicherweise von der Tempeltür. A l l e drei Bronzen fallen durch ihre hohe Qualität auf; man möchte annehmen, dass sie im gleichen Zeitraum, jedenfalls im 2. Jahrhundert, den Tempel zierten, ohne dass sich ihre Entstehungszeit genauer festlegen liesse . Die Basis 247 248 S368a Pfeilfragment Inv.: 1921.74 Länge: 17,3 cm Fundjahr: 1803 Fundstelle: Reg. 8,A Objektdatierung: 1./2. Jh. 249 S368b Bogenfragment Inv.: 1921.75 Länge: 6,4 und 6,5 cm Fundjahr: 1801 Fundstelle: Reg. 8, A Objektdatierung: 1./2. Jh. A b b . 30 Augst B L . S c h ö n b ü h l - T e m p e l (Regionen 2,B, 2,C, 2,D). M . 1 :2000. 247 Laur/Berger 1988,80-87 (die Bronzebuchstaben A b b . 73 sind wahrscheinlich zu Romae et Augusto zu e r g ä n z e n und geh ö r t e n zur Inschrift des Forumstempels; vgl. A n m . 238); P.-A. Schwarz u.a., J b A K 12, 1991, 58f. 93; Trunk 1991, 45. 160-171. 248 R . Hänggi, D e r Podiumtempel auf dem S c h ö n b ü h l in Augst. Augster Museumshefte 9 (Augst 1986) 25-40 A b b . 20-28; Trunk 1991 A b b . 102-110; Bossert-Radtke 1992 N r . 42.48f. 51 Taf. 30.34.38. 39. 249 D i e im Katalog zu 178, 182 und 219 vorgeschlagenen Datierungen (1. Jh.; E n d e des 2. Jh.; erste Hälfte des 2. Jh.) scheinen mir nach wie vor möglich, jedoch nicht zwingend, da wir viel zu wenig ü b e r die stilistische Vielfalt gleichzeitig arbeitender Handwerker wissen. 192 Triton (Gerätfuss) Inv.: 1907.1250/1906.751 Inv.: 1921.67 Länge: 8,3 cm Fundjahr: vor 1750 Fundstelle: Reg. 8,A Höhe: 13,2 cm Fundjahr: 1803 Fundstelle: Reg. 8,A Objektdatierung: 2./3. Jh. S130 Finger 195 L ö w e n p r a n k e (Gerätfuss) Inv: 1907.1976 Länge: 4,8 cm Fundjahr: 1807 Fundstelle: Reg. 8, A Objektdatierung: 1./2. Jh. /rtv.: 1921.72 177a Löwengreif (Applike) 191a Ganymed (Laternenstütze) /«v.: 1907.63 Höhe: 7,5 cm Fundjahr: 1801 Fundstelle: Reg. 8, A Objektdatierung: 1./2. Jh. Höhe: 15,3 cm Fundjahr: 1907 Fundstelle: Reg. 8,A Objektdatierung: 2. Jh. /«v.: 1921.68 177b Löwengreif (Applike) 191b A r m mit Syrinx (von Laternenstütze) /«V./1085 Höhe: 32,8 cm Fundjahr: 1801 Fundstelle: Reg. 8,A Objektdatierung: 2./3. Jh. Höhe: 15,6 cm Fundjahr: 1797 Fundstelle: Reg. 8,A Objektdatierung: 2. Jh. /«v.: 1921.69 Länge: 3,6 cm Fundjahr: 1803 Fundstelle: Reg. 8,A Objektdatierung: 2.13. Jh. 177c Kantharos (Applike) 267 Panther (Lampengriff?) /«v.: 1907.632 //iv.: 1914.176 Höhe: 15,0 cm Fundjahr: 1907 Fundstelle: Reg. 8,A Objektdatierung: 2. Jh. Höhe: 5,8 cm Fundjahr: 1914 Fundstelle: Reg. 8, A Objektdatierung: 1./2. Jh. 177d Herme (Applike) 246 Becken /nv.: 1907.631 Inv.: 1921.78 Z)m.: 10,8 cm Höhe: \7,0 cm Fundjahr: 1907 Fundstelle: Reg. 8,A Objektdatierung: 2. Jh. Fundjahr: um 1800 Fundstelle: Reg. 8,A Objektdatierung: 3. Jh. Trotz der schon im 18. Jahrhundert einsetzenden E r forschung des Heiligtums in der Grienmatt (Region 8,A) haben sich erstaunlich viele Teile der Ausstattung und der dort aufgestellten steinernen Votive erhalten . A n den mit einer Umfassungsmauer abgeschlossenen Hof, in dessen Innerem das zentrale, vielleicht als Nymphäum zu deutende Heiligtum und weitere kleinere Sakralbauten standen, schloss sich im Osten ein wahrscheinlich als Heilbad genutzter Thermalkomplex an . Die erhaltenen Weihinschriften und figürlichen Denkmäler belegen die Verehrung von Apollo, Aeskulap, Sucellus und Herkules; wahrscheinlich stammt auch der verschleppte Kasserollengriff mit der Weihung an Apollo und Sirona von hier (s. oben A n m . 241). Die meisten figürlichen Bronzen gehörten zur Ausstattung des Heiligtums; zu einem kleineren Teil sind es Fragmente von Kultstatuen und Kultgerät. Der hervorragend gearbeitete Fries mit Löwen- und Adlergreifen 177a-e war wohl zusammen mit dem durchbrochen gearbeiteten Palmettenfries an den beiden Flügeln der hölzernen Tempeltür angebracht . D i e beiden Fragmente 191a und b gehörten zu einer Prunklaterne mit figürlich verzierten Stützen ; als Möbeloder Gerätestützen dienten der Triton 192 und die Löwenpranke 195. Noch nicht überzeugend geklärt ist die Funktion der offenbar paarweise verwendeten Pantherprotomen, von denen möglicherweise auch 266, wie 267, aus dem Areal des Grienmatt-Heiligtums stammt . Das Weihrauchbecken mit den Wochentagsgöttern 246, zu dem vorläufig keine nahen Parallelen bekannt sind, wurde sicher im Kult verwendet; sein Fries ist stilistisch verwandt mit einer Gruppe von Gefässen, die um die Mitte des 3. Jahrhunderts wohl in Obergermanien hergestellt wurden . 133 und S368a und b waren Teile einer ca. 50 cm hohen Apollostatuette; von zwei weiteren grösseren Kultstatuen ist je ein Fingerfragment erhalten (S129 und S130) . 250 251 Es fällt auf, dass sowohl die figürlichen Bronzen als auch die marmornen Rankenfriese von überdurchschnittlicher Qualität sind. Die Marmorfriese wurden wohl in frühflavischer Zeit von südgallischen und/oder einheimischen Handwerkern geschaffen, ebenso die bronzenen Palmetten- und Greifenfriese. Die übrigen Bronzen gehören, soweit sie sich datieren lassen, in das frühe 2. Jahrhundert und die Zeit vom ausgehenden 2. bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts, was einen A n haltspunkt für die Benutzung des Heiligtums gibt. Die Ausgrabungen im Heilbad haben kaum Kleinfunde zutage gefördert, jedenfalls keine figürlichen Kleinbronzen, Fibeln oder Haarnadeln. Hingegen haben sich Gewandfragmente von Grossbronzen, wohl Bestandteile der Ausstattung, erhalten . 257 258 Heiligtümer auf Sichelen (Abb. 32) und auf der Flühweghalde 252 253 S167 Löwenkopf (Applike) Inv.: 1973.13317 Dm.: 3,4 cm Fundjahr: 1973 Fundstelle: Reg. 4,B Fundkomplex: A04182 FK-Datierung: 50-150 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) 254 255 256 HJMS? 1 9 1 b 1 7 7 c ..*S368a Tempel bieijrkji Grienmatt 0,A J A b b . 31 Augst B L . Heiligtum in der Grienmatt (Region 8 , A ) . M . 1 :2000. A m südwestlichen Stadtrand, auf der Flur Sichelen (Regionen 3,B, 4,B, 4,C), liegen drei gallorömische Umgangstempel, deren Grundrisse bei den Grabungen 1958 und 1962/63 zwar klar zu fassen waren, in denen sich aber wegen der starken Zerstörung kaum 250 Laur/Berger 1988, 103-117 A b b . 92-111; Trunk 1991, 1711; Bossert-Radtke 1992 N r . 9. 11-13. 31. 33. 38. 43. 50. 53(?). 81 Taf. 8-10. 13. 19. 20. 22. 31. 35-39. 61; D . Paunier, Eaux thermales et culte des eaux en Suisse à l ' é p o q u e romaine. In: R . Chevallier (Hrsg.), Les eaux thermales et les cultes des eaux en Gaule et dans les provinces voisines. Actes du colloque 28-30 septembre 1990 Aix-les-Bains. Caesarodunum 26 (Tours/Turin 1992) 389f. 394; Schmid 1993,142. - Funde und Befunde des Heiligtums in der Grienmatt werden nun von K a r i n K o b Guggisberg, Augst, aufgearbeitet. 251 A u c h wenn eigentliche Belege für einen sakralen Kurbetrieb vorläufig fehlen, d r ä n g t sich diese Funktion von der Lage her auf. Z u r oft voreiligen Deutung von gallorömischen Heiligtümern als «sanctuaires guérisseurs» vgl. J. Scheid, Epigraphie et sanctuaires guérisseurs en Gaule. M é l a n g e s de l'Ecole française de Rome, A n t i q u i t é 104,1992,25^10. 252 V g l . Martin 1987, A b b . 31-33. - Palmettenfries: Laur/Berger 1988,114 A b b . 103; M . P. Rossignani, L a decorazione architettonica in bronzo nel mondo romano. Contributi dell'Istituto di archeologia 2 (Mailand 1969) 47. 54 A b b . 7 Taf. 20 (als A l t a r verkleidung gedeutet). 253 V g l . M . F e u g è r e , J. Garbsch, R ö m i s c h e Bronzelaternen. Bayerische Vorgeschichtsblätter 58,1993,174 N r . 61-64. 254 V g l . Katalog zu 266-268 und S245: Deutung als Lampengriffe vorgeschlagen. 255 V g l . Katalog zu S268; Stupperich 1995,145. 256 Im Katalog sind auf Taf. 64 die Legenden zu S128 und S129 vertauscht. 257 Bossert-Radtke 1992 Nr. 50 Taf. 35-38. 258 Laur/ Berger 1988,103. 259 Kleinfunde erhalten haben . Im Schutt des zweiten Tempels (Region 4,B) fanden sich der Torso einer Dianastatuette aus Kalkstein und Fragmente einer lebensgrossen Bronzestatue . Es ist unklar, wozu die einzelne, im H o f gefundene Löwenkopfapplike S167 gehörte. Das südöstlich der Oberstadt gelegene Heiligtum auf der Flühweghalde (Region 13,D), dessen fragmentarisch erhaltenes Kultbild C. Bossert-Radtke überzeugend als Tutela gedeutet hat, erbrachte wenige Votivgaben , aber keine figürlichen Bronzen . 260 261 /*4H / S167 / 262 Tempelbezirk Sichefen 263 r 4€ S v .'ïempeibezirk Sschelen 3 Abb. < T h e a t e r und (Abb. 32 Augst BL. H e i l i g t ü m e r auf Sichelen (Regionen 4,B, M . 1 :2000. 4,C). Amphitheater 33) Sl Jupiter Inv.: 1986.9526 Höhe: 7,2 cm Fundjahr: 1986 Fundstelle: Reg. 2 , A Fundkomplex: C02036 FK-Datlerung: ( s e k u n d ä r verlagert) Objektdatierung: 1./2. Jh. S27 Lar In v.: 1986.8638 Höhe: 10,6 cm Fundjahr: 1986 Fundstelle: Reg. 2 , A Fundkomplex: C02032 FK-Datierung: ( s e k u n d ä r verlagert) Objektdatierung: 1. Jh. S187 Löwenpranke (Gerätfuss) /HV..-1865 Höhe: 4,0 cm Fundjahr: 1895-98 Fundstelle: Reg. 2 , A S375 Kastenhenkel Inv.: 1990.51.C05348.1 Länge: 3,0 cm Fundjahr: 1990 Fundstelle: Reg. 2 , A Fundkomplex: C05348 FK-Datierung: 170-210 (guter, einheitlicher F K ) S369Votivhand Inv.: 1990.55.C05905.2 Höhe: 13,4 cm Fundjahr: 1990 Fundstelle: Reg. 2 , A Fundkomplex: C05905 FK-Datierung: 170-250; evtl. gestört Objektdatierung: 2./3. Jh. 259 Sichelen 1: G.Th. Schwarz, U S 23,1959,1-10 Abb. 1-10; A. R . Furger, Ch. Schneider, J b A K 14,1993,159f. Abb. 1. - Sichelen 2: H . Bögli in: R . Degen u.a. (Hrsg.), Helvetia A n t i q u a , Festschrift E m i l Vogt ( Z ü r i c h 1966) 209-214 Abb. l - 5 ; T r u n k 1991, 84. 172f. M l ; C. Bossert-Radtke in: Koenig/Rebetez 1995, 303-314. - Sichelen 3: H . Bögli, U S 27,1963,64t Abb. 36. - Sichelen allg. J b S G U F 54,1968/69,126-129 Taf. 36-39,1 Abb. 24. 25; Laur/Berger 1988,118-123 Abb. 112-117. 260 Bossert-Radtke 1992 N r . 5 Taf. 7. 261 Inv. 1962.10941-10943.10946; vgl. Bossert-Radtke (wie A n m . 259) 310 Anm. 37. 262 s. Anm. 246. 263 R i h a (wie A n m . 246); Laur/Berger 1988, 123-125; BossertRadtke 1992 N r . 1.24-26.45 Taf. 2-4.12. 33. 167 Kastenblech Inv.: Misc. 7420 Höhe: 12,0 cm Fundjahr: vor 1878 Fundstelle: Reg. 2 , A Objektdatierung: 3. Jh. S 3 6 5 S 3 1 4 %\S1 S27 ' S 3 6 9 S243 Siegelkapsel S 243 Inv.: 1903.228 Dm.: 2,0 cm Fundjahr: 1902/03 Fundstelle: Reg. 2 , A Objektdatierung: 1. Jh. A/ A b b . 33 S314 Schwanenkopf (Wagenteil?) 7«v.: 1986.9528 Höhe: 4,9 cm Fundjahr: 1986 Fundstelle: Reg. 2 , A Fundkomplex: C02036 FK-Datierung: ( s e k u n d ä r verlagert) S345 Pferdegeschirranhänger Augst B L . Theater (Region 2 , A ) sowie Ostecke von Insula 5/9. M . 1 : 2000. den um die Jahrhundertwende durchgeführten Grabungen im szenischen Theater, bei denen offenbar die Anschüttung der Cavea des letzten Umbaus angeschnitten wurde, stammen zwei Objekte, die mit der im 1. Jahrhundert mehrfach belegten Militärpräsenz in Zusammenhang stehen könnten (vgl. unten «Militaria»), ein Pferdegeschirranhänger S345 des vor allem in tiberisch-claudischer Zeit belegten Typs sowie eine runde Siegelkapsel S243, wie sie aus Zivilsiedlungen und Militärlagern des 1. und frühen 2. Jahrhunderts bekannt sind . Auffallend viele Militaria unter anderem die Riemenschlaufe (?) S365 - fanden sich auch in dem zuerst gewerblich, dann wohl als Taberne genutzten Bau an der Nordwestecke des Theaters . In Tabernen sind auch Nischen für die Hausgötter zu erwarten ; leider scheinen die obersten Schichten, aus denen der Jupiter S l und der Lar S27 stammen, neuzeitlich gestört zu sein, so dass der ursprüngliche Aufstellungsort der Statuetten unbekannt bleibt. Auch die vermutlich zum Kult des Jupiter Dolichenus gehörende Votivhand S369 scheint sich nicht am ursprünglichen Ort ihrer Verwendung erhalten zu haben . 267 /rcv.: 1907.1558 Höhe: 3,8 cm Fundjahr: 1895-98 Fundstelle: Reg. 2 , A FK-Datierung: 1. Jh. Objektdatierung: 1. Jh. 268 269 270 S365 Tierkopf an Riemenschlaufe (?) /wv.: 1987.54.C04242.48 Höhe: 3,1 cm Fundjahr: 1987 Fundstelle: Reg. 2 , A Fundkomplex: C04242 FK-Datierung: 60-80 (guter, einheitlicher F K ) Es ist anzunehmen, dass beide Theater, das mehrfach umgebaute szenische Theater im Stadtzentrum (Region 2,A) und das westlich der Wohnquartiere gelegene Amphitheater (Region 3 , A ) , mit Statuen und Reliefschmuck aus Stein und Bronze ausgestattet waren , doch hat sich an figürlichen Bronzen nichts, an Steinskulpturen kaum etwas erhalten . Aus 264 265 266 271 264 Theater: Laur/Berger 1988, 56-75; P.-A. Schwarz, J b A K 12, 1991,33-96.-Amphitheater: Laur/Berger 1988,76-79; C. Bossert-Radtke, J b A K 10,1989,111-142. 265 V g l . allg. M . Fuchs, Untersuchungen zur Ausstattung römischer Theater in Italien und den Westprovinzen des Imperium R o m a n u m (Mainz 1987). 266 Bossert-Radtke 1992 Nr. 4.8 Taf. 6. 8. 267 V g l . Deschler-Erb u.a. 1991,30f. 268 V g l . Katalog zu S240. 269 V g l . Furger 1992,28ff. 136f. 270 V g l . Fröhlich 1991,28ff. 38ff. und Katalogbeilagen 1,2,5 und 6 für die Vesuvstädte; B a k k e r 1994,84-87 für Ostia. 271 Z u r Fundstelle vgl. K . K o b Guggisberg, J b A K 13,1992, 121. 128. An einem nicht näher bekannten Ort «unweit des Amphitheaters» (= Theaters) wurde vor 1878 das Fragment eines Bronzereliefs (167) gefunden, auf dem ein Götterfries dargestellt war und das ein zylindrisches, wohl profan verwendetes Gefäss oder Gerät verkleidete . E i n thematisch verwandtes Blechfragment von einem weiteren Kästchen (168) fand sich in Region 21,D in Kaiseraugst. Figürlich verzierte Kastenbleche haben sich in unserer Gegend, im Unterschied zu den weiter östlich gelegenen Provinzen, insbesondere Pannonien, nur selten er272 273 halten. Trotz qualitativen und motivischen Unterschieden gehören die beiden Bleche in dieselbe Werkstatttradition; sie wurden wohl in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts in einer östlichen - vielleicht rätischen - Werkstatt geschaffen und dürften am ehesten im Zusammenhang mit Truppenbewegungen nach Augst gekommen sein . Im Areal des um 200 n.Chr. errichteten Amphitheaters haben sich keine figürlichen Bronzen gefunden. 274 Thermen: Zentralthermen, Frauenthermen, Rheinthermen (Abb. 63; 67; 34) S41 Minervabüste 159 Sockel Inv.: 1978.23875 Höhe: 92 cm Fundjahr: 1978 Fundstelle: Ins. 37 Fundkomplex: B02248 FK-Datierung: 150-210 (uneinheitliches Material) Befunddatierung: 250-280 Objektdatierung: 2.13. Jh. Inv.: 1938.3969 Höhe: 2,2 cm Fundjahr: 1938 Fundstelle: Ins. 17 S55 Widder Inv.: 1978.18140 Höhe: 3,0 cm Fundjahr: 1978 Fundstelle: Ins. 37 Fundkomplex: B02353 FK-Datierung: 190-280/70-190 (zwei zeitliche Schwerpunkte) S95 S353 Pferdegeschirranhänger Inv.: 1938.4178 Höhe: 4,8 cm Fundjahr: 1938 Fundstelle: Ins. 17 Objektdatierung: 1. Jh. Huf Inv.: 1978.12578 Höhe: 3,4 cm Fundjahr: 1978 Fundstelle: Ins. 32 Fundkomplex: B01739 FK-Datierung: 190-210/210-250 (zwei zeitliche Schwerpunkte) 272 D a die im 19. Jh. als einziges Theater bekannte Ruine in Reg. 2,A damals wahlweise als Theater oder als Amphitheater bezeichnet wurde, besteht kein G r u n d , wie im Katalog zu 167 an der Fundortangabe zu zweifeln, um so mehr als das Relief längst nicht mehr das einzige spätrömische Objekt in der Oberstadt ist (vgl. Laur/Berger 1988,16.21). 273 Z u profan und kultisch verwendeten Gefässen mit G ö t t e r darstellungen vgl. unten nach Anm. 710. 274 Z u r stilistischen Einordnung (entgegen Katalog zu 167) vgl. oben mit Anm. 74. Die Zentralthermen, die die ganze Insula 32 und Teile der Insulae 26 und 37 einnehmen, konnten lediglich durch Sondierschnitte in den Jahren 1942/43 und durch eine kleine Grabung in der östlichen Porticus 1989 untersucht werden . Nur in Insula 37 wurde stellenweise bis auf den gewachsenen Boden ausgegraben. Die Fundstellen des Hufs S95, der Minervabüste S41 sowie des Widders S55 können zwar zu den Insulae 32 und 37 gerechnet werden, jedoch liegen sie im Bereich der Strasse (vgl. unten «Funde in Porticus und Strasse») und stammen somit nicht unbedingt aus den Thermen. Der Widder S55 und das Beinfragment eines liegenden Huftiers S95 - vielleicht eines weiteren Widders oder eines Ziegenbocks - gehörten wohl zu Merkurstatuetten und standen also in - nicht näher lokalisierbaren - Lararien. F ü r den ursprünglichen Standort der grossen Minervabüste S41 fehlen alle Anhaltspunkte. Die Thermen selbst kommen kaum in Betracht, da Minerva nicht zu den für die Ausstattung von Thermen bevorzugten Gottheiten gehört . A m ehesten war die Büste, wohl auf einem Holzkern montiert, als Stiftung von Zivil- oder Militärpersonen in einem der städtischen Heiligtümer, an einem öffentlichen Platz oder in einem öffentlichen G e b ä u d e aufgestellt . Dass innerhalb der Zentralthermen keine figürlichen Bronzen gefunden wurden, hängt wohl mit der sehr rudimentären Erforschung der Anlage zusammen . Schwieriger zu verstehen ist die Tatsache, dass sich auch in den 1937/38 fast vollständig ausgegrabenen sogenannten Frauenthermen in Insula 17 kaum Kleinbronzen gefunden haben, wenn man von dem nicht genau lokalisierbaren frühkaiserzeitlichen Pferdegeschirranhänger S353 und dem Statuettensockel 159 im Durchgangsraum zur Halle in der Ostecke absieht. Die vielen im Hauptwasserkanal gefundenen Fibeln, beinernen Haarnadeln, Glasperlen und anderen Schmuckstücke machen wahrscheinlich, dass diese Thermen zumindest in einer jüngeren Phase, vom frühen 2. Jahrhundert an, den Frauen vorbehalten 275 281 waren . U m so erstaunlicher ist es, dass dort keine der rund 200 bronzenen Haarnadeln, die immerhin knapp ein Sechstel aller aus Augst bekannten Haarnadeln ausmachen, zum Vorschein gekommen ist . - D i e entlang der Ostseite der Insula aneinandergereihten R ä u m e dienten wohl als Läden; in einem dieser Läden könnte die jetzt verlorenene Statuette auf dem Sockel 159 gestanden haben. Die Rheinthermen in der Unterstadt (Region 20,E) haben keine Funde figürlicher Bronzen erbracht. 282 283 276 277 278 279 280 275 J b S G U 33, 1942, 72-77; J b S G U 34, 1943, 58-60; TomasevicBuck 1984b, 8f. 17-20; Laur/Berger 1988,100-103; M . Schaub, C. Clareboets, A . R . Furger, J b A K 11, 1990, 73-82; Schmid 1993,24-30. 276 V g l . allg. H . Manderscheid, D i e Skulpturenausstattung der kaiserzeitlichen Thermenanlagen. Monumenta A r t i s R o m a nae 15 (Berlin 1981). E i n e n Sonderfall bildet B a t h (Avon, G B ) , in dessen Thermen der Kopf einer vergoldeten Minervastatue gefunden wurde; die Thermen stehen dort in enger Beziehung zum Heiligtum der Quell- und Heilgöttin Minerva Sulis (ebd. 68 N r . 1 Taf. 13; B. Cunliffe, P. Davenport, The Temple of Sulis Minerva at Bath l : T h e Site [Oxford 1985] 114Taf. 32-34). 277 Gegen die Deutung als Tempelkultbild spricht meines Erachtens die B ü s t e n f o r m ; üblicherweise bestand das Kultbild aus einer ganzen Statue. Zusammenfassende Untersuchungen ü b e r Tempelkultbilder in den Provinzen fehlen; zum spätrepublikanischen Italien vgl. H . G . M a r t i n 1987. E i n e n Eindruck von der Vielfalt der Statuenweihungen in römischen Provinzstädten gibt G . Alföldys Untersuchung z u m epigraphischen Material aus Nordostitalien (G. Alföldy, R ö m i s c h e Statuen in Venetia et Histria. Abhandlungen der Heidelberger A k a d e mie der Wissenschaften, philosophisch-historische Klasse 1984/3 bes. 44ff.). Dass Votive in einem Tempel nicht nur aus kleinformatigen Objekten wie Schmuck, Gefässen oder Statuetten bestanden, zeigen etwa die beiden silbernen G ö t t e r köpfe aus dem Sakralhort von Chavagnes (Anhang II G F 2 5 ) oder der Bronzekopf aus dem Heiligtum von Genainville (Vald'Oise) (P.-H. M i t a r d , Gallia 40,1982,1-33 bes. A b b . 4-10; ders. u.a., L e sanctuaire gallo-romain des Vaux-de-la Celle [Vald'Oise] [Guiry-en-Vexin 1993] 357). 278 A u c h an Fibeln ist nur ein einziges Exemplar bekannt; vgl. R i h a 1994,30. 279 E . Ettlinger, D i e Keramik der Augster Thermen (Frauenthermen). Monographien zur U r - und Frühgeschichte der Schweiz 6 (Basel 1949); Laur/Berger 1988, 95-99; R ü t t i 1991, 185; Schmid 1993,20f. 280 In den beiden einander g e g e n ü b e r l i e g e n d e n L ö c h e r n i n der Sockelwandung steckten wohl Stifte, mittels deren der Sockel auf einer Unterlage befestigt wurde; vgl. entsprechende L ö c h e r i m B o d e n von Larariumsnischen in Pompeji: Boyce 1937,11 N r . 72f. 75. 81.123.129. 281 Z u bedenken ist allerdings, dass es kaum männerspezifische Objekte gibt, die beim Baden h ä t t e n verlorengehen k ö n n e n . 282 V g l . R i h a 1990, 114; R i h a 1994, 23. 30. - Z u den beinernen Haarnadeln vgl. Deschler-Erb (in Vorbereitung). 283 V g l . Laur/Berger 1988,91-95; Schmid 1993,143-145. Wohn- und Gewerbequartiere Oberstadt Nördlich und südlich von Theater und Forum erstreckten sich Wohn- und Handwerkerquartiere; während sich im frühen 1. Jahrhundert die Besiedlung auf die zentralen Insulae der Oberstadt konzentrierte, hatte sie sich noch vor der Mitte des Jahrhunderts bis zur sogenannten Südvorstadt ausgedehnt . U m 50 n. Chr. begann man Holz- und Fachwerkhäuser in Stein umzubauen; auch die Steinbauten wiesen in der Regel ein Obergeschoss auf. Die meisten Insulae der Oberstadt waren gemischte Handwerker-, Gewerbeund Wohnquartiere; nur die Töpfereien und Ziegeleien wurden aus Platzgründen und wegen der Brandgefahr in gesonderten Bezirken am südlichen Stadtrand eingerichtet . 284 285 S43 Fortuna Inv.: 1979.3667 Höhe: 8,9 cm Fundjahr: 1979 Fundstelle: Ins. 2 Fundkomplex: B04651 FK-Datierung: 210-280/70-210 (frühe «Ausreisser») S82 Bein (von Sucellus?) Inv: 1979.835 Höhe: 3,5 cm Fundjahr: 1979 Fundstelle: Ins. 2 Fundkomplex: FK-Datierung: Insulae 1-8 (Kastelen-Plateau) B04606 190-275 (keine Angaben zur Datierungsgüte) Im Norden wird die Oberstadt durch ein spornartig vorragendes Plateau abgeschlossen. In der frühen und mittleren Kaiserzeit befanden sich dort Wohnquartiere; sie müssten in den Jahren nach 270 n. Chr. einer Befestigung weichen, die bis gegen Mitte des 4. Jahrhunderts bestand . Entsprechend ihrer bevorzugten Lage sind die Wohnhäuser zum Teil luxuriös ausgestattet und weisen Mosaiken und Wandmalerei auf. Allerdings konnten sie nur rudimentär untersucht werden, und der nordöstliche Teil (Insulae 3/4/7/8) ist dem neuzeitlichen Kiesabbau zum Opfer gefallen . 286 287 S157 Adlergreif (Applike) Inv.: 1979.3669 Höhe: 10,1 cm Fundjahr: 1979 Fundstelle: Ins. 2 Fundkomplex: B04651 FK-Datierung: 210-280/70-210 (frühe «Ausreisser») Objektdatierung: 2. Jh. Insula 1 s. unten nach Ins. 7 und 8 S309 Gauklerbüste (Wagenteil?) Insula 2 (Abb. 38) Inv.: 1979.3668 Höhe: 10,2 cm Fundjahr: 1979 Fundstelle: Ins. 2 S2 Sucellus Inv: 1979.3112 Höhe: 24,1 cm Fundjahr: 1979 Fundstelle: Ins. 2 Fundkomplex: B04651 FK-Datierung: 210-280/70-210 Fundkomplex: B04590 FK-Datierung: 200-300 (frühe «Ausreisser») Objektdatierung: 3. Jh. (wenig datierbares Material) Objektdatierung: 2. Jh. S40 Minerva Inv.: 1979.2026 Höhe: 11,2 cm Fundjahr: 1979 Fundstelle: Ins. 2 Fundkomplex: B02919 FK-Datierung: 250-350/1-200 (frühe «Ausreisser») Objektdatierung: 2. Jh. 284 Zur Stadtentwicklung vgl. Furger 1994. 285 Zu den verschiedenen Handwerks- und Gewerbebetrieben vgl. die Übersicht bei Furger 1989, 16f., zu den metallverarbeitenden Werkstätten Furger/Riederer 1995,139-145. 286 Schwarz 1992 und Schwarz (in Vorbereitung). 287 Zu Ins. 1,3,5 und 8 vgl. Schmid 1993,36-58. Die Bronzen S2, S43, S82, S157 und S309 fanden sich in dem nach 150 n.Chr. angelegten Garten eines der beiden herrschaftlichen Häuser im Nordwesten der Insula 1, Villa II ; sie wurden um die Mitte des 3. Jahrhunderts von Mauerschutt überlagert, der möglicherweise von einem Erdbeben herrührt. Wahrscheinlich standen die Fortunastatuette S43, der Sucellus S2 und das Fragment eines weiteren einheimischen Gottes S82 in einem Gartenlararium, während der Adlergreif S157 als Architekturverkleidung diente. Schwieriger zu erklären ist die Präsenz des wohl von einem Wagen stammenden Gauklerkopfs S309. Die weiter westlich gefundene Minervastatuette S40 stammt aus der im 18. oder 20. Jahrhundert planierten Humuskante, ist also offenbar verschleppt. Die Insula wurde im späteren 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur zum Teil und sehr summarisch untersucht. Im Westen lagen grosse Hallen; die kleinen Räume in der SE-Ecke gehörten zu zwei mit Mosaiken ausgestatteten B ä d e r n , in denen der Kerzenständer 199 gut Verwendung finden konnte. D e r ins 1. Jahrhundert zu datierende Jochbeschlag 274 könnte nahelegen, dass die R ä u m e vor der Einrichtung des Bades anders genutzt wurden. Insula 3 (Abb. 35) Insulae 7 und 8 (Abb. 36 und 37) 288 199 Teil eines Kerzenständers Inv.: 1907.408 Höhe: 6,2 cm Fund jähr: 1907 Fundstelle: Ins. 3 289 Insulae 5 und 5/9 s. unten nach Ins. 7 und 8 bzw. Reg. 9,D 2 Jupiter Inv.: 1969.18150 Höhe: 7,7 cm Fundjahr: 1936 Fundstelle: Ins. 8 Objektdatierung: 2. Jh. 274 Jochbeschlag 13 Apollo Inv.: 7.19.1 Höhe: 4,0 cm Fundjahr: um 1920 Fundstelle: Ins. 3 Objektdatierung: 1. Jh. Inv.:Höhe: 5,5 cm Fundjahr: 1936 Fundstelle: Ins. 7 Objektdatierung: 1./2. Jh. 76 Victoria Inv.:Höhe: 7,1 c m Fundjahr: 1931 Fundstelle: Ins. 7 Objektdatierung: 1./2. Jh. mm* r J O 1 ;| ,i * 0 199 cf 274 1 iti 288 Tomasevic-Buck 1984c, 74-80; Schwarz 1992, 56 mit A n m . 23 und A b b . 17; Schmid 1993, 36-39; Th. Hufschmid, Kastelen 3. D i e J ü n g e r e n Steinbauten in den Insulae 1 und 2 von Augusta Raurica. Forschungen in Augst 23 (Augst 1996). - Offenbar wurde in einer j ü n g e r e n Bauphase ü b e r die Heidenlochstrasse hinweg gebaut. 289 Schmid 1993,42-51. 262 Widderkopf von Pateragriff In v. : Höhe: 5,7 cm Fundjahr: 1925 Fundstelle: Ins. 7 Inv.:Länge: 3,4 cm Fundjahr: 1935 Fundstelle: Ins. 8 Objektdatierung: 1. Jh. 154 Panzer Inv.: — Höhe: 9,2 cm Fundjahr: 1931 Fundstelle: Ins. 7 Votivbeilchen (vgl. A n m . 292) Höhe: 5,2 cm Fundjahr: 1915 Fundstelle: Ins. 7 149 Weinranke /nv.: 1914.525 4,8 cm Fundjahr: 1914 Fundstelle: Ins. 8 Objektdatierung: 1./2. Jh. A b b . 36 54 Satyrbüste (Applike) Inv.:Höhe: 8,7 cm Fundjahr: 1943 Fundstelle: Ins. 8 Objektdatierung: 3. Jh. 55 Satyrbüste (Applike) Inv.:Z/ö/ze: 8,4 cm Fundjahr: 1934 Fundstelle: Ins. 8 Objektdatierung: 2. Jh. Augst B L . Insula 7. M . 1 :1000. Die wohl grösstenteils mit Wohnhäusern überbauten Insulae 7 und 8 bilden den südöstlichen Abschluss des Kastelen-Plateaus. In der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts untersuchte und dokumentierte sie K a r l Stehlin, soweit dies während des Kiesabbaus am Osthang möglich war . Die Häuser waren zum Teil mit Mosaiken und einfacher Wandmalerei ausgestattet. D e n Westteil von Insula 7 nehmen grosse Hallen ein; der Grundriss im ganzen ist der einer Peristylvilla. Die einzeln gefundenen Statuetten 13 und 76 könnten je zu einem Lararium gehört haben, das in der Nähe des Eingangs bzw. in der Porticus des Peristyls eingerichtet war, wie wir das von den Vesuvstädten kennen (vgl. unten A n hang I z.B. G F V 2 0 , G F V 2 5 , G F V 2 7 , G F V 3 5 , GFV37). Durch einen in der Nähe der Victoriastatuette 76 gefundenen wohl italischen Sockel des 1. Jahrhunderts ist eine weitere Statuette bezeugt. Der getriebene Miniaturpanzer 154 lässt sich sowohl als Einzelfund wie als Fund in einem Wohnhaus schwer deuten; ähnliche Probleme bereitet ein Votivbeilchen, das im Bereich der Wohnbauten auf Kastelen gefunden wurde . In der Nordhälfte der beiden Insulae ziehen sich die R ä u m e über die ältere Strassenführung hin. D i e Häuser waren zum Hang hin durch Terrassen mit Entlastungsbögen bzw. Stützpfeilern gesichert; den A b schluss im Süden bildete eine quer zu den Terrassen verlaufende Kryptoportikus . Wie die G e b ä u d e im Aufgehenden gestaltet waren, lässt sich nicht mehr feststellen. Es ist unklar, ob die Jupiterstatuette 2, die vielleicht als Wagenschmuck verwendete Satyrbüste 54, das Waagegewicht 55 und der Griffschalenteil 262 ursprünglich dort verwendet wurden, wo sie gefunden worden sind, oder ob sie sekundär verlagert sind . Z u einem Wagenbeschlag könnte auch das in einem parallel zur Kastelenstrasse verlaufenden Gang gefundene Fragment 149 gehört haben . Inv.: 1969.11778 Höhe: 12,6 und 4,3 cm Fundjahr: 1918 Fundstelle: Ins. 5 Objektdatierung: 1. Jh. 290 49 A m o r /WV..-A1759 Höhe: 13,3 und 3,3 cm Fund jähr: 1918 Fundstelle: Ins. 5 Objektdatierung: 1. Jh. 291 52 Lar 292 Inv.: 1969.11776 Höhe: 25 und 7,2 cm Fundjahr: 1918 Fundstelle: Ins. 5 Objektdatierung: 1. Jh. 293 86 Herkulesbüste Inv.: 1969.11777 Höhe: 24,0 cm Fundjahr: 1918 Fundstelle: Ins. 5 Objektdatierung: 1. Jh. 294 295 Insulae 1 und 5; Region 2,E (Abb. 38) S36 Minerva 35 Merkur Inv.: 1985.57650 Höhe: 6,2 cm Fundjahr: 1985 Fundstelle: Reg. 2,E Fundkomplex: COI 690 FK-Datierung: 50-350 (uneinheitliches Material) Inv.: A 1151 Höhe: 29,0 cm Fundjahr: 1918 Fundstelle: Ins. 5 Objektdatierung: 1. Jh. 40 Bacchusbüste /»V.: A 1 7 5 6 Höhe: 23,5 cm Fundjahr: 1918 Fundstelle: Ins. 5 Objektdatierung: 1. Jh. 290 291 292 293 294 295 Schmid 1993,56-58; vgl. auch Fünfschilling 1993. Fünfschilling 1993 N r . 1088 Taf. 140. Fünfschilling 1993 N r . 1095 Taf. 141. Schwarz (in Vorbereitung). Z u 54 und 55 vgl. jetzt Franken 1994,205.210. V g l . M a n f r i n i - A r a g n o 1987 A b b . 67.254. S58 Hahn S 2^985.56984 FK-Datierung: 1 7 3 Beschlagknopf /nv.: 1970.4621 40-275 ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ Objektdatierung. 1. Jh. (uneinheitliches Material) Objektdatierung: 1./2. Jh. 150 Mohnkapsel 189 Klappgestell Inv.: 1969.11785 Höhe: 4,9 cm Fundjahr: 1918 Fundstelle: Ins. 5 /nv.: 1954.438 103,4 cm Fundjahr: 1954 Fundstelle: Ins. 5 Objektdatierung: 2.13. Jh. 2 Sockel /«v.: 1969.11779 //ö/ze: 4,0 cm Fundjahr: 1918 Fundstelle: Ins. 5 Objektdatierung: 1./2. Jh. 166 Sockel Inv.: 1969.11792 Höhe: 3,4 cm Fundjahr: 1918 Fundstelle: Ins. 5 A m Südwestabhang des Kastelen-Plateaus folgt die Überbauung dem Gelände, verläuft also schräg zum sonst üblichen Strassennetz. D i e Ausstattung der G e b ä u d e im Westteil von Insula 1 mit Hypokausten * Wandmalerei lässt auf Wohnhäuser schliessen ; die Büste S143 sass wohl mit weiteren ähnlichen Appliken an einem Möbel. u n c 296 296 T. Tomasevic-Buck, J b A K 2,1982,7-13. S143 Männliche Büste (Applike) 'S ; Inv.: 1976.5485 Höhe: 8,1 cm Fundjahr: 1976 Fundstelle: Ins. 1 Fundkomplex: A07559 FK-Datierung: 200-275/1-100 (frühe «Ausreisser») Objektdatierung: 2. Jh. S371 Weiblicher Kopf (Applike) Inv.: 1985.73222 Höhe: 2,1 cm Fundjahr: 1985 Fundstelle: Reg. 2,E Fundkomplex: C01777 FK-Datierung: 25-250 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) S43 S309-' S. 157 • S82 S40« S2 .5143 5371 S36 * S58 Yt, 5 . tipi S173 F 1 189 A b b . 38 Augst B L . Insulae 1 und 5 sowie östlich angrenzenderTeil von Insula 2; Region 2,E. M . 1 :2000. Die 1985 auf der gegenüberliegenden Seite der Obermühlestrasse (Region 2,E) durchgeführte Grabung erbrachte nicht, wie erwartet, eine entsprechende Überbauung mit Wohn- oder Gewerbehäusern, sondern einen mit Kies gepflasterten freien Platz, dessen Funktion noch unklar ist . Unter der beträchtlichen Menge an Kleinfunden fallen einige Exemplare durch ihre Qualität oder Originalität auf, so ein von einer Philosophenbüste bekrönter Messergriff aus B e i n oder der bronzene Hahn S58, der den Geldbeutel des Merkur im Schnabel trägt. Der Hahn wie auch die in der Nähe gefundene Minervastatuette S36 dürften aus einem Lararium stammen; vielleicht bestand es aus vergänglichem Material und war in einer hölzernen Taberne untergebracht, oder aber die Statuetten gingen auf dem offenen Platz verloren. Die Applike S371 diente als Möbelbeschlag. Die auf die zum Theater führende Neuntürmestrasse ausgerichtete Häuserreihe in Insula 5 ist nur sehr summarisch untersucht; vollständige Hausgrundrisse liegen kaum vor .1918 kamen in einem am Hang gelegenen Wohnhaus eine Reihe von hervorragenden Statuetten und Büsten (2, 35, 38, 40, 49, 52, 86, 150, 166) sowie eisernes und bronzenes Haushaltgerät zum Vorschein ( D l ) (s. unten). Unter den an die Domusgasse angrenzenden Gebäuden scheint es sowohl Wohn- wie Gewerbebauten gegeben zu haben; aufgrund der Ausstattung werden, jedenfalls für das spätere 3. Jahrhundert, Fleischsiedereien und Wursträuchereien vermutet, deren E r zeugnisse wohl den Besuchern des nahegelegenen Theaters feilgeboten wurden. Das Klappgestell 189, das im Brandschutt eines Kellers lag, gehörte dagegen eher zum Mobiliar eines Wohnhauses wie auch das in der Nähe gefundene Fragment einer steinernen Merkurstatuette . Ü b e r den Fundzusammenhang des weiter westlich zum Vorschein gekommenen militärischen Beschlagknopfs S173 ist nichts Näheres bekannt . 297 298 299 300 ist etwa die einzelne Münze. Das Beschlagfragment deutet auf einen Holzbehälter; der grosse Nagel diente wohl zur Befestigung der Hypokaust-Tubuli. Unklar ist die Funktion des massiven, profilierten Reifens sowie der dickwandigen Scheibe. Offenbar vermischten sich durch die Hanglage des Hauses beim Einsturz infolge des Brandes Haushaltgeräte und Larariumsfiguren. Ü b e r das Ausmass des zum angeschnittenen Raum gehörenden Gebäudes ist nichts bekannt. Dass es jedenfalls eine bevorzugte Wohnlage mit reich ausgestatteten Häusern war, bezeugen die in der Nähe gefundenen Fragmente figürlicher Wandmalerei sowie die Qualität und Auswahl der Bronzen. Sie müssen einem kunstverständigen Besitzer gehört haben, der Wert auf künstlerische Vielfalt des Ensembles wie auch auf hervorragende Einzelobjekte legte. Die in ihrer Funktion nicht klar zu deutenden Büsten 40 und 86 scheinen in Grösse und Ausgestaltung trotz verschiedener Thematik aufeinander Bezug zu nehmen und entsprechen so den fackeltragenden Eroten 38 und 49, die als typologisch verschiedene Figuren ein Paar bilden. Stilistisch und zeitlich passen alle Bronzen des Ensembles in einen recht einheitlichen Rahmen; offenbar stammen sie alle aus campanischen Werkstätten des späten 1. Jahrhunderts v.Chr. und der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. (vgl. unten Exkurs I). 304 297 298 299 300 301 301 Haushaltinventar, in situ verstürzt, mit Larariumsstatuetten und Gerätschaften (Abb. 39,40 und 105) Z u m Fund D l (= Anhang II GF68) gehören vier Statuetten - ein Lar (52), ein sitzender Merkur (35), zwei laufende Eroten (38 und 49) - , zwei grosse Büsten des Bacchus (40) und des kindlichen Herkules (86), zwei einzelne Sockel (2 und 166) und eine Mohnkapsel (150), dazu ein massiver Bronzereifen, eine profilierte, leicht konvexe Bronzescheibe, ein bronzener Schlossbeschlag, eine Eisenaxt, ein eiserner Stilus, ein Eisennagel, eine grosse Zahl von Schuhnägeln und eine Münze des 3. Jahrhunderts . Obschon sich die Fundgeschichte nicht mehr restlos klären lässt, spricht alles dafür, dass die aufgeführten Objekte alle in den gleichen Oktobertagen 1918 und im gleichen hypokaustierten Raum beim Bau eines modernen Wasserreservoirs zum Vorschein gekommen sind und ursprünglich auch gleichzeitig in die Brandschicht des 3. Jahrhunderts geraten waren . Die Vielfalt der auf drei Stellen eines Raumes verteilten Metallgegenstände (vgl. A b b . 39) macht es schwierig, den Charakter des Fundes zu bestimmen, um so mehr als sich nicht rekonstruieren lässt, ob möglicherweise weitere Objekte dazugehörten; auffällig 302 303 302 303 T. Tomasevic-Buck, J b S G U F 70,1987,247; R i h a 1994,39. J b A K 10,1989,21 A b b . 18; Deschler-Erb (in Vorbereitung). Rütti 1991,197; Schmid 1993,54f. Bossert-Radtke 1992 Nr. 10 Taf. 9. - Z u Klappgestellen vgl. jetzt U . Klatt, R ö m i s c h e Klapptische. D r e i - und vierbeinige Stützgestelle aus Bronze und Silber. K ö l n e r Jahrbuch 28,1995, 349-573 A b b . 1-282. Z u diesen Beschlagknöpfen vgl. zuletzt Fünfschilling (wie A n m . 88) 204. Reifen Inv. 1969.11782; Scheibe Inv. 1969.11781; Schlossbeschlag Inv. 1969.11780 (momentan nicht auffindbar). A x t , Stilus und Nägel befanden sich nicht mehr i m Clavelschen Nachlass, als dieser 1969 in den Besitz des Museums überging. D i e M ü n z e lässt sich unter den M ü n z e n der Sammlung nicht mehr identifizieren; die Beschreibung von K . Stehlin lässt aber einen A n t o n i n i a n der Zeit von 260 bis 274 (eventuell bis 290) vermuten (freundliche Mitteilung von Markus Peter, Augst). D e r A u s g r ä b e r K a r l Stehlin rekonstruiert die Fundgeschichte soweit als möglich (Grabungsakten der Historischen und Antiquarischen Gesellschaft, Staatsarchiv Basel, P A 88, H 7, 4b, S. 21.30-43; H 7,7b, S. 106.156-165). A m 10. Oktober 1918 skizziert er die aufgedeckte Fläche mit den Fundstellen des A m o r mit Basis 38, des Laren mit Basis 52, der K n a b e n b ü s t e 86, der Mohnkapsel 150, der zwei Sockel 2 und 166 sowie eines Felsens und eines Petasus (s. A b b . 39). D i e übrigen Objekte, der sitzende M e r k u r ohne H u t und Fels 35, die B a c c h u s b ü s t e 40 sowie der A m o r in R ü s t u n g 49 mit seiner Basis, tauchen erst 1925 auf: ein Privatmann, E . Lüscher, gibt an, die Objekte zwei Jahre zuvor auf seinem G r u n d s t ü c k (Insula 18) gefunden zu haben; er liess sie (oder zumindest die B a c c h u s b ü s t e ) im Schweizerischen Landesmuseum in Z ü r i c h restaurieren und versuchte erfolglos, sie dort zu verkaufen. D i e Tatsache, dass die drei Teile der Merkurstatuette zusammenpassen, und die Aussagen eines Arbeiters zu den Vorgängen w ä h r e n d der Grabung machen klar, dass alle aufgeführten Bronzen 1918 auf einer F l ä c h e von ca. 4,5 m zum Vorschein gekommen sein müssen. V g l . Laur/Berger 1988,141f. A b b . 43. 2 304 A b b . 40 Augst B L . Insula 5. Gerätschaften aus dem Haushaltinventar D l : 1. Reifen; 2. Scheibe; 3. eiserner Stilus; 4. eiserne Schuhnägel; 5. Schlossbeschlag; 6. Eisenaxt; 7. grosser Eisennagel. M . 1 :3. S166 Löwenkopf (Applike) 7«v.: 1984.15952 Dm.: 3,8 cm Fundjahr: 1984 Fundstelle: Reg. 9,D Fundkomplex: COI 213 FK-Datierung: 290-330 (wenig datierbares Material) S199 Silensköpfe von Henkelgriff Inv.: 1975.12084-12085 Höhe: 4,5 cm Fundjahr: 1975 Fundstelle: Reg. 9,D Fundkomplex: A08707 FK-Datierung: 200-250 (wenig datierbares Material) Objektdatierung: 1./2. Jh. A b b . 41 S266 Vogel (Gefässattasche) Inv.: 1975.9109 Höhe: 6,0 cm Fundjahr: 1975 Fundstelle: Reg. 9,D Fundkomplex: A06163 FK-Datierung: 50-190/200-230 (zwei zeitliche Schwerpunkte) Objektdatierung: 2. Jh. Augst B L . Region 9,D. M . 1 :1000. wandigen Becken, einer Leitform des späteren 2. und frühen 3. Jahrhunderts, von der sich zwei vollständige Exemplare (S265 und S267) im Hortfund D12 in der Unterstadt (Region 20,X) erhalten haben. Insula 5/9 (Abb. 28 und 33) S347 Pferdegeschirranhänger 18 Merkur Inv.: 1984.14258 Länge: 3,0 cm Fundjahr: 1984 Fundstelle: Reg. 9,D Fundkomplex: C01155 FK-Datierung: 70-150 (wenig datierbares Material) Objektdatierung: 1. Jh. Inv.: 1966.3965 Höhe: 6 und 4 cm Fundjahr: 1966 Fundstelle: Ins. 5/9 Fundkomplex: X06520 FK-Datierung: 150-275/1-100 (zwei zeitliche Schwerpunkte) Befunddatierung: um 275 Objektdatierung: 1./2. Jh. Vom Gebiet Obermühle westlich von Region 2,E und nordwestlich des Schönbühl-Tempels ist nur ein kleiner Teil, Region 9,D, untersucht; die beiden 1975/76 ausgegrabenen Häuser machen wahrscheinlich, dass auch dieses Quartier aus Wohn- und Gewerbebauten bestand . In einem mit Wandmalerei ausgestatteten Vorratskeller fanden sich in der Brandschicht des späteren 3. Jahrhunderts Beschläge und Henkelgriffenden (S199) von einer hölzernen Truhe, in der ein gläsernes Trinkservice des 3. Jahrhunderts verwahrt wurde . D a kaum datierte Parallelen zu den Beschlägen bekannt sind, lässt sich nicht feststellen, ob die Truhe für das Service angefertigt wurde oder ob sie schon anderweitig verwendet worden war. Der Löwenkopf S166 könnte ebenfalls von einem hölzernen Möbel oder - in Analogie zu den vier Köpfen S256 (s. Region 17,E) - von einer Waagschale stammen. Die Applike S266 sass an einem steil305 306 305 R ü t t i 1991, 239f.; F. H o e k , Funde und Befunde eines Stadtrandhauses aus Augusta Rauricorum (Augst, B L ) , Lizentiatsarbeit Universität Basel 1992 (unpubliziert). 306 R ü t t i 1991,91. 95. 239f. A b b . 53; H o e k (wie A n m . 305) 39-44. 77. 79. 83 A b b . 29-31 Taf. 2. 3. 22. 23. - H ö l z e r n e Truhen mit Glasgeschirr haben sich auch in der Casa del Menandro in Pompeji (I 10,4.15) sowie in einem Grab in der N ä h e von Mangalia ( R u m ä n i e n ) erhalten: M a i u r i 1933, 457-459 A b b . 181.182; Z . Covacef in: W. Meier-Arendt, L . Marinescu (Hrsg.), Goldhelm, Schwert und Silberschätze. R e i c h t ü m e r aus 6000 Jahren r u m ä n i s c h e r Vergangenheit. Ausstellungskat. Frankfurt a . M . 1994 Kat. 80.11 und 80.23. 3 1 Merkur 2 8 3 Anhänger Inv.: 1966.3964 Inv.: 1967.3500 Dm.: 4,8 cm Höhe: 9,4 und 2,4 cm Fundjahr: 1966 Fundstelle: Ins. 5/9 Fundkomplex: X06520 FK-Datierung: 150-275/1-100 Fundjahr: 1967 Fundstelle: Ins. 5/9 Fundkomplex: 7ß\651 FK-Datierung: 150-200 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) (zwei zeitliche Schwerpunkte) Befunddatierung: um 275 6 3 Minerva Inv: 1966.3963 Höhe: 11,6 und 1,8 cm Fundjahr: 1966 Fundstelle: Ins. 5/9 Fundkomplex: X06520 FK-Datierung: 150-275/1-100 (zwei zeitliche Schwerpunkte) Befunddatierung: um 275 Objektdatierung: 1./2. Jh. Durch den Gelände- und Strassenverlauf ergibt sich ein annähernd dreieckiger Zwickel, der eine selbständige topographische Einheit bildet und als Insula 5/9 bezeichnet wird .1965-67 wurde in der Ostecke ein am Hang gelegenes, zweistöckiges Haus freigelegt, in dessen Erdgeschoss sich im 1. Jahrhundert eine Halle und ein hypokaustierter Raum befanden. Nach der Mitte des 3. Jahrhunderts wurde eine Taberne eingerichtet, wie die zahlreichen Becher, die Herdstelle und der Backofen nahelegen . B e i einem Brand im späteren 3. Jahrhundert stürzte das Haus ein; in dem vom Aushub des spätrömischen Wall-Grabensystems überlagerten Brandschutt fanden sich viele Waffen, die von einem militärischen Posten im Obergeschoss 307 308 8 4 Zwerg Inv: 1966.3966 Höhe: 6,2 cm Fundjahr: 1966 Fundstelle: Ins. 5/9 Fundkomplex: X06520 FK-Datierung: 150-275/1-100 (zwei zeitliche Schwerpunkte) Befunddatierung: um 275 Objektdatierung: l.(?) Jh. A b b . 42 307 In der Literatur wird er zum Teil zu Insula 5 oder zu Insula 9 gerechnet. 308 Martin-Kilcher 1985, 181; Laur/Berger 1988, 145-148; Schibler/Furger 1988, 33-37; R ü t t i 1991,197-199; ausführlich Schwarz (in Vorbereitung). Augst B L . Insula 5/9. Statuetten des Larariumsinventars D 2 , in situ verstürzt. M . ca. 1 : 3. A b b . 43 Augst B L . Insula 5/9. Statuetten des Larariumsinventars D 2 (= G F 7 0 ) . M . 1 :2. 309 stammen müssen , sowie vier nahe beieinanderliegende Bronzestatuetten (18, 31, 63, 84 = D2; s. unten). - Der Schmuckanhänger 283, zu dem Parallelen fehlen, wurde im nördlichen Feuerkanal des Hypokausts gefunden . 310 Larariumsinventar, in situ verstürzt (Abb. 42-44) Das Ensemble D2 (= Anhang II GF70) besteht aus vier Bronzestatuetten und drei zugehörigen Sockeln (Merkur 18 und 31, Minerva 63, Zwerg 84) sowie aus Fragmenten zweier Schlangentöpfe und eines Räucherkelchs . Die Bronzen stammen aus der früheren Kaiserzeit; die Merkurstatuetten und wohl 311 A b b . 44 Augst B L . Insula 5/9. Fragmente eines R ä u c h e r k e l c h s (1) und zweier Schlangentöpfe (2 und 3) aus dem Larariumsinventar D 2 . M . 1 :2. 309 L . Berger, Jber. R M A 1966, 3. 18-22 A b b . 14-16; MartinKilcher 1985, 181-190 A b b . 25-30. Z u r Befundsituation vgl. P.-A. Schwarz, J b A K 11,1990,47f. A b b . 25. 26. 310 E s fragt sich, ob die Blechscheibe, die offenbar s e k u n d ä r auf einem Eisenband befestigt wurde (vgl. auch R i h a 1990,70 Nr. 710 Taf. 31), nicht ursprünglich zu einer Scheibenfibel des Typs R i h a 3.14 bzw. 7.10 (Riha 1979, 86f. 185f.) gehörte, da die einzigen Parallelen zwei allerdings gegossene, à jour gearbeitete Scheibenfibeln mit derselben Darstellung sind (aus Laufenburg A G : R . Bosch, J b S G U 45,1956,56 A b b . 19 Taf. 7; von der Saaalburg: A . B ö h m e , D i e Fibeln der Kastelle Saalburg und Zugmantel. Saalburg-Jahrbuch 29,1972,43 N r . 1137 Taf. 29). 311 R ä u c h e r k e l c h Inv. 1966.4058a; Schlangentöpfe: Schmid 1991 Kat. 29 (Inv. 1966.4244) und Kat. 120 (Inv. 1966.4042). - D i e zwei in der Taberne gefundenen Terrakotten einer Mater und einer K n a b e n b ü s t e (v. Gonzenbach 1986,19.21 N r . 23.57 Taf. 80,5; 100,3) g e h ö r t e n kaum zum gleichen Lararium, da sie recht weit von den Bronzen entfernt gefunden worden sind. auch die Minerva sind regionale, jedenfalls ostgallische Erzeugnisse, ohne dass sich eine enge stilistische Verwandtschaft der drei Bronzen untereinander feststellen liesse (vgl. oben Teil I, «Werkstätten»). Beim Zwerg muss, wie bei anderen Groteskdarstellungen , weiterhin offenbleiben, ob er aus dem Osten des Reiches importiert oder nach einer alexandrinischen Vorlage in Italien oder Gallien hergestellt wurde. Die Fundumstände machen wahrscheinlich, dass die nach der Mitte des 3. Jahrhunderts im Erdgeschoss eingerichtete Taberne mit einem Hausheiligtum ausgestattet war, das die vier Statuetten enthielt; wo sie zuvor gestanden hatten, wissen wir nicht. Sie blieben rund zwanzig Jahre an ihrem Ort, bis nämlich um 270 n.Chr. ein Brand das Haus zerstörte. Es ist nicht klar, ob der Brand in Zusammenhang mit den kriegerischen Auseinandersetzungen dieser Zeit zu sehen ist oder ob es nur ein lokales Schadenfeuer war. 312 Verfüllung von Graben 2 zum Vorschein, so dass sich nicht bestimmen lässt, wo sie ursprünglich verwendet wurden. Die nicht unterteilten grossen R ä u m e in der Südwestecke von Insula 10 dienten wohl als Werkhallen ; denkbar wäre aber auch, dass im Eckraum mit seinem breiten Eingangstor Wagen untergebracht waren, wie der grosse, in der Porticus gefundene Jochbeschlag 270 sowie ein Alteisen- und -bleidepot mit Wagenteilen nahelegen (vgl. auch Befunde in Insula 30). 315 316 Insulae 11-13 und 14/15 s. oben Fora Insulae 15 und 16 (Abb. 45) S57 Ziegenbock Inv.: 1.965.10152 l^^^^Er IBVBHK: Fundkomplex: X05293 FK-Datierung: 200-250 (wenig datierbares Material) Insulae 9 und 10 (Abb. 28) 77 Ceresbüste (Applike) Inv.: A 1758 Höhe: 14,8 cm Fundjahr: 1924 Fundstelle: Ins. 9 Objektdatierung: 2. Jh. 183 Löwenkopf (Applike) Inv.: 1965.6100 Höhe: 3,5 cm Fundjahr: 1965 Fundstelle: Ins. 15 Fundkomplex: X05301 FK-Datierung: 30-50 (wenig datierbares Material) 210 Kastenhenkel Inv.: 1924.105 Länge: 7,8 cm Fundjahr: 1924 Fundstelle: Ins. 9 S193 Kastenhenkel In v.: 1965.7367 Länge: 5,2 cm Fundjahr: 1965 Fundstelle: Ins. 15 Fundkomplex: X05315 FK-Datierung: 225-275 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) 270 Jochbeschlag In v.: 1929.211 Höhe: 23,5 cm Fundjahr: 1928 Fundstelle: Ins. 10 Objektdatierung: 2. Jh. Die Insulae 9 und 10 waren wahrscheinlich mit Wohnund Gewerbebauten überbaut, die dann dem um 270 n.Chr. angelegten Befestigungssystem auf Kastelen weichen mussten . Die zu einem Waagegewicht umgearbeitete Büste der Ceres (?) 77 und der Kastenhenkel 210 kamen in der um 350 n. Chr. eingebrachten 313 314 S277 Kannenhenkel (Fragment) Inv.: 1965.5800 Länge: 8,2 cm Fundjahr: 1965 Fundstelle: Ins. 15 Fundkomplex: X05211 FK-Datierung: 50-80/170-180 (späte «Ausreisser») Objektdatierung: 273. Jh. 312 313 314 315 316 Vgl.Anm.3zuS175. Schwarz (wie A n m . 309) 25-51 bes. A b b . 2 und 4. ebd. 42; Franken 1994,205. Schmid 1993,67f. Schwarz (in Vorbereitung). 327 Amphorenhenkel Insula 18 (Abb. 46) Inv.:Höhe: ca. 11 cm Fundjahr: 1921 Fundstelle: Ins. 16 Objektdatierung: 1. Jh. 6 Sucellus Inv.: 1961.128 Höhe: 8,7 und 3,1 cm Fundjahr: 1916 Fundstelle: Ins. 18 Objektdatierung: 1./2. Jh. Die Mauerzüge, die in der Südecke von Insula 15 aufgedeckt wurden, gehörten aufgrund ihrer abweichenden Orientierung offenbar nicht zu einem zweiten, axialsymmetrisch zu der Anlage im Nordwesten angelegten Nebenforum, sondern zu einem Wohn- oder Gewerbehaus , aus dessen Lararium der Ziegenbock S57 stammen könnte. Die Löwenkopfapplike 183 sass wohl an einem hölzernen Möbel aus der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts, das in einem der Lehmfachwerkbauten stand. Das G e b ä u d e in der Nordwestecke der Insula 16 wurde 1921 angeschnitten. Der dort gefundene, jetzt verschollene Henkel 327 stammt wohl von einer campanischen Amphora des späteren 1. Jahrhunderts . 317 318 15 32 Merkur Inv.: 1963.38 Höhe: 18,0 und 4,0 cm Fundjahr: 1963 Fundstelle: Ins. 18 Fundkomplex: X02262 FK-Datierung: 225-275 (guter, typologisch geschlossener F K ) Objektdatierung: 1. Jh. 68 Venus mit Eroten Inv.: 1963.5828 Höhe: 13,0,6,4 und 2,7 cm Fundjahr: 1963 Fundstelle: Ins. 18 Fundkomplex: X02449 FK-Datierung: 75-250 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) Objektdatierung: 3. Jh. 75ab Victoria mit Clipeus Inv.: 1963.36 Höhe: 52,7 und 10,3 cm Fundjahr: 1963 Fundstelle: Ins. 18 Fundkomplex: X02295/X02257 FK-Datierung: - / 90-300 (uneinheitliches Material) Objektdatierung: 2./3. Jh. S89 Flügel A b b . 45 Augst B L . Insula 15 und Nordwestecke von Insula 16. M . l :1000. Inv.: 1963.14014 Höhe: 3,0 cm Fund jähr: 1963 Fundstelle: Ins. 18 Fundkomplex: X02888 FK-Datierung: 1-100/190-200 (zwei zeitliche Schwerpunkte) Insula 17 s. oben Thermen 317 Ins. 15 und 16: Schibler/Furger 1988,37-42; R i h a 1994,32. 318 V g l . Tassinari 1993/2, A 3220 N r . 7257.2972 Taf. 13.18. Inv.: 1963.1487 Länge: 4,9 cm Fundjahr: 1963 Fundstelle: Ins. 18 Fundkomplex: X02428 FK-Datierung: 25-75 (guter, typologisch geschlossener F K ) S109 Sockel Inv.: 1963.111 Höhe: 2,9 cm Fundjahr: 1963 Fundstelle: Ins. 18 Fundkomplex: X02257 FK-Datierung: 90-300 (uneinheitliches Material) 72 Venusbüste (Applike) Inv.: 1961.129 Höhe: 6,1 cm Fundjahr: 1916 Fundstelle: Ins. 18 A b b . 46 Augst B L . Insula 18. M . 1 :1000. Die nur zu einem kleinen Teil untersuchte Insula, die wohl Wohn- und Gewerbebauten enthielt , hat einige qualitativ hervorragende Bronzen erbracht. In zwei Hallen im südöstlichen Teil der Insula waren im 3. Jahrhundert Bronzegiessereien eingerichtet, wie zahlreiche Gusstiegel und Werkabfälle bezeugen; Reste figürlicher Bronzen haben sich aber nicht erhalten . In der westlichen Werkhalle haben zwei aufeinanderfolgende Katastrophen deutliche Spuren hinterlassen: um die Mitte des 3. Jahrhunderts wurde ein Depot bestehend aus zwei Bronzegefässen sowie einer Statuettengruppe mit Venus und zwei Eroten 68 angelegt (D3; vgl. unten); bei den kriegerischen E r eignissen um 275 n. Chr. gerieten zwei Statuetten des Merkur (32) und der Victoria (75) in den Brandschutt des Zerstörungshorizonts (Abb. 47 und 48). Die Venusgruppe könnte aus einem nahegelegenen Privathaus stammen, und auch Merkur und Victoria hatten ihren Platz ursprünglich kaum in einer Werkhalle. Die im 1. Jahrhundert geschaffene Merkurstatuette 32 wurde vermutlich aus dem Lararium eines Privathauses geraubt; die grosse Victoria 75 stand wahrscheinlich als Votivfigur in einem der städtischen Heiligtümer . Auch der Fuss eines Prunkmöbels 194, der Sockel eines Geräts (?) S109 sowie möglicherweise 319 320 194 Löwenpranke (Gerätfuss) / n u : 1963.37 Höhe: 13,6 cm Fundjahr: 1963 Fundstelle: Ins. 18 Fundkomplex: X02257 FK-Datierung: 90-300 (uneinheitliches Material) S205 Schlüsselgriff /«v.: 1963.10750 Länge: 6,2 cm Fundjahr: 1963 Fundstelle: Ins. 18 Fundkomplex: X02251 FK-Datierung: 190-250 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) 260 Hundeköpfe (Gefässattasche) /«v.: 1963.7062 Länge: 11,1 cm Fundjahr: 1963 Fundstelle: Ins. 18 Fundkomplex: X02863 321 322 319 Laur/Berger 1988, 136f.; Schibler/Furger 1988, 43-49; R i h a 1994,32. 320 Furger/Riederer 1995,140 Tabelle 2. 321 D i e Victoriastatuette (75a) lag im Strassengraben, der zugehörige Clipeus (75b) im Innern der Halle. 322 Sowohl die G r ö s s e als auch das Thema, das Ideen der Reichspropaganda (Globus) mit einheimischen religiösen Vorstellungen ( W o c h e n t a g s g ö t t e r ) zu verbinden scheint, sprechen für die Aufstellung der Statuette eher in offiziellem als in privatem Rahmen (ohne dass man, wie i m Katalog vorgeschlagen, unbedingt eine Serie von sieben Victorien mit Wochentagsgöttern annehmen muss). In die gleiche Richtung weisen zwei Statuetten des Jupiter und des Mars aus Omont (Ardennes, F), die in Grösse, Stil sowie Sockelform und -dekor weitgehend mit der Victoria aus Augst ü b e r e i n s t i m m e n ; sie wurden zusammen mit einem Goldmedaillon mit Votivinschrift gefunden und waren offenbar Teil eines Sakralhorts (s. A n h a n g II GF39). der Schlüsselgriff S205 wurden am ehesten während der kriegerischen Ereignisse i m späteren 3. Jahrhundert verschleppt und gerieten in Schuttschichten. Hinter den Werkhallen lag wahrscheinlich ein Wohntrakt, wie die geringeren Ausmasse des Raumes mit dem Flügelfragment S89 und der Gefässattasche 260 vermuten lassen. Der Raum im Zentrum der Insula, in dem nahe beieinander die Sucellusstatuette 6 und die Venusbüste 72 gefunden wurden, gehörte zu einem G e b ä u d e unbekannten Ausmasses. 323 Depot mit Statuettengruppe und Geschirr (Abb. 49 und 50) In einer eigens dafür ausgehobenen Grube lagen eine Blechkanne und ein Schälchen, wie sie auch im Hortfund in Region 20,X (D12) vertreten sind, zusammen mit einer von zwei Eroten begleiteten Venusstatuette (68), dazu die Imitation eines claudischen A s (D3 = Anhang II GF69). Im Unterschied zum Hortfund D12 besteht offenbar nur ein geringer zeitlicher Abstand zwischen Statuetten und Gefässen: die Statuettengruppe gehört stilistisch in das frühe, die Kanne wohl ins mittlere 3. Jahrhundert . Unklar bleibt, weshalb 324 323 Parallelen zu der Attasche mit den beiden Tierköpfen fehlen weiterhin; der R i n g liesse etwa an ein steilwandiges Becken von rund 18 cm Durchmesser zum E i n h ä n g e n in ein Klappgestell denken. D i e massive Ausführung und die starken Nieten sprechen jedenfalls für ein äusserst robustes, dickwandiges Gefäss oder G e r ä t . 324 M . B o l l a reiht die Kanne in ihrer Untersuchung der Blechkannen (Rivista archeologica della provincia e antica diocesi di C o m o 161,1979,23-56 bes. 29f.; E r g ä n z u n g e n in Notizie dal chiostro del monastero maggiore 43/44,1989,95-118) bei ihrer Variante Avenches ein, die vom 2. Jh. bis in die Mitte des 4. Jh., vor allem aber im Schatzfundhorizont des mittleren 3. Jh., belegt ist (vgl. J. Werner, D i e römischen Bronzegeschirrdepots des 3. Jahrhunderts und die mitteldeutsche Skelettgräbergruppe. In: E . Sprockhoff [Hrsg.], Marburger Studien [Darmstadt 1938] 262). Z u den Blechkannen vgl. jetzt auch S. Künzl, Das Tafelgeschirr. In: Künzl 1993,118-122. A b b . 48 < A Augst B L . Insula 18. Victoriastatuette 75a und Clipeus 75b in Fundlage. M . 1 :4. gerade diese wenigen Bronzeobjekte zusammen vergraben wurden. Nimmt man an, dass die Statuettengruppe und die beiden zum Tafelgeschirr gehörenden Gefässe die einzigen und deshalb kostbaren Metallgegenstände eines bescheidenen Haushalts gewesen seien, so passt die mutmassliche Funktion der Statuettengruppe schlecht in dieses Bild. V o m Thema her möchte man sie nämlich nicht so sehr als (einzige?) 325 «Bewohner» eines Larariums als vielmehr als Zierde eines Toilettentischs deuten - dies wiederum würde für einen gehobeneren Lebensstil sprechen. Hier ist über Mutmassungen nicht hinauszukommen. Eine weitere mögliche Deutung des Depots als Versteck eines Altmetallhändlers, in Zusammenhang mit den weiter östlich gelegenen Bronzegiessereien, ist wohl auszuschliessen, da die fünf Objekte vollständig und unbeschädigt erhalten sind und weitere Metallbruchstücke fehlen . Äusserer Anlass für das Anlegen des Depots war wahrscheinlich der Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung um die Mitte des 3. Jahrhunderts, der wohl durch ein Erdbeben ausgelöst wurde (vgl. oben A n m . 217). 326 327 325 D i e Blechkanne (Inv. 1963.5829) diente wohl als Heisswasserb e h ä l t e r (vgl. S. und E . Künzl in: Künzl 1993,121.476-478), die Schale mit ausladendem R a n d (Inv. 1963.5830) als Saucenschälchen (acetabulum) (vgl. St. Martin-Kilcher, R ö m i s c h e s Tafelsilber: Form- und Funktionsfragen. In: Cahn/KaufmannHeinimann 1984,398). 326 V g l . etwa den aus Bronze und M a r m o r bestehenden Aufsatz eines Toilettentischs aus Campanien (?): W. H . Gross in: W. Hornbostel (Hrsg.), Kunst der A n t i k e . Schätze aus norddeutschem Privatbesitz. Ausstellungskat. Hamburg 1977 Nr. 25. 327 V g l . auch M a r t i n 1977, 16. - Falls man doch einen Z u sammenhang mit den B r o n z e w e r k s t ä t t e n annehmen m ö c h t e , Hessen sich die Objekte eher als fertige Produkte der dort tätigen Bronzegiesser deuten; vom Zustand der B r o n z e n her ist nicht zu entscheiden, ob und wie lange sie schon in Gebrauch waren. A b b . 49 Augst B L . Insula 18. Fundlage des Depots D3. M . ca. 1 : 8. A b b . 50 Augst B L . Insula 18. Depot mit Statuettengruppe und Geschirr D3 (= GF69). M . ca. 1 :2. Insula 19 (Abb. 51) 187 Applike mit Medusenhaupt Inv.: 1970.604 Dm.: 5,4 cm Fundjahr: 1970 Fundstelle: Ins. 19 Fundkomplex: A01992 FK-Datierung: 90-110/190-250 (frühe «Ausreisser») 187 232 112 19 "T 1 * «' 211 Kastenhenkel Inv.: 1970.2110 Länge: 10,7 cm Fundjahr: 1970 Fundstelle: Ins. 19 Fundkomplex: A01953 "2! A b b . 51 Augst B L . Insula 19. M . 1 :1000. 232 Messergriff Inv.: 1970.2072 Länge: 6,4 cm Fundjahr: 1970 Fundstelle: Ins. 19 Objektdatierung: 1. Jh. Insula 20 (Abb. 52) 141 Fuss 7«v.: 1967.6305 Länge: 5,1 cm Fund jähr: 1967 Fundstelle: Ins. 20 Fundkomplex: X07255 FK-Datierung: 190-300 (wenig datierbares Material) 112 Vogel (Aufsatz) / « v.: 1970.3645 Höhe: 2,6 cm Fundjahr: 1970 Fundstelle: Ins. 19 Fundkomplex: A02038 FK-Datierung: 25-75 (guter, typologisch geschlossener F K ) 223 Schlüssel /«v.: 1967.2687 Länge: 5,3 cm Fund jähr: 1967 Fundstelle: Ins. 20 Fundkomplex: X07064 FK-Datierung: 1-100/190-300 (uneinheitliches Material) In der Nordostecke der Insula wurden 1970 Teile eines Peristylhauses freigelegt, das kurz vor der Mitte des 1. Jahrhunderts über einem hölzernen Vorgängerbau in Stein errichtet wurde und - mehrfach umgebaut bis ins 3. Jahrhundert bewohnt war . Der Vogel 112 stammt sicher aus einer frühen Siedlungsphase; leider fehlen zu ihm - wie auch zu einigen anderen stratigraphisch früh datierten figürlichen Bronzen - typologische und stilistische Parallelen, so dass seine Funktion unklar bleibt. Der Kastenhenkel 211 und der Messergriff 232 wurden wohl ebenfalls im 1. Jahrhundert verwendet, wie andere Exemplare des gleichen Typs nahelegen . Einen Schwerpunkt im 1. Jahrhundert weisen auch die Fibeln aus Insula 19 auf . - Der Möbelbeschlag mit Medusenhaupt 187 lässt sich zeitlich nicht näher bestimmen. 328 329 Die südlich an die Basilica anschliessende Insula, die im Osten von der zum Violenbach abfallenden Böschung begrenzt wird, konnte 1966/67 zu einem grossen Teil untersucht werden, wobei den frühen Holzbauten besondere Aufmerksamkeit geschenkt 330 331 328 329 330 331 Jber. P A R 35,1970 in: B Z 71,1971, X l l f . So etwa S64 aus Insula 25 oder S70 aus Insula 50. Z u 232 vgl. oben A b b . 9 und 10, zu 211 Katalog zu S192. R i h a 1994,32f. S154 Weiblicher Kopf (Applike) Inv.: 1980.31375 Höhe: 3,5 cm Fundjahr: 1980 Fundstelle: Ins. 22 Fundkomplex: B05414 FK-Datierung: 70-110/170-300 (späte «Ausreisser») 209 Kastenhenkel Inv.: 1961.8035 Länge: 10,4 cm Fundjahr: 1961 Fundstelle: Ins. 22 Fundkomplex: V04547 FK-Datierung: 10-30 (wenig datierbares Material) A b b . 52 Augst B L . Insula 20. M . 1 :1000. 332 wurde . D i e Nordostecke nahm ein einfacher Peristylbau ein. In der Südhälfte lagen mehrere Gewerbehallen; unter einer dieser Hallen konnte ein augusteischer Holzbau mit Keller untersucht werden. A n der Westmauer der grossen Werkhalle fand sich, unter dem Fussboden vergraben, ein Depot von fünfzehn zerschnittenen und zum Teil beschrifteten Bronzetafeln (D4), die einst zwei Statuenbasen verkleidet hatten und auf denen der Name der Stadt genannt war . Das Depot wurde wahrscheinlich während des Zusammenbruchs der öffentlichen Ordnung nach dem um die Mitte des 3. Jahrhunderts erfolgten mutmasslichen Erdbeben von einem Giesser oder Altmetallsammler angelegt . Es fällt auf, dass sich in dieser gut untersuchten Insula kaum figürliche Bronzen erhalten haben, auch nicht solche des frühen 1. Jahrhunderts, die man hier durchaus erwarten dürfte . Die einzigen Funde, der Fuss einer rund 35 cm hohen Statuette 141 und der kleine Schlüssel 223, sind zudem in den Gewerbebauten, nicht im Peristylhaus zum Vorschein gekommen . 333 334 S196 Kastenhenkel Inv.: 1970.8627 Höhe: 3,2 cm Fundjahr: 1970 Fundstelle: Ins. 22 Fundkomplex: A02351 FK-Datierung: 170-250 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) S281 Vogel von Kannendeckel Inv.: 1988.51. C05082.1 Höhe: 3,0 cm Fundjahr: 1988 Fundstelle: Ins. 22 Fundkomplex: C05082 FK-Datierung: 70-110 (guter, typologisch geschlossener F K ) Objektdatierung: 1. Jh. 335 336 Insulae 21 und 22 (Abb. 53) S151 Applike mit Silenskopf Inv.: 1980.27532 Dm.: ca. 7 cm Fundjahr: 1980 Fundstelle: Ins. 21 Fundkomplex: B05251 FK-Datierung: 90-300 (uneinheitliches Material) 332 Laur/Berger 1988, 135; Schibler/Furger 1988, 50-57; Rütti 1991,202-204; R i h a 1994,33. 333 M a r t i n 1977,24-27 A b b . 16-18: Rekonstruktion der Inschriftfragmente als Teile einer einzigen Tafel; A . R. Furger, D. L i e bel, J b A K 15,1994,17.25 A b b . 13.14 und Schwarz/Berger (in Vorbereitung a): Inschriftfragmente g e h ö r e n zu zwei verschiedenen Tafeln. 334 V g l . Deschler-Erb/Schwarz 1993,180; Schwarz/Berger (in Vorbereitung b). 335 A u c h Glas ist in verhältnismässig geringen Mengen zum Vorschein gekommen; dabei bilden die in die erste Hälfte des 1. Jh. zu datierenden Gläser ein Drittel des Gesamtbestandes (Rütti 1991, 202-204). Ähnlich hoch ist der A n t e i l an frühen Exemplaren bei den Fibeln (Riha 1994,33). 336 Z u m Schlüssel 223, der stilistisch ohne weiteres früh datiert werden k ö n n t e , fehlen typologische Parallelen. S286 Delphin von Kannendeckel Inv.: 1980.32344 Höhe: 1,2 cm Fundjahr: 1980 Fundstelle: Ins. 22 Fundkomplex: B05441 FK-Datierung: 40-100 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) Objektdatierung: 1. Jh. S346 Pferdegeschirranhänger Inv.: 1970.6760 Länge: 3,0 cm Fundjahr: 1970 Fundstelle: Ins. 22 Fundkomplex: A02780 FK-Datierung: 50-150 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) Objektdatierung: 1. Jh. S362 Pferdegeschirranhänger Inv.: 1970.6650 Länge: 4,7 cm Fundjahr: 1970 Fundstelle: Ins. 22 Fundkomplex: A02778 FK-Datierung: 50-130 (guter, typologisch geschlossener F K ) Objektdatierung: 1. Jh. Von Insula 21 wurde nur ein kleiner Bereich im Nordosten untersucht . Die Möbelapplike S151, die im Strassengraben lag, könnte von da oder auch von den gegenüberliegenden Häusern der Insula 22 verschleppt sein. Insula 22 dagegen konnte zwischen 1923 und 1988 in zahlreichen kleineren Grabungen zu einem grossen Teil ausgegraben werden . Die eher bescheiden ausgestatteten Häuser dienten Wohn- und Gewerbezwecken. Im 1. Jahrhundert waren in der Nordwestecke eine Schmiede, im Südwesten eine Bronzegiesserei und im Nordosten eine Weberei in Betrieb. Den stellenweise erst im späteren 1. Jahrhundert errichteten, infolge Erosion schlecht erhaltenen Steinbauten gingen mehrere Holzbauphasen voran. Die schmalen R ä u m e entlang der Porticus zur Fortunastrasse dienten wohl als Läden oder Gewerberäume. Die architektonischen Befunde im Südosten liessen sich nicht eindeutig nach Hauseinheiten unterscheiden; vermutlich waren es grösstenteils Wohnbauten. Die wenigen figürlichen Bronzen kamen im Nordwesten und im Innern der Insula zum Vorschein. In einem zentral gelegenen Raum fanden sich nahe beieinander zwei Pferdegeschirranhänger S346 und S362 aus der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts. Der Delphin S286 und wahrscheinlich auch der Vogel S281 stammen von campanischen Kannen mit Scharnierdeckel . In 209 scheint der früheste, vielleicht lokal produzierte Kastenhenkel erhalten zu sein; die Datierung des Fundkomplexes, aus dem das Exemplar S196 stammt, ergibt keine weiteren Anhaltspunkte für die Produktionszeit solcher Henkel. Z u einem Möbel gehörte wohl auch die Applike S154. 338 339 Insula 23 (Abb. 54) 337 69 Venus Inv.: 1960.2561 Höhe: 14,2 und 4,5 cm Fundjahr: 1960 Fundstelle: Ins. 23 Objektdatierung: 2. Jh. S329 Amulett Inv.: 1987.56.C04695.1 Höhe: 5,8 cm Fundjahr: 1987 Fundstelle: Ins. 23 Fundkomplex: C04695 FK-Datierung: 1-50 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) Objektdatierung: 1. Jh. A b b . 53 Augst B L . Insula 22 und Ostseite von Insula 21. M . 1 :1000. 337 T. Tomasevic-Buck, J b A K 5,1985,247; R i h a 1994,33. 338 Schibler/Furger 1988,57-62; R . Hänggi, J b A K 10,1989,29-72; R ü t t i 1991, 203-205; Deschler-Erb/Schwarz 1993, 173-183; Schmid 1993,72-75; R i h a 1994,33f. 339 B e i Fragmenten ist oft nicht sicher zwischen den frühen K a n n e n des Typs Pompeji und solchen des Typs Eggers 128 zu unterscheiden; vgl. Flügel 1993,76-82. In der etwa zur Hälfte untersuchten Insula konnten Wohnräume im Innern und zur Strasse hin orientierte Gewerbebauten (Fleischereien mit Räucherkammern, Bäckerei) erfasst werden . Es fällt auf, dass kaum figürliche Bronzen gefunden wurden, obschon die Wohnräume den üblichen Ausbaustandard mit Mörtelböden, Hypokausten und Wandmalerei aufweisen . Die beim Ausheben eines Leitungsgrabens gefundene Venusstatuette 69 scheint als einzige Figur eines Larariums erhalten geblieben zu sein. In einer Abfallgrube fand sich eine bronzene Tabula ansata mit Weihinschrift für Apollo; sie stammt möglicherweise aus dem Heiligtum in der Grienmatt - Z u m Amulett S329 vgl. unten «Militaria». 340 Inv.: 1958.10244 Höhe: 4,7 cm Fundjahr: 1958 Fundstelle: Ins. 24 341 342 S181 4 Löwenpranken (Gerätfüsse) Inv.: 1958.12096 / / 0 ^ : 6 , 4 , 5 , 6 , 4 , 1 , 3 , 4 cm Fundjahr: 1958 Fundstelle: Ins. 24 Fundkomplex: V02209 282 Beschlagblech (von Möbel?) Inv.: 1945.509 Dm.: 21,0 cm Fundjahr: 1945 Fundstelle: Ins. 24 231 Messergriff A b b . 54 Augst B L . Insula 23. M . 1 :1000. Inv.: 1959.4605 Länge: 5,5 cm Fundjahr: 1959 Fundstelle: Ins. 24 Befunddatierung: nach 30-70 Objektdatierung: 1. Jh. Insula 24 (Abb. 55) 10 Apollo Inv.: 1959.4312 Höhe: 5,7 cm Fundjahr: 1959 Fundstelle: Ins. 24 Fundkomplex: V02640 FK-Datierung: 1-300 (uneinheitliches Material) Objektdatierung: 1. Jh. 92 Stier Inv.: 1939.2090 Höhe: 6,4 cm Fundjahr: 1939 Fundstelle: Ins. 24 S234 (= 326) Haarnadel Inv.: 1958.4153 Länge: 13,2 cm Fundjahr: 1958 Fundstelle: Ins. 24 Fundkomplex: V01783 FK-Datierung: 50-100 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) 340 R. Laur-Belart, Ausgrabungen in Augst 1948: Insula 23, G e werbehallen mit Öfen (Basel 1949); R . Hänggi, R Rebmann, J b A K 9, 1988, 167-216; Laur/Berger 1988, 126-128; S. Deschler-Erb, J b A K 12, 1991, 305-379; R ü t t i 1991, 208f.; R i h a 1994,34. 341 Glas und Fibeln sind ebenfalls in geringeren, aber doch nicht verschwindend kleinen Mengen angefallen: R ü t t i 1991, 209; R i h a 1994, 34. Im übrigen k ö n n t e gerade in der Ausstattung mit M ö r t e l b ö d e n ein G r u n d für die Fundarmut liegen; vgl. A n m . 346.500. 342 R . Laur-Belart, Ur-Schweiz 12,1948,57-60 A b b . 42.43; Martin 1987,109 A b b . 99; Gschaid 1996,407f. N r . 93. Inv.: 1959.2803 Länge: 17,3 cm Fundjahr: 1959 Fundstelle: Ins. 24 Fundkomplex: V02483 FK-Datierung: 150-250 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) Objektdatierung: 1. Jh. S349 Pferdegeschirranhänger Inv.: 1958.6366 Höhe: 8,2 cm Fundjahr: 1958 Fundstelle: Ins. 24 Fundkomplex: V01848 FK-Datierung: 1-100 (uneinheitliches Material) Objektdatierung: 1. Jh. A b b . 56 Augst B L . Insula 24. Z w e i Fragmente einer KalksteinAedicula und A l t ä r c h e n . M . 1 :4. Neben Insula 30 ist Insula 24 das einzige Stadtquartier, das annähernd vollständig untersucht werden konnte . In vespasianischer Zeit wurden die Holzbauten durch kleinräumige Steinhäuser abgelöst, wobei man stellenweise zweistöckig baute. Die letzte grössere Umbauphase fand um die Mitte des 2. Jahrhunderts statt; danach blieb das Quartier bis nach der Mitte des 3. Jahrhunderts besiedelt. Die Insula beherbergte zur Hauptsache Läden, Gewerbe- und Handwerkerbetriebe; nachgewiesen sind eine Metzgerei mit Räucherkammern, eine Walkerei und eine Weberei. Die eher bescheidenen Wohnräume lagen im Innern und im Nordwesten der Insula, möglicherweise auch in den Obergeschossen über den Werkräumen. In einem gewissen Gegensatz zu den einfachen R ä u m e n stehen einige bemerkenswerte Einzelfunde aus der frühen Kaiserzeit, so ein von einer Bacchusbüste bekrönter steinerner Tischfuss , der wohl einen Innenhof zierte, oder das offenbar als Lararium verwendete fragmentarisch erhaltene Kalksteintempelchen ( L I . L2), in dessen Nähe sich zudem ein kleiner Altar ( A ) fand (Abb. 56-58; vgl. unten mit A n m . 642) . Es macht den Anschein, als seien die Holzbauten aufwendiger ausgestattet gewesen als die nachfolgenden Steinhäuser . M a n möchte den ursprünglichen Aufstellungsort des Larariums in dem kleinen A b b . 55 343 O. L ü d i n u.a., Ausgrabungen in Augst 2: Insula X X I V 1939-1959 (Basel 1962); Laur/Berger 1988,129-131; Schibier/ Furger 1988, 63-66; R ü t t i 1991,210-215; Schmid 1993,76-81; R i h a 1994,34; Deschler-Erb (in Vorbereitung). 344 Bossert-Radtke 1992 N r . 58 Taf. 44. 45. 345 Erhalten sind zwei Eckfragmente mit Pilaster und Säulenbasis, die eine Rekonstruktion des Kubus (ohne gesicherten oberen Abschluss) ermöglichen ( H . Pilaster 29,5 cm): Fragmente Inv. 1959.7460 ( F K V02909; zugehöriger F K V02748; 30-70 n.Chr.) und Inv. 1958.10336 ( F K V02052; keine K e r a mik). A l t ä r c h e n Inv. 1958.2042 (keinem F K zugewiesen; laut Schichtbefund mittleres Drittel des 1. Jh.). - R . Steiger in: Lüdin u.a. (wie A n m . 343) 54ff. A b b . 15a und b; Laur/Berger 1988,148 A b b . 153; Martin 1987, 94 A b b . 84. Dass das Altärchen zum gleichen Lararium g e h ö r t e wie eine Terrakottastatuette der Venus (so v. Gonzenbach 1995, 38), ist wenig wahrscheinlich, da die Statuette an der entgegengesetzten Seite der Insula zum Vorschein kam. 346 Dieser Eindruck täuscht wahrscheinlich, indem in Holzbauten mit gestampften, noch nicht mit M ö r t e l «versiegelten» B ö d e n mehr Funde erhalten bleiben als in Steinbauten (freundlicher Hinweis von Peter-Andrew Schwarz). 343 96 Augst B L . Insula 24. M . 1 :1000. 344 345 346 A b b . 57 Augst B L . Insula 24. Rekonstruierte und ergänzte A e d i c u l a mit Originalteilen. M . 1 : 5. Wohnraum vermuten, in dem das Fragment L 2 gefunden wurde . Welche Statuetten im Lararium standen, lässt sich nicht mehr feststellen, jedenfalls wahrscheinlich mehr als die Figuren des Apollo 10 und 146 (nur Kithara erhalten) sowie eines Stiers (92). Eine Form des Hauskults im 1. und frühen 2. Jahrhundert ist ferner durch eine beträchtliche Konzentration von Schlangentöpfen und Räucherkelchen bezeugt (vgl. unten mit A n m . 530-535 und Verbreitungskarten Abb. 109 und H O ) . Weitere Objekte des 1. Jahrhunderts sind der wohl lokal gefertigte Messergriff 231, die Haarnadel S234 und der campanische Pateragriff 261. Das Gestell auf Löwenpranken S181 könnte in einem Laden verwendet worden sein. Aus dem Bereich der Strasse stammen die Beschlagscheibe 282 und der Pferdegeschirranhänger S349. 347 348 347 A u c h eine Aufstellung in einem gegen die Strasse gerichteten Werkraum w ä r e denkbar (zu Larariumsmalereien und Statuetten in W e r k s t ä t t e n und L ä d e n der Vesuvstädte vgl. Listen bei Fröhlich 1991,343-350.358), doch spricht die aufwendige Ausführung in Stein eher für einen Wohnraum. D i e Funktion der R ä u m e im mittleren 1. Jh. lässt sich nicht klar bestimmen. E i n u n g e w ö h n l i c h e r Fund i m Rahmen der von Handwerksund G e w e r b e h ä u s e r n dominierten Insula ist i m übrigen auch das Weiherelief mit der Darstellung eines nackten Mannes: Bossert-Radtke 1992 Nr. 37 Taf. 22. 348 Schmid 1991,68 A b b . 25.44. Insula 25 (Abb. 59) Insulae 26/32/37 s. oben Thermen Insula 28 (Abb. 60) S64 Hahn Inv.: 1977.883 Höhe: 3,0 cm Fundjahr: 1977 Fundstelle: Ins. 25 Fundkomplex: B00056 FK-Datierung: -10-50 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) 106 Eule Inv.: 1967.16810 Höhe: 4,0 cm Fundjahr: 1967 Fundstelle: Ins. 28 Fundkomplex: Z01789 236 Reibstäbchen Inv.: 1963.2165 Höhe: 20,0 cm Fundjahr: 1963 Fundstelle: Ins. 25 Fundkomplex: X02783 FK-Datierung: 10-50/190-250 (späte «Ausreisser») Objektdatierung: 1. Jh. S188 Löwenpranke (Gerätfuss) Inv.: 1961.13752 Höhe: 3,2 cm Fundjahr: 1961 Fundstelle: Ins. 28 Fundkomplex: V00016 Von Insula 25 wurden in verschiedenen Notgrabungen drei Gebäudekomplexe mit Wohn- und Gewerbebauten angeschnitten. Im Südwesten wurden Reste einer Bronzegiesserei des 1. Jahrhunderts entdeckt . Der sehr flach gearbeitete kleine Hahn S64 ist eine der frühesten schichtdatierten Bronzen; da stilistische Parallelen fehlen, lässt sich leider nicht sicher bestimmen, ob er lokal hergestellt und wozu er verwendet wurde. Das Reibstäbchen 236, das sich in einem an die Porticus angrenzenden Haus im Nordosten fand, gehört mit dem in Insula 28 gefundenen Exemplar zu den seltenen bronzenen Vertretern dieser Objektgattung; üblicherweise bestanden die zu kosmetischen Zwecken verwendeten frühkaiserzeitlichen Reibstäbchen aus Glas (vgl. oben mit A n m . 86-91) . 349 350 351 4 239 Reibstäbchen Inv: 1965.2176 Höhe: 19,0 cm Fundjahr: 1965 Fundstelle: Ins. 28 Fundkomplex: X04780 FK-Datierung: 40-60 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) Objektdatierung: 1. Jh. S230 Haarnadel Inv: 1964.1685 Länge: 10,1 cm Fundjahr: 1964 Fundstelle: Ins. 28 Fundkomplex: X03262 FK-Datierung: 30-50 (wenig datierbares Material) S356 Pferdegeschirranhänger Inv.: 1967.19007 Höhe: 4,3 cm Fundjahr: 1967 Fundstelle: Ins. 28 Fundkomplex: Z01636 FK-Datierung: 70-110 (wenig datierbares Material) Objektdatierung: 1. Jh. 349 Furger 1985; Schibler/Furger 1988, 67-71; R ü t t i 1991, 215f.; R i h a 1994,34. 350 Furger/Riederer 1995,140.145 Tabelle 2. 351 V g l . R i h a i 986,40f. 353 Inv.: 1964.6020 Höhe: 5,4 cm Fundjahr: 1964 Fundstelle: Ins. 28 Fundkomplex: X03163 FK-Datierung: 100-200 (wenig datierbares Material) Objektdatierung: 1. Jh. S359 Pferdegeschirranhänger Inv.: 1964.5332 Länge: 4,2 cm Fundjahr: 1964 Fundstelle: Ins. 28 Fundkomplex: X03036 FK-Datierung: 50-70 (guter, typologisch geschlossener F K ) Objektdatierung: 1. Jh. müssen ; wahrscheinlich war es zur gleichen Zeit wie das Bronzedepot D4 in Insula 20 angelegt worden (s. dort). Im Unterschied zum osteologischen Material lassen die wenigen und qualitativ eher bescheidenen Funde figürlicher Bronzen in keiner Weise auf einen besonderen Ausstattungsluxus schliessen; das hängt offenbar damit zusammen, dass sie alle aus Schichten stammen, die dem aufwendigen B a u des Terrassenhauses bzw. dem Umbau des Gebäudes im Osten zu einem Peristylhaus vorangingen. Die herrschaftlichen Häuser selbst scheinen vor dem Verlassen sorgfältig geräumt worden zu sein. Auffallend sind die drei Pferdegeschirranhänger des 1. Jahrhunderts, S356, S357 und S359 (vgl. unten «Militaria»). Die kleine Eule 106 war wohl Teil eines G e r ä t s , ebenso die Löwenpranke S188. D i e Haarnadel S230 ging im Bereich der Strasse verloren. Die einzige Parallele zum Reibstäbchen 239 fand sich in Insula 25 (s. dort). 354 Dem Geländeverlauf am Südwestabhang des Oberstadtplateaus folgend hat Insula 28 eine annähernd dreieckige statt rechteckige Form mit einer Erweiterung nach Westen . A n dieser bevorzugten Lage wurden im Osten ein Peristylhaus und im Nordwesten ein nur während des 2. Jahrhunderts bestehendes Terrassenhaus errichtet; beide waren mit Mosaiken und Wandmalerei ausgestattet. Unmittelbar an die Minervastrasse im Norden schloss ein schmales Handwerkerhaus an; auch der Komplex im Südostzwickel der Insula wurde offenbar für Handwerk und G e werbe genutzt. In einem der Strassenbiegung angepassten Raum wurde 1961 nur wenig unter der Erdoberfläche ein sorgfältig vergrabenes Depot von 212 kg Grossbronzefragmenten gefunden (D5; s. auch A b b . 64), die grösstenteils zu zwei im Bereich des Forums aufgestellten Reiterstatuen gehört haben 352 Insula 29 (Abb. 61) 59 Minerva Inv.: 1971.3248 Höhe: 7,5 und 2,1 cm Fundjahr: 1971 Fundstelle: Ins. 29 Objektdatierung: 1./2. Jh. S180 Fuss (Gerätfuss) Inv.: 1961.10644 Höhe: 4,1 cm Fundjahr: 1961 Fundstelle: Ins. 29 Fundkomplex: X00531 FK-Datierung: 50-70 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) Objektdatierung: 1. Jh. S 2 3 0 1 106 i S252 Sockel von Kerzenständer S 3 5 6 ! ^ ir f S3! I " : •239 j ir si m J "S 357 28 M m < ce r r * y < j 1 1 Inv.: 1979.6587 Höhe: 2,6 cm Fundjahr: 1979 Fundstelle: Ins. 29 Fundkomplex: B03241 FK-Datierung: 190-300 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) J ' 1 j 9 mes 352 Laur/Berger 1988,137-139; Schibler/Furger 1988,72-76; R ü t t i 1991,216-218; Schmid 1993,81-89; R i h a 1994,35; B. R ü t t i , D i e Augster Insula 28 (Arbeitstitel). Forschungen in Augst (in Vorbereitung). 353 A . M u t z , U b e r den Metall-Massenfund von Augusta Raurica. U S 26,1962,18-24 A b b . 16-20; M a r t i n 1977,22-24 A b b . 14.15; Janietz Schwarz (wie A n m . 239) 189-192 A b b . 47. 48; Janietz Schwarz/Rouiller 1996. 354 V g l . Katalog zu S248. S337 Amulett Insula 30 (Abb. 62) Inv.: 1979.13710 Länge: 2,9 cm Fundjahr: 1979 Fundstelle: Ins. 29 Fundkomplex: B03392 FK-Datierung: 150-200 (wenig datierbares Material) 8 Apollo Inv.: 1961.11664 Höhe: 11,2 und 3,4 cm Fundjahr: 1961 Fundstelle: Ins. 30 Fundkomplex: X01007 FK-Datierung: 200-300 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) Objektdatierung: 2. Jh. Die etwa zur Hälfte untersuchte Insula enthielt im Osten vor allem Gewerberäume, im Süden Fleischräuchereien; in der Südostecke fand sich ein Altglasdepot des späteren 1. und frühen 2. Jahrhunderts . Die zum Teil hypokaustierten Wohnräume nahmen das Innere der Insula ein. Die Minervastatuette 59 gehörte wohl zum Lararium eines Werkraums. Der Kerzenständer S252 kann ebenso gut in Gewerbe- wie in Wohnräumen eingesetzt worden sein. Der Klappstuhl, von dem S180 stammt, stand möglicherweise in Insula 30, die auf dieser H ö h e im 1. Jahrhundert wohl mit Wohnhäusern überbaut war. Die heftigen Strassenkämpfe nach 273 n.Chr., die durch eine Ansammlung von Waffen und durch Skelette in Porticus und Strasse an der Südostecke von Insula 29 sowie an der Nordfront von Insula 34 bezeugt sind , haben sich nicht in einer erhöhten Zahl von Amuletten des 2./3. Jahrhunderts niedergeschlagen; das Amulett S337 gehört zu den «Glücksbringern», die ebenso sehr militärisch wie zivil verwendet wurden (s. unten mit A n m . 513). 355 356 15 Mars Inv.: 1961.11906 Höhe: 9,1 cm Fundjahr: 1961 Fundstelle: Ins. 30 Fundkomplex: X01126 FK-Datierung: 240-260 (wenig datierbares Material) Objektdatierung: 2./3. Jh. S13 Merkur Inv.: 1960.2684 Höhe: 5,5 cm Fundjahr: 1960 Fundstelle: Ins. 30 Fundkomplex: V03710 FK-Datierung: 30-100 (wenig datierbares Material) 89 Weibliche Büste Inv.: 1960.9498 Höhe: 24,5 cm Fundjahr: 1960 Fundstelle: Ins. 30 Fundkomplex: V04358 FK-Datierung: 170-260 (wenig datierbares Material) Objektdatierung: 3. Jh. 121 A r m m. Agis Inv.: 1960.8025 Höhe: 10,5 cm Fundjahr: 1960 Fundstelle: Ins. 30 Fundkomplex: V04331 FK-Datierung: 190-300 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) 355 Tomasevic-Buck 1984c, 67-73; U . Müller, J b A K 5, 1985, 205-222; Schibler/Furger 1988, 77-80; R ü t t i 1991, 219-221; R i h a 1994,35. 356 Martin-Kilcher 1985,147-203 bes. A b b . 2.3.21-23. D e r terminus post quem ergibt sich durch die mitgefundenen M ü n z e n ; vgl. M . Peter in: M a r t i n 1985,180. S78 Armfragment 155 Sockel mit Tieren Inv.: 1961.13330 Länge: 3,1 cm Fundjahr: 1961 Fundstelle: Ins. 30 Fundkomplex: X01159 FK-Datierung: 240-260 (wenig datierbares Material) Inv: 1960.7914 Höhe: 2,3 und 3,3 cm Fundjahr: 1960 Fundstelle: Ins. 30 Fundkomplex: V04797 122 Flügel 162 Sockel Inv: 1960.5356 Länge: 12,0 cm Fundjahr: 1960 Fundstelle: Ins. 30 Fundkomplex: V04008 FK-Datierung: 70-100 (wenig datierbares Material) Objektdatierung: 1. Jh. Inv: 1962.2231 Höhe: 4,6 cm Fundjahr: 1962 Fundstelle: Ins. 30 Fundkomplex: X01463 FK-Datierung: 250-275 (wenig datierbares Material) 140 Fuss 212 Kastenhenkel Inv: 1960.5246 Länge: 5,3 cm Fundjahr: 1960 Fundstelle: Ins. 30 Fundkomplex: V03995 FK-Datierung: 100-200 (wenig datierbares Material) Objektdatierung: 1. Jh. Inv.: 1959.9225 Länge: 5,9 cm Fundjahr: 1959 Fundstelle: Ins. 30 Fundkomplex: V03054 FK-Datierung: 40-130 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) S85 Fuss S215 Messergriff Inv.: 1960.8026 Länge: 2,9 cm Fundjahr: 1960 Fundstelle: Ins. 30 Fundkomplex: V04331 FK-Datierung: 190-300 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) Inv.: 1962.1243 Höhe: 7,1 cm Fundjahr: 1962 Fundstelle: Ins. 30 Fundkomplex: X01395 FK-Datierung: 100-200 (wenig datierbares Material) Objektdatierung: 3. Jh. S93 Pferdeschwanz S241 Siegelkapsel 7nv.: 1962.1571 Länge: 5,4 cm Fundjahr: 1962 Fundstelle: Ins. 30 Fundkomplex: X01460 FK-Datierung: 1-300 (uneinheitliches Material) Znv.: 1962.1091 Z)m.: 2,0 cm Fundjahr: 1962 Fundstelle: Ins. 30 Fundkomplex: X01414 Objektdatierung: 1. Jh. 147 Petasus 264 Lampe /«v.; 1960.7448 Höhe: 3,1 cm Fundjahr: 1960 Fundstelle: Ins. 30 Fundkomplex: V04334 / w . : 1962.6736 Länge: 10,0 cm Fundjahr: 1962 Fundstelle: Ins. 30 Fundkomplex: X02027 FK-Datierung: 30-50 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) Objektdatierung: 1. Jh. S282 Delphin von Kannendeckel Inv.: 1961.6471 Höhe: 1,8 cm Fundjahr: 1961 Fundstelle: Ins. 30 Fundkomplex: X00654 Objektdatierung: 1. Jh. hinter dem Peristyl befand sich der mit einem Gladiatorenmosaik ausgestattete Speisesaal; in der darüberliegenden Brand- und Zerstörungsschicht aus der Zeit nach 273 n.Chr. lagen Waffen, Teile der militärischen Ausrüstung sowie eine Statuette des Mars (15). Offenbar wurde die Statuette bei militärischen Auseinandersetzungen und Plünderungen aus dem in der Nähe zu vermutenden Lararium gerissen . Im gleichen Lararium könnten ursprünglich auch die Statuette des Apollo 8, die Merkurstatuette, von der noch Petasus (147) und Sockel (155) erhalten sind, sowie die Statuetten eines Genius S85 und der Minerva (?) 121 gestanden haben. Im Bereich der Wageneinfahrt wurden zudem Terrakotten einer 358 359 269 Jochbeschlag Inv.: 1960.7447 Höhe: 26,0 cm Fundjahr: 1960 Fundstelle: Ins. 30 Fundkomplex: V04334 Objektdatierung: 2./3. Jh. 36ü 291 Amulett Inv.: 1960.533 Höhe: 3,6 cm Fundjahr: 1960 Fundstelle: Ins. 30 Fundkomplex: V03545 FK-Datierung: 20-40 (wenig datierbares Material) Objektdatierung: 1. Jh. S354 Pferdegeschirranhänger Inv.: 1962.668 Höhe: 5,4 cm Fundjahr: 1962 Fundstelle: Ins. 30 Fundkomplex: X01385 FK-Datierung: 50-75 (wenig datierbares Material) Objektdatierung: 1. Jh. In der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts war das Quartier in kleine, mit Holzhäusern bebaute Parzellen unterteilt. In den folgenden Steinbauphasen wurden die Häuser zu grösseren Einheiten zusammengefasst; im Innern der Insula lagen Wohnräume, in den grösseren gegen die Porticus orientierten Hallen eher Werkstätten . U m die Mitte des 1. Jahrhunderts gingen die Militaria 291 und S354 verloren. Z u G e bäuden des 1. und 2. Jahrhunderts gehörten vermutlich die Victoriastatuette, von der Fuss (140) und Flügel (122) erhalten sind, der Deckelaufsatz von einer Kanne S282, die campanische Lampe 264, die Siegelkapsel S241 und der Kastenhenkel 212. U m 200 n. Chr. überbaute man die ganze Insula mit einem luxuriösen zweistöckigen Peristylhaus, das wohl eher als private Domus denn als Korporationsgebäude diente. Durch ein grosses Tor in der Ostporticus gelangte man in eine Remise, in der sich Teile eines Wagens und der Jochbeschlag 269 fanden, und von dort in den eigentlichen Wohntrakt. In der Blickachse 357 A b b . 62 Augst B L . Insula 30. M . 1 :1000. 357 J. E w a l d , D i e frühen Holzbauten in Augusta Raurica - Insula X X X und ihre Parzellierung. In: E . Schmid u.a. (Hrsg.), Provincialia. Festschrift für R u d o l f Laur-Belart (Basel/Stuttgart 1968) 80-104; Laur/Berger 1988, 134-136; Schibler/Furger 1988, 80-92; R ü t t i 1991, 222-225; Schmid 1993, 90-103; R i h a 1994,35f.; Deschler-Erb (in Vorbereitung). 358 Martin-Kilcher 1985,181 A b b . 24. 359 Meines Erachtens reichen das Thema des Mosaiks, der als Rapier gedeutete Eisenstab und die Marsstatuette nicht aus, um als Besitzer und Bewohner des G e b ä u d e s auf Gladiatoren oder eine dem Gladiatorenwesen nahestehende Körperschaft zu schliessen (erwogen von L . Berger, Jber. R M A 1969/70,71; Schmid 1993,93; vgl. dagegen Martin-Kilcher 1994,497 A n m . 776). Gladiatoren sind ein beliebtes Thema auf M o s a i k e n in P r i v a t h ä u s e r n des 2./3. Jh. (Schmid 1993,99); der Eisenstab mit Handgriff, der sich mit keinem geläufigen Waffentyp verbinden lässt, diente vielleicht als G e r ä t (Bratspiess? freundliche Mitteilung v o n E c k h a r d Deschler-Erb); Mars ist häufig in gallorömischen H a u s h e i l i g t ü m e r n vertreten (vgl.Tabelle I und A b b . 139). 360 D e r Statuettenteil mit Ägis 121 lässt sich weiterhin nicht sicher deuten, da zu keinem der im Katalog genannten Vorschläge ü b e r z e u g e n d e Belege vorhanden sind. Denkbar w ä r e allenfalls auch eine Sonderform des oben (Teil I, «Statuettentypen») behandelten Minervatypus; Minerva w ü r d e die Ägis dann nicht wie ein S c h u l t e r m ä n t e l c h e n , sondern wie eine Agraffenchlamys tragen (zur Terminologie vgl. KaufmannHeinimann, Augst 29). Venus in Aedicula, eines Ebers und eines Affen gefunden ; die Funddokumentation erlaubt jedoch nicht zu entscheiden, ob sie ebenfalls zum erwähnten Lararium gehört haben könnten. Im Innenhof war eine Marmorstatuette der Venus aufgestellt; eine weitere Marmorstatuette, von der sich nur ein Fuss erhalten hat , stand ebenfalls bis zur Zerstörung der Domus wohl in dem südlich des Mosaikraums gelegenen Winter-Oecus. Unklar ist, wozu die getriebene weibliche Büste 89 verwendet wurde. Gerne sähe man in ihr, analog zu den einst übermodellierten hölzernen Köpfen aus der Casa del Menandro in Pompeji (vgl. unten mit A n m . 639), ein Ahnenbild, das zusammen mit anderen Büsten in einem Schrein verwahrt bzw. aufgehängt wurde . Allerdings ist diese Sitte bisher erst in Pompeji belegt, also nicht ausserhalb Campaniens, und nicht aus späterer Zeit als aus dem 1. Jahrhundert. In der Südostecke der Insula ist durch Tiegel und Abfälle eine Bronzegiesserei nachgewiesen; möglicherweise gehören die Basis 162 und der in der Porticus aufgefundene Fehlguss einer Merkurstatuette S13 in diesem Zusammenhang . 361 362 363 364 365 Inv.: 1963.10976 Höhe: 5,8 cm Fundjahr: 1963 Fundstelle: Ins. 31 Fundkomplex: Y01244 FK-Datierung: 225-275 (guter, typologisch geschlossener F K ) Objektdatierung: 2. Jh. 83 Negerknabe Inv.: 1961.6532 Höhe: 6,6 cm Fund jähr: 1961 Fundstelle: Ins. 31 Fundkomplex: X00429 FK-Datierung: 190-260 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) Objektdatierung: 1./2. Jh. 91 Stier Inv.: 1960.5289 Höhe: 6,5 cm Fundjahr: 1960 Fundstelle: Ins. 31 Fundkomplex: V04005 FK-Datierung: 50-100 (wenig datierbares Material) Insula 31 (Abb. 63) 36 Merkur Inv.: 1965.37 Länge: 5,1 cm Fundjahr: 1965 Fundstelle: Ins. 31 Fundkomplex: X03949 103 Adler Inv.: 1960.6159 Höhe: 4,5 cm Fundjahr: 1960 Fundstelle: Ins. 31 Fundkomplex: V03986 FK-Datierung: 1-100 (wenig datierbares Material) 43 Vulkan Inv.: 1963.3271 Höhe: 6,6 cm Fundjahr: 1963 Fundstelle: Ins. 31 Fundkomplex: Y00897 FK-Datierung: 230-280 (guter, typologisch geschlossener F K ) Objektdatierung: 1./2. Jh. 56 Silen Inv.: 1964.3017 Höhe: 8,4 cm Fundjahr: 1964 Fundstelle: Ins. 31 Fundkomplex: Y01557 FK-Datierung: 30-50 (wenig datierbares Material) 361 v. Gonzenbach 1986, 19ff. Taf. 79,3; 108,2. 3 N r . 19. 69. 74; v. Gonzenbach 1996,38f. 362 Bossert-Radtke 1992 N r . 3 Taf. 6. 363 ebd. N r . 21 Taf. 11. V o n den übrigen in Insula 30 gefundenen Steinmonumenten g e h ö r t e n das Fingerfragment einer lebensgrossen Statue N r . 19 (Numerierung nach Bossert-Radtke 1992) und das Panrelief N r . 56 vermutlich zur Ausstattung eines Hauses bzw. seines Peristyls aus der Zeit vor dem U m b a u von 200 n.Chr.; der Tischfuss N r . 59 lässt sich nicht n ä h e r zuordnen. 364 St. Martin-Kilcher vermutet, dass die B ü s t e 89 sowie die Statuettenfragmente 121, S78 und S85 und eine Tonlampe zum gleichen L a r a r i u m g e h ö r t e n (Martin-Kilcher 1988, 32). V. v. Gonzenbach schlägt für die B ü s t e 89 eine Deutung als E p o n a vor (v. Gonzenbach 1995,38). 365 Furger/Riederer 1995,118.139ff. Tabelle 7. Inv.: 1963.9300 Länge: 2,6 cm Fundjahr: 1963 Fundstelle: Ins. 31 Fundkomplex: Y01115 FK-Datierung: 50-100 (wenig datierbares Material) S190 Löwenpranke (Gerätfuss) Inv: 1966.1551 Höhe: 2,0 cm Fundjahr: 1966 Fundstelle: Ins. 31 Fundkomplex: X05905 FK-Datierung: 100-200 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) S92 Pferdekopf 208 Kastenhenkel Inv: 1963.5831 Höhe: 6,5 cm Fundjahr: 1963 Fundstelle: Ins. 31 7«v.: 1964.8879 Länge: 11,7 cm Fundjahr: 1964 Fundstelle: Ins. 31 Fundkomplex: X03702 FK-Datierung: 1-200 (uneinheitliches Material) S132 Finger S195 Kastenhenkel /«v.: 1961.1658 Länge: 3,4 cm Fundjahr: 1961 Fundstelle: Ins. 31 Fundkomplex: X00154 FK-Datierung: 150-250 (wenig datierbares Material) Inv.: 1961.3798 Länge: 3,5 cm Fundjahr: 1961 Fundstelle: Ins. 31 Fundkomplex: X00247 FK-Datierung: 150-225 (guter, typologisch geschlossener F K ) 67 Lunabüste (Applike) 217 Schlüssel //iv.: 1963.3813 Höhe: 6,3 cm Fund jähr: 1963 Fundstelle: Ins. 31 Fundkomplex: Y00839 Objektdatierung: 2. Jh. 7/iv.: 1962.11237 Länge: 13,7 cm Fundjahr: 1962 Fundstelle: Ins. 31 Fundkomplex: X02205 FK-Datierung: 225-275 (wenig datierbares Material) Objektdatierung: 2. Jh. S146 Männliche Büste (Applike) 220 Löwe 7wv.: 1963.5888 Höhe: 3,1 cm Fundjahr: 1963 Fundstelle: Ins. 31 Fundkomplex: Y00881 FK-Datierung: 50-70 (wenig datierbares Material) Objektdatierung: 1. Jh. S171 Applike mit Medusa(?)kopf Inv: 1963.8791 Höhe: 3,0 cm Fundjahr: 1963 Fundstelle: Ins. 31 Fundkomplex: Y01073 FK-Datierung: 100-150 (wenig datierbares Material) 7nv.: 1963.4397 77ö/*e: 13,5 cm Fundjahr: 1963 Fundstelle: Ins. 31 Fundkomplex: Y00974 FK-Datierung: 150-200 (wenig datierbares Material) 234 Messergriff 7nv.: 1964.11544 Länge: 6,1 cm Fundjahr: 1964 Fundstelle: Ins. 31 Fundkomplex: X03929 Inv.: 1963.11087 Dm.: 2,0 cm Fundjahr: 1963 Fundstelle: Ins. 31 Fundkomplex: Y01218 FK-Datierung: 30-50 (guter, typologisch geschlossener F K ) Objektdatierung: 1. Jh. S195 S378 Schalengriff 43 Inv.: 1978.4617 Länge: 7,3 cm Fundjahr: 1978 Fundstelle: Ins. 31 Fundkomplex: BOI 831 FK-Datierung: 130-170 (guter, typologisch geschlossener F K ) Objektdatierung: 1. Jh. S280 Kannendeckel 7« v.: 1964.4174 Länge: 5,9 cm Fundjahr: 1964 Fundstelle: Ins. 31 Fundkomplex: Y01549 FK-Datierung: 50-70 (wenig datierbares Material) Objektdatierung: 1. Jh. 289 Amulett IT 3 6 6 SIT! I §L S 9 2 ' Isa ' S24: 220 * S 2 8 0 5 6 82 S 9 5 A b b . 63 Augst B L . Insula 31 und Westseite von Insula 32. M . 1 :1000. lagen grosse, für verschiedene Gewerbe genutzte Hallen. In der Nordwestecke (Haus l ) war eine Metzgerei eingerichtet; die drei im Süden anschliessenden G e b ä u d e (Häuser 3-5) enthielten eine Hornmanufaktur und zwei Giessereien. In der einen der beiden Giessereien lag im Zerstörungsschutt des 3. Jahrhunderts ein Ensemble von 22 Werkzeugen zur Holzbearbeitung . A u f der Westseite der Insula sind eine weitere Giesserei und eine Beinschnitzerei nachgewiesen. Auch in diesem von Handwerks- und Gewerbebetrieben beherrschten Quartier gab es - möglicherweise zeitlich vorangehend - überdurchschnittlich gut ausgestattete Wohnpartien. In dem im Innern gelegenen Mosaikraum und dessen Umgebung fanden sich auffällig viele medizinische Geräte, was E . Riha an ein Ärztezentrum denken liess . 3 6 8 369 /«v.: 1961.5926 4,9 cm Fundjahr: 1961 Fundstelle: Ins. 31 Fundkomplex: X00377 FK-Datierung: 25-50 (wenig datierbares Material) Objektdatierung: 1. Jh. 370 371 372 S358 Pferdegeschirranhänger Inv.: 1960.7334 Höhe: 3,3 cm Fundjahr: 1960 Fundstelle: Ins. 31 Fundkomplex: V04272 FK-Datierung: 25-50 (wenig datierbares Material) Objektdatierung: 1. Jh. Im Unterschied zur nebenanliegenden Insula 30 mit der jedenfalls im 3. Jahrhundert aufwendig ausgestatteten Domus beherbergte die zu etwa zwei Dritteln ausgegrabene Insula 31 vor allem Handwerks- und Gewerbebetriebe; Wohnräume sind nur im Innern nachgewiesen . Bis zur Mitte des 1. Jahrhunderts wurde in Holz gebaut ; aus dieser Zeit stammen die zwei Pferdegeschirrteile 289 und S358. Die zum Teil mehrstöckigen Steinbauten waren bis ins spätere 3. Jahrhundert bewohnt. Gleich hinter der Porticus 366 367 366 R . Steiger u.a., Augst Insula 31. Ausgrabungen und Funde 1960/61 (Augst 1977); Furger 1985; Laur/Berger 1988,131-134; Schibler/Furger 1988, 92-101; M . Peter, E i n e W e r k s t ä t t e zur Herstellung von subaeraten Denaren in Augusta Raurica. Studien zu F u n d m ü n z e n der A n t i k e ( S F M A ) 7 (Berlin 1990) 16f. 32ff.;Rütti 1991,226-228; Schmid 1993,103-109; R i h a 1994,36. - Z u den B u n t m e t a l l w e r k s t ä t t e n vgl. Furger/Riederer 1995, 139ff. Tabelle 2 A b b . 7, zur Beinmanufaktur Deschler-Erb (in Vorbereitung). 367 Aus Insula 31 stammt das früheste bisher aus Augst bekannte Dendrodatum, 6 v.Chr.; vgl. Furger 1985. 368 Z u r Numerierung vgl. Laur/Berger 1988,131 A b b . 126. 369 A . M u t z , J b A K 1,1980,117-131 A b b . 1-5. 370 V g l . Deschler-Erb (in Vorbereitung). 371 Schmid 1993,103 A b b . 46. 372 R i h a 1986, 92. - Z u r Vorsicht bei der Interpretation mahnt, dass Insula 31 zu den fundreichsten Insulae gehört und etwa auch den in der Oberstadt grössten A n t e i l an frühen Militaria geliefert hat (vgl. Deschler-Erb u. a. 1991,40 A b b . 26 und unten mit A n m . 515). Im Strassengraben vor der Westseite des Maceilums lag eine steinerne Basis mit Votivinschrift für A p o l l o Augustus ; wahrscheinlich war sie mit der zugehörigen Bronze(?)statuette ursprünglich in einem der Tempelbezirke aufgestellt und wurde während der kriegerischen Auseinandersetzungen nach 273 n. Chr. ohne die wegen ihres Materialwerts begehrte Statuette weggeworfen . Leider lassen sich nur die wenigsten der zahlreichen figürlichen Bronzen, die auf dem Areal der drei Giessereien gefunden wurden, eindeutig mit den Werkstätten verbinden. Der Schalengriff S378 lag zusammen mit fragmentierten Schmelztiegeln, Bronzefragmenten und -schlacken in einer in der westlichen Giesserei wiederverwendeten Ö l a m p h o r e ; er war wohl zum Wiedereinschmelzen bestimmt. V o n den Funden aus Haus 4 stammt der Fehlguss eines Pferdekopfs S92 sicher aus dem Bereich der dort tätigen Giesserei; der Löwe 220 könnte auch durch einen zeitlich nicht bestimmbaren Brand angeschmolzen sein. Vom inhaltlichen Zusammenhang her möchte man die möglicherweise aus Oberitalien stammende Statuette des Vulkan 43 (vgl. oben mit A n m . 157-159) am ehesten dem in der Werkstatt oder in der darüberliegenden Wohnung des Giessers eingerichteten Lararium zuweisen, auch wenn sich sonst kaum je Vulkanstatuetten in Lararien erhalten haben (vgl. A b b . 139). Für ein Lararium im Wohnbereich oder im Peristyl sprechen die kaum in einer Werkstatt aufgehängten tönernen Oscilla, die grösstenteils im gleichen Fundkomplex wie der Vulkan lagen . Im gleichen Hausheiligtum stand vielleicht auch die jetzt verlorene Merkurstatuette, zu der die Schildkröte 66 gehörte. A u f einen gehobenen Haushalt weisen der reich verzierte Schlüssel 217 und die gut gearbeitete, wohl an einem Möbel befestigte Lunabüste 67. In Haus 5 fehlen Halbfabrikate oder Fehlgüsse figürlicher Bronzen, die aus der Giesserei stammen könnten. Der hockende Silen 56, der Scharnierdeckel einer Kanne S280, die Siegelkapsel S242 (aus Haus 4) und der Messergriff 234 lassen sich aus stratigraphischen bzw. typologischen G r ü n d e n dem 1. Jahrhundert zuweisen. Nicht bekannt ist, zu welcher A r t von Möbel oder Wagen Aufsätze wie der Silen 56 oder der Philosoph 82 gehörten , und auch nicht, ob allenfalls mit einer lokalen Fabrikation zu rechnen ist. Im gleichen Haus wurden drei tönerne Clipeusbüsten des Merkur, des Sol (?) und einer weiteren Gottheit (?) gefunden Aus dem Bereich der West- und der Nord-Porticus stammen der Stier 91 sowie der Negerknabe 83, der wohl aus dem östlichen Mittelmeergebiet importiert wurde ; sie standen ursprünglich vermutlich in Hausheiligtümern. Das Fingerfragment S132 gehörte zu einer unterlebensgrossen Statue, die nicht an Ort und Stelle aufgestellt gewesen sein muss. 373 374 375 376 377 378 379 Insula 32 s. oben Thermen; Insula 33 s. unten nach Ins. 36 S106Axt Inv.: 1977.8502 Länge: 5,4 cm Fundjahr: 1977 Fundstelle: Ins. 34 Fundkomplex: A09844 FK-Datierung: 10-70 (guter, typologisch geschlossener F K ) S144 Applike mit Amorbüste Inv.: 1977.13335 Dm.: 5,5 cm Fundjahr: 1977 Fundstelle: Ins. 34 Fundkomplex: A09838 FK-Datierung: 25-75 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) Objektdatierung: 1. Jh. S175 Hockender (Gerätfuss) Inv.: 1977.14718 Höhe: 9,1 cm Fundjahr: 1977 Fundstelle: Ins. 34 Fundkomplex: B00804 FK-Datierung: 125-175 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) Objektdatierung: 2. Jh. 373 R . Steiger in: Steiger u.a. (wie A n m . 366) 231 N r . 7 A b b . 27. 100a. 104.105; Schwarz/Berger (in Vorbereitung b). 374 Möglich w ä r e auch eine Aufstellung an einem Platz oder in einem öffentlichen G e b ä u d e (vgl. für Venetien und Istrien Alföldy [wie A n m . 277] 44f.). A u c h ein kleines Heiligtum von Handwerkern oder Gewerbetreibenden in der N ä h e ihres Arbeitsplatzes w ä r e denkbar (vgl. dazu E . Schraudolph, R ö m i s c h e G ö t t e r w e i h u n g e n mit Reliefschmuck aus Italien. A r c h ä o l o g i e und Geschichte 2 [Heidelberg 1993] 43f.). 375 Tomasevic-Buck 1984b, 13 A b b . 4.5; Martin-Kilcher 1987,177. 280 Nr. 1685 Taf. 85. 376 V g l . R . Laur-Belart, Jber. R M A 1963, l l f . N r . 6-9 A b b . 8-11. Z u Oscilla allg. vgl. I. Corswandt, Oscilla, Untersuchungen zu einer römischen Reliefgattung. Diss. Berlin 1982; Neudecker 1988,51. 377 D e r Typus des Silens ist unterdessen in etlichen Exemplaren bekannt (vgl. Katalog zu S308); es fragt sich, ob nicht auch der sitzende Philosoph trotz der verschiedenen A r t der Verankerung aus dem gleichen Zusammenhang stammen k ö n n t e . E s ist recht heikel, Bronzen dieser Qualitätsstufe zu datieren (vgl. oben Teil I, « D a t i e r u n g von S t a t u e t t e n » ) ; ohne die zeitlichen Anhaltspunkte des Fundkomplexes h ä t t e man den Silen kaum in so frühe Zeit gesetzt, und entsprechend liesse sich auch für den qualitativ und stilistisch einigermassen vergleichbaren Philosophen eine frühere Datierung vertreten. 378 v. Gonzenbach 1986,20 Nr. 35-37 Taf. 86; v. Gonzenbach 1995, 39 (Deutung als Werkvorlagen erwogen). 379 A u c h von der Metallzusammensetzung her fällt er aus dem Rahmen; vgl. Kaufmann-Heinimann/Liebel 1994,231 N r . 6. S189 Löwenpranke (Gerätfuss) Inv.: 1977.13781 Höhe: 2,1 cm Fundjahr: 1977 Fundstelle: Ins. 34 Fundkomplex: B00713 FK-Datierung: 150-280/90-110 (frühe «Ausreisser») Die etwa zur Hälfte untersuchte Insula - wohl ein Wohn- und Gewerbequartier - hat durch ihre Lage am Südwestrand des Plateaus und durch die nach Südwesten führende Wildentalstrasse eine unregelmässige Form . Im Haus westlich der Wildentalstrasse fanden sich Bronzeabfälle . Das Wohnhaus östlich dieser Strasse war um einen Innenhof angelegt und wies nach einem Umbau ein Obergeschoss und ein mit M a lereien geschmücktes Bad auf. A n Gewerbebetrieben ist eine Metzgerei nachgewiesen. Die wenigen figürlichen Bronzen (Möbelapplike mit Amorbüste S144, Votiv[?]axt S106) und die recht zahlreichen Fibeln gehören zum grössten Teil in die frühe Kaiserzeit; wahrscheinlich fielen die meisten Metallobjekte des 3. Jahrhunderts den Plünderungen zum Opfer, die bei den hier bezeugten Kämpfen im späteren 3. Jahrhundert stattfanden . Aus dem Bereich der Porticus bzw. der Strasse stammen zwei Möbel- oder Geräteteile, die Löwenpranke S189 sowie der ithyphallische Hockende S175 (vgl. unten «Funde in Porticus und Strasse»). 380 381 382 Insula 35 (Abb. 65) S45 Epona Inv.: 1978.21640 Höhe: 11,0 cm Fundjahr: 1978 Fundstelle: Ins. 35 Fundkomplex: BOI 102 FK-Datierung: 150-275/90-150 (frühe «Ausreisser») Objektdatierung: 1./2. Jh. S69 Kastenblech mit Ente Inv.: 1981.10885a Höhe: 2,5 cm Fundjahr: 1981 Fundstelle: Ins. 35 Fundkomplex: B07330 FK-Datierung: 40-60/150-200 (zwei zeitliche Schwerpunkte) S76 Unterarm Inv.: 1983.25412 Länge: 3,6 cm Fundjahr: 1983 Fundstelle: Ins. 35 Fundkomplex: C00042 FK-Datierung: 250-300/1-100 (frühe «Ausreisser») S145 Amorbüste (Applike) Inv.: 1978.9068 Höhe: 5,8 cm Fundjahr: 1978 Fundstelle: Ins. 35 Fundkomplex: BOI 106 FK-Datierung: 1-100/200-275 (frühe «Ausreisser») Objektdatierung: 1./2. Jh. S179 Fuss und Kopf (Gerätfuss) Inv.: 1983.20487 Höhe: 5,2 cm Fundjahr: 1983 Fundstelle: Ins. 35 Fundkomplex: B08702 FK-Datierung: 50-100 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) A b b . 64 Augst B L . Insula 34 und S ü d o s t e c k e von Insula 28. M . 1 :1000. 380 Furger 1989,16f.; R ü t t i 1991,229-231; R i h a 1994,37. 381 Furger/Riederer 1995,139ff. Tabelle 2. 382 s. A n m . 356. S197 Kastenhenkel Inv.: 1981.10888 Länge: 5,6 cm Fundjahr: 1981 Fundstelle: Ins. 35 Fundkomplex: B07330 FK-Datierung: 40-60/150-200 (zwei zeitliche Schwerpunkte) . B<;11 A*ï AÖ • S45 .S16997 .S 35 36 34 S226 Messer Inv.: 1983.23787 Länge: 13,6 cm Fundjahr: 1983 Fundstelle: Ins. 35 Fundkomplex: C00013 FK-Datierung: 200-250 (guter, typologisch geschlossener F K ) M m i S293 Vogelkopf von Gefässhenkel A b b . 65 Augst B L . Insula 35. M . 1 :1000. A b b . 66 Augst B L . Insula 35. Eponastatuette S45 in Fundlage. M . l :2. Inv.: 1981.10480 Länge: 3,0 cm Fundjahr: 1981 Fundstelle: Ins. 35 Fundkomplex: B07296 FK-Datierung: 190-230 (wenig datierbares Material) Von Insula 35 konnte nur der nördliche Abschluss, d.h. etwa ein Viertel der Gesamtfläche, untersucht werden; neben kleinteiligen Wohntrakten gab es grössere Werkhallen, in denen eine Weberei oder Walkerei sowie eine Werkstatt für Pfeifentonfiguren und - S c h e i b e n in Betrieb waren . Im Innern des Gebäudes in der Nordwestecke kamen Teile einer bronzenen Kästchen- oder Truhenverkleidung (S69. S197) wohl des 1. Jahrhunderts zum Vorschein (vgl. entsprechenden Fund in Region 9,D); auch die A m o r büste S145 sass wohl an einem Möbel. In dem motivisch aussergewöhnlichen Gerätfuss S179 scheinen einheimische Stilelemente weiterzuleben. Unklar ist, ob das Armfragment S76 mit einer Giesserei in Zusammenhang steht. Auch hier fanden sich im Bereich der Strasse (Steinlerstrasse südlich der Kreuzung mit der Wildentalstrasse) Waffen als Zeugen der Kämpfe, die sich im späteren 3. Jahrhundert abgespielt haben müssen ; nicht ganz ausgeschlossen ist, dass die Statuette der Epona S45 (Abb. 66), der sich das Militär besonders verbunden fühlte , im Besitz eines Soldaten war und damals verlorenging. 383 384 385 383 Tomasevic-Buck 1 9 8 4 b , 2 1 - 2 9 ; A . R . F u r g e r , J b A K 5 , 1 9 8 5 , 2 3 7 A b b . 5 (vgl. auch P.-A. Schwarz, D i e spätlatenezeitliche und s p ä t r ö m i s c h e H ö h e n s i e d l u n g auf dem M o n t Terri [Cornol J U ] . D i e Ergebnisse der Grabungskampagne 1987. Basler Beiträge zur U r - und Frühgeschichte 13 [Derendingen 1993] 51 A n m . 313); Tomasevic-Buck 1988,8; Furger 1989,161 384 s. A n m . 356. 385 V g l . L I M C V 996-999 (St. Boucher); O. Stoll, D i e Skulpturenausstattung römischer Militäranlagen an R h e i n und D o n a u . D e r O b e r g e r m a n i s c h - R ä t i s c h e Limes 1. Pharos, Studien zur griechisch-römischen A n t i k e 1 (St. Katharinen 1992) 151-154. 220-222; Euskirchen 1993,686-693. S333 Amulett Insula 36 (Abb. 67) Inv: 1984.4228 Höhe: 3,7 cm Fundjahr: 1984 Fundstelle: Ins. 36 Fundkomplex: C00538 FK-Datierung: 50-100 (wenig datierbares Material) S63 Hahn Inv.: 1984.11061 Höhe: 4,3 cm Fundjahr: 1984 Fundstelle: Ins. 36 Fundkomplex: C00851 FK-Datierung: 50-75 (guter, typologisch geschlossener F K ) S207 Schlüsselgriff Inv: 1983.36407 Länge: 7,3 cm Fundjahr: 1983 Fundstelle: Ins. 36 Fundkomplex: C00408 FK-Datierung: 200-260 (guter, typologisch geschlossener F K ) S216 Messergriff Inv: 1983.34450 Länge: 5,7 cm Fundjahr: 1983 Fundstelle: Ins. 36 Fundkomplex: C00377 FK-Datierung: 30-70 (guter, typologisch geschlossener F K ) Objektdatierung: 1. Jh. 1968 wurde die Südostecke der Insula angeschnitten; 1983/84 konnte ein Teil ihres nördlichen Abschlusses untersucht werden . Im Norden liessen sich drei Hauseinheiten unterscheiden. D i e meisten zum Teil hypokaustierten und in einem Fall mit einem Mosaik ausgestatteten R ä u m e wurden wohl zum Wohnen genutzt; vielleicht war in der Nähe des Mosaikraums eine Mosaikwerkstatt tätig. Die wenigen figürlichen Bronzen gehören in den häuslichen Bereich und wurden meist im 1. Jahrhundert hergestellt; die Fusslampe S246 stammt wohl aus Campanien, die Messergriffe S216 und S225 sowie der Möbel(?)aufsatz in Form eines Hahns S63 könnten lokal gefertigt sein . Der kleine Specksteinaltar mit Weihinschrift an Iuppiter Optimus Maximus (und an Mars?) , der im Strassengraben der Heidenlochstrasse lag, wurde aus einem Heiligtum oder von einem öffentlichen Platz verschleppt. 386 387 388 S225 Messergriff Inv: 1984.296 Länge: 5,0 cm Fundjahr: 1984 Fundstelle: Ins. 36 Fundkomplex: C00509 FK-Datierung: 190-230 (guter, typologisch geschlossener F K ) Objektdatierung: 1. Jh. S246 Lampe Inv: 1977.17263 Länge: 13,6 cm Fundjahr: 1977 Fundstelle: Ins. 36 Fundkomplex: B00341 FK-Datierung: 1-70 (guter, typologisch geschlossener F K ) Objektdatierung: 1. Jh. A b b . 67 Augst B L . Insula 36 und Westseite von Insula 37. M . 1 :1000. 386 T. Tomasevic-Buck, J b S G U F 68,1985,240-244; Schmid 1993, 110-112. 387 S225: Furger/Riederer 1995,122.139ff. Tabelle 2. 388 Tomasevic-Buck (wie A n m . 386) 242-244 A b b . 45; Schwarz/ Berger (in Vorbereitung b). Insulae 39 und 33 (Abb. 68) V S236 Haarnadel Inv.: 1912.476 Länge: 12,1 cm Fundjahr: 1911/12 Fundstelle: Ins. 39 1911-13 untersuchte Karl Stehlin drei terrassenartig angelegte Häuser in der am Ostrand des SteinlerPlateaus gelegenen Insula 39 . Aufgrund der Lage an der (postulierten) Fernstrasse vom Rheinhafen zur Südvorstadt, der Bauweise und dem in den Entlastungsbögen auf Kellerniveau eingelagerten A m phorendepot deutete St. Martin-Kilcher die südlichste der drei erfassten Gebäudeeinheiten als Handelshaus. Die figürlichen Bronzen beschränken sich auf eine Haarnadel (S236) und einen Pferdegeschirranhänger (290). E i n weiteres Amulett (293) fand sich in der Südporticus von Insula 33. 389 290 Amulett Inv.: 1911.1668 Höhe: 4,6 cm Fund jähr: 1911 Fundstelle: Ins. 39 Objektdatierung: 1. Jh. 293 Amulett Inv.: 1912.1297 Höhe: 2,3 cm Fundjahr: 1912 Fundstelle: Ins. 33 Insulae 41/47 (Abb. 69) S49 Stier Inv.: 1972.4703 Höhe: 9,2 cm Fundjahr: 1972 Fundstelle: Ins. 41/47 Fundkomplex: Z02318 FK-Datierung: 200-275 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) Objektdatierung: 1.12. Jh. S125 Sockel Inv.: 1912.1 Am Höhe: 3,1 cm Fundjahr: 1972 Fundstelle: Ins. 41/47 Fundkomplex: A03529 S19 A m o r (Möbelteil) Inv.: 1972.3344 Höhe: 6,7 cm Fundjahr: 1972 Fundstelle: Ins. 41/47 Fundkomplex: A03558 FK-Datierung: 200-300/1-200 (frühe «Ausreisser») Objektdatierung: 1./2. Jh. S204 Schlüsselgriff Inv.: 1972.4246 Länge: 9,4 cm Fundjahr: 1972 Fundstelle: Ins. 41/47 Fundkomplex: Z02302 FK-Datierung: 240-300/300-350 (späte «Ausreisser») A b b . 68 Augst B L . Insula 39 und Südseite von Insula 33. M . 1 :1000. 389 St. Martin-Kilcher, M . Schaub in: Martin-Kilcher 1994,514-520 A b b . 244-246. S223 Messergriff (?) Inv.: 1973.12831 Länge: 5,1 cm Fundjahr: 1973 Fundstelle: Ins. 41/47 Fundkomplex: A04754 FK-Datierung: 70-100 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) 1972-74 konnte der mittlere Teil einer grossen, sich über zwei Insulae erstreckenden Anlage («Palazzo») untersucht werden, allerdings nur in ihrer letzten Benutzungsphase im 3. Jahrhundert . Die vielen mit Mosaikböden und Hypokausten ausgestatteten Räume unterstreichen den palastartigen Charakter des Gebäudekomplexes, dessen Funktion innerhalb der Stadt noch nicht geklärt ist . Weit bescheidener als die Innenausstattung nimmt sich der erhaltene Bestand an figürlichen Bronzen aus. Der im 1. oder 2. Jahrhundert geschaffene dreihörnige Stier S49 stand wohl, zusammen mit anderen, nicht mehr vorhandenen Figuren, in einem Lararium; seine Lage in einer Schicht des 3. Jahrhunderts zeigt einmal mehr, dass Larariumsstatuetten ihre Funktion über lange Zeit, bis zur Zerstörung des zugehörigen Raums oder Hauses, erfüllten. E i n Messergriff (?) wohl des 1. Jahrhunderts (S223) fand sich unter dem im 3. Jahrhundert als H o f gestalteten Gebäudeteil im Nordwesten; auch der wenig unter der Erdoberfläche gefundene Schlüssel S204 dürfte aus dem 1. oder 2. Jahrhundert stammen. Von gehobener Ausstattung zeugt lediglich der im Bereich der Strasse gefundene A m o r S19, der Teil eines Möbels oder Wagens war. 390 391 Insulae 42 und 43 (Abb. 70) 22 Merkur Inv.: 1968.5217 Höhe: 7,1 cm Fundjahr: 1968 Fundstelle: Ins. 43 Fundkomplex: X07798 FK-Datierung: 190-250 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) Objektdatierung: 1./2. Jh. 134 Unterschenkel Inv.: 1968.5218 Höhe: 5,8 cm Fundjahr: 1968 Fundstelle: Ins. 43 Fundkomplex: X07798 FK-Datierung: 190-250 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) Objektdatierung: 1./2. Jh. S124 Sockel Inv.: 1972.1576 Höhe: 3,6 cm Fundjahr: 1972 Fundstelle: Ins. 42 Fundkomplex: A03559 FK-Datierung: 200-250/90-200 (frühe «Ausreisser») Objektdatierung: 2./3. Jh. 252 Kannendeckel Inv.: 1968.3064 Länge: 5,5 cm Fundjahr: 1968 Fundstelle: Ins. 42 Fundkomplex: A00012 FK-Datierung: 20-200 (uneinheitliches Material) Objektdatierung: 2.13. Jh. S355 Pferdegeschirranhänger Inv.: 1968.3090 Höhe: 4,3 cm Fundjahr: 1968 Fundstelle: Ins. 42 Fundkomplex: A00021 FK-Datierung: 40-60 (wenig datierbares Material) Objektdatierung: 1. Jh. A b b . 69 Augst B L . Insulae 41/47. M . 1 :1000. 390 Laur/Berger 1988, 140f.; Schibler/Furger 1988, 102-106; Schmid 1993,113-132; R i h a 1994,37f. 391 V g l . Martin-Kilcher 1985,194;Fellmann 1992,72; Schmid 1993, 121. Von den Insulae 42 und 43 wurden nur geringe Teile, vor allem im Bereich der südlichen und östlichen bzw. westlichen Porticus, untersucht . Zumindest der Südteil von Insula 42 scheint im 3. Jahrhundert von einem einzigen G e b ä u d e überbaut gewesen zu sein. Die mittleren R ä u m e waren als Bad eingerichtet; in dem westlich angrenzenden Raum (s. Abb. 74) kam ein offenbar im späteren 3. Jahrhundert vergrabener Hort von Bronzegeschirr, Werkzeug, Schmuck und Kleingeld zum Vorschein (D6) . Der Deckel 252 gehörte zu einer gallischen Kanne mit Scharnierdeckel aus dem 2./3. Jahrhundert, wie sie in einem Exemplar im Hortfund erhalten ist . Der Sockel S124 aus dem südöstlichen Eckraum stammt aus einer zur gleichen Zeit tätigen rätischen Werkstatt . Die Süd- und die Westporticus von Insula 43 waren möglicherweise mit Läden gesäumt. Aus dem einzigen G e b ä u d e mit mehrheitlich bekanntem Grundriss stammen die Reste eines Larariums, die Merkurstatuette 22 und der Unterschenkel einer Laren- oder Bacchusstatuette 134, beides Erzeugnisse des 1. oder 2. Jahrhunderts. In der Südporticus fand sich in einer tiberisch-claudischen Schicht eine mittelgallische Tonstatuette der Venus . Insulae 44 (Abb. 75), 45, 51 (Abb. 71), 52 (Abb. 72); Region 7,C (Abb. 73) 392 71 Venus Inv.: 1971.1845 Höhe: 11,3 cm Fundjahr: 1971 Fundstelle: Ins. 52 Fundkomplex: A02981 FK-Datierung: 70-100 (guter, typologisch geschlossener F K ) 393 394 228 Schlüssel 395 Inv.: 1968.7511 Länge: 9,0 cm Fundjahr: 1968 Fundstelle: Ins. 44 Fundkomplex: A00138 FK-Datierung: 190-230 (wenig datierbares Material) Objektdatierung: 2. Jh. 396 242 Stab /1 Inv.: 1969.5281 Höhe: 10,2 cm Fundjahr: 1969 Fundstelle: Ins. 51 Fundkomplex: A00756 -fl ; ; j\ $355 I 43 22 m 44 i 4 A b b . 70 .242 392 Schibler/Furger 1988, 119-126; Deschler-Erb (in Vorbereitung). 393 T. Tomasevic-Buck u.a., E i n Depotfund in Augusta Raurica, Insula 42. Bayerische Vorgeschichtsblätter 45, 1980; 91-117 A b b . 1-10 Taf. 3-10; H . A . Cahn, Bayerische Vorgeschichtsblätter 48, 1983, 194 Taf. 16; R i h a 1990, 118. Z u r Fundstelle vgl. Tomasevic-Buck u.a. A b b . 2; zur Zusammensetzung des Fundes vgl. A n m . 474. 394 Tomasevic-Buck u.a. (wie Anm.393) 102-104 Abb.5,4Taf.8,1; vgl. Katalog zu S277 und jetzt auch K . Szâbo, Pots à E m bouchure Lourde C o u l é e d'une Pièce avec l'Anse. In: R o n k e 1994,399-403. 395 V g l . oben mit A n m . 69 zur Werkstatt und Kaufmann-Heinimann/Liebel 1994, 228. 235 Nr. 17b A b b . 1 zur Metallzusammensetzung. Metallanalysen anderer Objekte aus derselben Werkstatt jetzt bei J. Riederer, Material und Herstellungstechnik der Statuetten des römischen Schatzfundes von Straubing. In: R o n k e 1994,355-360 bes. A b b . l b . 396 v. Gonzenbach 1986,19 Nr. 2Taf. 64,1 ; v. Gonzenbach 1995,38. I lì i* y ! Augst B L . Insula 43 und Ostseite von Insula 42. M . 1 :1000. i si Iii S x ; 52 PL I 4 A b b . 71 Augst B L . Insula 51 und Südseite von Insula 45. M . 1 :1000. : : • ' * 143 Pfauenkopf von Lampe S336 Amulett Inv.: 1969.9132 Höhe: 4,2 cm Fundjahr: 1969 Fundstelle: Ins. 44 Fundkomplex: A00469 Inv.: 1971.4629 Länge: 3,5 cm Fundjahr: 1971 Fundstelle: Reg. 7,C Fundkomplex: A03172 FK-Datierung: 30-70/75-110 (frühe «Ausreisser») S380 Widderkopf von Pateragriff Inv.: 1971.304 Länge: 5,4 cm Fundjahr: 1971 Fundstelle: Ins. 44 Fundkomplex: A01894 FK-Datierung: 70-110 (guter, typologisch geschlossener F K ) Objektdatierung: 1. J h . S350 Pferdegeschirranhänger Inv.: 1971.11973 5,0 cm Fundjahr: 1971 Fundstelle: Ins. 52 Fundkomplex: A03238 FK-Datierung: 25-50 (wenig datierbares Material) Objektdatierung: 1. Jh. S325 Amulett S381 Pferdegeschirranhänger /«v.: 1971.717 Länge: 3,8 cm F und jähr: 1971 Fundstelle: Ins. 52 Fundkomplex: A02925 FK-Datierung: -10-80 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) Objektdatierung: 1. J h . M : 1969.4211 Länge: 5,4 cm Fundjahr: 1969 Fundstelle: Ins. 45 Fundkomplex: A000711 FK-Datierung: 70-100 (wenig datierbares Material) Objektdatierung: 1. Jh. Von den Insulae 44, 45, 51 und 52 konnte jeweils nur ein schmaler, an die Venusstrasse angrenzender Streifen untersucht werden . A n die Südporticus von Insula 44 schloss offenbar ein grösserer, zweistöckiger Gebäudekomplex an; aus der Ostecke stammt 397 R . - M . Swoboda, Helvetia Archaeologica 2, 1971, H . 5, 7-21 A . R . Furger, J b A K 7,1987,137-146; St. Martin-Kilcher u.a. J b S G U F 70, 1987, 113-132; Laur/Berger 1988, 149-154 Schibler/Furger 1988, 107-110; Furger 1991, 270-273 Nr. 13-30; T h . Hufschmid, H . Sütterlin, J b A K 13, 1992,129-176: Martin-Kilcher 1994,342-344. A b b . 72 Augst B L . Insula 52. M . 1 :1000. A b b . 73 Augst B L . Region 7,C. M . 1 :1000. 397 das Fragment einer campanischen Griffschale S380, während der originelle Schlüssel 228 im Strassengraben an der Westseite lag. Im Strassenkörper zwischen den Insulae 44 und 50 gingen der Teil eines Kerzenständers 143 und der sehr gut gearbeitete Gerätfuss S185 verloren (vgl. unten «Funde in Porticus und Strasse»). Einziger Fund aus Insula 45 ist ein frühkaiserzeitlicher Pferdegeschirranhänger (S381) aus dem Bereich hinter der Porticus. Insula 45 gehörte mit den Insulae 50-52 zum sogenannten Töpfereibezirk Venusstrasse West, der im 1. Jahrhundert aktiv war und in dem unter anderem auch Weinamphoren produziert wurden. Aus der Nordporticus von Insula 51 stammt der von einem Vogel bekrönte Stab 242, dessen Funktion unbekannt ist . Eine tönerne Gruppe von Mann und Pferd aus neronisch-flavischem Fundzusammenhang könnte durch ihr im militärischen Umfeld besonders beliebtes Thema auf die Präsenz von Armeeangehörigen hinweisen . Das zeitlich nicht näher bestimmbare Fragment einer tönernen Aedicula gehörte wohl zu einem Hausheiligtum . Die Funde aus Insula 52 stammen zwar alle aus dem 1. Jahrhundert, doch ist nicht klar, ob sie mit den Töpferwerkstätten oder den darüberliegenden Wohn(?)räumen in Verbindung zu bringen sind; auch die beiden Amulette S325 und S350 geben dazu keine Aufschlüsse. Denkbar wäre dagegen, dass die aussergewöhnliche Venusstatuette 71 mit den benachbarten Töpferwerkstätten in irgendeinem Zusammenhang steht. Stilistisch entspricht sie weitgehend einem in Zentralgallien und Obergermanien verbreiteten Terrakottatyp des späteren 1. Jahrhunderts (vgl. A b b . 5,2). M a n möchte vermuten, dass etwa im gleichen Zeitraum ein Töpfer den damals modernen Typ in Wachs - und dann in Bronze - nachzuarbeiten versuchte (vgl. oben mit A n m . 80) . Z u m Amulett S336 aus Region 7,C (auch als Insula 53 bezeichnet) vgl. unten mit A n m . 513. 398 S159 Adler (Applike) Inv.: 1972.1505 Höhe: 3,1 cm Fundjahr: 1972 Fundstelle: Ins. 48 Fundkomplex: A03625 FK-Datierung: 90-100 (guter, typologisch geschlossener F K ) Objektdatierung: 1. Jh. S169 Teil von Panzerbeschlag Inv.: 1968.2614 Höhe: 6,0 cm Fundjahr: 1968 Fundstelle: Ins. 48 Fundkomplex: X07968 FK-Datierung: 190-250 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) Objektdatierung: 2.Ì3. Jh. 399 400 401 213 Kastenhenkel Inv.: 1968.8693 Höhe: 2,3 cm Fundjahr: 1968 Fundstelle: Ins. 48 S213 Messergriff Inv.: 1972.2215 Länge: 8,6 cm Fundjahr: 1972 Fundstelle: Ins. 48 Fundkomplex: A03775 FK-Datierung: 130-170 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) S245 Panther (Lampengriff?) Inv.: 1972.2218 Länge: 6,2 cm Fundjahr: 1972 Fundstelle: Ins. 48 Fundkomplex: A03775 FK-Datierung: 130-170 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) Objektdatierung: 1./2. Jh. Insula 48 (Abb. 74) 170 Mann (Applike) Inv.: 1967.18916 Höhe: 4,2 cm Fundjahr: 1967 Fundstelle: Ins. 48 Fundkomplex: X07764 FK-Datierung: 90-130 (guter, typologisch geschlossener F K ) 398 F ü r eine Haarnadel ist er zu massiv; in Frage k ä m e vielleicht ein fragmentiertes R e i b s t ä b c h e n ohne betonte Mittelzone (vgl. etwa R i h a 1986 Nr. 118Taf. 14). 399 v. Gonzenbach 1986,20 N r . 41 Taf. 106,1; v. Gonzenbach 1995, 38. 210. 400 v. Gonzenbach 1986,19 N r . 20 Taf. 78,2; v. Gonzenbach 1995, 38. 401 Vorläufig ist im Töpfereibezirk der Venusstrasse allerdings nur die Herstellung von Gefässen, nicht von Figuren nachgewiesen. Die hauptsächlich im Ostteil und entlang der Venusstrasse im Süden untersuchte Insula wurde in einer frühen Phase von einer diagonal verlaufenden Strasse durchschnitten, die zum Westtor führte; später überbaute man sie . Aus ihrer Einmündung in die Hohwartstrasse stammt der Streufund eines Kastenhenkelfragments 213. In der grossen Halle mit Pfeilern in der Südostecke wurde die ungewöhnliche Applike eines Sitzenden (?) 170 gefunden. In den militärischen Bereich gehören die beiden Bronzen S159 und S169 aus der Porticus bzw. aus dem Strassenkörper. Der Klappmessergriff S213 und der Panther S245 lagen in der Nordwestecke in einem Fundkomplex des mittleren 2. Jahrhunderts . 402 403 Inv.: 1981.11157 Höhe: 1,7 cm Fundjahr: 1981 Fundstelle: Ins. 50 Fundko mp lex :B07'601 FK-Datierung:\50-200 (guter, typologisch geschlossener F K ) S150 Applike mit Silenskopf Inv: 1982.7071 Dm.: 4,1 cm Fundjahr: 1982 Fundstelle: Ins. 50 Fundkomplex: B07842 FK-Datierung: 150-260 (wenig datierbares Material) S185 Löwenpranke (Gerätfuss) Inv: 1968.7749 Höhe: 3,7 cm Fundjahr: 1968 Fundstelle: Ins. 50 Fundkomplex: A00151 FK-Datierung: 240-260/100-300 (uneinheitliches Material) 230 Messer A b b . 74 Augst B L . Insula 48 und Südseite von Insula 42. M . 1 :1000. Inv: 1968.7769 Länge: 21,7 cm Fundjahr: 1968 Fundstelle: Ins. 50 Fundkomplex: A00153 FK-Datierung: 190-250 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) 235 Messer(?)griff Inv.: 1969.11602 Länge: 4,3 cm Fundjahr: 1969 Fundstelle: Ins. 50 Fundkomplex: A01692 FK-Datierung: 10-30 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) Insula 50 (Abb. 75) S18 Bacchus(?)kopf Inv: 1981.19276 Höhe: 3,1 cm Fundjahr: 1981 Fundstelle: Ins. 50 Fundkomplex: B07653 FK-Datierung: 190-200 (guter, typologisch geschlossener F K ) Objekdatierung: 2. Jh. 402 R ü t t i 1991,2321 403 F ü r paarweise Verwendung der Panther sprechen die gemeinsamen Stilmerkmale von S245 und 268 - einem Altfund aus der Sammlung Faesch - einerseits sowie von 266 und 267 anderseits, doch bleibt ihre Funktion unklar. A u c h die Fundstelle von 267, das Heiligtum in der Grienmatt (Reg. 8,A), gibt keine Hinweise. S70 Vogel (Aufsatz) S380 Inv.: 1981.17049 Höhe: 1,8 cm Fundjahr: 1981 Fundstelle: Ins. 50 Fundkomplex: B07631 FK-Datierung: 1-50 (wenig datierbares Material) S231 Haarnadel Inv.: 1982.19297 Länge: 5,1 und 3,9 cm Fundjahr: 1982 Fundstelle: Ins. 50 Fundkomplex: B08198 FK-Datierung: 80-120 (uneinheitliches Material) S301 Kopf (Gefässattasche) Inv.: 1981.3111 Höhe: 5,2 cm Fundjahr: 1981 Fundstelle: Ins. 50 Fundkomplex: B07609 FK-Datierung: 70-230 (uneinheitliches Material) 295 Amulett Inv.: 1969.8612 Länge: 3,3 cm Fundjahr: 1969 Fundstelle: Ins. 50 Fundkomplex: A00198 FK-Datierung: 150-300 (wenig datierbares Material) A b b . 75 Augst B L . Insula 50 und Südseite von Insula 44. M . 1 :1000. Das Statuettenfragment S18, der Sockel S108 sowie die Applike von einer campanischen Kasserolle des 1. Jahrhunderts S301 lagen in Fundkomplexen, die zur sogenannten Falschmünzerwerkstatt gehören, wie die mitgefundenen Schrötlinge und Segmentstäbe belegen; möglicherweise waren die drei Bronzen zum Wiedereinschmelzen bestimmt. Der Vogel S70 wie auch der widderförmige Griff 235 scheinen aus dem frühen 1. Jahrhundert zu stammen; leider sind zu beiden Objekten keine Parallelen bekannt. Das grosse Jagdmesser mit hufförmigem Griff 230 gibt einen hier seltenen Typ wieder, der vor allem in Ost- und Zentralgallien belegt ist . Aus dem Gebäudekomplex D stammen die Haarnadel S231 und die Möbelapplike S150. Die aus Insula 50 erhaltenen Bronzen lassen nicht auf militärische Hersteller oder Besitzer schliessen . 405 406 S330 Amulett Inv.: 1982.13113 Länge: 6,1 cm Fundjahr: 1982 Fundstelle: Ins. 50 Fundkomplex: B08007 FK-Datierung: 50-75 (guter, typologisch geschlossener F K ) In der etwa zur Hälfte ausgegrabenen Insula fanden sich vor allem Handwerks- und Gewerberäume; nachgewiesen wurden eine Bronzegiesserei im Südwesten (Los A ) sowie eine Werkstatt zur Herstellung von Münzen im Westen (Los C ) . Aus dem frühen 1. Jahrhundert haben sich Töpfereiabfälle erhalten. Immerhin lassen Reste von Wandmalerei im Komplex D vermuten, dass neben Handwerksbetrieben auch gut eingerichtete Wohntrakte bestanden. 404 Insulae 51 und 52 s. oben nach Ins. 42 und 43 404 R . Fellmann, J b A K 7, 1987, 319-321; Laur/Berger 1988, 141; Tomasevic-Buck 1988, 8-14. 48-82; Peter (wie A n m . 366); Furger 1991, 270. - Z u der von T. Tomasevic-Buck 78 vermuteten Beinmanufaktur vgl. jetzt Deschler-Erb (in Vorbereitung): eher Reparaturwerkstatt. 405 V g l . G . Lintz, D . Vuaillat, Les poignards et les coutelas dans les sépultures gallo-romaines du Limousin. G a l l i a 45,1987/88, 165-188; zu einer s p ä t r ö m i s c h e n Weiterentwicklung vgl. D. M . Bailey, A late R o m a n hunting knife. Antiquaries Journal 73, 1993,180-183. 406 Tomasevic-Buck 1988, 80 vermutet, dass die M ü n z w e r k s t a t t und die von ihr postulierte Beinverarbeitung um 200 n.Chr. vom Militär betrieben wurde; vgl. dagegen Peter (in Vorbereitung). Südvorstadt (Reg. 4,D bis 6,B) Das Gebiet zu beiden Seiten der im Süden aus der Stadt hinaus führenden Überlandstrasse, der Westtorstrasse, weicht in Orientierung und Grösse von den Oberstadt-Insulae ab; es wurde vor allem mit Handelsund Gewerbehäusern überbaut. Im 1. Jahrhundert waren hier am Stadtrand Töpferwerkstätten und eisenverarbeitende Betriebe angesiedelt. Den westlichen Abschluss, gegen die Stadtmauer, bildeten die Tempelanlagen Sichelen 2 und 3 (vgl. dort). 244 Haarnadel Inv.: 1967.15899 Länge: 6,1 cm Fundjahr: 1967 Fundstelle: Reg. 5,C Fundkomplex: X06413 FK-Datierung: 50-100 (wenig datierbares Material) 145 Delphin von Kannendeckel Regionen 4,D und 5,B s. unten nach Reg. 5,G Inv.: 1967.16241 Höhe: 1,7 cm Fundjahr: 1967 Fundstelle: Reg. 5,C Fundkomplex: X08208 FK-Datierung: 50-70 (guter, typologisch geschlossener F K ) Objektdatierung: 1. Jh. Region 5,C (Abb. 76) 73 Venusbüste (Applike) Inv.: 1967.6133 Höhe: 7,4 cm Fundjahr: 1967 Fundstelle: Reg. 5,C Fundkomplex: X06341 FK-Datierung: 190-300 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) 107 Eule von Gerät Inv.: 1968.1122 Höhe: 2,6 cm Fundjahr: 1968 Fundstelle: Reg. 5,C Fundkomplex: X07818 FK-Datierung: 70-250 (uneinheitliches Material) S283 Delphin von Kannendeckel Inv.: 1974.8653 Höhe: 3,0 cm Fundjahr: 1974 Fundstelle: Reg. 5,C Fundkomplex: A06028 FK-Datierung: 100-150 (wenig datierbares Material) Objektdatierung: 1. Jh. 284 Elefantenkopf (Anhänger) Inv.: 1967.14655 Höhe: 3,7 cm Fundjahr: 1967 Fundstelle: Reg. 5,C Fundkomplex: X06425 FK-Datierung: 30-90 (guter, typologisch geschlossener F K ) 180 Pferdekopf (Applike) S343 Amulett Inv.: 1964.8048 Höhe: 1,8 cm Fundjahr: 1964 Fundstelle: Reg. 5,C Fundkomplex: X03993 Inv.: 1973.295 Länge: 3,4 cm Fundjahr: 1973 Fundstelle: Reg. 5,C Fundkomplex: A03903 FK-Datierung: 200-250 (wenig datierbares Material) Doppelaxt (vgl. A n m . 414) S366 Anhänger mit Hundekopf In v.: 1967.18769 Höhe: 2,5 cm Fundjahr: 1967 Fundstelle: Reg. 5,C Fundkomplex: X06345 FK-Datierung: 80-120/180-300 (zwei zeitliche Schwerpunkte) Inv.: 1966.5846 Höhe: 3,8 cm Fundjahr: 1966 Fundstelle: Reg. 5,C Fundkomplex: X06282 FK-Datierung: 10-70 (guter, typologisch geschlossener F K ) Objektdatierung: 1. Jh. A m Übergang zwischen Insulae und Südvorstadt, auf der Flur «Kurzenbettli», liegt unmittelbar südöstlich von Insula 48 ein langgestreckter, zwischen 1964 und 1968 zum grössten Teil untersuchter Gebäudekomplex, dessen Befund von H . Bender aufgearbeitet und vorgelegt wurde . Im Süden der Anlage befand sich um die Mitte des 1. Jahrhunderts ein Töpfereibezirk; er wurde wenige Jahrzehnte später von eisenverarbeitenden, vielleicht unter militärischer Regie stehenden Betrieben überlagert . Weiter nördlich konnten mehrere, in Holz- oder Mischbauweise erstellte Hauseinheiten unterschieden werden; wahrscheinlich waren es Wohn- und kleinere Gewerbebauten. In hadrianischer Zeit lässt sich ein Vorläufer des späteren Rast- und Unterkunftshauses (Mansio) feststellen; voll ausgebaut wurde die ausgedehnte Anlage mit Küchen-, Bade- und Wohntrakten zu Ende des 2. Jahrhunderts. Zeitlich noch nicht eingrenzen lassen sich eine Taverne und eine Fleischräucherei in der Nordwestecke des Komplexes. Von den acht figürlichen Bronzen stammen fünf aus Schichten, die der Errichtung der Mansio vorangehen; nur die als Möbelapplike verwendete Venusbüste 73 aus dem H o f des nordöstlichen Trakts und das phallische Amulett S343 aus einem zweiten, weiter westlich gelegenen H o f waren zur Zeit des Rasthausbetriebs in Verwendung. Z u den beiden Anhängern 284 und S366 aus dem 1. Jahrhundert sind keine Parallelen bekannt; beim Anhänger mit Tierkopf S366 lässt sich nicht einmal sicher entscheiden, ob er aus zivilem oder militärischem Zusammenhang stammt. Die Haarnadel 244 des 1. Jahrhunderts gehört ebenfalls in den Bereich von Schmuck und persönlichem Besitz. Wozu der applikenartige Pferdekopf 180 diente, ist unklar. Die beiden Delphine 145 und S283 sassen auf Scharnierdeckeln von campanischen Kannen. Jenseits des Aquädukts, gegenüber der Nordostecke von Region 5,C, kam an der Stelle einer mutmasslichen Porticus der Geräteteil in Form einer Eule 107 zum 407 408 Vorschein; vom zugehörigen G e b ä u d e ist nichts bekannt. Es fällt auf, dass sich im ganzen Baukomplex der Mansio bzw. der zeitlich vorangehenden Bauten keine Bronzestatuetten erhalten haben, obschon auch in Rasthäusern durchaus mit Lararien zu rechnen ist . Erhalten sind dagegen einige tönerne Statuetten und Büsten, die wahrscheinlich in Lararien standen; von den mindestens sechs Exemplaren gehören drei noch in die Zeit vor dem Bau des Unterkunftshauses . Bemerkenswert sind ein liegender Zecher aus spätflavischen Schichten, der auf die Präsenz von Armeeangehörigen in dieser Zeit hinweisen k ö n n t e , sowie ein Grotesker im Kapuzenmantel aus dem späteren 2. Jahrhundert . Schwierig zu entscheiden ist, ob die kleine Doppelaxt aus einem im frühen 2. Jahrhundert angelegten Kellerzimmer des nördlichen Westtrakts kultische Bedeutung hatte. Parallelen sind mir nicht bekannt; formal entspricht sie am ehesten dem Attribut des Iuppiter Dolichenus, wie es auf Reliefs dargestellt ist . Wie H . Bender zu Recht betont hat , rechtfertigt das einzelne kleine Objekt es nicht, dem ganzen Raum kultische Funktion zuzuschreiben. Die A x t könnte eine verlorengegangene Votivgabe für Iuppiter D o l i chenus oder eine andere Gottheit sein oder aber zu einer Provinzpersonifikation gehört haben . 410 411 412 413 414 415 416 417 409 •:A •107 A S 2 8 3 % 73 .284 S 3 4 3 -244 145 S 3 6 6 180 V Vjf^ " \ " \ 5£! \ "\ :. 6,8 : ' % , \ •* \  A b b . 76 Augst B L . Region 5,C. M . 1 :2000. 407 H . Bender, U S 30, 1966, 13-15; Bender 1975; Bender/Steiger 1975, 198-287; Laur/Berger 1988, 154-157; Schibler/Furger 1988, 110-118; Furger 1991, 264-270 Nr. 6-12; R ü t t i 1991, 234-237. 408 Bender 1975,29. 409 Im Katalog nicht erkannt und als Vogelkralle bezeichnet! 410 Z u (gemalten) Lararien in Tabernen, G a s t h ä u s e r n und Werkstätten der Vesuvstädte vgl. Fröhlich 1991,36-40. 411 v. Gonzenbach 1986, 16ff. N r . 6. 40. 43. 47. 61. 78 Taf. 89,2; 92,3; 94,9; 100,7; 114,7. Z u Terrakotten in Lararien vgl. unten mit A n m . 527-529. 412 v. Gonzenbach 1986, 20 N r . 40 Taf. 92,3; v. Gonzenbach 1995, 38.46. 217f. 413 v. Gonzenbach 1986, 21 N r . 43 Taf. 89,2; v. Gonzenbach 1995, 39.187. 414 V g l . Bender 1975,52 A b b . 18. 415 V g l . etwa H ö r i g / S c h w e r t h e i m (wie A n m . 46) N r . 6. 298. 327a. 512.518Taf. 3.60.62.108. 111. B e i den bisher bekannten rundplastischen Darstellungen hat sich die Doppelaxt nicht erhalten; das zierliche, detailliert gearbeitete Augster Exemplar g e h ö r t e aber kaum zu einer Statuette, sondern war möglicherweise auf einer Unterlage befestigt, wie die ausgebrochenen Ö s e n nahelegen. 416 Bender 1975,52. 417 V g l . etwa Doppelaxt auf einem Sabaziosrelief aus Spanien (R. Fellmann in: M . J. Vermaseren [Hrsg.], D i e orientalischen Religionen im R ö m e r r e i c h . E P R O 93 [Leiden 1981] 330 Taf. 4) oder als Attribut der amazonenartigen Personifikation der Vindelicia (?) auf dem sogenannten Schwert des Tiberius aus M a i n z ( E . Künzl in: W.-D. Heilmeyer u. a., Kaiser Augustus und die verlorene Republik. Ausstellungskat. Berlin 1988 Nr. 383). S72 Köpfchen Inv.: 1975.12265 Höhe: 2,3 cm Fundjahr: 1975 Fundstelle: Reg. 5,G Fundkomplex: A06291 S88 Flügel Inv: 1967.12973 Länge: 2,2 cm Fundjahr: 1967 Fundstelle: Reg. 5,G Fundkomplex: X07493 FK-Datierung: 1-50 (wenig datierbares Material) A b b . 77 Augst B L . Region 5,G. M . 1 :1000. S302 Kasserolle Inv: 1975.6519 Dm.: 18,0 cm Fundjahr: 1975 Fundstelle: Reg. 5,G Fundkomplex: A06652 FK-Datierung: 50-200 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) Objektdatierung: 2./3. Jh. Die wenigen figürlichen Bronzen umfassen zwei Statuettenteile (S72 und den ausserhalb der Regionengrenze gefundenen Flügel S88), eine Kasserolle mit reliefverziertem Griff, die in einem Brunnen lag (5302) , das Fragment eines weiteren Kasserollengriffs (5303) sowie ein Amulett des 1. Jahrhunderts (S321). S303 Gefässgriff (Fragment) Inv: 1975.12263 Höhe: 1,9 cm Fundjahr: 1975 Fundstelle: Reg. 5,G Fundkomplex: A06291 Region 5,B (Abb. 78) 64 Minerva S321 Amulett Inv: 1975.7867 Höhe: 3,4 cm Fundjahr: 1975 Fundstelle: Reg. 5,G Fundkomplex: A06655 FK-Datierung: 25-75 (guter, typologisch geschlossener F K ) Objektdatierung: 1. Jh. Die langgestreckte Region 5,G, die zwischen der Mansio und dem breiten, in südöstlicher Richtung verlaufenden Abzweiger der Westtorstrasse (Monumentenplatz) liegt, konnte nur zu etwa einem Drittel untersucht werden . Es lassen sich drei wohl für Handel oder als Herbergen genutzten Hauseinheiten unterscheiden. Inv: 1967.53 Höhe: 11,8 und 3,8 cm Fundjahr: 1967 Fundstelle: Reg. 5,B Fundkomplex: X06649 FK-Datierung: 1-250 (uneinheitliches Material) 129 Unterarm Inv.: 1967.5992 Länge: 3,6 cm Fundjahr: 1967 Fundstelle: Reg. 5,B 418 418 J b S G U F 54,1968/69,132; T. Tomasevic-Buck, J b A K 1,1980, 9-18; Laur/Berger 1988,158; Deschler-Erb (in Vorbereitung). Inv.: 1967.13013 Länge: 2,5 cm Fundjahr: 1967 Fundstelle: Reg. 5,B Fundkomplex: X06738 FK-Datierung: 90-170 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) 240 Bär (Aufsatz) Inv.: 1967.3201 Höhe: 2,5 cm Fundjahr: 1967 Fundstelle: Reg. 5,B Fundkomplex: X06676 FK-Datierung: 40-200/200-250 (späte «Ausreisser») 247 Kanne Inv.: 1967.9 Höhe: 33,2 cm Fundjahr: 1967 Fundstelle: Reg. 5,B Fundkomplex: X06631 FK-Datierung: 40-60 (guter, typologisch geschlossener F K ) Objektdatierung: 1. Jh. A b b . 79 Augst B L . Region 5,B. Fundsituation des Depots D 7 . M . l :12. A b b . 80 Augst B L . Region 5,B. Fundlage des Depots D7. M . 1 :30. Die Ecke zwischen der Westtorstrassse und dem südöstlich verlaufenden Abzweiger nimmt Region 5,B mit zwei um je einen H o f angelegten grosszügigen Baukomplexen ein . Im Westteil waren wahrscheinlich Verwaltungsräume untergebracht; der Nordostteil, aus dem die wenigen figürlichen Bronzen überwiegend stammen, scheint zum Wohnen genutzt worden sein. 419 D8 A b b . 78 Augst B L . Region 5,B. M . 1 :1000. 419 R . Laur-Belart, U S 31,1967, 39-43 (Deutung als P r ä t o r i u m ) ; J b S G U F 54,1968/69,130-132; Bender/Steiger 1975,198f. 219; Laur/Berger 1988,157; Furger 1991,264 N r . 4-5. A b b . 81 Augst B L . Region 5,B. Depot D7: Teller, Ovaltablett, Glocke, Beschlag, Eisenpfanne, eiserne Hacke. M . 1 : 5. Die prachtvolle campanische Weinkanne 247, die wohl in einem Triclinium verwendet wurde , spricht für eine gehobene Bewohnerschicht, zumindest im 1. Jahrhundert. In späterer Zeit lässt sich jedenfalls anhand der figürlichen Bronzen kein besonderer Wohnluxus mehr feststellen . Die Statuettenfragmente 129 und S75 kamen im Bereich der Höfe zum Vorschein; in einem schmalen Gang fanden sich der Nadel(?)aufsatz 240 und die unbeholfene Minervastatuette 64. Im gleichen Gang wurden wohl um die Mitte des 3. Jahrhunderts - vielleicht in einer Kiste eine ovale und eine runde Bronzeplatte, eine eiserne Pfanne, eine Bronzeglocke, Eisenteile (eines Zaumzeugs?) sowie zwei bronzene Beschläge zusammen verwahrt (D7; A b b . 79-81 ) . E i n zweites, wahrscheinlich ebenfalls absichtlich (von einem Plünderer?) angelegtes Metalldepot fand sich in der Ecke eines weiter nordwestlich gelegenen Korridors: nahe beieinander lagen ein Ovaltablett, eine runde versilberte Platte, ein Kelle-Sieb-Paar sowie ein eiserner Türbeschlag mit Scharnier (D8; Abb. 82-84) . Offenbar wurde der Gebäudekomplex im 3. Jahrhundert plötzlich zerstört, möglicherweise durch ein Erdbeben und eine darauffolgende Feuersbrunst. Jedenfalls wurde der Brandschutt später nicht mehr nach Brauchbarem durchwühlt. 420 421 422 423 420 D i e genaue Fundstelle lässt sich nicht mehr feststellen. 421 D i e recht zahlreichen Bronzegefässe (s. unten), die infolge günstiger Bedingungen zufällig erhalten geblieben sind, lassen allein nicht auf gehobenen sozialen Status der Bewohner dieser Region schliessen; sie sind nur ein Bruchteil des auch in anderen durchschnittlichen Stadtquartieren im 3. Jh. mutmasslich vorhandenen Bronzegeschirrs. Z u m Vergleich sei etwa ein Wohn- und Handwerkerquartier aus Pompeji herangezogenen dem 79 n. Chr. 88 Bronzegefässe vorhanden waren: V. Castiglione M o r e l l i del Franco, R . Vitale, L'insula 8 della Regio I: un campione d'indagine socio-economica. Rivista di studi pompeiani 3,1989,185-221. 422 Ovaltablett (Inv. 1967.5606), Teller (Inv. 1967.5607), eiserne Pfanne (Inv. 1967.5608), eiserne Hacke (Inv. 1967.5611), Eisenhaken (Inv. 1967.5609-10; nicht auffindbar), G l o c k e (Inv. 1967.8), zwei bronzene Beschläge (Inv.1967.5605; 1967.18334. Militaria des 3. Jh.; freundliche Mitteilung von Eckhard Deschler-Erb, Basel). F K X06643; keramische Mitfunde um Mitte des 1. Jh., d.h. das Depot wurde im 3. Jh. in Schichten des 1. Jh. eingegraben. 423 Ovaltablett (Inv. 1967.14787), runde Platte (Inv. 1967.14785), Sieb (Inv. 1967.14786; zugehörige Kelle nicht auffindbar; Inv. 1967.28920?), Randfragment eines Bronzegefässes (Inv. 1967.11435), Bronzering (Inv. 1967.11437), Sesterz des Antoninus Pius (Inv. 1967.11438), eiserne T ü r a n g e l (Inv. 1967.11436; im Depot nicht auffindbar). F K X06742; keramische Mitfunde 1-100 und 200-350 (zwei zeitliche Schwerpunkte). A b b . 82 Augst B L . R e gion 5,B. Fundsituation des Depots D 8 . M . ca. 1:12. A b b . 83 Augst B L . Region 5,B. Fundlage von Geschirr und Geraten des Depots D 8 . M . 1 : 30. Regionen 4,D und 5,H (Abb. 85 und 86) 95 Ziegenbock Inv.: 1966.13056 Höhe: 2,3 cm Fundjahr: 1966 Fundstelle: Reg. 4,D Fundkomplex: X05506 FK-Datierung: 190-220 (wenig datierbares Material) Objektdatierung: 1./2. Jh. 174 Amorkopf (Applike) Inv.: 1966.14133 Höhe: 4,5 cm Fundjahr: 1966 Fundstelle: Reg. 4,D Fundkomplex: X06561 FK-Datierung: 1-270 (uneinheitliches Material) Objektdatierung: 1./2. Jh. 216 Lilie (Gerätteil) S59 Hahn Inv.: 1966.12377 Höhe: 3,2 cm Fundjahr: 1966 Fundstelle: Reg. 4,D Fundkomplex: X05519 FK-Datierung: 190-250/90-100 (frühe «Ausreisser») Inv.: 1966.8830 Höhe: 8,3 cm Fundjahr: 1966 Fundstelle: Reg. 4,D Fundkomplex: X05520 FK-Datierung: 50-100/170-270 (zwei zeitliche Schwerpunkte) Objektdatierung: 1./2. Jh. 248 Kannenhenkel 137 Unterschenkel Inv.: 1966.15384 Höhe: 5,3 cm Fundjahr: 1966 Fundstelle: Reg. 4,D Fundkomplex: X05523 FK-Datierung: 220-260 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) Objektdatierung: 1./2. Jh. Inv.: 1966.15437 Länge: 13,8 cm Fundjahr: 1966 Fundstelle: Reg. 4,D Fundkomplex: X06561 FK-Datierung: 1-270 (uneinheitliches Material) Objektdatierung: 1. Jh. S331 Amulett S121 Sockel Inv.: 1966.12378 Höhe: 4,9 cm Fundjahr: 1966 Fundstelle: Reg. 4,D Fundkomplex: X05519 FK-Datierung: 190-250/90-100 (frühe «Ausreisser») 171 Philosophenbüste (Applike) Inv.: 1966.14134 Höhe: 4,5 cm Fundjahr: 1966 Fundstelle: Reg. 5 , H Fundkomplex: X06561 FK-Datierung: 1-270 (uneinheitliches Material) Objektdatierung: 1./2. Jh. M v.: 1966. 9985 Höhe: 3,5 cm Fundjahr: 1966 Fundstelle: Reg. 4,D Fundkomplex: X05518 FK-Datierung: 50-150/200-300 (späte «Ausreisser») Objektdatierung: 1. Jh. Z u beiden Seiten der Westtorstrasse lagen kleinere Handels- und Kaufhäuser; in den grossen Hallen wurde wohl das Handelsgut gelagert . Die Wohnräume befanden sich zum Teil wahrscheinlich im Obergeschoss. In Haus 4 nordwestlich der Strasse war ein Bad eingebaut; im dahinterliegenden Caldarium kamen Teile einer verschleppten, offenbar lokal gefertigten Merkurgruppe (Hahn S59, Sockel S121) zum Vorschein. Der in etwa 20 m Entfernung gefundene kleine Ziegenbock 95 könnte Teil derselben 424 425 426 424 Laur-Belart (wie A n m . 419) 35-46; H . Bender, Schweizerische Spenglermeister- und Installateur-Zeitung 68,1967, 898-901; J b S G U F 54, 1968/69, 129f.; Bender/Steiger 1975, 198-287; Laur/Berger 1988,157f.; Schmid 1993,132-136. 425 V g l . Plan bei Laur/Berger 1988,157 A b b . 161. 426 V g l . Katalog zu S59. S5 Merkur Inv.: 1984.1 Höhe: 5,6 cm Fundjahr: 1983 Fundstelle: Reg. 7 , A / B Objektdatierung: 1./2. Jh. Im Bereich der östlichen Stadtmauer, zwischen antiker Osttorstrasse und moderner Venusstrasse, wurde eine offenbar verschleppte Merkurstatuette (S5) gefunden; Fundstelle und Fundumstände sind nicht näher bekannt. A b b . 85 Augst B L . Region 4,D. M . 1 :1000. Region 7,C s. oben nach Ins. 42 und 43; Region 9,D s. oben nach Ins. 1 und 5 Region 15,B (Abb. 87) 329 (= S379) Eimerfragment Inv.: 1912.1185 Höhe: 7,6 cm Fundjahr: 1912 Fundstelle: Reg. 15,B Objektdatierung: 2.13. Jh. A b b . 86 Augst B L . Region 5 , H . M . 1 :1000. 427 Gruppe gewesen sein . Zur Ausstattung der hinter der Porticus eingerichteten Tabernen gehörten Geschirr und Beleuchtungsgerät (Henkel 248 einer wohl campanischen Kanne mit Ausguss , Lilie 216 von einem Kerzenständer ) sowie wahrscheinlich ein Lararium, von dessen Inventar nur das Fragment einer Amor(?)statuette 137 übriggeblieben ist. Der Amorkopf 174 und die in einem der gegenüberliegenden Häuser gefundene Philosophenbüste 171 sassen wohl an Möbeln. Die im 1. oder 2. Jahrhundert gefertigten Bronzen 95, 137, 171, 174, 216 und 248 lagen alle im Oberflächenschutt des 3. Jahrhunderts; es lässt sich also nichts über ihren ursprünglichen Schichtverband sagen . Im Gebiet westlich der Ergolz, in dem entlang der Ausfallstrasse vom 1. bis zum 4. Jahrhundert benutzte Gräberfelder angelegt sind, hat sich ein einziger figürlich verzierter Bronzegegenstand gefunden. A n der engsten Stelle zwischen Ergolz und Strasse entdeckte man 1912 einen Ziehbrunnen, auf dessen Sohle zwei Tonscherben, das Randstück einer Lavezschüssel sowie je fünf bis zehn Eisen- und Bronzeobjekte bzw. 428 429 430 427 Z u den G r ö s s e n u n t e r s c h i e d e n innerhalb einer Gruppe vgl. Katalog zu S 4 . 428 V g l . jetzt Tassinari 1993/2 Typ B1222 N r . 1662 Taf. 24 (entfernt verwandter H e n k e l ) . 429 V g l . Katalog zu S 2 5 2 . 430 Bis in die späten achtziger Jahre wurden alle ü b e r den Mauerkronen liegenden Schichten als O berflächenschutt bezeichnet, so dass sich oft antike Zerstörungsschichten nicht von neuzeitlich g e s t ö r t e m oder umgelagertem Material unterscheiden lassen. -fragmente lagen, darunter der Rest eines eisenbeschlagenen Holzeimers, ein Stakruderbeschlag, eine A x t und das Randstück eines Hemmoorer Eimers 329 (= S379) . Wahrscheinlich wurden der Bronzeund der Holzeimer zum Heraufholen des Wassers verwendet. Die übrigen Gegenstände scheinen eher zufällig und nicht im Zuge einer bewussten Verfüllung in den Brunnen geraten zu sein. * ** JE f C| U Sw „v--""" " * iL 1 431 . S 3 7 9 (.329) 15,8 \ A A b b . 87 Augst B L . Region 15,B. M . 1 :1000. D> Unterstadt Erst die vermehrte Ausgrabungstätigkeit seit den 70er Jahren unseres Jahrhunderts auf dem Gebiet der Gemeinde Kaiseraugst zwischen Violenbach und Rhein liess erkennen, dass zur Koloniestadt nicht nur die öffentlichen Bauten, Insulae und Regionen der Oberstadt, sondern - zumindest seit dem späten 1. Jahrhundert - auch Wohn- und Gewerbequartiere sowie Lagerhallen in der Unterstadt gehörten . Im Westen wurde ein auf den mutmasslichen Hafen gegenüber dem Brückenkopf auf der heute überfluteten Insel Gwerd ausgerichtetes Strassensystem mit langgestreckten Quartieren aufgedeckt; die mittelkaiserzeitlichen Bauten unter dem weiter östlich gelegenen späteren Castrum Rauracense am Rhein orientieren sich an der genau Nord-Süd-verlaufenden Castrumstrasse, die ebenfalls an den Rhein, zu einer zweiten Brücke, führte . A n öffentlichen Bauten liess sich bisher erst eine Thermenanlage in der Nähe des Rheins (Reg. 20,E) feststellen. Die erst sehr partiell untersuchten Wohn- und Handwerkerquartiere der Unterstadt waren im allgemeinen einfacher ausgestattet als die Quartiere der Oberstadt; dies zeigt sich schon an der in der Regel weniger aufwendigen Wasserversorgung durch Sodbrunnen statt Wasserleitungen. A n handwerklichen und gewerblichen Tätigkeiten sind Töpferei , Glasmanufaktur , Metall- und Hornverarbeitung, Tuchwalkerei und Fleischräucherei nachgewiesen . Bevor die westliche Unterstadt mit Gewerbe-, Lager- und Wohnhäusern überbaut wurde, bestand dort während kurzer Zeit ein Holz-Erde-Kastell als Teil des tiberisch-claudischen Defensivsystems am Oberrhein . In spätrömischer Zeit, wohl um 300 n. Chr., wurde dann zur Sicherung des Rheinübergangs das grosse Castrum angelegt . 437 438 432 433 434 435 436 431 V g l . jetzt Stehlin 1994, 42f. A b b . 38^10 und 1,25 (Inv. 1912.1185-1207). 432 V g l . allg. Laur/Berger 1988, 166-168; Schibler/Furger 1988, 132-143; R i h a 1994, 41f.; A . R. Furger, E . Deschler-Erb in: Deschler-Erb u.a. 1991,87. 98ff. 433 Z u den B r ü c k e n vgl. R. Laur-Belart, D i e R ö m e r b r ü c k e n von Augst im hochrheinischen Strassennetz. In: Degen u.a. (wie A n m . 259) 241-246; Laur/Berger 1988,31f. 166; M . Schaub, D i e B r ü c k e ü b e r den Violenbach beim Osttor von Augusta Rauricorum (Grabung 1969.52). J b A K 14,1993,135-158, bes. 1531 434 Furger 1991,275f. N r . 35-44. 435 R ü t t i 1991,241-246. 436 Furger 1989,16f.; zur Metallverarbeitung vgl. Furger/Riederer 1995,140 und Tabelle 2. 437 Deschler-Erb u.a. 1991. 438 Laur/Berger 1988, 176-186; Schwarz 1992, 701; Schwarz (in Vorbereitung); Peter (in Vorbereitung). Regionen 16,C, 17,B, 17,C (Abb. 88) S24 Harpokrates Inv.: 1987.03.C03258.1 Höhe: 7,0 cm Fundjahr: 1987 Fundstelle: Reg. 17,C Fundkomplex: C03258 FK-Datierung: 200-300 (wenig datierbares Material) Objektdatierung: 1. Jh. S372 Greifenprotome Inv.: 1981.983 Höhe: 4,4 cm Fundjahr: 1981 Fundstelle: Reg. 17,B Fundkomplex: B07521 FK-Datierung: 90-150 (wenig datierbares Material) S97 Caduceus S51 Löwe /flv.: 1979.21732 Höhe: 1,5 cm Fundjahr: 1979 Fundstelle: Reg. 17,C Fundkomplex: B03901 FK-Datierung: 50-300/300-400 (zwei zeitliche Schwerpunkte) 7« v.: 1981.4943 Länge: 6,9 cm Fundjahr: 1981 Fundstelle: Reg. 17,C Fundkomplex: miOll FK-Datierung: 190-250 (wenig datierbares Material) S168 Gürtelbleche S60 Hahn /«v.: 1974.8659 Höhe: 4,2 cm Fundjahr: 1974 Fundstelle: Reg. 17,C Fundkomplex: A06132 FK-Datierung: 1-50 (wenig datierbares Material) /rcv.: 1974.8453 Länge: 5,7 und 5,2 cm Fundjahr: 1974 Fundstelle: Reg. 17,C Fundkomplex: A06136 FK-Datierung: 10-70 (guter, typologisch geschlossener F K ) Objektdatierung: 1. Jh. S198 Kastenhenkel ZHV.: 1 9 8 2 . 7 8 1 S77 Armfragment 7«v.: 1980.22299 Höhe: 5,6 cm Fundjahr: 1980 Fundstelle: Reg. 17,C Fundkomplex: B04475 Höhe: 5 , 9 cm Fundjahr: 1 9 8 2 Fundstelle: Reg. 1 7 , C Fundkomplex: B 0 8 5 1 0 FK-Datierung: 1 5 0 - 2 3 0 (wenig datierbares Material) S227 Keule (Griff) S91 Pferdekopf 7rcv.: 1 9 8 0 . 1 8 7 2 2 Höhe: 3,1 cm Fundjahr: 1 9 8 0 Fundstelle: Reg. 1 7 , C Fundkomplex: B 0 4 2 4 7 FK-Datierung: 1 4 0 - 3 1 0 / 5 0 - 1 0 0 (frühe «Ausreisser») 7« v.: 1980.25979 Länge: 6,4 cm Fundjahr: 1980 Fundstelle: Reg. 17,C Fundkomplex: B06382 FK-Datierung: 190-300/1-100 (frühe «Ausreisser») S261 Vogelkopf von Gefässhenkel (?) Inv.: 1979.9495 Länge: 5,1 cm Fundjahr: 1979 Fundstelle: Reg. 17,C Fundkomplex: B03904 FK-Datierung: 190-360 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) S335 Amulett Inv.: 1979.9489A Höhe: 3,0 cm Fundjahr: 1979 Fundstelle: Reg. 17,C Fundkomplex: B03904 FK-Datierung: 190-360 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) .S344 riu S168 *S60 1X€ SSV ^ g * $ . S227 2 6 1 S77 S335 S344 Amulett S198 Inv.: 1966.15590 Höhe: 3,8 cm Fundjahr: 1966 Fundstelle: Reg. 16,C Fundkomplex: X05957 FK-Datierung: 100-350 (uneinheitliches Material) S91 S97 1?B S24 V . S 372 S351 Pferdegeschirranhänger A b b . 88 Inv.: 1979.10079 Höhe: 4,1 cm Fundjahr: 1979 Fundstelle: Reg. 17,C Fundkomplex: B03910 FK-Datierung: 50-250/300-400 (uneinheitliches Material) Objektdatierung: 1. Jh. Kaiseraugst A G . Region 17, C , Südw estecke von Region 16,C und Ostseite von Region 17,B. M . 1 :2000. Regionen 17,D, 18,A, 19,A, 19,C (Abb. 89 und 90) S352 Pferdegeschirranhänger Inv.: 1979.18112 Höhe: 5,3 cm Fundjahr: 1979 Fundstelle: Reg. 17,C Fundkomplex: B03923 FK-Datierung: 10-50 (guter, typologisch geschlossener F K ) Objektdatierung: 1. Jh. S22 Amorkopf Inv.: 1974.2398 Höhe: 4,5 cm Fundjahr: 1974 Fundstelle: Reg. 19,A Fundkomplex: A04913 FK-Datierung: 70-300 (uneinheitliches Material) 439 In der westlichen Unterstadt, in den Regionen 16,C , 17,B und 17,C konnten nur geringe Flächen untersucht werden; ein Teil davon liegt im Bereich des frührömischen Militärlagers . Z u r militärischen Ausrüstung gehörten die beiden Gürtelbleche S168, die Pferdegeschirranhänger S351 und S352 sowie möglicherweise das Amulett S344, das allerdings aus späteren Schichten stammt. Der kleine Hahn S60 stand wahrscheinlich als Begleiter einer Merkurstatuette im Lagerheiligtum . Die übrigen Funde aus der mittleren Zone von Region 17,C passen gut in das Spektrum eines einfachen Handwerker- und Gewerbeviertels, wie sie auch in der Oberstadt - etwa in den Insulae 15,22 und 35 - belegt sind; erhalten haben sich Teile von Geräten (S227), Möbeln (S198), Gefässen (S261) und Statuetten (S77, S91, S97). Auch das Amulett S335 dürfte in zivilem Zusammenhang verwendet worden sein. Leider ist über Ausmass und Struktur des Gebäudes, in dem die Statuette des Harpokrates S24 gefunden wurde, nichts Näheres bekannt. 440 S32 Lar 441 Inv.: 1973.8789 Höhe: 5,5 cm Fundjahr: 1973 Fundstelle: Reg. 17,D Fundkomplex: Z02453 FK-Datierung: 190-250/100-150 (frühe «Ausreisser») Objektdatierung: 1./2. Jh. 442 443 444 445 439 440 441 442 443 Jber. P A R 31,1966 in: B Z 67,1967, L I I I . R ü t t i 1991,241f. ebd.243-246. V g l . dazu Deschler-Erb u.a. 1991. Weitere nicht figürliche P f e r d e g e s c h i r r a n h ä n g e r aus dem Kastell ebd. 46ff. A b b . 35 und 35C; 66f. N r . 61-63. 444 Z u Statuetten in Militärlagern vgl. unten mit A n m . 665. 445 V g l . Plan bei Laur/Berger 1988,167 A b b . 172. S44Tutelakopf S163 Löwenkopf (Applike) In v.: 1973.12794 Höhe: 4,6 cm Fundjahr: 1973 Fundstelle: Reg. 17,D Fundkomplex: A04463 FK-Datierung: 90-250 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) Objektdatierung: 2. Jh. Inv.: 1974.679 Höhe: 3,7 cm Fundjahr: 1974 Fundstelle: Reg. 19,A Fundkomplex: A04968 FK-Datierung: 150-250 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) 119 Kopf fragment S184 Löwenpranke (Gerätfuss) friv.: 1970.4888 Höhe: 3,0 cm Fundjahr: 1970 Fundstelle: Reg. 18,A Fundkomplex: Z02256 FK-Datierung: 70-130 (guter, typologisch geschlossener F K ) 7«v.: 1973.12323 Höhe: 2,3 cm Fundjahr: 1973 Fundstelle: Reg. 19,A Fundkomplex: A04518 FK-Datierung: 200-250/50-250 (uneinheitliches Material) S73 Armfragment S209 Löwenkopf an Griff /rtv.: 1973.11940 L ä n g e : 4,3 cm / . : 1973.12941 Länge: 3,7 cm Fundstelle: Reg. 19,A Fundkomplex: Z02552 n v WÈÊÊÈÈÈÊÈÊ^* Fundstelle: Reg. 19,A Fundkomplex: A04646 S80 Hand 233 Messergriff /rc v.: 1973.6487 Länge: 2,1 cm Fundjahr: 1973 Fundstelle: Reg. 17,D Fundkomplex: A04387 FK-Datierung: 90-250 (uneinheitliches Material) Zm>.: 1964.10703 Länge: 5,4 cm Fundjahr: 1964 Fundstelle: Reg. 18,A Objektdatierung: 1. Jh. S103 Caduceus (?) S221 Messergriff 7«v.: 1980.36579 Länge: 3,4 cm Fundjahr: 1980 Fundstelle: Reg. 19,C Fundkomplex: B05573 FK-Datierung: 90-300 (uneinheitliches Material) M v . : 1973.13114 Länge: 5,4 cm Fund jähr: 1973 Fundstelle: Reg. 19,A Fundkomplex: A04513 FK-Datierung: 90-250 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) Objektdatierung: 1. Jh. S123 Sockel S377 Messergriff Trau: 1973.8790 Fundstelle: Reg. 17,D Fundkomplex: Z02453 /''/\-Datierung: 190-250/100-150 (frühe «Ausreisser») ' ÊÊÊÊBT^^ 1 9 8 0 3 6 2 4 3 Fundstelle: Reg. 19,C Fundkomplex: B05531 FK-Datierung: 90-900 (uneinheitliches Material) mp v-sA 448 119'' % , 18,A p \ 5 233 ' ^ 16,0 . / A b b . 90 449 \ ^ X Nähe gefundene Augenarztstempel sprechen zwar für einen Arzt als Besitzer der Objekte, doch sind weder die Laterne noch die Authepsa typisch medizinische Gerätschaften . Allerdings kann durchaus privat und beruflich verwendetes Gerät zusammen verwahrt worden sein; welchen Wert man dem Gefäss und der Laterne beimass, zeigt sich daran, dass beide Objekte zum Zeitpunkt der Vergrabung über 150 Jahre alt waren. Die im Westen an die Regionen 16,D und 17,D anschliessende Region 18,A weist zwar die übliche Breite auf, scheint aber nicht durch eine Querstrasse unterteilt gewesen zu sein. Im Nordteil wurden zwei einzelne H ä us e rkomple xe angeschnitten , in denen das Kopffragment 119 bzw. ein Messergriff des 1. Jahrhunderts (233) zum Vorschein kamen. 19,A Kaiseraugst A G . Region 18,A. M . 1 : 2000. S238 Vogel (Aufsatz) Inv.: 1974.2462 Höhe: 0,8 cm Fundjahr: 1974 Fundstelle: Reg. 19,A Fundkomplex: A04907 FK-Datierung: 90-300/300-400 (späte «Ausreisser») S263 Authepsa Inv.: 1974.10376 Höhe: 37,0 cm Fundjahr: 1974 Fundstelle: R e g . 17,D Fundkomplex: A05083 FK-Datierung: 200-300 (wenig datierbares Material) Objektdatierung: 1. Jh. (und2./3.Jh.?) A b b . 89 Von den Wohn- und Gewerbevierteln in den Regionen 17,D sowie 19,A und C wurde ein Teil der im Südosten gelegenen Häuser untersucht. Es mag ein Zufall sein, dass unter den wenigen figürlichen Bronzen aus den an die Höllochstrasse angrenzenden Gebäuden von Region 17,D (mit Ausnahme des Eckhauses) nur Statuetten und Statuettenteile vertreten sind (Lar mit Basis S32 und S123, Kopf der Tutela S44, Hand S80). Im Haus an der Ostecke wurde um die Mitte des 3. Jahrhunderts unter dem Fussboden ein kleiner Hort vergraben, der aus einer Authepsa (S263), einer Laterne, zwei bronzenen Skalpellgriffen, einem Beingriff, einem Bronzeschälchen (Waagegewicht?) sowie wenigen Bronzebeschlägen eines Kästchens (?) bestand (D9) . Der Charakter des Horts lässt sich nicht eindeutig bestimmen; die Skalpellgriffe und der in der Kaiseraugst A G . Regionen 17,D und 19,A sowie Westseite von Region 19,C. M . 1 :2000. 446 447 446 R ü t t i 1991,246-248. 447 V g l . A . R . Furger in: R i h a 1986,95 A b b . 33. 448 Z u Laternen vgl. F e u g è r e / G a r b s c h (wie A n m . 253) 143-184 bes. 159. 164.172 Kat. 48. Vergleichbare Befunde aus Pompeji sind nicht bekannt: Authepsae fehlen im Bronzegeschirrbestand von sechs der dreizehn von L . J. Bliquez untersuchten H ä u s e r mit medizinischen Gerätschaften (Bliquez [wie A n m . 96] Liste S. 971: H ä u s e r 110,7; 11,9.15; 13,2; II 2,2;4,1-12;7; das Bronzegeschirr der übrigen sieben H ä u s e r ist nicht publiziert); die H ä u s e r I 6,15 und 1 9,5, in denen je eine Authepsa gefunden wurde (Tassinari 1993/1,128.1381 Taf. 192-195; 1993/2 Taf. 361. 389), enthalten keine medizinischen Gerätschaften. V o n den übrigen Authepsae aus Pompeji (vgl. Katalog zu S263) schliesslich ist nicht bekannt, aus welchen H ä u s e r n sie stammen. Im übrigen ist unbestritten, dass eine Authepsa auch einem A r z t gute Dienste leisten konnte. 449 Jber. P A R 29,1964 in: B Z 65,1965, Lf.; Jber. P A R 35,1970 in: B Z 71,1971/2,2071 450 In den im Ostteil von Region 19,A untersuchten Häusern fanden sich vor allem Möbel- und Geräteteile (S163, S184, S209 , S221, S238). Der Typus des Messergriffs S221 (und von 233) ist vom mittleren 1. Jahrhundert an belegt , während Rasiermesser mit Greifenkopf, von denen ein Exemplar (S377) in Region 19,C erhalten ist, im ausgehenden 2. und frühen 3. Jahrhundert in Mode waren. Z u Statuetten gehörten der Amorkopf S22 und der A r m einer Amoroder Bacchusstatuette S73. 451 452 453 Inv.: 1984.26901 Höhe: 9,7 cm Fundjahr: 1984 Fundstelle: Reg. 17,E Fundkomplex: B09541 FK-Datierung: 250-275 (guter, typologisch geschlossener F K ) Objektdatierung: 1.12. Jh. S31 Lar Inv.: 1984.26899 Höhe: 9,8 cm Fundjahr: 1984 Fundstelle: Reg. 17,E Fundkomplex: B09541 FK-Datierung: 250-275 (guter, typologisch geschlossener F K ) Objektdatierung: 1.12. Jh. Region 17,E (Abb. 91) S4 Merkur Inv.: 1984.26898 Höhe: 9,0 und 4,8 cm Fundjahr: 1984 Fundstelle: Reg. 17,E Fundkomplex: B09541 FK-Datierung: 250-275 (guter, typologisch geschlossener F K ) S21 A m o r auf Widder Inv.: 1984.23873 Höhe: 6,7 cm Fundjahr: 1984 Fundstelle: Reg. 17,E Fundkomplex: B09433 FK-Datierung: 225-260 (guter, typologisch geschlossener F K ) Objektdatierung: 1./2. Jh. S23 Somnus Inv.: 1984.26900 Höhe: 9,9 cm Fundjahr: 1984 Fundstelle: Reg. 17,E Fundkomplex: B09541 FK-Datierung: 250-275 (guter, typologisch geschlossener F K ) Objektdatierung: 2. Jh. Ag2 Minerva Inv.: 1984.23872 Höhe: 5,5 cm Fundjahr: 1984 Fundstelle: Reg. 17,E Fundkomplex: B9433 FK-Datierung: 225-260 (guter, typologisch geschlossener F K ) Objektdatierung: 2. Jh. S37 Minerva Inv.: 1985.3535 Höhe: 7,9 cm Fundjahr: 1985 Fundstelle: Reg. 17,E Fundkomplex: B09732 FK-Datierung: 290-330 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) Objektdatierung: 1./2. Jh. S54 Sockel mit Widder Inv.: 1984.27186 Höhe: 1,9 und 3,0 cm Fundjahr: 1984 Fundstelle: Reg. 17,E Fundkomplex: B09550 FK-Datierung: 250-275 (guter, typologisch geschlossener F K ) A g i Herkules Inv.: 1983.17139 Höhe: 5,5 cm Fundjahr: 1983 Fundstelle: Reg. 17,E Fundkomplex: B09367 Objektdatierung: 2. Jh. 450 Jber. P A R 38,1973 in: B Z 74,1974,389; Jber. P A R 39,1974 in: B Z 75,1975,286. 451 In Kaufmann-Heinimann, Suppl. sind auf Taf. 82 die Fotos von Nr. 209 und 210 vertauscht. 452 V g l . Katalog zu S216 und oben mit A n m . 93-95. 453 Tomasevic-Buck (wie A n m . 337) 262-265. S67 Untersatz mit Maus Inv.: 1984.27187-27189 Höhe: 4,6 cm Fundjahr: 1984 Fundstelle: Reg. 17,E Fundkomplex: B09550 FK-Datierung: 250-275 (guter, typologisch geschlossener F K ) S254* S158 S256 D10 / T Inv.: 1983.7984 Höhe: 5,7 cm Fundjahr: 1983 Fundstelle: Reg. 17,E Fundkomplex: B09142 FK-Datierung: 250-275 (guter, typologisch geschlossener F K ) Objektdatierimg: 1 ./2. Jh. S162 Delphin (Applike) S254 Lampenständer /«v.: 1983.7985 Höhe: 9,5 cm Fundjahr: 1983 Fundstelle: Reg. 17,E Fundkomplex: B09142 FK-Datierung: 250-275 (guter, typologisch geschlossener F K ) S256 4 Löwenköpfe (Appliken) /«v.: 1984.22539-22540 D m . : 4,0-4,4 cm Fundjahr: 1984 Fundstelle: Reg. 17,E Fundkomplex: B09386 \ •Ag2 * S158 Adler (Applike) /wv.: 1983.15728 Länge: 3,5 cm Fundjahr: 1983 Fundstelle: Reg. 17,E Fundkomplex: B09316 FK-Datierung: 140-160 (guter, typologisch geschlossener F K ) Objektdatierung: 2./3. Jh. % V S37- W' 17 E A b b . 91 Kaiseraugst A G . Region 17,E. M . 1 :1000. scheiden. Haus 1 enthielt eine Schlächterei und eine Räucherkammer; in Haus 2 war wahrscheinlich eine Tuchwalkerei in Betrieb. Im Hypokaustraum 6 kamen vier Löwenkopfappliken S256 zum Vorschein, die wohl an einer Waagschale sassen ; im Keller 2, in dem eine Geschirrkammer eingerichtet war, fanden sich ein Kerzenständer (S254) und eine Möbelapplike in Form eines Adlers (S158). Unter dem Fussboden des Wohnraums 9 war eine Holzkiste verborgen, die mehrere Statuetten (S4, S23, S25, S31, S54, S67) enthielt (D10; s. unten). Im Raum nebenan kam etwas über dem Bodenhorizont eine Minervastatuette (S37) zum Vorschein; falls sie mit den anderen Statuetten zusammen verwendet wurde, ist unklar, weshalb sie nicht mit ihnen verwahrt wurde. Denkbar wäre, dass sie wegen ihrer nicht ausgearbeiteten unteren Gesichtshälfte als misslungen angesehen, aber aus unbekannten Gründen nicht wieder eingeschmolzen wurde. Im östlich anschliessenden langgestreckten Keller 10, in dem wahrscheinlich eine Walkerei (fullonica) untergebracht war, lagen im Brandschutt ein auf einem Widder reitender A m o r (S21) sowie zwei nur 5-6 cm grosse Silberstatuetten des Herkules ( A g i ) und der Minerva (Ag2; A b b . 92), zusammen mit einer Menge von bronzenen Truhen- oder Kistenbeschlägen . Offenbar war das Mobiliar der Wohnräume mitsamt den darin aufbewahrten Objekten infolge eines Brandes in den Keller hinuntergestürzt. Das Verhältnis der drei Statuetten untereinander sowie zur nebenan gefundenen Figurengruppe (s. unten) lässt sich nicht schlüssig klären. Die räumliche Distanz, die durch455 456 Die an der Rätiastrasse gegenüber der Einmündung der breiten, vom Rhein her kommenden Höllochstrasse gelegenen G e b ä u d e auf der Flur Schmidmatt, die 1983/84 in einer Notgrabung untersucht und später grösstenteils konserviert werden konnten, waren durch ihre Lage am Hang zum Teil erstaunlich gut erhalten . Es liessen sich zwei grössere, im 2. Jahrhundert erbaute und um die Mitte des 3. Jahrhunderts durch einen Brand zerstörte Hauseinheiten unter454 454 V g l . U . Müller, A S 8,1985,15-29; Laur/Berger 1988,171-176; A . R . Furger, J b A K 10,1989,213-268. 455 Möglicherweise ist im Eisenstab Inv. 1984.22542 der Waagebalken erhalten. 456 Müller (wie A n m . 454) 24; A . Kaufmann-Heinimann ebd. 30-38 A b b . 1.4 und Farbbilder. A b b . 92 Kaiseraugst A G . Region 17,E. Silberstatuetten des Herkules ( A g i ) und der M i n e r v a (Ag2). M . 3 :2 (Details M . 4 : 1 ) . gehende Brandmauer wie auch die unterschiedliche, d.h. in einem Fall nicht erfolgte Bergung sprechen dafür, dass der West- und der Ostteil des Gebäudekomplexes Schmidmatt je eine unabhängige Hauseinheit mit eigenem Lararium bildeten. Es ist anzunehmen, dass im Ostteil nur ein Teil des ursprünglichen Inventars erhalten ist, da der Widderreiter zu einer grösseren Gruppe gehört haben muss. Die Bronzeund die zwei Silberstatuetten könnten trotz ihres verschiedenen Materials im gleichen Hausheiligtum gestanden haben . Für Standort oder Aussehen des 457 457 In der Erstpublikation (wie A n m . 456) war ich hinsichtlich Aufstellung und Z u s a m m e n g e h ö r i g k e i t zu etwas anderen Schlüssen gekommen, vor allem, weil ich, ausgehend von der rechteckigen Standplatte des silbernen Herkules, eine Funktion der Statuetten als M ö b e l - oder G e r ä t e t e i l annahm (ohne zu bedenken, dass der zu erschliessende figürlich verzierte Klappdreifuss nur etwa halb bis ein Drittel so gross wie die üblichen Dreifüsse w ä r e ) . Seither hat sich aber gezeigt, dass gerade solch kleine Silberfiguren üblicherweise mittels einer Standplatte auf ihrem Sockel befestigt wurden; vgl. z. B. Venus und Isis-Fortuna aus einem Lararium in Scafati (s. A n h a n g I G F V 4 7 ; A b b . 174); L a r aus Herculaneum; Widder in Neapel (beide Fotos R G Z M Mainz, Neg.T72/2778;T74/2490). Larariums fehlen alle Anhaltspunkte; die Bronzebeschläge könnten sowohl von einem hölzernen verschliessbaren Lararium wie von anderem Mobiliar stammen. Hölzerner Behälter mit vorübergehend verwahrten Larariumsstatuetten (Abb. 93. 94) In einem ca. 0,90 x 1,0 m grossen Behälter aus Eichenholz lagen zwei Statuetten des Merkur (S4 und S54 [nur Fuss und Begleittiere erhalten]) und je eine Statuette des Herkules (S25), eines kindlichen Laren A b b . 93 (S31) und des Somnus (S23) mit ihren zugehörigen Sockeln sowie das Fragment eines Schlangentopfs (Abb. 95) (DIO = Anhang II GF77). Die fünf Statuetten stammen aus gallorömischen, vielleicht lokalen Werkstätten des späteren 1. oder des 2. Jahrhunderts. Wahrscheinlich hatten sie im Hausheiligtum in 458 458 Kaufmann-Heinimann 1987. - Schlangentopf: Schmid 1991 Kat. 185 ( F K B09543). Kaiseraugst A G . Region 17,E. Fundlage der Statuetten aus dem Larariumsinventar DIO. M . 1 :10. A b b . 94 Kaiseraugst A G . Region 17,E. Statuetten des Larariumsinventars DIO (= GF78). M . 1 :2. (s. unten D12). Der Brand, der den ganzen Gebäudekomplex einäscherte, fand nach Ausweis der Münzen nach 238-244 n. Chr. statt; wahrscheinlich steht er in Zusammenhang mit den kriegerischen Auseinandersetzungen der Jahre um 270 n. Chr., die in vielen Teilen der Stadt ihre Spuren hinterlassen haben . 461 A b b . 95 Kaiseraugst A G . Region 17,E. Fragment eines Schlangentopfs aus dem Larariumsinventar DIO. M . 1 :2. 459 einem der umliegenden R ä u m e gestanden , und man verstaute sie dann in einer schon bestehenden, unter dem Bretterboden vergrabenen Kiste . Unklar ist, weshalb es zu dieser ungewöhnlichen A r t der Verwahrung kam. U m nur die Statuetten geschützt aufzubewahren, hätte ein weit kleinerer Behälter genügt; falls anderseits eine bedrohliche Situation Anlass zur Vergrabung war, hätten ausser den Statuetten wohl auch andere Wertgegenstände in Sicherheit gebracht werden müssen, wie das etwa in Region 20,X der Fall war 460 459 V o n der F o r m her w ü r d e sich die halbrunde Nische in der Nordwand des Raumes mit dem Geschirr- und Vorratsschrank als möglicher Ort für ein Lararium anbieten; ungewöhnlich für unsere Gegend wäre die unterirdische Lage des Raumes (zu Kultkellern in Gallien und Britannien vgl. J. L e G a l l , Les sous-sols gallo-romains d'Alésia. Ogam 79-81,1962, Suppl. = Celticum 3 [Rennes 1961] 429-438; D . Perring, Cellars and Cults in R o m a n Britain. Archaeological Journal 146, 1989, 279-301). 460 Gegen die an sich ansprechende Vermutung, die Kiste k ö n n t e der untere Teil eines verbrannten h ö l z e r n e n Larariums sein (so M . M a r t i n an der Tagung der Arbeitsgemeinschaft für provinzialrömische A r c h ä o l o g i e 1988), spricht ihre Fundlage; ein L a r a r i u m w ä r e kaum unter dem B o d e n vergraben worden. 461 V g l . Furger (wie A n m . 454) 264; Deschler-Erb/Schwarz 1993, 180 A n m . 54. Regionen 18,D, 20,D, 20,W (Abb. 96) S292 Bockskopf von Gefässhenkel S12 Merkur Inv: 1975.12140 Länge: 3,9 cm Fundjahr: 1975 Fundstelle: Reg. 20,W Fundkomplex: A06539 FK-Datierung: 300-400 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) Inv.: 1989.05.C03948.1 Höhe: 6,7 cm Fundjahr: 1989 Fundstelle: Reg. 20,W Fundkomplex: C03948 FK-Datierung: 200-250 (guter, typologisch geschlossener F K ) Objektdatierung: 1 ./2. Jh. Ag3 Venus Inv.: 1962.59 Höhe: 11,2 und 1,4 cm Fundjahr: 1962 Fundstelle: Reg. 20,D Objektdatierung: 4. Jh. Etwa auf der H ö h e des Westtors des spätrömischen Castrums fand sich ausserhalb des Kastellgrabens (Reg. 18,D) die wohl verschleppte Statuette eines Widders S53; sie stammt wahrscheinlich aus einem Lararium der Unterstadt. A m gleichen Ort kam ein aus der Oberstadt verschlepptes, aber im Unterschied zu vielen anderen Bauteilen nicht eingemauertes Friesfragment von der Türeinfassung des GrienmattTempels (Reg. 8 , A ) zum Vorschein. U m die Mitte des 4. Jahrhunderts wurde im Strassenschotter in der Südwestecke des Castrums (Reg. 20,D) wohl von hier stationierten Offizieren ein reiches Silberensemble (Abb. 97. 98), bestehend aus Tafelgeschirr und -gerät, Münzen, Barren sowie einer Statuette der Venus (Ag3; A b b . 99), in einer Holzkiste vergraben ( D i l ) und konnte später nicht wieder gehoben werden. Wie die Silberbarren vom Frühjahr 350 n.Chr. belegen, steht der Schatz in Zusammenhang mit der Usurpation des Magnentius (350-353 n.Chr.) . In kastellzeitlichen Schichten innerhalb des Westtors lag am Rand eines Abwasserkanals das wohl 462 463 S53 Widder Inv.: 1973.2137 Höhe: 4,1 cm Fundjahr: 1973 Fundstelle: Reg. 18,D Fundkomplex: A04702 (?) 464 465 S373 Kastenhenkel Inv: 1990.05.C07334.1 Länge: 12,2 cm Fundjahr: 1990 Fundstelle: Reg. 20,W Fundkomplex: C07334 FK-Datierung: 200-300 (wenig datierbares Material) ' ;C .< • lì . 20) ' -S12 r-.' S374 S373 S374 Kastenhenkel Inv.: 1990.05.C7191.1 Länge: 4,9 cm Fundjahr: 1990 Fundstelle: Reg. 20,W Fundkomplex: C07191 FK-Datierung: 300-900 (uneinheitliches Material) S292 2O:Y ^ r j ^ - ^ \ : ' • .S53 + A b b . 96 *D11 A g 3 Kaiseraugst A G . Region 20,W und Nordostecke von Region 18,D. M . l :2000. 462 Jber. P A R 38,1973 in: B Z 74,1974,390. 463 Bossert-Radtke 1992 N r . 50v A b b . 16. 464 Cahn/Kaufmann-Heinimann 1984. V o r kurzem sind weitere zum Silberschatz g e h ö r e n d e Teile bekanntgeworden, die sich seit 1962 in Privatbesitz befunden hatten ( J b A K 17,1996, 22 A b b . 13; vgl. A n h a n g II GF76). 465 Tomasevic-Buck (wie A n m . 418) 31-35. zum Wiedereinschmelzen bestimmte Fragment eines Kannenhenkels S292. Die Baustrukturen, die 1989/90 entlang der Castrumstrasse aufgedeckt wurden, gehören zur Zivilstadt der mittleren Kaiserzeit; es konnten mehrere Holz- und Steinbauphasen, aber keine Hauseinheiten unterschieden werden . A n figürlichen Bronzen fanden sich in späten Schichten eine frühkaiserzeitliche Merkurstatuette (S12) sowie zwei Kastenhenkel der frühen bis mittleren Kaiserzeit (S373 und S374). 466 Regionen 20,X, 20,Z, 20,A (Abb. 100) S6 Merkur Inv.: 1962.2077 Höhe: 4,2 cm Fund jähr: 1962 Fundstelle: Reg. 2 0 , A Fundkomplex: V00960 FK-Datierung: 50-100/200-400 (zwei zeitliche Schwerpunkte) Objektdatierung: 1.12. Jh. S14 Merkur Inv.: 1976.10264-10264a Höhe: 23,9 cm Fundjahr: 1976 Fundstelle: Reg. 20,X Fundkomplex: A09365 FK-Datierung: 240-260 (guter, typologisch geschlossener F K ) Objektdatierung: 1 ./2. Jh. S26 Herkules Inv.: 1976.10280 Höhe: 10,9 cm Fundjahr: 1976 Fundstelle: Reg. 20,X Fundkomplex: A09365 FK-Datierung: 240-260 (guter, typologisch geschlossener F K ) Objektdatierung: 1./2. Jh. S28 Lar Inv.: 1976.10281 Höhe: 10,3 cm Fundjahr: 1976 Fundstelle: Reg. 20,X Fundkomplex: A09365 FK-Datierung: 240-260 (guter, typologisch geschlossener F K ) Objektdatierung: 2. Jh.? A b b . 99 Silberstatuette der Venus (Ag3) aus dem Silberschatz D l l . M . l :1 (Detail M . 2 : l ) . 466 U . M ü l l e r , J b A K 11,1990,87-91;ders.,JbAK 12,1991,251-258. Inv.: 1986.17560 Höhe: 6,1 cm Fundjahr: 1986 Fundstelle: Reg. 20,Z Fundkomplex: C02641 FK-Datierung: 1-200 (uneinheitliches Material) Objektdatierung: 1 ./2. Jh. 2ŒX £• I t *D12 ì 70 Z - * •„•..•••-\ m - ï- S61 Hahn S94 ' Inv.: 1986.14515 Höhe: 4,0 cm Fundjahr: 1986 Fundstelle: Reg. 20,Z Fundkomplex: C02574 FK-Datierung: 170-210 (uneinheitliches Material) -S316 •S35 S61 ^ "' "20A - •-" Ä S 6 S94 Tierschwanz Inv.: 1970.4212 Länge: 5,7 cm Fundjahr: 1970 Fundstelle: Reg. 20,Z Fundkomplex: A02572 FK-Datierung: 90-110/300-500 (zwei zeitliche Schwerpunkte) A b b . 100 Kaiseraugst A G . Region 20,Z, Südseite von Region 20,X sowie Nordostecke von Region 20,A. M . 1 :2000. W3 MF A b b . 101 Kaiseraugst A G . Region 20,X. Geschirrdepot mit Larariumsstatuetten D12 in situ (ohne M . ) . S316 A n h ä n g e r mit Löwenkopf Inv.: 1976.10261-10261a Dm.: 25,1 cm Inv.: 1971.9458 Dm.: 2,8 cm Fundjahr: 1976 Fundstelle: Reg. 20,X Fundjahr: 1971 Fundstelle: Reg. 20,Z Fundkomplex: A09365 FK-Datierung: 240-260 (guter, typologisch geschlossener FK) Fundkomplex: A02638 FK-Datierung: 1-400 Objektdatierung: (uneinheitliches Material) 1. Jh. S262 Eimer Inv.: 1976.10270 Höhe: 24,0 cm Fundjahr: 1976 Fundstelle: Reg. 20,X Fundkomplex: A09365 FK-Datierung: 240-260 (guter, typologisch geschlossener FK) Objektdatierung: 2.Ì3. Jh. S265 Becken Inv.: 1976.10245 Dm.: 27,5 cm 467 468 Fundjahr: 1976 Fundstelle: Reg. 20,X Fundkomplex: A09365 FK-Datierung: 240-260 (guter, typologisch geschlossener FK) Objektdatierimg: Entlang der west-östlich durch das Areal des Castrums verlaufenden Strasse (Constantius II.-Strasse) konnten eine Reihe von G e b ä u d e n aus der mittleren Kaiserzeit angeschnitten werden, die offenbar zur zivilen Unterstadt gehörten (Region 20,X) . Nordöstlich der Kreuzung mit der in dieser frühen Phase benutzten Castrumstrasse, die zum Rhein führte, kam in der Ecke eines hinter der Porticus gelegenen Raums eine Holzkiste mit Bronzegefässen (u.a. S262, S265, S267, S268, S276, S305), einem Silberlöffel, drei Bronzestatuetten (S14, S26, S28) und wenig Bargeld zum Vorschein (D12; s. unten) . Untersuchungen im Bereich des Südtors (Region 20,Z) ergaben, dass die Castrumstrasse in spätrömischer Zeit aufgehoben und überbaut war; das Südtor bestand offenbar nur kurze Zeit und wurde vermutlich nach der Zerstörung des Castrums um 350 n.Chr. zugemauert . Das Fragment einer Tierstatuette S94 und der ungewöhnliche Schmuckanhänger S316 scheinen jedenfalls zur Zeit des Kastells in Gebrauch gewesen zu sein, wogegen die Minervastatuette S35 und der Hahn S61, die in der N ä h e einer bisher ungedeuteten apsidenartigen Anlage wohl des späten 4. Jahrhunderts zum Vorschein kamen, wahrscheinlich eher aus Schichten der Zivilstadt stammen. Im Kastellgraben ausserhalb des Südtors (Region 20,A) fand sich die fragmentarisch erhaltene Merkurstatuette S6, die als Altmetall verlorengegangen sein könnte. 2./3. Jh. 469 S267 Becken Inv.: 1976.10273 Dm.: 30,5-32,0 cm Fundjahr: 1976 Fundstelle: Reg. 20,X Fundkomplex: A09365 FK-Datierung: 240-260 (guter, typologisch geschlossener FK) Objektdatierung: 2. Jh. S268 Ausgussbecken /A7v.:1976.1()260-10260a Dm.: 31,5 cm Fundjahr: 1976 Fundstelle: Reg. 20,X Fundkomplex: A09365 FK-Datierung: 240-260 (guter, typologisch geschlossener FK) Objektdatierung: 2./3. Jh. S276 Kanne Inv.: 1976.10258 Höhe: 16,7 cm Fundjahr: 1976 Fundstelle: Reg. 20,X Fundkomplex: A09365 FK-Datierung: 240-260 (guter, typologisch geschlossener FK) Objektdatierung: 1. Jh. 470 471 Depot mit Larariumsstatuetten und Geschirr (Abb. 101-103) Die unter dem Boden eines Raums ohne eindeutig erkennbare Funktion vergrabene Holzkiste enthielt Statuetten des Merkur (S14), des Herkules (S26) und eines Laren (S28), 36 Bronzegefässe (u.a. S262, S265, S267, S268, S276, S305), einen silbernen Löffel und sieben Münzen der Zeit von 96 bis 249 n.Chr. (D12 = Anhang II GF77). Die Gefässe waren, meist mit der Öffnung nach unten, über- und nebeneinandergeschichtet, die Statuetten standen aufrecht zwischen Kistenwand und Gefässen, die Münzen - ein Denar und sechs Sesterzen - lagen in einer kleinen Schale. 472 467 Tomasevic-Buck (wie Anm. 296) 27-33; Laur/Berger 1988, 185. 468 Tomasevic-Buck 1984a. 469 U. Reinhardt, Ausgrabungsbericht Dorfstrasse 74, Kaiseraugst 1970. In: Ausgrabungen in Augst 4 (Basel 1974) 12-130; Laur/Berger 1988,183; U. Müller, JbAK 9,1988,238-244. 470 Peter (in Vorbereitung). 471 Jber. PAR 27,1962 in: B Z 63,1963, X L I . 472 Tomasevic-Buck 1984a, 146 bezeichnet ihn als Küche. A b b . 103 Kaiseraugst A G . Region 20,X. Larariumsstatuetten aus dem Geschirrdepot D12. M . 1 :2. Das Bronzegeschirr, das sich aus Koch- und Tafelgeschirr zusammensetzt, gehört grösstenteils in das ausgehende 2. Jahrhundert und die erste Hälfte des 3. Jahrhunderts; neben einigen eher seltenen Gefässen sind eigentliche Leittypen vertreten, die sich auch in anderen in der gleichen Zeit angelegten Depots in Gallien und Germanien wiederfinden, wie paarweise verwendete Kellen und Siebe, Hemmoorer Eimer, Ausgussgefässe mit Halbdeckel und Blechkannen . Erbstücke sind die wohl campanische Kanne S276 mit der zugehörigen Griffschale S305 sowie die drei Statuetten, die ins 1./2. Jahrhundert zu datieren sind. Trotz mehreren (jedenfalls mindestens zwei) Besitzergraffiti stammt das gesamte Bronzegeschirr wohl aus einem einzigen, privaten Haushalt, wofür auch die geringe Barschaft und die wenigen Statuetten sprechen . Nach Ausweis der Münzen ist anzunehmen, dass das Depot, gleich wie der Hortfund in Insula 42 (D6), in Zusammenhang mit den kriegerischen Ereignisse nach 273 n. Chr. steht . 473 474 475 473 Eine Übersicht ü b e r die bis 1938 bekanntgewordenen Bronzegeschirrdepots des 3. Jh. gibt Werner (wie A n m . 324) 259-267; zum seither hinzugekommenen Material vgl. H . Bernhard, R. Petrovszky in: H . Bernhard u.a., D e r römische Schatzfund von Hagenbach (Mainz 1990) 34-40, Petrovszky (wie A n m . 64) 123-125 und vor allem S. und E . Künzl in: Künzl 1993,113-254. 474 D e r 1972 in Insula 42 entdeckte Hortfund D6 (s. oben mit A n m . 393), der offenbar in den gleichen zeitlichen Horizont gehört, enthält weit mehr M ü n z e n (59) und weniger Gefässe (sieben Bronze- und ein Eisengefäss), dafür aber eisernes Werkzeug (drei Messer, zwei Beile, einen Dechsel und eine Feile) sowie eine eigenartige Schmuckkollektion (19 Fingerringe, zwei Armringe, eine Halskette), was eher auf einen H ä n d l e r als auf einen Privatmann hinweist (vgl. R i h a 1990, 118). 475 D a beide Funde Sesterzen des 2. Jh. enthalten, die üblicherweise bis gegen Ende des 3. Jh. zirkulierten, aber keine A n t o niniane, die das Vergrabungsdatum n ä h e r eingrenzen liessen, spricht mehr für das s p ä t e r e Datum als für die Zeit kurz nach der Mitte des 3. Jh.; vgl. Peter (in Vorbereitung). 168 Kastenblech Inv.: 1971.9220 Höhe: 9,8 cm Fundjahr: 1971 Fundstelle: Reg. 21,D Fundkomplex: Z02278 FK-Datierung: 3 0 0 ^ 0 0 (keine Angaben zur D a t i e r u n g s g ü t e ) Objektdatierung: 3. Jh. 1971 konnte südlich der Südostecke des Kastells, in einem archäologisch noch nicht untersuchten Gebiet, ein G e b ä u d e angeschnitten werden , in dessen Innerem das Fragment einer Kästchenverkleidung 168 zum Vorschein kam. Weder die Fundumstände noch die Mitfunde geben Aufschluss über die ursprüngliche Verwendung des Kästchens (zum stilistisch verwandten Kastenblech 167 vgl. oben Region 2,A). 476 477 A b b . 104 Kaiseraugst A G . Region 21,D. M . 1 :1000. 476 Jber. P A R 36,1971 in: B Z 72,1972,436. 477 Inv. 1971.9211-9220; u.a. Glasschale des s p ä t e r e n 2. Jh. (Rütti 1991 Kat. 761 Taf. 32) und M ü n z e des 4. Jh. Exkurs I: Zu den Bronzen des Larariums in Insula 5 Nicht nur die Fundgeschichte, auch Datierung und Funktion der aussergewöhnlichen Bronzen aus einem Hanghaus in Insula 5 (Abb. 105) lassen manche Fragen offen. Im folgenden sollen einige zum Teil vom Kommentar im Katalog abweichende Bemerkungen ihre zeitliche Einordnung und Bedeutung klären helfen. Dem Laren 52 (Abb. 106,2) mit dem feinen Gesicht, dem sorgfältig ziselierten Haar und den weichen flachen Gewandfalten entspricht stilistisch die etwa gleich grosse, ebenfalls frühkaiserzeitliche Statuette aus einem Privathaus des 3. Jahrhunderts auf dem V i minal (s. Anhang II GF98; Abb. 260); an ihr findet sich auch das Detail des umgelegten Saumzipfels am Oberarm. E i n Larenpaar aus Pompeji (s. Anhang I G F V 2 6 ; Abb. 164) weist eine sehr verwandte Frisur mit kleinteiligem, das Gesicht umrahmendem Lockenkranz auf. Die nächsten Parallelen zum Sockel finden sich im Material der Vesuvstädte . Möglicherweise hat sich in einer Statuette in Philadelphia (Abb. 106,1.) die zweite der ursprünglich ein Paar bildenden Larenstatuetten erhalten. Sie unterscheidet sich in gewissen Einzelheiten wie den üppigeren Locken, der Gesichtsform und den einst eingelegten Vertikalstreifen der Tunica vom Exemplar aus Augst. Wahrscheinlich 478 479 478 z. B. Adamo-Muscettola 1984,21.23 A b b . 17. 20. 479 Philadelphia Museum of A r t , Inv. 30-1-36. Fundort unbekannt; aus der Sammlung E d m o n d Foule. H . 25,9 cm. Im Inventar des Museums als Nachguss des 19. (?) Jh. bezeichnet. Ich verdanke H i l l e Kunckel, Köln, die Kenntnis dieser Statuette und alle n ä h e r e n Angaben dazu. Ihrer Meinung nach sind die Zweifel an der Echtheit nicht berechtigt; h ö c h s t e n s das Rhyton k ö n n t e - als Ersatz für ein abgebrochenes - modern nachgegossen worden sein. A b b . 105 Augst B L . Insula 5. Figürliche Bronzen des Haushaltinventars D l (= GF68). M . 1 :4. stand das Larenpaar ursprünglich in einem campanischen Hausheiligtum, bevor es aus unbekannten G r ü n d e n auseinandergerissen wurde. Ebenfalls in die erste Hälfte des 1. Jahrhunderts möchte ich die beiden laufenden Amorknaben 38 und 49 datieren, die wohl zusammen als Leuchterpaar verwendet wurden, analog zu gegengleich gearbeiteten Figuren, wie sie etwa in Larariumsinventaren aus Parma (s. Anhang II GF97; A b b . 259) oder Sarszentmiklós (GF108; Abb. 269) erhalten sind. Dass hier zwei verschieden ausgestattete Eroten ein Paar bilden, passt zum aussergewöhnlichen Charakter des Ensembles. Gegen meine nicht haltbare Deutung des ungeflügelten A m o r in Rüstung als Genius des Mars wendet sich zuletzt E . Simon ; eine eingehende Auseinandersetzung mit möglichen Deutungen ist von A . Leibundgut bei der Vorlage des A m o r aus Zürich zu erwarten. Spulenförmige Sockel sind vor allem im 1. Jahrhundert vertreten . Stilistisch am schwierigsten zu beurteilen scheint mir der sitzende Merkur 35. Der Kopf mit den weich modellierten Gesichtszügen und den spannungslos aneinandergereihten Haarschlaufen steht in seltsamem Kontrast zum straff und detailreich modellierten Körper. Nahe stilistische Parallelen kenne ich nicht; zu überlegen wäre, ob die Statuette möglicherweise noch im ausgehenden 1. Jahrhundert v. Chr. entstanden sein könnte. Die beiden Büsten des Bacchus 40 (Abb. 107,1) und des Herkulesknaben 86 sind annähernd gleich gross, bestehen aus gleichen Teilen und umfassen denselben Büstenausschnitt. Ihre Hauptansicht wird durch den aufrechten, geradeausgerichteten Kopf bestimmt und nicht durch die auffallend flach dazu verlaufende Ebene des Büstenausschnitts . Das bedeutet, dass die Büsten ursprünglich entweder auf einer schrägen U n terlage montiert oder am oberen Ende des vertikalen Kopf aufsatzes befestigt waren und jedenfalls nicht als Appliken an einer geraden Fläche angebracht sein konnten . Leider ist das obere Ende der beiden Aufsätze nicht erhalten , so dass sich über diese für eine Fixierung möglicherweise entscheidende Stelle nichts aussagen lässt. Eine Öse, wie sie für eine Verwendung der Büsten als Waagegewichte nötig wäre, ist jedenfalls nicht zu erschliessen; zudem fehlt die bei Waagegewichten jeweils primär oder sekundär vorhandene Bleifüllung . Die antike Montierung der Büsten und ihr möglicher Verwendungszweck bleiben also weiterhin im dunkeln ; festzuhalten gilt es höchstens, dass auch in Lararien der Vesuvstädte neben Statuetten einzelne Büsten belegt sind, deren Aufstellung oder Montierung unklar ist (vgl. unten vor A n m . 638). Etwas weiter lässt sich meines Erachtens in kunsthistorischer Hinsicht kommen. In beiden Büsten vereinen sich in eklektischer Weise ungewohnte Einzelelemente zu einem künstlerisch anspruchsvollen, «gelehrten» Ganzen. Die Frisur des Bacchus zitiert nicht einfach vereinzelte polykletische Motive wie die zentrale Haarzange über der Stirn, sondern sie lehnt sich recht genau an den Typus des polykletischen Herakles an . Die Verbindung von polykletischer Frisur und Efeukranz mit im Nacken verknoteter Binde scheint eine typisch klassizistische, frühkaiserzeitliche Erfindung für Darstellungen idealtypischer Figuren, nicht 480 481 482 483 484 485 486 487 488 489 bestimmter Götter zu sein; sie findet sich etwa am augusteischen Leuchterknaben aus Volubilis , dann an einigen Merkur darstellenden Gewichtsbüsten , jedoch nicht an anderen Bacchusdarstellungen. Dabei ist die Kurzhaarfrisur nicht das einzige bei Bacchus ungewohnte Element der Augster Büste; üblicherweise bedeckt das Panther- oder Ziegenfell kaum je beide Schultern, sondern wird einseitig, allenfalls über einer Chlamys, getragen . Offenbar sollte das etwas unbestimmte bacchische Element des Efeukranzes durch das ringsum geschlungene Fell verdeutlicht werden. Augenfällig wird der Charakter des Dargestellten jedoch erst durch den aus Rebstöcken und Pantherköpfen bestehenden Aufsatz, der, wie ich jetzt meine, von Anfang an zur Bacchusbüste gehörte, in Analogie zur Büste des Herkulesknaben, die sich ohne den Aufsatz gar nicht deuten lässt. Die A r t der Augenwiedergabe - kleine Pupillen in grossen Augäpfeln, umrahmt von schweren, nicht scharf begrenzten Lidern - wie auch die Haarbehandlung des Bacchuskopfes finden sich verwandt am wohl frühaugusteischen Merkur (?) von Annecy (Abb. 490 491 492 480 In: L I M C II 522. 481 Leibundgut (in Vorbereitung). D i e bisher bekannten E x e m plare des A m o r in R ü s t u n g sind zusammengestellt von H . Nehls, Gottheit oder Genius? A n m e r k u n g e n zum sogenannten «Mars gradivus vom Thalacker», Zürich. Helvetia Archaeologica 24,1993 Nr. 95/96,110-125 A b b . 1-11. 482 V g l . A n m . l z u S 1 0 9 . 483 Abgesehen von der separat gearbeiteten Unterlage unter der Bacchusbüste, die ursprünglich mit einem grossen eisernen Nagel mit der B ü s t e verbunden war (Grabungsakten Stehlin [wie A n m . 303] H7,7b, S. 164). Leider sind im Schweizerischen Landesmuseum, wo die B ü s t e restauriert wurde, keine R e staurierungsberichte aus dieser Zeit mehr vorhanden (freundliche Mitteilung von Andres Furger, Z ü r i c h ) . 484 B e i beliebigen M ö b e l - oder Fulcrumappliken verläuft die vertikale Achse des Kopfes a n n ä h e r n d parallel zur B ü s t e n e b e n e oder bildet h ö c h s t e n s einen spitzen Winkel; vgl. z . B . B. Barr Sharrar, The Hellenistic and E a r l y Imperial Decorative Bust (Mainz 1987) C87 Taf. 28 oder C101 Taf. 33. 485 V g l . etwa die völlig unbefriedigende Ansicht der Bacchusbüste in J b S G U 16,1924,78f.Taf. 9,1.2, für die der B ü s t e n r a n d als massgebliche Ebene genommen wurde. 486 D e r Aufsatz der H e r k u l e s b ü s t e setzte sich zylindrisch fort; die Unebenheit im Zentrum der drei R e b e n b l ä t t e r lässt keine klare Struktur erkennen. 487 Z u r Definition von p r i m ä r e n und s e k u n d ä r e n Gewichtsbüsten, vgl. Franke 1994,19. 488 Hier sei daran erinnert, dass A . Alföldi als Parallelen die in den gemalten Kinderprozessionsszenen aus Ostia mitgetragenen, auf Stangen montierten Büsten angeführt hat (in: F. Stähelin, D i e Schweiz in römischer Z e i t [Basel 1948]; vgl. B. Andreae in: H e i b i g 1 N r . 467); allerdings lassen sich die Szenen ihrerseits nicht klar deuten, und es bestehen nur oberflächliche formale Ü b e r e i n s t i m m u n g e n zwischen den beiden A r t e n von Büsten. 489 V g l . Leibundgut 1990,420. 490 P. Zanker, Klassizistische Statuen (Mainz 1974) 34f. Nr. 31 Taf. 33,1; 35,2.4. 491 Franken 1994, 39-41 Kat. A 5 2 - A 6 6 . Taf. 18-22. Bezeichnenderweise fehlt bei einigen dieser G e w i c h t s b ü s t e n der Petasus (Kat. A 8 4 - 9 1 Taf. 26. 27) und somit ein eindeutiges K e n n zeichen für die Identifizierung des Dargestellten. 492 V g l . Manfrini-Aragno 1987, 57 A b b . 18-23. O b wirklich ein L ö w e n - und nicht ein Pantherfell dargestellt ist, vermag ich nicht mehr gleich eindeutig wie im Katalog zu entscheiden; wohl ist der Raubtierkopf auffallend breit, doch finden sich einigermassen vergleichbare Proportionen etwa auch am Raubtierkopf einer Bacchusbüste aus Volubilis; ebd. A b b . 149. 3 4 1 1 2 A b b . 107 B ü s t e n mit Aufsatz. M . 1 :2. 1 Büste des Bacchus aus dem Haushaltinventar D l von Augst 2 Büste des A p o l l o (?) aus Périgueux (Dordogne, F). 493 187) . M i r scheint es nun durchaus denkbar, dass nicht nur die Bacchusbüste, sondern auch ihr Pendant mit der Darstellung des Herkulesknaben in dieser gleichen Zeit, wohl in Campanien, geschaffen wurde . Wohl bestehen deutliche stilistische Unterschiede zwischen beiden Werken, doch sind sie zu einem grossen Teil den verschiedenen zugrunde liegenden Vorlagen und den unterschiedlichen Stilebenen der beiden Themen zuzuschreiben. Grosse Flächen, etwa am Gesicht, gehen ähnlich weich ineinander über, während kleinteilige Partien am Herkuleskopf jeweils stärker voneinander abgegrenzt sind als am Bacchuskopf. Der Vergleich wird noch erschwert durch augenfällige Diskrepanzen innerhalb der Herkulesbüste: die recht vo- luminösen, bewegten Strähnenbündel über der Stirn und auf dem Oberkopf heben sich deutlich ab von den flachen, um den Wirbel angeordneten Sichellocken des 494 493 J. Petit, Bronzes antiques de la collection Dutuit (Paris 1980) N r . 32 (bes. A b b . S. 91); Beck/Bol/Bücking (wie A n m . 168) N r . 39; vgl. auch Leibundgut 1990,420 und unten A n h a n g II G F 1 4 . 494 D i e G r ö s s e des Büstenausschnittes ist nur bei Porträts als einigermassen verlässliches Datierungskriterium zu gebrauchen; bei Idealtypen lässt sich nicht dieselbe gleichmässige Entwicklung feststellen, und der funktionelle Zusammenhang spielt eine grössere Rolle. Vergleichbar ist etwa der B ü s t e n ausschnitt zweier Silberbüsten aus Herculaneum aus dem Ende des 1. Jh. v. bzw. dem frühen 1. Jh. n.Chr.: B a r r Sharrar (wie A n m . 484) H32 und H33 Taf. 73. 495 Hinterkopfes . Noch ausgeprägter als bei der Bacchusbüste liegt hier eine «gelehrte», eklektische Kombination verschiedener Typen vor, die nur durch den Kopfaufsatz eindeutig bestimmt wird: erst die aufgesetzte Keule lässt in dem Knaben den kleinen Herkules erkennen. Durch den Zufall der Überlieferung hat sich in Ostfrankreich eine weitere, in den gleichen Umkreis gehörende Götterbüste erhalten, die ihrerseits zwar neue Probleme stellt, aber doch belegt, dass solche Büsten weniger selten waren, als es heute den Anschein macht. Die 14 cm hohe Büste wurde zusammen mit ihrem Aufsatz ( H . 12,5 cm) in Périgueux im Fluss Isle nahe den antiken Thermen gefunden (Abb. 107,2) . Sie passt stilistisch sehr gut zu den beiden anderen Büsten; noch schwieriger ist es hier allerdings, die dargestellte Gottheit zu benennen. Büstenausschnitt, Ge496 sichtszüge und Haartracht wären für Apollo oder Bacchus, aber auch für Diana, Ceres oder Venus möglich . D a der Aufsatz in jeden Fall in die schmale rechteckige Aussparung auf dem Scheitel passen musste, ist auch von daher am ehesten an eine Lyra zu denken , die Büste stellte also wohl Apollo dar, und zwar in der vorliegenden Version möglicherweise Apollo Pantheus . Im Fall der Augster Büsten ist es wohl müssig, nach tiefgreifenden inneren Beziehungen zwischen Bacchus und Herkules zu suchen. Die beiden Büsten waren wohl nicht primär als Zeugnisse häuslicher Frömmigkeit, sondern als erlesene Kunstwerke im Lararium aufbewahrt (vgl. dazu unten mit A n m . 621), wie denn überhaupt das ganze Ensemble in Insula 5 aus ausgesuchten Objekten zu bestehen scheint. 497 498 499 495 Das h ä n g t offensichtlich mit dem aus Teilnegativformen gewonnenen Wachsmodell zusammen. D i e Haarkalotte der Vorderseite mit den um und ü b e r den K o p f verlaufenden Binden entstammte der Teilnegativform eines klassizistisch vereinfachten Aphroditekopfs des Typus Sappho-Olympias (vgl. dazu zuletzt C. Maderna-Lauter in: P. C. B o l [Hrsg.], Forschungen zur V i l l a A l b a n i . Katalog der antiken Bildwerke 2 [Berlin 1990] N r . 242 Taf. 224. 225), für den Hinterkopf verwendete man die Form eines polykletisierenden, wohl Haarreif oder Kranz tragenden Jünglingskopfs (vgl. etwa die Rückansichten verschiedener klassizistischer Köpfe bei Zanker [wie A n m . 490] Taf. 36,4-9). 496 E . Galy, Divinité p a n t h é e t r o u v é e dans Lisle, à Périgueux. Bulletin de la société historique et a r c h é o l o g i q u e du Périgord 1875,125-134 m. Taf.; R . Mowat, Buste de bronze d é c o u v e r t à Périgueux. Gazette a r c h é o l o g i q u e 4, 1878, 169-176 Taf. 30; H . de Villefosse, Bulletin de la société nationale des antiquaires de France 1904,316-318; J. Charbonneaux, L'art dans l'occident romain. Revue du Louvre et des m u s é e s de France 13,1963,109 A b b . 8 (ohne Aufsatz). 497 V g l . nicht sicher benennbare Gottheiten an Büsten- oder Kopfgewichten: Franke 1996 A 1 4 - A 1 6 Taf. 5. 6; A105. A 1 0 8 - A 1 2 5 Taf. 31-36; B 1 8 - B 2 1 Taf. 69.70. 498 D e r recht grobe Aufsatz unterscheidet sich deutlich von der differenziert gearbeiteten Büste und lässt sich offenbar nicht genau einpassen; er scheint ein Ersatz für den ursprünglich zugehörigen Aufsatz zu sein. D i e gekreuzten F ü l l h ö r n e r finden sich sehr ähnlich an gallorömischen pantheistischen B ü s t e n der Tutela oder des M e r k u r ( H . Jucker, Das Bildnis im Blätterkelch [Ölten, Lausanne, Freiburg 1961] 159.161 f. A b b . 40. 42f.); möglicherweise sollte also der spätere Aufsatz den pantheistischen Charakter des Gottes betonen. 499 V g l . etwa Statuette aus Weissenburg (Kellner/Zahlhaas 1993 Nr. 4 Taf. 13-15) oder Silberbüste aus Meaux (D. Magnan, Toreutique à Meaux. L ' A p o l l o n en argent de la Bauve. Bulletin du groupement archéologique de Seine-et-Marne 32-34,1991-1993,191-203 A b b . 8-10). Ergebnisse Trotz den in den Vorbemerkungen zur Stadtgeschichte genannten Faktoren, die Aussagen über das erhaltene Fundmaterial und seine topographische Verteilung beeinträchtigen oder verunmöglichen, hat die Untersu- chung einige Ergebnisse gebracht, und zwar mehr positive auf der vertikalen, zeitlichen Achse, mehr negative auf der horizontalen, die Siedlungsfläche betreffenden Achse. Vertikale Verteilung Die teilweise über drei Meter hoch erhaltenen römischen Schichten der Koloniestadt sind während der rund dreihundert Jahre langen Siedlungsdauer nicht gleichmässig gewachsen. A m meisten Ablagerungen haben sich während der Holzbau- und der frühen Steinbauphasen im 1. und im frühen 2. Jahrhundert ergeben, während aus dem späteren 2. und dem frühen 3. Jahrhundert - immerhin der Blütezeit der Stadt - nur wenige Schichten und Funde erhalten sind; eine markante Zunahme ist dann wieder im weiteren Verlauf des 3. Jahrhunderts zu beobachten . Je nach Objektgattung sind nun während der drei Jahrhunderte ganz unterschiedliche Mengen von Funden abgelagert worden. Besonders gross sind die Unterschiede etwa bei Amphoren und Bronzen. Das Verhältnis der Gesamtmenge von katalogisierten Objekten zu den aus datierten Fundkomplexen stammenden liegt bei den Bronzen zwar etwas ungünstiger als bei den Amphoren, ist aber nicht grundsätzlich verschieden ; völlig anders ist jedoch die zeitliche Verteilung der durch Mitfunde datierten Objekte. Im 1. Jahrhundert sind rund zwei Drittel der Amphorenfragmente in den Boden gekommen, an Bronzen dagegen nur rund ein Viertel; dafür entfallen auf das 2. und 3. Jahrhundert und spätere Zeit nur ein Viertel bis ein Drittel aller Amphorenscherben, während rund 40% der Bronzen in Schichten des 2./3. und des 3. Jahrhunderts gelangt sind und weitere 20% in spätrömischen Schichten oder in Pianieschichten mit vermischtem Material lagen . Nimmt man als weitere Gattung das Glas hinzu, so entspricht das dort festgestellte B i l d jedenfalls eher dem der Amphoren als dem der Bronzen. Diese U n terschiede beruhen kaum primär auf Schwankungen in der Menge von Importgütern , sondern haben mit den verschiedenen Eigenschaften der drei Gattungen zu tun und mit der unterschiedlichen A r t , wie mit den Objekten aus den drei Materialien umgegangen wurde. Amphoren und Gläser waren stark typisierte und raschem Formenwandel unterworfene Gebrauchsgegenstände, die, unbrauchbar geworden, bald ersetzt wurden, während man Bronzen als Wertobjekte zum Teil sehr lange aufbewahrte. 500 501 deren Vergrabungszeit (zur Definition vgl. unten Vorbemerkungen zu Anhang II) durch Befund- oder Fundkomplexdatierung annähernd bekannt ist; zusätzlich wird, wo dies möglich ist, ihre mutmassliche Herstellungszeit angegeben. Nicht einbezogen sind also Statuetten wie der im 1. Jahrhundert wohl in Campanien gefertigte Lar S27, über dessen Vergrabungszeit sich nichts aussagen lässt, wohl aber etwa die Venusstatuette 71 aus einem Fundkomplex des 1. Jahrhunderts, die sich als Einzelobjekt nicht näher datieren lässt. Die mutmassliche Herstellungszeit gründet sich auf stilistische und typologische Kriterien; je nach Qualität und Typisierung eines Objekts wird eine enge oder nur eine recht weite Datierung vorgeschlagen. Nach wie vor schwierig ist die D a tierung von qualitativ nicht erstrangigen Statuetten, für die nur beschränkt stilistische Kriterien herangezogen werden können (vgl. oben Teil I, «Datierung von Statuetten»). Frühe Kaiserzeit Die Fundstellen der 24 Bronzeobjekte aus Fundkomplexen augusteischer bis neronischer Zeit liegen zwar alle im Bereich der frühen Siedlungsspuren, das heisst in den zentralen und südlichen Insulae der Oberstadt 502 503 504 Zur besseren Übersicht sind in der Tabelle A b b . 108 diejenigen figürlichen Bronzen zusammengestellt, 500 V g l . Martin-Kilcher 1987, 21f.; Rütti 1991, 19f. F ü r die Fundarmut ist wohl vor allem die v e r ä n d e r t e Bauweise verantwortlich: auf harten M ö r t e l b ö d e n gehen weniger Objekte verloren als auf B ö d e n aus H o l z und gestampftem L e h m ; zudem mag im 2. Jh. eine organisierte Kehrichtabfuhr existiert haben (Martin-Kilcher ebd.). 501 5728 katalogisierte A m p h o r e n aus 3488 Fundkomplexen (Martin-Kilcher 1994, 456) g e g e n ü b e r 458 Bronzen aus 205 Fundkomplexen. 502 Martin-Kilcher 1994, 464 A b b . 207. - Bronzen: 1. Jh. 25,2%, 1./2. und 2. Jh. 13,7% bzw. 12,8% (= Menge der Objekte bzw. Fundkomplexe), 273. und 3. Jh. 38,5% bzw. 29,5%, 3./4. und 4. Jh. 3,0% bzw. 2,6%, 1.-4. Jh. und später 19,7% bzw. 16,7% (Grundlage Tabelle A b b . 108). 503 R ü t t i 1991,19f.Tab. 1-3 A b b . 3. 504 Sowohl Glas wie A m p h o r e n wurden zum grössten Teil importiert (vgl. R ü t t i 1991,145-149; Martin-Kilcher 1994,342-344), w ä h r e n d bei den Bronzen der A n t e i l an regional hergestellten Objekten sicher grösser ist. und auf dem Gebiet des frührömischen Lagers in der Unterstadt , doch haben sich längst nicht in allen frühen Schichten des damaligen Siedlungsgebiets figürliche Bronzen erhalten. Ü b e r ein Drittel dieser schichtdatierten frühen Bronzen sind Teile des Pferdegeschirrs, wie es aus claudisch-tiberischen Militärlagern bekannt ist (vgl. unten «Militaria»). Nimmt man die Pferdegeschirrteile aus Schichten des ganzen 1. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts hinzu, so zeigt sich, dass zwei Drittel dieser frühen Militaria vergleichsweise bald nach ihrer Verwendung in den Boden gekommen sind, während sich bei den Statuetten ein ganz anderes Bild ergibt (vgl. unten). Unter den nicht militärischen, stilistisch und thematisch recht heterogenen Bronzen aus Schichten der früheren Kaiserzeit sind einige frühkaiserzeitliche Geräte vertreten, die ebenfalls nur relativ kurze Zeit in Gebrauch waren und deren Verbreitung ausserhalb von Augusta Raurica auf regionale oder lokale Herstellung schliessen lässt (Siegelkapsel S242, Messergriffe 231 und S216, Reibstäbchen 239; vgl. oben Teil I, «Werkstätten»). Z u einigen der übrigen schichtdatierten Bronzen des 1. Jahrhunderts fehlen enge stilistische oder ebenfalls keramikdatierte Parallelen; aufgrund von Qualität und Stilmerkmalen allein würde man sie allgemein in die frühe bis mittlere Kaiserzeit, aber kaum ausschliesslich ins 1. Jahrhundert datieren (Venus 71, Hahn S64, Vogel 112, Vogel [?] S70, Möbelfuss S179). In ihrer stilistischen Eigenwilligkeit scheint sich die Experimentierfreude einzelner lokaler (?) Handwerker auszudrücken, die später offenbar einem einheitlicheren Geschmack Platz machte. Im 1. Jahrhundert sind wenige Fragmente von campanischem Bronzegeschirr in den Boden gekommen, meist Teile, die leicht abbrechen oder verlorengehen konnten (Delphine 145 und S286, Vogel S281, Kannendeckel S280, Widderkopf S380, Kanne 247 [? Fundkomplex nicht sicher zuzuordnen]). Eine verschwindend kleine Kategorie in frühen Schichten bilden Götterstatuetten (Venus 71, Stier 91); allenfalls sind Begleittiere oder Attribute verlorengegangen (Hahn S60, Schildkröte S66, Caduceus S98). Die in frühen Schichten gefundenen figürlichen Bronzen allein geben aber einen falschen Eindruck von dem, was an frühen Bronzen in der Koloniestadt vorhanden war; einen entscheidenden Anteil haben bemerkenswerterweise die italischen und gallischen Importe des 1. Jahrhunderts, die jeweils erst in späte Schichten gelangt sind. Vermutlich aus Mittelitalien oder Campanien stammen eine Reihe von Statuetten (Merkur S12, Laren S27 und S29, Harpokrates S24, Büsten und Statuetten 2. 35, 38, 40, 49, 52 und 86 aus Insula 5), Lampen (264 und S246) sowie Gefässe und Gefässteile (248, 261, 262, 327, S301, S305); bezeichnenderweise blieb ein Teil dieser kostbaren Objekte in Hortfunden des 3. Jahrhunderts erhalten (Dl in Insula 5, D12 in Region 20,X). Die frühe gallische Produktion lässt sich leider meist nur ungenau datieren und lokalisieren (vgl. auch oben Teil I, «Datierung von Statuetten»); es scheint aber, dass auch nördlich und westlich der Alpen - wie in Italien - die Mehrzahl der Statuetten in der frühen 505 und mittleren Kaiserzeit hergestellt und dann lange Zeit aufbewahrt wurde (z.B. Apollo 10, Merkur 32, M i nerva S40, Statuetten 18, 31 und 63 des Larariums D2 aus Insula 5/9) (vgl. auch unten Teil IV, «Zusammensetzung von Statuettengruppen in Lararien»). 506 Mittlere Kaiserzeit Im Gegensatz zu der beträchtlichen Zahl von Fundkomplexen des 1. Jahrhunderts mit figürlichen Bronzen ist der Anteil von solchen des 2. Jahrhunderts gering. Das entspricht dem für andere Fundgattungen wie auch für die ganze Siedlung festgestellten Befund (vgl. oben). Spätere Kaiserzeit Die meisten figürlichen Bronzen sind erst im 3. Jahrhundert in den Boden gekommen; eine grosse Zahl davon lag in Fundkomplexen des späten 2. bis späten 3. Jahrhunderts, der Zeit des vermuteten Erdbebens, der wiederholten kriegerischen Auseinandersetzungen und schliesslich der Zerstörung der Stadt, und rund ein Fünftel aller Bronzen in Fundkomplexen, die vermischtes Material des 1. bis 3./4. Jahrhunderts enthielten . Es erstaunt nicht, dass die meisten Götterstatuetten aus datiertem Fundzusammenhang in späte Schichten gerieten, da sie bis zur Zerstörung der Stadt in den Hausheiligtümern aufbewahrt wurden . In vielen Insulae und Regionen sind Schichten bis rund 280 n.Chr. vertreten; wenn aus einigen der im 3. Jahrhundert neu überbauten Gebieten keine Bronzen bekannt sind, so kann dies an den zum Teil kleinen untersuchten Flächen liegen . 507 508 509 505 V g l . Martin-Kilcher 1994,494 A b b . 231A. 506 A n Statuetten, die stilistisch ins s p ä t e r e 2. und frühe 3. Jh. zu datieren sind, haben sich etwa Mars 15, Venus 68 und 69, Fortuna 74 und Victoria 75 erhalten; darunter sind zwei Statuetten, 68 und 75, die wahrscheinlich nicht in Lararien standen (vgl. oben zu Ins. 18). 507 D i e zu den Fundkomplexen mit vermischtem Material geh ö r e n d e n Befunde stammen meist ebenfalls aus dem 3. Jh. (freundliche Mitteilung von A l e x R . Furger). 508 Berücksichtigt man nur ganz erhaltene G ö t t e r s t a t u e t t e n (ohne Fragmente, Begleittiere, Attribute und Sockel), so stammen von 25 bzw. 41 (inkl. Statuetten in Hortfunden) Exemplaren nur 4 aus Fundkomplexen des 1./2. Jh., die restlichen 24 bzw. 37 aus Schichten mit Material bis zum 3./4. Jh. 509 V g l . Martin-Kilcher 1994,497-499. A b b . 108 Augst BL/Kaiseraugst A G . Figürliche Bronzen aus datierten Fundkomplexen. 1 -30 50 100 150 |200 250 300 350 UK) 100 50 -30 11 150 250 200 300 350 400 Region 7,C (Töpferbezirk S336 Amulett Insula 42 252 Kannendeckel I i i IUI l ' . S124 Sockel S355 Pferdegeschirranh r Insula 43 22 Merkur r:: I Region 9,D S166 Löwenkopf • S199 Silensköpfe m S266 Vogel 1 iiiiiiiiiiii 1 iiiiiiiiiiiiiii 134 Unterschenkel •111 ~ S347 Pferdegeschirranh. ; i = Region 17,B-I) S372 Greifenprotome Insula 44 228 Schlüssel IUI lilllllllllilllllll S24 Harpokrates S380 Widderkopf S60 Hahn Insula 45 S381 Pferdegeschirranh ^IIIIII iiiiiii S91 Pferdekopf : Insula 48 170 Mann S97 Caduceus I iillilii 1 S168 Gürtelbleche S169 Panzcrbeschlag llilllll I i i S198 Kastenhenkel ™ III S159 Adler S213 Messergriff S227 Keule 1 1 IIIIIII«! S261 Vogelkopf S245 Panther S335 Amulett Insula 50 230 Messer 235 MesserOgriff S351 Pferdegeschirranh. : • • S352 Pferdegeschirranh. Ali liliali 295 Amulett S32 Lar S18 Bacchus(?)kopf S44 Tutelakopf S70 Vogel S80 Hand S108 Sockel S123 Sockel S150 Silenskopf S263 Authepsa S185 Löwenpranke i il S231 Haarnadel m mi ii!i!irii PI ! lllillllllllll lung) Region 17,E (Gewerbehai IS) S4 (D10) Merkur 1 infill llliPTJ'il 11. j 111 II m S23 (DIO) Somnus S301 Kopf S25(D10) Herkules S330 Amulett i l i S31 (DIO) Lar Insula 52 71 Venus S54 (D10) Sockel mit Widder S67 (D10) Untersatz mit Maus S325 Amulett S350 Pferdegeschirranh. IIMM: Til •ili S21 Amor auf Widder S37 Minerva Region 2,A (Theater) S365 Tierkopf S158 Adler 111! S369 Votivhand III II S162 Delphin I I S375 Kastenhenkel S254 Lampenständer Region 2,E S58 Hahn 11111 Region 18,A 119 KopfTragment ini mi il IIIIIIIIIIII 1 S37I Weiblicher Kopf Region 19,A-C S163 Löwenkopf Region 4,B (Tempel Siehe len 2) S167 Löwenkopf S184 Löwenpranke Region 4,D (Westtorstras se, Nordrand) 1 J . 95 Ziegenbock I^LLiP IIIIIIIIIIII ll-l.-pillil'lijl j S221 Messergriff j I 111 S103 Caduceus (?) 137 Unterschenkel I •• 1 il 216 Lilie S59 Hahn Region 20 (Castrum Rauracense) S6 Merkur iliillJIll •III mil S121 Sockel : S292 Bockskopf in S331 Amulett S373 Kastenhenkel illllllliil lilllllllllilllllll Region 5,B (Westtorstras 240 Bär S374 Kastenhenkel se, Südrand) 247 Kanne 1 HIT S75 Unterarm — . . i : NNI S12 Merkur m i 1 S14 (D12) Merkur 1 1I S26(D12) Herkules 1lllllllillJllllllllli l l S28 (D12) Lar Region 5,C (Mansio) 73 Venusbüste S262 (Dl2) Eimer 107 Eule S265(D12) Becken — j | 145 Delphin S267 (D12) Becken 244 Nadel S268 (D12) Ausgussbecken 284 Elefantenkopf S276 (D12) Kanne S283 Delphin i 1 m1 S305 (D12) Griffschale iiiiiii m HI • H Ü «i S343 Amulett S35 Minerva S366 Hundekopf S61 Hahn S94 Tierschwanz Region 5,G-H (Westtorst rasse SüJrand) S88 Flügel 11 1i llllilBlllllllll Region 21 168 Kastcnblech S302 Kasserolle S321 Amulett -30 -30 TU W 100 1150 A b b . 108 (Fortsetzung). 200 250 300 350 1 400 = Objektdatierung (Herstellungszeit) l i i m = Fundkomplexdatierung (Keramik-Vergesellschaftung) lllllllllllll = Fundkomplexdatierung (zusätzliches Material) • • • • = Befunddatierung (Phasendatierung) 50 100 150 200 250 300 350 4ÖÖ Horizontale Verteilung Öffentliche Gebäude Wie schon oben bemerkt, haben sich in den öffentlichen G e b ä u d e n wie Foren, Heiligtümern, Theatern und Thermen sehr wenige figürliche Kleinbronzen erhalten, da ihre metallene Ausstattung, die wohl ohnehin nur zu einem kleinen Teil aus Kleinplastik bestand, entweder rechtzeitig in Sicherheit gebracht wurde oder Metallsammlern zum Opfer fiel. Beachtliche Reste von Bronzen sind nur aus dem Heiligtum in der Grienmatt (Region 8,A) erhalten geblieben, aber auch dort fehlt die mutmasslich wichtigste Gattung, die der Votivstatuetten, fast völlig oder ist noch nicht gefunden worden. Die an das Forum angebauten Tabernen entsprechen in ihrem Fundspektrum den Tabernen und Läden in den Wohnquartieren. Wohn- und Gewerbequartiere U m zu beurteilen, ob sich die unterschiedliche Nutzung von Quartieren auch in den erhaltenen Bronzen spiegelt, gilt es, von den am besten untersuchten bzw. fundreichsten Insulae auszugehen. Die Insulae 24 und 30 wurden als einzige annähernd vollständig ausgegraben, wobei sie - zumindest in der Spätzeit - recht verschieden genutzt wurden. Insula 24 weist durchgehend grosse Gewerbehallen und Handwerksbereiche und nur bescheidene Wohnräume auf, während in Insula 30 im 3. Jahrhundert ein Peristylhaus den grössten Teil des vorher handwerklich genutzten Quartiers einnimmt. Wichtig wegen ihres grossen Fundmaterials sind ferner die Insulae 18 und 31. Die recht wenigen figürlichen Bronzen aus Insula 24 fügen sich auf den ersten Blick gut in das Bild eines Quartiers mit bescheidener baulicher Ausstattung und eher ärmlichem Spektrum von Speiseabfällen, doch sprechen der figürlich bekrönte steinerne Tischfuss und vor allem das aussergewöhnlich aufwendige steinerne Lararium dafür, dass im 1. Jahrhundert jedenfalls der Wohnbereich i m Südteil reich ausgestattet war und dass das Lararium ursprünglich weit mehr Statuetten enthielt als die beiden noch erhaltenen Figuren. Wie verschieden die Aussage von Funden und Befunden ausfallen kann, zeigt etwa auch der Vergleich zwischen den Insulae 30 und 31, in denen am meisten figürliche Bronzen zum Vorschein gekommen sind. Schon vor der Errichtung des Peristylhauses dürften die Wohnbereiche in Insula 30 besser ausgestattet und ausgedehnter gewesen sein als die der angrenzenden Insula 31, die mehrheitlich für Handwerk und Gewerbe genutzt wurde; der Charakter der figürlichen Bronzen unterscheidet sich jedoch kaum. In beiden Insulae haben sich Larariumsstatuetten bis ins 3. Jahrhundert erhalten, einzelne campanische Importstücke sind hier und dort vertreten, und auch die Gerätschaften und Ausstattungsteile zeigen etwa dasselbe Spektrum. Noch erstaunlicher fällt ein Vergleich zwischen den Insulae 18, 28 und 41/47 aus. In Insula 18 konnten lediglich zwei Werkhallen und ein Wohn(?)haus angeschnitten werden; Insula 28 war - jedenfalls im 2. Jahrhundert - mit zwei grossen, reichen Häusern überbaut, und über Insula 41/47 erstreckte sich eine ausgedehnte, luxuriös ausgestattete Anlage, von der ein im 3. Jahrhundert benutzter Wohnteil untersucht werden konnte. Die figürlichen Bronzen nun verteilen sich ganz anders als erwartet: zwei Statuetten von hervorragender Qualität, die man in einer herrschaftlichen Domus erwartet hätte, fanden sich in einer der Werkhallen von Insula 18, die beiden Villen in Insula 28 enthielten lediglich einen Möbelbestandteil, keine Statuetten, ähnlich wie der «Palazzo» in Insula 41/47, wo sich an figürlichen Bronzen nur eine Statuette und ein Schlüsselgriff erhalten haben. Ü b e r die Gründe, die zu diesem überraschenden Tatbestand geführt haben, lässt sich nur spekulieren; zumindest im Fall von Insula 28 liegt es nahe anzunehmen, das nur im 2. Jahrhundert bewohnte Terrassenhaus sei planmässig geräumt worden . 510 Es hat sich also gezeigt, dass es kaum möglich ist, anhand von Funden figürlicher Bronzen auf den Charakter einer Fundstelle und deren Umfeld zu schliessen, betreffe dies die Nutzungsart oder den Ausbaustandard eines Gebäudes. Lararien waren in Wohn- wie in Gewerbetrakten (Läden, Werkstätten, Tabernen) eingerichtet; Möbel und Gerätschaften mit figürlich verzierten Teilen konnten im privaten wie im öffentlichen Bereich verwendet werden. Eindeutig in den Wohnbereich scheint nur verziertes Tafelgeschirr zu gehören, ausser dort natürlich, wo Inschriften für eine kultische Verwendung sprechen (s. unten nach A n m . 711). Figürliche Bronzen eignen sich offensichtlich schlecht als Quellen zur Sozialstruktur, da eine weitgehend zufällige Auswahl des einst Vorhandenen auf uns gekommen ist. Es hängt unmittelbar vom antiken und nachantiken Schicksal der jeweiligen Fundstelle ab, ob und in welchem Umfang sich Metallobjekte ü b e r h a u p t erhalten konnten. Gerade in Augusta Raurica wirkten mannigfaltige aktive Faktoren wie planmässige R ä u m u n g oder plötzliches Verlassen sowie Zerstörung durch kriegerische Ereignisse und Naturkatastrophen auf die G e b ä u d e ein, und diese Faktoren bestimmten die Erhaltungsbedingungen der materiellen Hinterlassenschaft. Oft lässt sich nur noch feststellen, ob eine Fundstelle in antiker Zeit mehr oder weniger gründlich nach Metallobjekten durchsucht worden ist. 510 Ä h n l i c h e W i d e r s p r ü c h e haben sich für B. Rütti bei der Untersuchung des Glases ergeben, indem sich reich ausgestattete Insulae nicht durch einen entsprechend hohen A n t e i l an teurem Glasgeschirr auszeichnen - was, wie gesagt, offenbar mit der Beschaffenheit der B ö d e n sowie der A r t der Abfallbeseitigung z u s a m m e n h ä n g t . E i n besserer Gradmesser als Glasgeschirr scheinen Fensterglas und insbesondere die Tierknochenabfälle zu sein. V g l . R ü t t i 1991,265-277; Furger/Schibler 198f. Bemerkungen zu zwei Objektgruppen Bei den meisten figürlichen Bronzen aus Augst und Kaiseraugst ist es wenig sinnvoll, ihre Verbreitung nach Kategorien im Stadtgebiet zu untersuchen, da jede Kategorie aus wenigen, stilistisch uneinheitlichen Objekten bestehen. Hier sollen lediglich zwei Objektgruppen herausgegriffen und zusammenfassend betrachtet werden, die Funde aus Porticus und Strasse sowie die Militaria. Funde in Porticus und Strasse Eine Anzahl von figürlichen Bronzen ist nicht im Innern von Gebäuden, sondern im Bereich der Strasse, im Strassengraben oder im Strassenkörper zum Vorschein gekommen; es fragt sich nun, ob möglicherweise Gemeinsamkeiten zwischen diesen auf öffentlichem Terrain gefundenen Objekten bestehen. Ins. 44 511 Fundort Objekt Ins. 10 Eberprotome 270 Ins. 11 M e r k u r mit Tieren 30,97,110 F K - oder Befunddatierung - Fundstelle Widderkopf von Patera S380 70-100 Porticus Schlüssel 228 190-230 Strasse A d l e r S159 -90-100 Porticus PfauenkopfS143 Ins. 48 Ins. 48 Ins. 50 Klappmessergriff S213 130-170 Porticus Blech mit Mars(?)kopf S169 190-250 Strasse Panther S245 130-170 Strasse Amulett 295 150-300 Strasse L ö w e n p r a n k e S185 240-260/ 100-300 Strasse Porticus Strasse Ins. 51 Stab mit Vogel 242 Strasse Reg. 2 , A Pan (Fehlguss) S367 Victoria 75a -3. Jh. Caduceus S98 25-75 Strasse Ins. 21 A p p l i k e m. Silenskopf S151 90-300 Strasse Ins. 22 Vogel von Deckel S281 70-110 Porticus Ins. 24 Beschlagscheibe 282 Ins. 28 Haarnadel S230 Ins. 29 Fuss von Klappstuhl S180 -1-100 -50-70 Ins. 30 M e r k u r (Fehlguss) S13 30-100 Porticus Ins. 31 Negerknabe 83 190-260 Porticus Stier 91 Kastenhenkel S195 50-100 150-225 Porticus Strasse Ins. 32 H u f S95 190-210/ 210-250 Strasse Ins. 33 Ins. 34 A m u l e t t 293 Hockender als Möbelfuss S175 125-175 - Porticus Porticus od. Strasse L ö w e n p r a n k e S189 150-280/ 90-150 50-100 190-230 Strasse E p o n a S45 150-275/ 90-150 Strasse A p p l i k e m. A m o r b ü s t e S145 200-275/ 1-100 Strasse Ins. 36 A m u l e t t S333 50-100 Strasse Ins. 37 M i n e r v a b ü s t e S41 150-210 Strasse Widder S55 190-280/ 70-190 Strasse A m o r als M ö b e l s t ü t z e S19 200-300/ 1-200 Strasse Basis S125 200-300 Strasse P f e r d e g e s c h i r r a n h ä n g e r S355 40-60 Porticus Armfragmente 123,125 Caduceus148 Ins. 18 Pferdegeschirranhänger S349 Ins. 35 Ins. 41/47 Ins. 42 M ö b e l s t ü t z e S179 Vogelkopf von Gefäss S293 Strasse Strasse Strasse Porticus Porticus Strasse -50-100 Porticus Porticus und später Strasse Strasse Strasse Reg. 5,C Kastenhenkel S375 170-210 Porticus Eule 107 70-250 Porticus R e g . l 8 , D Widder S53 Reg. 19,A A r m S73 Reg. 19,C Caduceus (?) S103 -90-300 Strasse Porticus Porticus Reg. 20,A M e r k u r S6 50-100/ 200-400 Strasse Reg. 20,Z Tierschwanz S94 90-110/ 200^100 Strasse Kleine Gegenstände wie Haarnadeln und Anhänger oder auch Statuettenattribute und Gefässteile gingen offenbar zu allen Zeiten leicht verloren (z.B. S230, S349,293, S333, S355,295, S380, S281). Der Anteil an Objekten, die in frühe Strassenschichten gerieten, ist recht hoch (91, S13, S98, S159, S179, S180, S333, S349, S355, S380); von den Bronzen, die während der Zerstörung der Stadt in den Bereich der Strasse gelangten, blieb dort wohl nur zurück, was dem Auge der Metallsammler entging. Z u den Bronzen, die wahrscheinlich im Zuge der kriegerischen Auseinandersetzungen des späteren 3. Jahrhunderts - entweder bei Rettungsversuchen der Einwohner oder bei Plünderungen der Angreifer - aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang herausgerissen wurden und in den Boden gekommen sind, gehören vor allem Statuetten (30/97/110,83, S45, S55, S125; 123,125,148, S73 S103), aber auch Möbelteile (S19,S145,S151,S185).Vonihrer Fundlage her wurde damals auch die grosse Minerva- 511 V g l . dazu R . Hänggi, Z u r Baustruktur der Strassen von Augusta Rauricorum. J b A K 10,1989,73-89. buste S41 von ihrem erhöhten Standort heruntergezerrt und blieb im Strassengraben liegen, wo sie zusammen mit einem steinernen Brunnenstock in 512 frühere Schichten eingetieft wurde. Die Kategorie der Militaria ist mit wenigen Objekten aus dem 1. und 3. Jahrhundert vertreten (S349, S355, S159, S169). Militaria Auf den ersten Blick mag es überraschen, dass in einer Zivilsiedlung, wie Augusta Raurica es war, recht viele Militaria zum Vorschein gekommen sind. Im Rahmen der figürlichen Bronzen wurde allerdings nur ein kleiner Teil davon erfasst, nämlich zur Hauptsache frührömische phallische und sogenannte geflügelte Pferdegeschirranhänger sowie wenige andere Teile der militärischen Ausrüstung des 1. Jahrhunderts, dazu zwei Militaria des 2./3. Jahrhunderts . 513 Fundort Objekt Ins. 5 Beschlagknopf S173 Ins. 17 Pferdegeschirranhänger S353 Ins. 22 Objekt FKDatierung datierung Pferdegeschirranhänger S346 -50-150 P f e r d e g e s c h i r r a n h ä n g e r S362 50-130 50-120 15-70 15-70 15-70 Ins. 23 phallisches A m u l e t t S329 1-50 1-70 Ins. 24 P f e r d e g e s c h i r r a n h ä n g e r S349 1-100 15-70 Ins. 28 Pferdegeschirranhänger S356 70-110 15-70 Pferdegeschirranhänger S357 100-200 15-70 Pferdegeschirranhänger S359 50-70 15-70 phallisches A m u l e t t 291 20-40 15-70 Pferdegeschirranhänger S354 50-75 15-70 Ins. 30 Ins. 31 phallisches A m u l e t t 289 25-50 15-70 P f e r d e g e s c h i r r a n h ä n g e r S358 25-50 15-70 15-70 Ins. 39 phallisches A m u l e t t 290 Ins. 42 P f e r d e g e s c h i r r a n h ä n g e r S355 -40-60 Ins. 45 P f e r d e g e s c h i r r a n h ä n g e r S381 70-100 15-70 Ins. 48 A d l e r S159 90-100 15-70 Panzerbeschlag S169 190-250 2./3.Jh. Ins. 52 phallisches A m u l e t t S325 -10-80 15-70 Pferdegeschirranhänger S350 25-50 Reg. 2 , A P f e r d e g e s c h i r r a n h ä n g e r S345 Riemenschlaufe (?) S365 -60-80 1-70 15-70 15-70 Reg. 4,D phallisches A m u l e t t S331 50-150/ 200-300 15-70 Reg. 5,C Reg. 5,G A n h ä n g e r S366 phallisches A m u l e t t S321 10-70 25-75 ? 15-70 Reg. 9,D Pferdegeschirranhänger S347 70-150 15-70 Reg. 17,C G ü r t e l b l e c h e S168 10-70 35-50 Pferdegeschirranhänger S351 50-250/ 300-400 15-70 Reg. 17,E Pferdegeschirranhänger S352 10-50 15-70 D e l p h i n S162 140-160 2./3.Jh. o. Fundstelle Pferdegeschirranhänger 285 o. Fundstelle P f e r d e g e s c h i r r a n h ä n g e r 287 o. Fundstelle phallisches A m u l e t t S320 o. Fundstelle Pferdegeschirranhänger S348 o. Fundstelle phallisches A m u l e t t 288 o. Fundstelle Beschlagknopf S174 o. Fundstelle Riemenschlaufe (?) S364 - 15-70 15-70 15-70 15-70 15-70 50-120 ? Es ist klar, dass man alle Militaria berücksichtigen müsste, um ihre Bedeutung in zivilem Kontext zu ermessen; hier kann es also lediglich darum gehen, einige allgemeine Überlegungen vor allem zu den frührömischen Funden zu formulieren . Dass in tiberischer bis claudischer Zeit in der Unterstadt ein Kastell bestand, bezeugen neben Befunden wie einem Spitzgraben und einer Holz-Erde-Mauer reiche militärische Kleinfunde (S168, S351, S352; eventuell S335). Erstaunlicher ist, dass auch in den Wohnquartieren der Oberstadt eine ganze Reihe von Militaria des 1. Jahrhunderts zum Vorschein gekommen sind; dabei entspricht die Dichte der hier berücksichtigten Militaria im grossen und ganzen der Dichte aller militärisch verwendeten Objekte . Für diesen Befund könnten verschiedene G r ü n d e verantwortlich sein. So mag ein Teil der Militaria Besitz der Veteranen gewesen sein, die sich in der Oberstadt niedergelassen haben; ein anderer könnte Truppenteilen gehört haben, die auf der Durchreise oder während zeitlich beschränkter Sonderaufgaben (z.B. Ordnungs- und Polizeidienst) im Wohngebiet einquartiert waren . 514 515 516 512 Bossert-Radtke 1992 N r . 62 Taf. 46.47. 513 E i n e Reihe von weiteren phallischen A n h ä n g e r n (292-295, S330, S332, S333, S335-S337, S343, S344) wurde, wie man von anderen Fundstellen weiss, in militärischem wie auch zivilem Zusammenhang verwendet (vgl. J. Oldenstein, Z u r Ausrüstung römischer Auxiliareinheiten. Bericht der RömischGermanischen Kommission 57,1976,159f.); sie entfallen also für unsere Fragestellung. Z u r Frage einer möglichen zivilen Nutzung von P f e r d e g e s c h i r r a n h ä n g e r n vgl. E . Deschler-Erb, Militaria des 1. Jahrhunderts n. Chr. aus Augst und Kaiseraugst (in Vorbereitung). 514 Bisher publiziert sind die frührömischen Militaria der Unterstadt (Deschler-Erb u.a. 1991); E . Deschler-Erb ist daransetzt auch die entsprechenden Funde der Oberstadt zu bearbeiten (s. A n m . 513; vgl. vorläufig zusammenfassend Deschler-Erb u.a. 1991,40^46). Z u Waffenfunden und anderen Militaria des 3. Jh. vgl. Martin-Kilcher 1985; Deschler-Erb/Schwarz 1993; Schwarz (in Vorbereitung). 515 V g l . Deschler-Erb u.a. 1991, 40-46 bes. A b b . 27. F ü r die an Militaria besonders reichen Insulae 30 und 31 gilt es zu bedenken, dass diese beiden Quartiere ganz allgemein überdurchschnittlich viele Kleinfunde gerade der zweiten Hälfte des 1. Jh. geliefert haben (vgl. etwa R ü t t i 1991,223. 227); vgl. auch Matteotti 1992,284 A n m . 53. 516 Z u diesen Fragen vgl. Deschler-Erb u.a. 1991,53; A . R . Furger in: Furger/Deschler-Erb 1992, 29f.; Matteotti 1992, 285; Matteotti 1993, bes. 195f.; E . Deschler-Erb, «Geflügelte» Pferdegeschirranhänger. In: R ö m e r s t a d t Augusta Raurica (Hrsg.), M I L L E F I O R I . Festschrift für L u d w i g Berger. Forschungen in Augst 25 (Augst 1998) 115-122. Dieselben Probleme behandelt etwa M . Mackensen im Zusammenhang mit Militaria aus Kempten: M . Mackensen, Frühkaiserzeitliche K l e i n k a stelle bei Nersingen und Burlafingen an der oberen D o n a u . M ü n c h n e r B e i t r ä g e zur Vor- und Frühgeschichte 41 ( M ü n c h e n 1987) 156-167. Die Truppen, die längere oder kürzere Zeit während des 1. Jahrhunderts im Stadtgebiet anwesend waren, sind zumindest teilweise inschriftlich bekannt: es waren Abteilungen bzw. einzelne Angehörige der ala Moesica torquata und der ala (I) Hispano rum, der legio ladiutrix und der legio VIIgemina felix - die wohl eher an einem Bauwerk als an der nicht gesicherten militärischen Unternehmung des Cn. Pinarius Cornelius Clemens beteiligt waren - sowie einer nicht näher identifizierbaren 1. Kohorte . Es darf nicht verwundern, dass im Vergleich zu den zahlreichen Militaria des 1. Jahrhunderts nur zwei 517 sicher militärisch verwendete figürliche Bronzeobjekte des 2./3. Jahrhunderts erhalten sind (Ins. 48: Teil eines Panzerbeschlags S169; Reg. 17,E: Beschlag S162). Waffen und Teile der militärischen Ausrüstung aus dieser Zeit sind in Augusta Raurica, gerade im Zusammenhang mit den Unruhen nach 273 n.Chr., in beträchtlichem Umfang belegt , doch gehören sie nicht in die Kategorie der figürlichen Bronzen. Den Beschlag S162, der in dem an der west-östlich verlaufenden Fernstrasse gelegenen G e b ä u d e in Region 17,E gefunden wurde, könnten durchreisende Truppen verloren haben. 518 517 H . Lieb, Truppen in Augst. In: Schmid u.a. (wie A n m . 357) 129-132; M . Hartmann, M A Speidel, D i e Hilfstruppen des Windischer Heeresverbandes. Jber. G P V 1991, 3-33; Matteotti 1992, 277-288; B. Zimmermann, Z u r Authentizität des «Clemensfeldzuges». J b A K 13, 1992, 289-303 bes. 290f.; M . A . Speidel, R ö m i s c h e Reitertruppen in Augst. Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 91,1992,165-175; Schwarz/ Berger (in Vorbereitung b). 518 s. oben mit A n m . 356. V g l . etwa auch B r o n z e r ä d c h e n mit der Votivinschrift eines Beneficiariers aus einer Auffüllschicht der Insula 17: Martin 1987,109 A b b . 100; Matteotti 1993,195 A b b . 8. Teil III Götterstatuetten und Kulte in Augusta Raurica Der topographische Überblick hat gezeigt, in welchen Bereichen der Koloniestadt sich bronzene Götterstatuetten erhalten haben. D a es überwiegend Wohn-, Handwerker- und Gewerbebereiche sowie Tabernen und Läden sind, gehörten die Statuetten offenbar mehrheitlich in den Rahmen des privaten, nicht des öffentlichen oder staatlichen Kults (vgl. unten mit A n m . 628). Deshalb geht es hier vorerst um Larariumsinventare in Augusta Raurica; ein zweiter Teil befasst sich mit den Götterstatuetten und ihrem Verhältnis zu anderen in der Stadt überlieferten Kultzeugnissen . 519 Zusammensetzung von Larariumsinventaren Wie geschlossene Funde zeigen (vgl. unten Teil I V ) , gehörten zum Inventar eines Hausheiligtums nicht nur in Italien, sondern auch in den Provinzen kleinformatige Götterfiguren, Beleuchtungsgerät und Gefässe. Im Unterschied zu öffentlichen Heiligtümern waren Hausheiligtümer eine Einrichtung, die die einheimische Bevölkerung in Gallien und Germanien erst durch die römischen Kolonisatoren kennenlernte . Sie lassen sich als Gradmesser der Romanisierung ansehen, indem sie nur von denjenigen Bevölkerungsschichten eingerichtet wurden, die mit ihrer religiösen Bedeutung vertraut waren. Gerne wüsste man, von wann an in einer Koloniestadt wie Augst Lararien zur üblichen Ausstattung eines Wohnhauses zählten. Ausgehend von den Terrakotten, die wie die figürlichen Bronzen grösstenteils im Bereich der Wohnund Handwerkerquartiere gefunden wurden, nimmt V. v. Gonzenbach an, dass in Augst bis in flavische Zeit nur Armeeangehörige Lararien kannten und somit 520 Bedarf an (bronzenen und) tönernen Götterfiguren hatten . Das mag tendenziell stimmen, doch unterschätzt sie meiner Meinung nach die Rolle der zivilen Verwaltung und den Einfluss, den ihre Lebensweise und die der angesiedelten Veteranen auf die einheimische Bevölkerung haben müssten. Schon in augusteisch-tiberischer Zeit waren beträchtliche Mengen an Importgütern in der jungen Koloniestadt vorhanden, an denen sicher auch die Ansässigen Anteil hatten , und wahrscheinlich schlugen sich bald nicht nur die materiellen, sondern auch die religiösen Neuerungen zumindest vereinzelt in sichtbaren E i n richtungen und Objekten nieder, auch wenn sich der Assimilationsprozess gerade in religiösen Belangen wohl über längere Zeit hinzog. Es ist beispielsweise nicht anzunehmen, dass das vielleicht um die Mitte des 1. Jahrhunderts in Insula 5 eingerichtete Lararium (s. oben Exkurs I), das schwerlich in militärischen Zusammenhang gehört, das einzige seiner A r t war . 521 522 523 519 In diesem Kapitel stehen Eigenheiten der Augster Statuetten und ihres Fundplatzes im Vordergrund; da weiter unten (Teil I V ) ähnliche Fragen im grösseren Überblick behandelt werden, ist es nicht zu vermeiden, dass hier stellenweise E r gebnisse dieses Teils vorweggenommen werden. 520 Bisher ist keine latènezeitliche Vorgängersiedlung von Augst bekannt; auch die gallorömischen Vierecktempel auf dem S c h ö n b ü h l reichen nicht bis in diese Zeit zurück (vgl. Stehlin 1994,701; Trunk 1991,170; Furger 1994,29-31 ). 521 v. Gonzenbach 1995,13-21. 522 Glas: R ü t t i 1991, 145f.; A m p h o r e n : Martin-Kilcher 1994, 561-565; vgl. allg. Furger 1994,30f. 523 Ä u s s e r e Anhaltspunkte für die Datierung fehlen zwar, doch w ü r d e das Lararium wohl auch j ü n g e r e Objekte enthalten, wenn es erst viel später eingerichtet worden wäre. - A u c h Monumente wie das s k u l p t u r e n g e s c h m ü c k t e G r a b m a l auf der Flur « E n Chaplix» in Avenches zeigen, dass - zumindest in der Westschweiz - schon in tiberischer Zeit neue Bildthemen und architektonische Formen augenfällig p r ä s e n t waren (D. Castella, L . Flutsch, Sanctuaires et monuments funéraires à Avenches-en Chaplix. A S 13,1990,2-30 bes. 14-16 A b b . 16). Ein erst in Ansätzen untersuchtes Problem betrifft das Verhältnis von Bronzestatuetten zu figürlichen Terrakotten , und zwar sowohl mengenmässig wie auch hinsichtlich ihrer Bedeutung. Leider lassen sich für das Augster Material nur Vermutungen über das tatsächliche Mengenverhältnis beider Gattungen anstellen, doch es scheint sich ein deutliches Übergewicht der Bronzen abzuzeichnen . Zudem kommen Bronzen und Terrakotten zwar in den gleichen Quartieren, nicht aber in denselben Fundkomplexen vor. Dabei fällt auf, dass nur selten mehrere Terrakotten zusammen gefunden worden sind; es fehlen Ensembles, die analog zu den Bronzen eindeutig als Larariumsinventare gedeutet werden k ö n n e n . Im Unterschied zu den campanischen Befunden (s. unten Teil IV) schliesslich sind nicht nur in Augst, sondern anscheinend generell in Gallien vorläufig keine Larariumsinventare belegt, die Statuetten aus Bronze wie aus Ton enthalten . Es ist schwer zu entscheiden, 524 525 526 ob nur moderne Erhaltungsbedingungen dafür verantwortlich sind, indem Terrakottafragmenten nicht die gleiche Aufmerksamkeit wie den wertvolleren Bronzen geschenkt wurde (vgl. auch Anm. 525), oder ob dieses Bild einer antiken Realität entspricht. Kaum ausschlaggebend sind die oft postulierten unterschiedlich stark romanisierten Abnehmerkreise. V. v. Gonzenbach hat überzeugend nachgewiesen, dass das frühe mittelgallische Terrakotta-Repertoire, wie das der Bronzen, auf italische Typen zurückgeht und nicht etwa einer mutmasslichen gallorömischen Volksreligion entspricht; die Verwendung beider Arten von Figuren setzt also einen vergleichbaren Grad der Romanisierung voraus . Allenfalls können soziale bzw. wirtschaftliche Gesichtspunkte bei der Zusammensetzung von Lararien mitgespielt haben: wer es sich leisten konnte, der kaufte sich Götterfiguren aus Bronze und nicht solche aus Terrakotta oder H o l z . 528 529 527 Statuetten und Tongefässe sowie weiteres Zubehör 530 D. Schmid hat wahrscheinlich gemacht, dass in Augst in das Umfeld des Hauskults auch Schlangentöpfe gehören, das heisst 30-40 cm hohe tonnen- oder flaschenförmige Gefässe mit aufgelegten widderköpfigen Schlangen, wie sie von spättiberischer Zeit bis um die Mitte des 2. Jahrhunderts nachgewiesen sind . Vergleicht man die Verbreitung der mutmasslich vor dem späteren 2. Jahrhundert geschaffenen Götterstatuetten mit derjenigen der Schlangentöpfe der Gruppe A , so ergibt sich ein weitgehend verwandtes Bild (Abb. 109): in vielen Fällen finden sich Statuetten und Schlangentöpfe in denselben Insulae, 524 Bemerkungen dazu etwa bei G . M . E . C. Van Boekel, R o m a n Terracotta Figurines and Masks from the Netherlands (Groningen 1987) 902-905; H . Lange, R ö m i s c h e Terrakotten aus Salzburg. Ausstellungskat. Salzburg 1990, 21-26. F ü r die römische Schweiz s. zusammenfassend Martin-Kilcher 1988. 525 D i e bis vor rund dreissig Jahren praktizierte A r t der F u n d auslese in Augst führte dazu, dass vor 1970 kleine Fragmente von Tonstatuetten weggeworfen wurden, w ä h r e n d man figürliche Bronzen auch in fragmentiertem Zustand aufbewahrte. R e p r ä s e n t a t i v vergleichen lässt sich etwa die A n z a h l inventarisierter Bronzen und Terrakotten i m Zeitraum von 1970-1979; wenn wir von den mutmasslich i m Hauskult verwendeten Objekten ausgehen (d.h. die in G r ä b e r n gefundenen Terrakotten weglassen), so stehen 26 Bronzestatuetten und -fragmenten 17 entsprechende Terrakottaobjekte geg e n ü b e r (davon sind 8 bei v. Gonzenbach 1986, 19-23 verzeichnet; vgl. oben A n m . 164). D a b e i ist zu berücksichtigen, dass die ursprünglich vorhandene Menge an Bronzen sicher noch grösser war, da die erhaltenen Exemplare nur zufällig dem Prozess des Wiedereinschmelzens entgangen sind, w ä h r e n d Terrakotten in fragmentiertem Zustand im B o d e n erhalten geblieben sind. 526 Damit sei nicht bestritten, dass Lararien mit Tonfiguren existierten, nur lassen sie sich vorläufig in situ schlecht nachweisen (vgl. auch A n m . 669). D i e von v. Gonzenbach 1995,38f. genannten Gruppen halten einer Ü b e r p r ü f u n g nur zum Teil stand. D i e Fundstelle einer Venusterrakotta in Insula 24 liegt weit entfernt von der des Steinaltärchens (vgl. oben A n m . 345). Z w e i der drei aus Insula 30 e r w ä h n t e n Terrakotten lagen im Strassengraben im Osten, die dritte fand sich am S ü d r a n d der Insula. Einzig die drei T o n b ü s t e n in Insula 31 wurden nahe beieinander gefunden, doch sie müssen nicht zwingend aus einem Lararium stammen. V g l . auch oben A n m . 311. Anders v. Gonzenbach 1995,38 (auf Augst bezogen). 421 (allgemein). v. Gonzenbach 1995,309-318.384-386. Das erklärt allerdings nicht, welchen Stellenwert diejenigen Statuettentypen hatten, die nicht in beiden Materialgruppen vorhanden sind, so etwa die t ö n e r n e n Tierfiguren (vgl. v. Gonzenbach 1995, 417). - E s ist bemerkenswert, dass im Sepulkralbereich diese sozialen Unterschiede offenbar keine R o l l e spielten; in unserer Gegend jedenfalls wurden auch in reichen Bestattungen nur Terrakotten, keine Bronzefiguren als Beigaben mitgegeben. G r ä b e r mit Terrakotten in der römischen Schweiz: v. Gonzenbach 1986 passim und Liste S. 84; Grabbau mit Terrakotten aus WolpertswendeMochenwangen ( B a d e n - W ü r t t e m b e r g , D ) : P h . Filtzinger, D. Planck, B. C ä m m e r e r , D i e R ö m e r in B a d e n - W ü r t t e m b e r g [Stuttgart 1986 ] 623f. V g l . auch v. Gonzenbach 1995,417f. Schmid 1991,62-68 bes. 67f. - F ü r Diskussionen und Hinweise danke ich D e b o r a Schmid, Augst. 527 528 529 3 530 2 5 tj A' 20X AI \ 20WI O 20E 500m 20Z • * INI IS EE 18D 20 A aisera ist AC 18A O Unterstadt 21E 17D 17B .OA i A O A 17E / Basel • ^ 1 2 ; * 7 o^o 7I 2EOA 13 O ^ ooo ooo 9D A 2A 1 2 AA 19 a n18 I (BL) 27 A 26 17 A O 16 O ° 25 o A ° A > ° . 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A A 5 42V 52 44 22 50 v A^UCS ÜS1T RAURICA A A A 5B 1-7 Augst BL/Kaiseraugst A G . Verbreitung der bronzenen G ö t t e r s t a t u e t t e n des 1. und 2. Jahrhunderts (inkl. Fragmente, Attribute, Sockel) • und der R ä u c h e r k e l c h e V . M . 1 : 10 000. vorwiegend in den Wohn- und Handwerkerquartieren - zum Teil sogar in unmittelbar benachbarten Fundkomplexen - , während sie in öffentlichen Gebäuden, insbesondere in den Heiligtümern, fehlen . Es spricht also einiges dafür, dass auch die Schlangentöpfe im Rahmen des Hauskults - oder jedenfalls im Rahmen eines häuslichen Kults - verwendet worden sind, auch wenn dabei manche Fragen wie ihre Funktion und die Bedeutung des Schlangendekors offenbleiben müssen. A m nächsten läge es, in ihnen Trankopfergefässe zu sehen und die Schlangen als gallorömische Version der in campanischen Lararien meist gemalten Schlangen zu deuten , doch fehlen alle weiterführenden Hinweise. Unklar ist auch, wie man sich ihre Präsentation vorzustellen hat; eine gemeinsame Aufstellung der meist recht kleinen Statuetten und der hohen Schlangentöpfe würde optisch wenig befriedigend wirken und wäre nur in ausgesprochen hohen Nischen oder Tempelchen möglich. Erstaunlich ist zudem, dass widderköpfige Schlangen des vorliegenden Typus im übrigen Gallien im Bereich des Hauskults nicht und in anderem Zusammenhang nur selten nachgewiesen sind. Es scheint sich um ein vorerst nur lokal bezeugtes Phänomen zu handeln . Auch Räucherkelche weisen eine ähnliche Verbreitung wie die Schlangentöpfe der Gruppe A auf (Abb. 110); sie sind in vergleichbarer Anzahl vorhanden und haben sich in einigen Fällen in den gleichen Fundkomplexen wie diese gefunden . Im Gegensatz zu den Schlangentöpfen sind Räucherkelche, in gleicher oder verwandter Form, weit verbreitet und kommen in Italien wie in den Provinzen nördlich der Alpen in öffentlichen und privaten Heiligtümern vor . V o n der Grösse her könnten sie gut zusammen mit Statuetten und Beleuchtungsgerät in einer Nische aufgestellt gewesen sein, wie das italischen Gepflogenheiten entsprach. Die Verbreitung von Lampen ist wenig aussagekräftig, da Beleuchtungsgerät in allen Lebensbereichen verwendet wurde und den Hausheiligtümern kein bestimmter Typus vorbehalten war . Vorläufig lässt sich aufgrund der erhaltenen Funde und Befunde nicht klären, ob die Zusammensetzung von Larariumsinventaren in Augusta Raurica festen Regeln unterworfen war und, wenn das der Fall war, ob sich diese im Lauf der Zeit änderten. Auch wenn wir annehmen, dass, zumindest zeitweise, Statuetten, Schlangentöpfe, Räucherkelche und Lampen im Rahmen des Hauskults zusammen verwendete Objekte waren, so ist es nicht verwunderlich, dass sich lediglich ein solches Ensemble in situ erhalten hat. Wir kennen nur vier geschlossene Funde mit Larariumsstatuetten, deren Fundstelle ungefähr ihrem ursprünglichen Aufstellungsort entspricht, nämlich die Funde aus den Insulae 5 und 5/9 sowie aus den Regionen 17,E und 20,X ( D l , D2, DIO, D12). Von diesen sind es nur die zwei Funde aus der Oberstadt, die, in situ verstürzt, theoretisch ein vollständiges Inventar aufweisen könnten; in den Ensembles von Kaiseraugst wurden offenbar lediglich die wertvollen Statuetten ohne weiteres Z u b e h ö r verwahrt. D a in der Regel Schlangentöpfe nur bis zur Mitte des 2. Jahrhunderts, Räucherkelche aber vom späten 1. bis ins 3. Jahrhundert in Gebrauch waren, dürfte man ein Larariumsinventar 531 532 533 mit Schlangentopf und Räucherkelch also nur in Ensembles des 1. und des früheren 2. Jahrhunderts erwa